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Full text of "Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ÄGYPTISCHE  SPRACHE 


ALTERTHUMSKÜNDE 


HERAUSGEGEBEN 


C.  R.  LEPSIUS 

zu  BERLIN 


UNTER  MITWIRKUNG 
DER  HERREN  H.  BRUGSCH,  AD.  ER  MAN  UND  L.  STERN. 

NEUNZEHNTER  JAHRGANG 
1881 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG. 


Inhalt. 


Seite 


Zwei    Pyramiden    mit   Inschriften,    aus    den    Zeiten   der   VI.  Dynastie,    von    H.  Brugsch 

(Mit  6  Tafeln.) 1 

Bemerkung  von  R.  Lepsius 15 

Die  Götter  des  Nomos  Arabia,    von  H.  Brugsch 15 

Inscription  de  la  XII.  dynastie,  par  Karl  Piehl 18 

Fragmente    griechischer    Handschriften    im    Königlichen    Aegyptischen    Museum    zu    Berlin, 

von  F.  Blass  (Fortsetzung) 22 

Über  den  Lautwerth  des  Zeichens   ^j)    rr,  von  H.  Brugsch 25 

Altägyptische  Studien,  von  A.  Erman 41 

Bemerkenswerthes  Neues,    welches    sich    aus    dem   Studium    der  Gemming'schen  Sammlung 

(im  japanischen  Palais  zu  Dresden)  ergiebt,  von  G.  Ebers 66 

Fragmente  eines  griechisch -ägyptischen  Epos,  von  L.  Stern    (Mit  1  Tafel.) 70 

Das  Osiris-Mysterium  von  Tentyra,  von  H.  Brugsch 77 

Die  A  loa -Inschriften,   von   A.  Erman 112 

Notes  sur  quelques  points  de  Grammaire  et  d'Histoire,  par  G.  Maspero    (Suite)     .     .     .   116 
Erschienene  Schriften 2-1.  75.   132 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2010  with  funding  from 
Brigham  Young  Uniyersity 


http://www.archive.org/details/zeitschriftfr19brug 


Zeitschrift 

für 

Ägyptische  Sprache  und  Alterthumskuiide 

Neunzelinter  Jahrgang.  1881.  Erstes  Heft. 

Inhalt: 

Zwei  Pj'ramiden  mit  Inschriften  aus  den  Zeiten  der  VI.  Dynastie,  von  H.  Brugsch.  — 
Bemerkung  von  R.  Lepsius.  —  Die  Götter  des  Nomos  Arabia,  von  H.  Brugsch.  ■ —  In- 
scription  de  la  XII.  dynastie,  par  K.  Piehl.  —  Fragmente  griechischer  Handschriften  im 
Königlichen  Aegyptischen  Museum  zu  Berlin,  von  F.  Blass.   —  Erschienene  Schriften. 

Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften 

aus  den  Zeiten  der  VI.  Dynastie, 

von  H.  Biuo;sch. 


Kairo,  den  9.  Jannar  1881. 
Im  Westen  des  Dorfes  Saqqara,  unmittelbar  hinter  den  Palmenwäldern  desselben, 
erheben  sich  am  Rande  der  Wüste  mehrere  hügelartige  Plateaux,  deren  nördliche  Aus- 
läufer die  südliche  Grenze  des  langen  Wüstenthaies  bilden,  welches  sich  von  Saqqara 
aus  und  westlich  von  der  sogenannten  Stufen  Pyramide,  bis  zum  Serapeum  von  Mem- 
phis ausdehnt,  der  von  August  Mariette  vor  30  Jahren  entdeckten  Nekropolis  der  Apis- 
Stiere  des  Gottes  Ptah-Sokar-Osiris.  Von  Saqqara  aus  in  westlicher  Richtung  zur  AVüste 
aufsteigend  begegnet  man  zunächst  einer  dammartigen  Anlage,  welche  ehemals  von  einer 
Doppel-Steinmauer  eingefafst  war,  die  in  gerader  Richtung  zu  einer  halbverfallenen  Py- 
ramide (s.  Tafel  I,  Ä)  führt.  Hat  man  den  Weg  bei  der  genannten  Pyramide  vorbei 
zurückgelegt,  so  begegnet  man  im  Westen  einer  zweiten  gleichfalls  halbverfallenen 
Pyramide  (ß  auf  dem  Plane),  welche  unsere  Aufmerksamkeit  später  besonders  in  An- 
spruch nehmen  wird.  In  nordöstlicher  Richtung  von  derselben  zeigt  sich  deutlich 
dem  Auge  erkennbar  ein  gewaltiger  Trümmerhaufen  (bei  C  auf  dem  Plane),  welcher 
sich  bei  näherer  Untersuchung  als  ein  in  sich  zusammengestürzter  Pyramidenbau 
herausstellt.  Sämmtliche  drei  Pyramiden,  welche  ich  nach  ihren  Resten  so  eben  er- 
wähnt habe,  zeigen  ihrem  Aufseren  nach  einen  gemeinsamen  Charakter  in  ihrer  Con- 
struction.  Gewöhnliche,  unbehauene  Kalksteinblöcke  von  mäfsiger  Gröfse  sind  schein- 
bar  regellos    auf   einander   gelegt,    nur    an    einzelnen  Stellen  mit  Mörtel  verbunden,  so 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  1881.  1 


Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften, 


dafs  die  ganze  Anlage  ungefähr  den  Anblick  eines  Rohbaues  gewährt,  an  dem  wenig 
Kunst  verschwendet  worden  ist.  Mit  gewohnter  Genauigkeit  hat  Eichard  Lepsius  vor 
mehr  als  25  Jahren  in  dem  grofsartigen  Werke  der  preufsischen  Expedition  in  Aegypten 
und  in  Aethiopien  den  Plan  dieser  Pyramiden  und  deren  Umgebung  in'  der  Wüste 
von  Saqqara  publicirt,  ohne  damals  in  der  Lage  gewesen  zu  sein,  über  die  Zeit  der 
Erbauung  und  über  die  Namen  der  königlichen  Gründer  dieser  Pyramiden  nähere 
Angaben  machen  zu  können.  Diese  Lücke  ist  gegenwärtig  durch  eine  der  wichtig- 
sten Entdeckungen  auf  wissenschaftlichem  Gebiete  ausgefüllt  worden.  Sämmtliche 
drei  Pyramiden  sind  geöffnet  und  in  zwei  derselben  (ß  und  C)  die  inneren  Gänge 
und  Grabkammern  voller  Inschriften  gefunden  worden. 

Während  der  letzten  Abwesenheit  und  Krankheit  Mariette's  hatte  der  rühmlichst  be- 
kannte Director  des  Museums  von  Bulaq  den  arabischen  Lispectoren  der  Nachgrabungen 
auf  dem  Gebiete  der  alten  Nekropolis  von  Memphis  den  Auftrag  ei-theilt,  in  der  Nähe  der 
erwähnten  Pyramiden  verschüttete  Grabanlagen  zu  öffnen.  Unter  seinen  Leuten  zeich- 
net sich  vor  allen  der  arabische  Scheikh  Mustafa  durch  die  genauste  Kenntnifs  des  in  der 
Nähe  von  Saqqara  gelegenen  Theiles  der  Nekropolis  von  Memphis  aus  und  dieser  hatte 
sich  der  Aufgabe  zu  unterziehen  mit  Aufwendung  der  von  der  ägyptischen  Regierung 
zur  Disposition  gestellten  Kräfte  jene  drei  Pyramiden  zu  öffnen.  Bereits  im  Sommer 
des  Jahres  1880  hatte  er  den  Eingang  zur  Pyramide  C  gefunden  und  vor  kaum  einem 
Monat  öffnete  er  die  Pyramide  B.  Beide  habe  ich  auf  den  ausdrücklichen  Wunsch 
des  an  das  Krankenbett  gefesselten  Directors  Mariette- Pascha  in  Begleitung  meines 
Bruders  Emil,  Conservateur  adjoint  des  Museums  von  Bulaq,  besucht  und  mit  ge- 
rechtem Erstaunen  Kenntnifs  von  dem  so  werthvoDen  Inhalt  der  geöfiheten  Gänge 
und  Kammern  im  Innern  der  beiden  Pyramiden  B  und  C  genommen. 

Indem  ich  mir  erlaube  den  nachfolgenden  Bericht  über  alles,  was  ich  bei  meinem 
Besuche  (am  4.  Januar  d.  J.)  gesehen  habe,  hiermit  vorzulegen,  will  ich  zunächst  eine 
Bemerkung  vorausschicken,  die  sich  auf  den  äufserlichen  Zustand  der  beiden  Grab- 
bauten in  gegenwärtiger  Zeit  bezieht.  Während  die  drei  nach  Osten,  Süden  und 
Westen  gerichteten  Flächen  der  Pyramiden,  von  denen  die  Rede  ist,  den  Anblick 
eines  durch  die  lange  Zeit  seit  ihrer  Erbauung  und  durch  Temperatur-Einflüsse  hervor- 
gerufenen Verfalles  zeigen,  ähnlich  einer  in  sich  zusammengestürzten  Ruine,  deren 
Baumaterial  nach  dem  Zusammenfall  an  Ort  und  Stelle  geblieben  ist,  machen  die  nach 
Norden  gelegenen  Flächen  den  Eindruck  einer  durch  Menschenhand  mit  Anwendung 
aller  möglichen  Hülfsmittel  vollzogenen,  also  künstlichen  Zerstörung,  deren  doppelter 
Zweck  nach  den  vorhandenen  Anzeichen  nicht  zu  verkennen  ist.  Zunächst  lag  es 
den  unbekannten  Zerstörern  daran,  den  Eingang  zu  der  Grabkammer  zu  finden,  um 
dieselbe  ihrer  darin  vermutheten  Schätze  zu  berauben.  Nachdem  sie  ihre  Absicht  er- 
füllt hatten,  richteten  dieselben  Zerstörer  oder  vielleicht  spätere  Nachfolger  ihr  Augen- 
merk auf  das  im  Kern  der  Pyramiden  enthaltene  werthvolle  Baumaterial  an  zube- 
hauenen  Kalkstein-  und  Granit -Blöcken,  um  dasselbe  für  eigene  Bauanlagen  zu  ver- 
werthen.  Das  Werk  der  Zerstörung  wurde  mit  einer  Gründlichkeit  ausgeführt,  die 
noch  heut  zu  Tage  in  Erstaunen  setzen  mufs,  zugleich  aber  mit  einer  Sorglosigkeit 
und  Nichtbeachtung  aller,  durch  plötzlichen  Zusammensturz  der  ihrer  Stützen  beraub- 
ten immensen  Steinblöcke   drohenden  Gefahren,    dafs   ich    nicht    anstehe   offen   zu  be- 


von  H.  Brugsch.  3 

kennen,  dafs   ich  bei  der  Durchforschung    des  Innern  beider  Pyramiden  geradezu  mein 
Leben  daran  gesetzt  habe. 

Ich  beginne  meine  Schilderung  mit  meiner  Einfahrt  in  die  Pyramide  £,  deren 
Eingang  mitten  durch  Geröll,  Schutt  und  Steinhaufen  nach  der  Tiefe  zu  gelegen  ist. 
Bei  meiner  Erklärung  beziehe  ich  mich  auf  die  Zeichnung  B\  die  ganz  allgemein  die 
Anlage  des  alten  Baues  und  den  vorgerückten  Verfall  der  Pyramide  für  das  Auge 
darstellt.  Wie  bei  allen  bis  jetzt  geöffneten  Pyramiden  lag  auch  bei  dieser  der  Ein- 
gang dem  Norden  zu  gerichtet.  Der  in  die  Tiefe  führende  abschüssige  Gang  (a) 
zeigt  die  Spuren  seines  Daseins  nur  noch  in  den  Resten  zerschlagener  Blöcke.  Die 
Hauptstücke  der  Kalksteinwände  sind  verschwunden  sammt  der  darüber  liegenden 
Decke.  Der  in  Rede  stehende  Gang  mündet  in  eine  Thür,  welche  noch  heut  zu 
Tage  durch  eine  schwere  und  kolossale  Fallthür  aus  Granit  von  Syene  verschlossen 
ist.  Da  die  ersten  Zerstörer  der  Pyramide  nicht  im  Stande  waren,  den  Monolith 
weder  zu  heben  noch  zu  sprengen,  öffiieten  sie  die  rechter  Hand  daran  anstofsende 
Wand  des  Ganges  a,  beseitigten  die  dahinterliegenden  Steinmassen,  umgingen  bei  ihrer 
Weiterbohrung  die  Fallthür,  indem  sie  zunächst  aufwärts  dann  abwärts,  hinter  der 
Fallthür,  einen  Schacht  schlugen,  der  schliefslich  zu  dem  zweiten  horizontal  laufenden 
Gang  c  führt.  Auf  dem  Bauch  kriechend,  über  mir  die  gewaltigen,  in  der  Luft  schwe- 
benden, meist  geborstenen  Steinmassen,  schöjDfte  ich  erst  wieder  Athem,  nachdem  ich 
den  oben  erwähnten  zweiten  Gang  erreicht  hatte.  Aber  welche  Überraschung  wartete 
meinef,  Avelcher  Lohn  ward  meinen  Anstrengungen  zu  Theil!  Wohin  ich  sah,  rechts 
und  links,  waren  die  glatten  Kalksteinwände  mit  unzähligen  Texten  bedeckt,  Avelche 
bald  in  horizontalen,  bald  in  vertikalen  Columnen  dahinlaufen  und  sofort  den  schönen 
Schriftcharakter  des  Hieroglypheustiles  der  sechsten  Dynastie  erkennen  lassen.  Die 
Hieroglyphen,  von  Meisterhand  eingravirt,  sind  so  gut  wie  vollständig  erhalten  und 
zeigen  in  steter  Wiederholung  die  Doppelnamen  eines  Königs,  der  ohne  jeden  be- 
sonderen Titel  („König  von  Ober-  und  Unterägypten ",  „Sohn  der  Sonne",  wie  sonst 
bei  den  überlieferten  Königsnamen)  allein  durch  seinen  officiellen  und  durch  seinen 
Familiennamen,  eingeschlossen  in  den  bekannten  Königsring,  in  seiner  hohen  Würde 
als  Pharao  des  Landes  Aegypten  erscheint.  Aus  einer  der  horizontal  laufenden  In- 
schriften setze  ich  in  geti-euer  Copie  die  beiden  Namen  des  in  Rede  stehenden  Königs 
hiei-her: 


C^M]    G_l^ 


In  gebückter  Stellung  den  mit  Steinstücken  und  Geröll  bedeckten  langen  Gang 
durchschreitend,  gelangte  ich  an  die  Ausmündung  desselben,  welche  sich  nach  einem 
kammerförmig  gestalteten  Raum  öffnet,  dessen  Decke  ein  aus  mächtigen  Kalkstein- 
blöcken zusammengesetztes  Spitzdach  bildet,  das  mit  weifsen  fünfästigen  Sternen  auf 
schwarzem  Grunde  bemalt  ist,  offenbar  zur  Andeutung  des  sternbedeckten  nächtlichen 
Himmels.  Auch  in  diesem  Räume  zeigen  sich  die  Wände  mit  hieroglyphischen  In- 
schriften bedeckt,  welche  in  Vertical- Columnen  die  breiten  Flächen  ausschmücken. 
Nachdem  ich  mich  von  meinem  Erstauen  erholt  mid  bei  dem  matten  Kerzenlicht  immer 
wieder  von  Neuem  die  beiden  Namen  desselben  Königs  erkannt  hatte,  zugleich  ent- 
rüstet  von    dem   furchtbarem  Werke   der  Zerstörung   das    hier   gewaltet  hatte  bei  dem 


Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften, 


Versuche  die  Seitenwände  der  Kammer  zu  durchbrechen,  fiel  mein  Blick  auf  die  west- 
liche Wand  des  Gemaches,  welche  entsprechend  der  Construction  der  Kammer  mit 
ihrem  Spitzdache  ehemals  folgende  Gestalt  zeigte: 


also  mit  einer  Thüröffnung  in  der  Mitte,  die  zu  einem  zweiten  dahinterliegenden  Ge- 
mache führte.  Auch  an  dieser  Wand,  einschliefslicli  des  Dreieckes  an  dem  oberen 
Theile,  bedecken  hieroglyphische  Texte  in  langen  Vertical-Columnen  die  glatten  Flächen 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung. 

Gegenwärtig  ist  die  ganze  Wand  b  bb  zerstört  und  das  Steindreieck  a  hängt  frei 
in  der  Luft. 

Bei  dem  Eintritt  in  die  zweite  Kammer,  gröfser  und  geräumiger  als  die  vorige 
und  mit  entsprechenden  Inschriften  versehen,  ward  ich  durch  die  Anwesenheit  zweier 
Sarkophage  aus  rothgesprenkeltem  Granit,  ohne  jede  Spur  einer  Zerstörung  oder  Ver- 
letzung, überrascht,  welche  in  der  Südwestecke  stehen.  In  der  Längsrichtung  von 
Westen  nach  Norden.  Beide  Sarkophage,  ein  gröfserer  und  ein  kleinerer,  befinden  sich 
dicht  nebeneinander,  der  gröfsere  nach  der  Westwand  der  Kammer  zu.  Die  Deckel 
beider  sind  zurückgeschoben,  der  Deckel  des  kleineren  unter  Steinblöcken  begraben,  die 
vorläufig  eine  nähere  Untersuchung  nicht  gestatteten.  Der  gröfsere  Sarkophag,  dessen 
Gestalt  und  Dimensionen  die  nachstehenden  Zeichnungen  anzugeben  bestimmt  sind: 


Deckel 


von  H.  Brugsch. 


miiiiiiiiiiiiiiiwiiiiiii '  0,28  miiiiiiiiiiiiimim 


2,09 

Horizontal  -  Durchschnitt. 


IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIII/IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII 


ist   mit   schön    eingeschnittenen    hieroglyphischen  Inschriften    bedeckt,    ■welche    sich    in 
folgender  Weise  vertheilen: 

Inschrift  auf  dem  Deckel: 


f 


(-^-1 


T' 


f 


än^  Hur  änj  lau  suten  net  neb  mut  neb  ävä  änj    läii  (Rä-mer-en')   Hur-Hur-nub 
(Rä-mer-en)  ääu  keb  (Ra-mer-en)  nuter  ä  neb  ^u-t  (Rä-mer-en')  än\  mq-rä. 
„der  lebende  Horus:  J^/i^-|ä?/, 
„der  König  von  Ober-  und  ünterägypten, 
„der  Herr  der  Diademe,  Aiij(^- ^äu, 
j,(Rä-mer-en') 

„der  Doppel -Gold -Horus:   (Ra-mer-en), 
„der  Erbe  des  Keb  (Kronos) 
„der  grofse  Gott  und  Herr  der  Lichtzone 
„(Rä-mer-en),  lebend  vne  die  Sonne. 
Auf  dem  Untersatze  des  Sarkophages,  obere  Rand,  Ostseite  und  Westseite,  liest  man: 


Q 


fe 


if^^C^MJ^Cil^ 


P(iM]k¥!E(Il^f4 


äw:f  Hur  änji  j^äu  suten  net  7ieb  mut  neb  ärä  än^    \äu  (^Rä-mer-en)   Hur-Hur  neb 

(Rä-mer-en)    si    mjt    en    jet-s    (Rä-mer-en)    Hur   jn-t    neb   pet   (Rä-mer-en) 

anj[  ma  rä 

„der  lebende  Horus:  A?ii-^äu, 

„der  König  von  Ober-  und  Unterägypten, 

„Herr  der  Diademe:  Änj-  \äu, 

„(Rä-mer-en) 

„Der  Doppel -Gold -Horus:  (Rä-mer-en), 

„Der  Sohn  der  Nut  (Rhea)  aus  ihrem  Leibe, 

„(Rä-mer-en), 

„Der  verklärte  Horus,  der  himmlische, 

„(Rä-mer-en),  wie  die  Sonne". 

Auf  dem  L^ntersatze  des  Sarkophages,  Nordseite  und  Südseite,  der  Text: 

i.   äni  suten  net  neb  nntt  neb  ärä  änj^-^äu  Hur-Hur  nub  (Rä-mer-en)  än^  ma  rä 


g  Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften, 

„Es  lebe  der  König  von  Ober-  und  Unterägypten, 

„Der  Herr  der  Diademe,  An^-j^äu 

„Der  Dopi^el-Gold-Horus, 

„(Rä-mer-en),  lebend  wie  die  Sonne." 
Mit   diesen  Inschriften   sind    auch    die   letzten    Zweifel    über    die   Person    und    die 
Würde    des    Erbauers    der  Pyramide  B  beseitigt.     Der   in   dem    genannten    Sarkophag 
beigesetzte  Aegypter   war   ein  Vollkönig   aus    den  Zeiten  des  alten  Reiches,  und  zwar 
aus  der  Epoche  der  sechsten  Dynastie,  wie  ich  weiter  unten  beweisen  werde. 

Als  der  Araber  Mustafa  die  Pyramide  geöffnet  hatte  und  bis  zu  dem  Sarkophag- 
Zimmer  vorgedrungen  war,  fand  er  im  Innern  des  erwähnten  Sarkophages,  auf  einer 
Steinlage  liegend,  eine  wohl  erhaltene  Mumie  vor,  welche  ehemals  in  eine  sehr  feine 
Leinewand  eingewickelt  war.  Er  nahm  die  Mumie  heraus,  fand  aber  bei  näherer 
Untersuchung  weder  einen  Schmuckgegenstand  noch  eines  der  gewöhnlichen  Anmiete 
auf  derselben  vor.  Offenbar  war  der  Leichnam,  der  bei  meiner  Anwesenheit  auf  einem 
Steinhaufen  niedergelegt  war,  von  den  Räubern  bei  der  ersten  Eröffnung  der  Pyramide 
aller  einst  beigegebenen  Kostbarkeiten  beraubt  worden.  Dafs  die  in  Rede  stehende 
Mumie  thatsächlicli  die  des  königlichen  Erbauers  der  Pyramide  war,  dafür  spricht  haupt- 
sächlich die  äufserst  sorgfältig  ausgeführte  Einbalsamirung  des  Körpers  in  allen  seinen 
Theilen.  Die  Haut  ist  vollständig  erhalten,  die  Züge  des  Gesichtes  sind  deutlich  er- 
kennbar, die  Augen  geschlossen,  die  Nasenspitze  eingefallen.  Der  Körper,  von  mitt- 
lerer Gröfse,  weist  auf  den  sehr  zarten  Gliederbau  einer  jüngeren  Person  hin.  Das 
Geschlecht  der  Mumie  läfst  sich  unzweifelhaft  feststellen.  Nachdem  die  nothwendi- 
gen  Anordnungen  für  den  Transport  der  Mumie  nach  dem  Museum  getroffen  waren, 
verliefs  ich  die  Pyramide,  um  mich  nach  der  im  Nordosten  gelegenen  Pyramide  C 
zu  begeben. 

Aus  der  Ferne  bietet  dieselbe  den  Anblick  eines  ungeheueren,  weit  ausgedehnten 
Steinhaufens  dar.  In  der  Nähe  gleicht  der  letztei-e  einem  Krater,  dessen  Trichterspitze 
gerade  auf  die  Todtenkammer  im  Innern  der  Pyramide  stöfst  (s.  C).  Der  Gang  a 
ist  theilweise  erhalten,  wenngleich  die  Deckplatten  und  die  darauf  ruhenden  Stein- 
lagen nicht  mehr  vorhanden  sind.  Er  liegt  frei  ^zu  Tage  und  hat  zu  beiden  Seiten 
die  Spuren  hieroglyphischer  Texte  bewahrt,  die  in  den  weichen  Kalkstein  eingegraben 
und  mit  grüner  Farbe  ausgefüllt  sind.     Die  Doppelnamen 

C^MiDI      Cd  ^  0    ^-  '•  '""■'"'"  ^''^"" 

zeigen  sich  häufig  inmitten  der  Inschriften  und  lassen  sofort  den  König  Pepi,  den 
manethonischen  Phiops,  als  den  Erbauer  und  Inhaber  der  Pyramide  erkennen.  Der 
Name  versetzt  uns  in  die  glanzvollste  Zeit  der  sechsten  Dynastie,  d.  h.  mitten  in  das 
alte  Reich.  Die  Fallthür  b  war  schon  von  den  ersten  Eröffnern  der  Pyramide  be- 
seitigt worden,  so  dafs  ich  ohne  jede  Beschwerde  in  den  zweiten  Gang  c  einzutreten 
vermochte.  Auch  da  sind  die  beiden  Wände  mit  reichen  Inschriften  bedeckt,  welche 
mit  grüner  Farbe  ausgefüllt  sind  und  allenthalben  den  Doppelnamen  des  vorher  er- 
wähnten Königs  wiederholen.  Die  eigentliche  Grabkammer  bietet  genau  dieselbe  Ge- 
stalt der  Anlage  wie  die  Pyramide  B  dar,  d.  h.  zwei  Gemächer,  welche  durch  eine 
Wand  nebst  Eiugangsthür  von  einander  geschieden  sind.  Das  Bild  der  Zerstörimg, 
welches  sich  im  Innern  dieser  Anlage  den  Augen  darbietet,  übertrifft  jede  Vorstellung. 


von  H.  Brugsch. 


Die  Wandseiten   sind  ToUständig  zerschlagen  und  nur  die  oberen  Theile  der  Gemäuer 

haben  ihre  hieroglyphischeu  Texte  erhalten.  In  der  zweiten,  nach  Westen  zu  gelegenen 
Abtheilung  des  Gemaches  liegen  die  Steinblöcke  und  das  Geröll  Meter  hoch  auf  dem 
Fufsboden  und  ein  Eindringen  in  dasselbe  ist  vorläufig  unmöglich.  Es  steht  zu  erwar- 
ten, dafs  in  dieser  Abtheilung  der  Sarkophag  des  Königs  (Pepl)  sich  vorfinden  wird, 
doch  ist  die  Ausräumung  des  Schuttes  nur  mit  grofser  Vorsicht  möglich  und  wird 
deshalb  noch  geraume  Zeit  erfordern.  Die  Blöcke,  welche  das  Spitzdach  der  Kam- 
mer bilden,  hängen  beinahe  frei  in  der  Luft  und  drohen  bei  der  geringsten  Erschütte- 
rung aus  der  Höhe  in  die  Tiefe  zu  stürzen  und  alles  Lebende  darin  zu  erschlagen. 

Die  Texte  in  der  Pyramide  des  Königs  Pepl  entsprechen  in  Form  und  Inhalt 
durchaus  den  Inschriften,  welche  sich  in  der  vorher  erwähnten  Pyramide  vorfinden. 
Ihren  Charakter  wird  man  aus  den  am  Schlufs  beigefügten  Proben  am  besten  er- 
kennen. 

Nachdem  ich  in  grofsen  Zügen  eine  Schilderung  der  Pyramiden  der  beiden  Könige 
des  alten  Reiches  nach  meinen  eigenen  Anschauungen  gegeben  habe,  scheint  es  mir 
angemessen  den  historischen  Gewinn  dieser  Entdeckungen  etwas  näher  ins  Auge  zu 
fassen.  Nach  einer  in  der  Nekropolis  von  Abydus  gefundenen  und  von  Mariette  (s. 
dessen  Abydus,  t.  I  pl.  2)  bereits  veröffentlichten  Stele  aus  den  Zeiten  der  sechsten 
Dynastie  bestand  die  Familie  Königs  Pepl  aus  folgenden  Hauptmitgliedern: 


J-i 


jf^M«  Nebet 

(JEU  i  z;  p M  (lEB 

Meri-rä  än-(-nes  I.    y.T\.ömg^  Merl-rä  {Pepi) 


II.   „König"   Ra-mer-en  III.   „König"  Ra-nojer-ka 

In  dieser  durch  ein  vollgültiges  Denkmal  erwiesenen  Genealogie  erscheint  der  König 
Rä-mer-en  als  ältester  Sohn  und  unmittelbarer  Nachfolger  Königs  PepT,  wie  es  auch 
die  grofse  Königstafel  von  Abydus  bezeugt.  Der  König  Rä-mer-en,  oder  wohl  zu 
lesen  Mer-en-ra  (griechisch  würde,  mit  den  männlichen  Artikel  vor  rä,  die  Form 
Menophres  am  besten  entsprechen)  ist  aber  derselbe,  welcher  in  den  Inschriften  der 
Pyramide  B  so  häufig  erwähnt  wird  und  dessen  Sarkophag  sammt  der  Mumie  dieselbe 
Pyramide  geliefert  hat.  Die  Pyramide  C  gehörte  demnach  dem  Vater,  die  Pyramide  B 
dem  Sohne  an.  Auf  Grund  dieser  nunmehr  feststehenden  Thatsachen  sind  wir  gegen- 
wärtig in  der  Lage  den  beiden  Pyramiden  die  ehemaligen  Bezeichnungen  zu  zuertheilen, 
unter  welchen  sie  in  den  hieroglyphischen  Texten  aufgeführt  erscheinen.  Die  des 
Meri-rä  Pepl  hiefs  I  /\    ^^n-no/er    (d.  h.  gerade    so  wie  die  Stadt  Memphis), 

die  des  Mer-en-ra  dagegen  T  /  \     jfä-«o/i?;'.     Damit   sind   die   historischen  Er- 

oberungen noch  nicht  am  Ende,  denn  wir  wissen  ferner,  dafs  ein  Beamter  Namens 
Unä,    welcher    unter    den    genannten    beiden  Königen    lebte    und   dessen  Denkstein  im 


3  Zwei  Pj'ramiden   mit  Inschriften, 

Museum  zu  Bulaq  aufbewahrt  wird,  von  dem  zweiten  seiner  Herrscher  den  Auftrag 
erhielt  Steine  und  Sarkophag  für  sein  Grabdenkmal  aus  fernliegenden  Gebirgen  her- 
beizuholen. Unä  war  derjenige  Beamte,  welcher  den  Bau  der  Pyramide  Königs  Mer- 
en-rä  ausführen  liefs.  Ich  habe  in  meiner  Geschichte  Aegyptens  unter  den  Pharaonen 
S.  100  den  bezüglichen  Theil  des  Denksteines  übertragen  und  wiederhole  hier  die  den 
Bau  betreffenden  Theile  der  Inschrift.  „Seine  Heiligkeit,  so  redet  selber  Unä^  ent- 
„sandte  mich  zum  Lande  Abhat,  um  einen  Steinsarg  dort  zu  holen  sammt  seinem 
„Deckel,  ferner  eine  kleine  Pyramide  und  das  Bildnifs  des  Königs  Me/'-e«-?'ö,  dessen 
„Grabbau  Chä-nofer  geheifsen  ist.  Seine  Heiligkeit  entsandte  mich  gen  Elephantine, 
„imi  herbeizuholen  einen  heiligen  Schrein  sammt  Untersatz  aus  hartem  Granitgestein, 
„und  aus  selbigem  Granit  der  Thüre  Pfosten  und  Karniefse  und  herbeizuholen  in 
„Granit  die  Pfosten  und  die  Schwellen  zum  Heiligthume  Angesichts  der  Chä-nofer 
„Pyramide  Königs  Mer-en-rä."' 

Den  Sarkophag,  welchen  Unä  aus  dem  Lande  Abhalf  an  der  Südgrenze  Aegyptens, 
herbeiholt,  habe  ich  oben  beschrieben.  Die  übrigen  in  seiner  Grabinschrift  aufgeführ- 
ten Sculpturwerke  sind  von  Menschenhand  zerstört  oder  später  zu  andern  Zwecken 
verwerthet  worden. 


Zum  Schlüsse  meiner  Mittheilungen,  welche  zunächst  ausreichen  dürften  um  eine 
ungefähre  Vorstellung  von  den  nunmehr  geschichtlich  bestimmten  Pyramiden  B  und  C 
von  Saqqara  zu  gewähren,  erlaube  ich  mir  einige  Bemerkungen  über  die  Texte  selber, 
von  denen  die  Tafeln  II,  III  und  IV.  eine  möglichst  genaue  Abschrift  einzelner  Theile 
der  Wandtexte  aus  dem  Corridor  c  der  Pyramide  des  Königs  Mer-en-rä  enthalten. 
Über  den  vortrefflichen  Stil  der  Hieroglyphen  habe  ich  mich  oben  bereits  ausge- 
sprochen; hier  füge  ich  noch  hinzu,  dafs  vor  allen  die  determinirenden  Zeichen  eine 
ganz  ungewohnte  Darstellungsweise  bekunden,  die  vorzüglich  bei  der  Darstellung 
menschlicher  Wesen  zur  Geltung  kommt.  Letztere  werden  nur  durch  Kopf  und  Arme 
angedeutet,  wie  in  folgenden  Beispielen: 

^^      ^.,       %  ,        ^.       ^,         ^,       ^.       ^,       p..       U.S.W. 

an  Stelle  von 


In  der  Mehrzahl  von  Beispielen  wird  der  Schreibung  mit  alphabetischen  einfachen 
Zeichen  der  Vorzug  gegeben  vor  der  Anwendung  von  Silbenzeichen.  Grammatik  und 
Syntax  bieten  Gelegenheit  zu  einer  Fülle  der  interessantesten  Beobachtungen  über  das 
Wesen  und  den  eigenthümlichen  Geist  der  ältesten  Sprache  der  Aegypter.  Das  Lexi- 
kon wird  durch  eine  grofse  Zahl  neuer  Wörter  bereichert,  von  der  die  Wissenschaft 
bis  jetzt  keine  Kenntnifs  hatte.  Mit  einem  Worte,  die  neu  entdeckten  Pyramiden-Texte 
enthalten  das  reichste  und  werthvollste  Material  zur  Herstellung  der  ältesten  Sprache 
und  Schrift  der  Aegypter  im  vierten  Jahrtausend  vor  unserer  Zeitrechnung.  Den  In- 
halt der  von  mir  geprüften  Texte  betreffend,  kann  ich  bei  der  Kürze  der  mir  zu- 
gemessenen Zeit  während   meines    Aufenthaltes   in    den  Pyramiden   der  beiden  Könige 


von  H.  Brugsch.  9 


und  bei  der  Schwierigkeit  die  dunklen  Räume  vollständig  zu  erhellen,  im  Allgemeinen 
nur  die  Behauptung  aufstellen,  dafs  die  zahlreichen  Inschriften  keine  historischen  An- 
gaben enthalten,  sondern  lediglich  theologischen  Betrachtungen  über  das  Dasein  des 
Königs  nach  dem  Tode  gewidmet  sind,  natürlich  den  ägyptischen  Anschauungen  ent- 
sprechend stets  mit  mythologischer  Unterlage.  Die  Gedanken  bewegen  sich  in  den- 
selben Vorstellungen,  welche  das  „Todtenbuch"  der  alten  Aegypter  charakterisiren, 
dessen  älteste  Gestalt  möglicherweise  die  Pyramiden -Inschriften  darstellen.  Darüber 
sind  nähere  Untersuchungen  abzuwarten.  Horus  und  Osiris  als  Symbole  des  lebenden 
und  verstorbeneu  Königs  nehmen  eine  Hauptstelle  in  den  frommen  Betrachtungen  ein. 
Indem  ich  es  wage  einzelne  Texte  zu  übertragen,  mufs  ich  bei  diesem  Versuche 
die  gröfste  Nachsicht  beanspruchen,  da  hier  der  Fall  vorliegt,  dafs  der  Mann  der 
Wissenschaft  genöthigt  ist,  oftmals  zu  übersetzen  ohne  die  Übersetzung  zu  verstehen. 
An  Stelle  der  beiden  auf  einander  folgenden  Köuigsnamen,  von  denen  der  erstere 
möglicherweise  Hur-em-saf  lautete  (die  Aussprache  des  ersten  Zeichens  '^^  Hur'i 
ist  zweifelhaft)  setze  ich  ein  blofses  H.  M.  ein.  Der  zweite  Buchstab  M.  soll  eine 
erlaubte  Abkürzung  von  Mer-en-rä  sein. 

Text  auf  Tafel  IL 
Lin.  1.     „Rede.     Es   steht    da   ein  Vater,    es    steht   da   Osiris  H.  M.     Ich   bin  Dein 
„Sohn,   ich   bin  Horus.     Ich   bin   gekommen   zu   Dir.     Du   bist   gereinigt,   Du 
„bist  geläutert, 

2.  „Du  bist  zum  Leben  erweckt.  Du  hast  vereinigt  Deine  Gebeine,  Du  hast 
„wiedererlangt,  was  von  Dir  weggeschwemmt  war,  Du  hast  vereinigt,  was  von 
„Dir  losgetrennt  war.     Auch  bin  ich  Horus  der  Rächer  seines  Vaters. 

3.  „Ich  habe  geschlagen  für  Dich.  Du  wurdest  geschlagen,  aber  ich  habe  ge- 
„rächt  dich,  Vater  Osiris  H.  M.  an  dem,  welcher  Dir  Leid  anthat.  Ich  bin 
„gekommen  zu  Dir 

4.  „in  dem  Geschäft  des  Horus,  der  Dir  das  Rauchopfer  augezündet  hat, 
„Vater  Osiris  H.  M.  auf  dem  Stuhle  des  Ra-Tum.  Du  leitest  was  zu  thun 
„ist,  im  Lichtglanz. 

5.  „Dein  Aufenthalt  ist  Dir  in  dem  Sonuenschiffe  Merru-nuter,  bereitet  ist  ihm 
„Merru-nuter  als  Aufenthaltsort,  in  welchem  die  Sonne  einherfährt, 

6.  „wenn  es  Licht  wird.  Es  weilt  H.  M.  in  ihm  bei  der  Sonne.  Dein  Sitz 
„ist  Dir  auf  dem  Throne  der  Sonne  (Ra).     Du  läfst  Deinen  Befehl   ergehen. 

7.  „an  die  Götter,  welche  beim  Rä  (dem  Sonnengotte)  weilen,  welche  heraus- 
„treten  aus  der  Nut  (dem  Himmelsraume)  und  welche  erzeugt  Rä  alltäglich. 
„(Auch)  dieser  H.  M.  wird  erzeugt  (geboren)  alltäglich  gleichwie  Rä.  Du  hast 
„empfangen  die  Erbschaft 

8.  „Deines  Vaters  Keb  (Kronos)  vor  der  Neuu-Göttergesellschaft  in  Heliopolis 

„ der   achtzehn  Götter,    der   sehr  grofsen,    welche    an  der  Spitze  der 

„Geister  von  Heliopolis  sind. 

9.  „Es  haben  dich  gesetzt  diese  sehr  grofsen  Götter,  die  Ei-sten  des  Gefildes 
„von  Aaru,  auf  den  Stuhl  des  Horus. 

10.      „Sie    haben    sich   versammelt    und    sie  gereichen  Dir  zum  Schutze  (?).      Gott 

Zeitschr.  !.  Acgypt.  Spr.,  Jahrg.  1881.  2 


20  Zwei  Pyiamiden  mit  Inscliriften, 

„Schu  ist  an  Deiner  östlichen  (linken)  Seite,  die  Göttin  Tafnut  an  Deiner 
„westlichen  (rechten)  Seite,  Nun  ist  au  Deiner  südlichen  Seite  und  Nt<?it  an 
„Deiner  nördlichen  Seite. 

Text  auf  Tafel  IIP.  und  IIP. 
Auch  dieser  Text  ist  voller  Schwierigkeiten  und  seine  Übertragung  nur  mit 
grofsen  Lücken  möglich.  Er  beginnt  mit  den  Worten:  „Rede.  Oh  H.  M.,  dein 
„Weg  ist  der  Weg  jener  Mütter,  das  ist  der  Weg  des  Horus,  dessen  Weg  wie  der 
„seiner  Mütter  gewesen  ist".  Am  Schlüsse  der  vorletzten  Zeile  sowie  in  der  dar- 
auf folgenden  Linie  finden  sich  astronomische  Anspielungen,  wie  man  sie  kaum  in 
dieser  Epoche  der  altägyptischen  Geschichte  erwartet  hätte.  Es  heifst  da:  „bewahrt 
„ist  er,  welcher  heraustritt  aus  dem  Orion,  bewahrt  ist  Osiris,  welcher  heraustritt 
„aus  dem  Orion,  dem  Herrn  der  Weinlese,  an  dem  schönen  Uak-Feste.  Es  sprach 
„seine  Mutter  und  es  ward  ein  Ei-be,  es  sprach  sein  Vater  und  es  ward  schwanger  der 
„Himmel  und  es  ward  geboren  der  Morgenstern.  Oh!  H.  M.  es  ging  schwanger  mit 
„dir  der  Himmel  und  mit  dem  Orion,  es  ward  geboren  der  Morgenstern  mit  dem 
„Orion.  Hier  ein  Aufgang,  dort  ein  Aufgang  nach  dem  Befehle  der  Götter.  Du 
„gingst  auf  und  erschienst  mit  dem  Orion  auf  der  östlichen  Seite  des  Himmels.  Dein 
„Untergang  ist  mit  dem  des  Orion  auf  der  westlichen  Seite  des  Himmels.  Ihr  drei  seid 
„da  wo  der  Sothis-Stern  ist,  dessen  Plätze  heilig  sind  und  der  Euch  geleitet  auf  guter 
„Strafse  am  Himmel  auf  dem  Felde  von  Äaru".  Ein  ganzer  Commentar  liefse  sich  zu 
diesem  merkwürdigen  Texte  schreiben,  in  welchem  der  Morgenstern,  der  Orion  und 
das  Sothis-Gestirn  (der  Sirius)  sich  in  ihren  ältesten  Schreibungen  mit  ihren  altägyp- 
tischen Namen    c^s  X|        tua-t,     |ö  m    ^   sjh  und      1  A  sopet-t  vorfinden. 

Text  auf  Taf.  IV\   und  IV^ 

Auch  in  den  Inschriften,  welche  sich  nach  meinen  sorgfältigen  Copien  auf  diesen 
beiden  Tafeln  vorfinden,  kehren  die  astronomischen  Elemente  wieder,  wobei  wie  in 
mehreren  Deckentexten  der  Königsgräber  von  Biban-el-moluk  zu  Theben  die  Geogra- 
phie des  Himmels  als  eine  Copie  der  irdischen  des  Landes  Aegypten  auftritt.  Der 
Nil  —  hier  iuschriftlich  uai-ur  d.  h.  „die  grofse  See"  genannt,  —  Seebecken,  Gefilde, 
Städte  werden  der  Reihe  nach  aufgezählt  und  mit  der  Wanderung  der  Gestirne  in 
Verbindung   gesetzt.      Nachdem   der   König   in    das   Reich    der    \\  -Vr-  [1  ämen- 

tä-t  (s.  Taf.  III.  Lin.  6)  oder  der  Unterwelt  hinabgestiegen,  am  westlichen  Himmel,  geht 
er  im  Osten  desselben  als  himmlisches  Gestirn  mit  dem  Morgenstern,  dem  Orion  und 
dem  Sirius  auf,  um  das  himmlische  Aegypten  wie  ein  leuchtender  Stern  zu  durch- 
wandern, an  den  beliebten  Stationen  Halt  zu  machen  und  dort  die  Arbeiten  auszu- 
führen, bis  zum  Säen  und  Ernten  hin,  welche  die  Inschriften  genauer  schildern. 

Dies  der  wesentliche  Inhalt  der  Pyramiden- Texte,  deren  Wichtigkeit  für  die 
Erkenntnifs  der  altägyptischen  Philologie  und  Philosophie  von  unglaublicher  Trag- 
weite ist. 


von  H.  Brugsch. 


11 


Fortsetzung. 

Kairo  d.  15.  Februar  1881. 
lu  meinem  Berichte  über  die  Eröflnung  der  beiden  mit  Inschriften  versehenen 
Pyramiden  der  Könige  Pepi  und  llorQ)emsaf  der  sechsten  Dynastie,  hatte  ich  von  dem 
Grabgemache  des  ersteren  leider  nur  bemerken  können,  dafs  die  nach  Westen  gele- 
gene Kammer  desselben,  der  Masse  der  darin  enthaltenen  Steine  halber,  mir  nicht  zu- 
gänglich gewesen  sei.  Die  Steine,  theils  Reste  gesprengter  Blöcke  theils  regelrecht 
behauene  Werkstücke  des  alten  Baues,  theils  Bruchstücke  (mit  Inschriften  und  Dar- 
stellungen) der  gesprengten  Wände,  machten  in  der  That  jeden  Zutritt  um  so  bedenk- 
licher als  es  den  Anschein  hatte,  dafs  die  kolossalen  Monolithe  des  Spitzdaches,  inso- 
weit sie  mit  Anwendung  von  Gewalt  durchbrochen  waren,  ihren  einzigen  Ruhe-  und 
und  Stützpunkt  auf  diesem  Gemisch  von  Blöcken  und  Bruchstücken  hatten.  Eine 
Beseitigung  der  letzteren  konnte  daher  nur  Statt  finden,  nachdem  die  Monolithe  und 
ihre  Bruchstücke  von  oben  her  entfernt  waren.  Diese  Arbeit  ist  von  den  ausgraben- 
den Arabern  mit  grofsem  Geschick  vollzogen  und  zwar  so  vollständig,  dafs  ich  be- 
reits am  11.  Februar  gegen  Sonnenuntergang  mit  Hülfe  von  Leitern  von  oben  her, 
durch  die  kraterförmige  Öffnung  der  Pyramide,  in  die  eigentliche  Grabkammer  hinab- 
steigen konnte.  Die  Construction  derselben  stellte  sich  mir  in  der  unverkennbarsten 
Weise  dar.  Die  kolossalen  Monolithe,  von  Kalkstein,  welche  das  Spitzdach  bilden 
und  gegen  einander  gestemmt  sind,  um  die  gewaltige  darauf  gethürmte  Steinlast  der 
Pyramide  bis  zur  Spitze  derselben  hin  zu  tragen,  bilden  drei  besondere  Lagen,  die 
übereinander  ruhen,  um  mit  gröfserer  Widerstandsfähigkeit,  wenn  auch  in  sehr  primi- 
tiver Weise,  den  Zweck  der  Entlastung  zu  erfüllen.  Ich  gebe  nachstehend  den  Durch- 
schnitt des  Baues,  in  der  Richtung  von  Süden  nach  Norden  hin. 


Nachdem  ich  von  oben  her  durch  die  Öffnung  der  gesprengten  Blöcke  des  Spitzdaches 
bis  zum  Boden  der  Kammer  hinabgestiegen  war,  erregte  zunächst  meine  gröfste  Auf- 
merksamkeit die  Anwesenheit  eines  Sarkophages  (D)  aus  schwarzem  mit  weifsen  Quarz- 
stücken gemengten  Granites,  dessen  Ausführung  bis  zu  den  eingemeifselten  Hierogly- 
phen hin  vieles  zu  wünschen  übrig  liefs  und  in  dieser  Beziehung  durchaus  keinen 
Vergleich  mit  dem  Sarkophage  der  Pyramide  des  Königs  lJor(^)emsaf  aushält.  Der 
Sarkophag  von  sehr  mittelmäfsiger  Arbeit  macht  den  Eindruck  eines  unvollendet  ge- 
bliebenen Werkes.  Dazu  ist  er  von  den  Eröfliiern  der  Pyramide  gewaltsam  ge- 
sprengt oder  zerschlagen  worden,  so  dafs  nur  grofse  Bruchstücke  desselben  -vorhanden. 

2* 


22  Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften, 

sind.  An  der  östlichen  Seite  desselben  trägt  der  obere  nach  Norden  gerichtete  Rand 
die  folgende  Inschrift 

„es  lebt"  oder  „es  lebe  der  König  von  über-  und  Unterägypten  Merl-7'ä,  der  ewig 
lebende".  Ein  anderes  losgesprengtes  Stück  welches  gegenwärtig  an  der  Südost  Ecke 
des  Sarkophages  hin  seinen  Platz  einnimmt,  läfst  die  folgenden  Zeichen  deutlich  er- 
kennen :  

d.  i.  „der  Freund  der  beiden  Länder,  der  König  von  Ober  und  Unterägypten,  Pepi, 
welcher  Leben  spendet  in  Ewigkeit". 

Diese  kurzen  Inschriften  beseitigen  auch  den  leisesten  Zweifel  über  den  Erbauer 
der  Pyramide  und  über  den  ehemaligen  Besitzer  des  Sarkophages.  Es  ist  der  König 
Pepl  der  sechsten  Dynastie,  welcher  der  manethonischen  Überlieferung  nach  hundert 
Jahre  regiert  haben  soll.  Eine  neue  Bestätigung  dafür,  wenn  es  deren  noch  bedurfte, 
liefert  der  lange  Text  an  der  westlichen  Wand  der  Kammer,  in  deren  Nähe  sich,  nur 
in  einiger  Entfernung  davon,  der  eben  beschriebene  Sarkophag  befindet.  Der  lange 
Text,  in  die  Kalksteinwand  eingemeifselt  und  mit  dunkelgrüner  Farbe  ausgefüllt,  zeigt 
eine  dreifache  Abtheilung.  Die  oberste,  nach  dem  Spitzdach  zu  gerichtet,  enthält  58 
senkrecht  laufende  Zeilen  (.4),  darunter  befindet  sich  der  Text  B  aus  sieben  horizontal 
angelegten  Schriftstreifen  bestehend,  von  denen  der  letzte  d.  h.  der  siebente  sich  durch 
gröfsere  Schriftzeichen  augenfällig  ausgezeichnet.  Darunter  läuft  ein  dritter  Text  von 
58  senkrechten  Colonnen,  welche  mit  Ausnahme  der  sechs  ersten  und  sechs  letzten 
mit  der  Höhe  des  Sarkophages  abschliefsen,  so  dafs  unterhalb  derselben  ein  leerer 
weifser  Raum  übrig  bleibt,  welcher  der  Vermuthung  Kaum  giebt,  dafs  sich  in  seiner 
immittelbarsten  Nähe  ein  zweiter  Sarkophag  befunden  habe,  der  gegenwärtig  ver- 
schwunden zu  sein  scheint.  Ich  bleibe  zunächst  bei  dem  Texte  stehen,  der  im  Ganzen 
aus  58-1- 7 -H  58  =  123  Linien  in  der  Länge  und  Quere  besteht.  Die  oben  bereits 
erwähnte  siebente  Zeile  der  Inschrift  B  ist  von  besonderer  Wichtigkeit,  da  sie  die 
sämmtlichen  Titel  und  Namen  des  Königs  in  folgender  Anordnimg  der  Reihe  nach 
enthält : 

d.  i.     „der  Horus  Meri-taui  (Freund  der  beiden  Länder)  Pepi, 

„der  König  von  Ober-  und  Unterägypten Pepi, 

„der  Herr  der  Diademe  Merl- j^et Pepz, 

„der  dreifache  Gold -Sperber Pepi, 

„der  Erbe  des  Seb  (oder  Qeb),  der  ihn  liebt     .  .   .  Pepi, 

„der  Freund  aller  Götter  (merl  nuter  neb) Pepi, 

„welcher   spendet  Leben,   Bestand,    Gesundheit,   alle   Herzensfreude  gleichwie 
„die  Sonne;  der  ewig  lebende." 


von  H.  Brugsch.  13 


In  den  übrigen  Texten,  aufserhalb  des  eben  besprochenen,  wird  der  König  nur 
Pept  genannt,  bisweilen  mit  dem  Zusatz  „Osiris(-Pepi)''.  Der  Inhalt  derselben  ist 
kein  geschichtlicher,  sondern  berührt  die  altägyptische  Theologie.  Ich  hebe  hervor, 
dafs  ein  Theil  derselben  (namentlich  der  Text,  welcher  die  Gestirne  imd  Sternbilder 
des  Sirius  -  Sothts  u.  s.  w.  nennt)  mit  der  von  mir  im  Corridor  der  Pyramide  des  Ho)'(?)- 
emsaf  copierten  Inschriften  vollständig  identisch  zu  sein  scheint,  während  andere  Stellen 
mich  an  ähnliche  Texte  auf  einem  grofsen  Leichensteine  aus  der  12.  Dynastie  (im  Bu- 
laker  Museum)  und  auf  einer  Wand  in  den  TÄ«<<mo«(.s- Kapellen  in  Der-el-bahri,  aus 
der  18.  Dynastie,  sofort  erinnert  haben.  Die  späteren  Untersuchungen  werden  heraus- 
stellen inwieweit  ich  Recht  habe  oder  nicht.  Die  besonderen  Eigenthümlichkeiten  der 
Schrift  sind  dieselben  von  denen  ich  bereits  früher  zu  sprechen  Gelegenheit  fand. 
Vor  allem  ist  es  die  glückliche  Breite  der  phonetischen  Ausdrucksweise,  die  auch  hier 
zur  Geltung  kommt,  selbst  bis  zu  den  Zahlen  hin.  Ich  führe  als  interessantestes  Bei- 
spiel  die    Gruppe    Q    I  ^^ psei-t  für  die  Zahl  9  an.     Die  reichen  Texte,  welche 

die  übrigen  drei  Wände  der  Kammer  schmückten,  sind  in  älteren  Zeiten  bereits  der 
Zerstörungswuth  unbekannter  Eindringlinge  anheim  gefallen.  Nur  vereinzelte  Bruch- 
stücke, welche  gegenwärtig  den  Boden  der  Kammer  bedecken,  verrathen  ihre  ehemalige 
Anwesenheit.  Ein  eigenthümliches  kastenförmig  gestaltetes  Steinwerk  aus  schwarzem 
Granit  befindet  sich  eingelassen  in  den  Boden  an  der  südöstlichen  Ecke  der  Grab- 
kammer (s.  E  auf  der  Zeichnung).  Eine  Platte  aus  demselben  Gestein,  die  als  Deckel 
diente,  war  zurückgeschoben  von  der  Hand  der  ersten  Diebe.  Im  Innern  des  hohlen 
viereckigen  Raumes  des  Steinkastens  befand  sich  ein  Stück  von  einem  alabasternen 
Gegenstande,  wie  ich  vermuthe  einer  sogenannten  Canope,  da  offenbar  der  in  Rede 
stehende  Steinbehälter  dazu  bestimmt  war  die  Innern  Theile  des  königlichen  Leibes 
in  sich  zu  schliefsen  und  vor  Berührimg  oder  Zerstörung  zu  schützen.  Als  die  Ara- 
ber die  gröfsere  Masse  der  Steinblöcke  und  Schutthügel  aus  der  Königskammer  ent- 
fernt hatten  imd  bis  zu  dem  Boden  derselben  vorgedrungen  waren,  fand  sich  auf 
der  westlichen  Seite  des  Sarkophages,  zwischen  demselben  und  der  anstofsenden,  oben 
beschriebenen  Westwand  der  Kammer,  ein  wüster  Haufen  durcheinander  geworfener 
Reste  von  Kleiderstoffen  und  Mumienbinden  vor,  welche  die  Räuber  von  der  Königs- 
Mumie  losgerissen  und  nach  Kostbarkeiten  suchend  durchwühlt  hatten.  Von  der 
Mumie  selber  fand  sich  eine  sorgfältig  einbalsamirte  Hand  in  vollständiger  Erhaltung 
vor.  Die  Zeugstoffe,  von  verschiedener  Farbe  (hellgelb  bis  zum  dunkelsten  Braun) 
verrathen  eine  aufserordentliche  Feinheit  des  Gewebes.  Die  braungefarbten  Stücke, 
dem  Anschein  nach  ehemals  bindenartig  zusammengelegt,  haben  häufig  das  Ansehn 
feiner  Haarbüschel,  so  dafs  sie  die  Araber  gradezu  als  Seide  bezeichneten.  Dafs 
alle  diese  merkwürdigen  Reste  eine  besondere  historische  Bedeutung  haben  und  der 
sorgfältigsten    Conservirung   werth    sind,   brauche   ich   kaum    zu  bemerken. 

Die  alles  gut  und  scharf  beobachtenden  Araber  hatten  aufserdem  ihr  besonderes 
Augenmerk  auf  einzelne  Reste  eines  blendend  weifsen  Kalksteines  gerichtet,  welche 
sie  sorgfältig  aus  dem  Schutte  herauslasen  und  vorsichtig  in  eine  Ecke  der  Königs- 
kammer niederlegten.  Diese  Reste,  Bruchstücke  eines  ehemaligen  Ganzen,  zeigten 
mehr  oder  minder  wohl  erhaltene  Reliefarbeiten  in  Gestalt  streifiger  Ornamente  mit 
Blattwerk  dazwischen,   wie  sie  sich  häufig  auf  den  Stelen  und  Sarkophagen  des  alten 


J^4  Zwei  Pyramiden  mit  Inschriften,  von  H.  Brugsch. 

und  mittleren  Reiches  vorfinden.  Bildeten  diese  Stücke  Theile  einer  Wandstele  (in 
der  That  ist  die  östliche  Wandseite  der  Kammer  bis  auf  den  Grund  niedergerissen) 
oder  gehörten  sie  zu  einem  Sarkophage  aus  Kalkstein,  der  sich  unmittelbar  an  die 
Westwand,  wo  noch  gegenwärtig  der  weifse  leere  Raum  sich  zeigt  (zu  vergleichen 
meine  Bemerkung  darüber  oben)  anlehnt?  Und  in  letzterem  Falle,  gehörte  dieser 
vorauso'esetzte  Sarkophag  einer  andern  Person  (etwa  der  Königin)  als  dem  König  an? 
Beide  Fragen  bleiben  unentschieden,  erhalten  aber  durch  eine  Stelle  auf  dem  in  Bulaq 
befindlichen  Leichensteine  des  zeitgenössischen  Hofbeamten  Unä  ein  gewisses  Licht. 
Der  letztere,  nach  dem  Wortlaut  der  langen  Inschrift,  hatte  vom  König  Pepl  den  Auf- 
trao-  erhalten,  aus  den  Steinbrüchen  von  Troja  (heute  Turra,  am  Fufse  des  Mokattam- 
Gebirges)  einen  Sarkophag  aus  Kalkstein  nebst  dem  dazu  gehörigen  Deckel  nach  der 
Pyramide  Pepfs  zu  transportiren  (vergl.  meine  Geschichte  Aegyptens,  S.  95).  Dieser 
inschriftlich  beglaubigten  Überlieferung  stehen  thatsächlich  gegenüber  der  oben  be- 
schriebene leere  Wandraum,  der  für  einen  zweiten  Sarkophag  ausreichende  Platz 
zwischen  dem  Granit -Sarkophage  und  der  westlichen  Wand,  und  vor  allem  die  ge- 
fundenen Kalksteinstücke  mit  den  Ornamenten,  wie  solche  in  Reliefarbeit  und  in  Male- 
rei (ich  erinnere  an  den  in  Berhn  befindlichen  kastenförmigen  Holzsarg  Men&uhotep' s 
aus  der  Epoche  des  mittleren  Reiches)  ähnliche  Särge  zu  schmücken  pflegten. 

Ich  nehme  Abschied  von  der  Königskammer,  deren  Ostseite  gegenwärtig  ein  ge- 
waltiger Haufen  zusammengestürzter  und  zusammengeworfener  Blöcke  mit  unglaub- 
lichen Schuttmassen  dazwischen  bildet,  und  wende  mich  an  die  äufsere  Umfassung  der 
Kammer  selber,  welche  sich  in  Gestalt  senkrechter  Mauern  aus  zubehauenen  Blöcken, 
die  durch  Mörtel  aneinandergekittet  sind,  um  die  ganze  Anlage  aufbaut.  Diese 
Blöcke,  das  zeigt  ein  selbst  oberflächlicher  Blick,  gehörten  zum  grofsen  Theile  älteren 
Bauten  an,  da  einige  derselben  mit  abgerissenen  Inschriften  und  mit  kleineren  Texten 
in  hieratischen  Schriftzügen  (thells  in  schwarz,  theils  in  roth  gezogen)  bedeckt  sind, 
die  keinen  Bezug  auf  die  Pyramide  Pepfs,  enthalten.  Ein  Stein,  an  der  westlichen 
Wand,  zeigt  sogar  eine  bunte  Darstellung,  eine  Opfersceue,  welche  einem  Grabbau 
oder  einer  Grabkapelle  früherer  Zeiten  angehörte.  Die  Darstellung  ist  nach  allen  vier 
Seiten  hin  abgebrochen.  In  ihrer  Einsamkeit,  mitten  zwischen  den  übrigen  verbauten 
Steinen,  erweckt  sie  das  höchste  Interesse  in  Bezug  auf  ihren  Ursprung  und  Alter, 
denn  sie  läfst  uns  an  eine  Zeit  denken,  die  weit  über  die  Epoche  des  Königs  Pepl 
zurückreicht.  Der  Bau,  dem  sie  in  den  Zeiten  des  letzteren  entnommen  worden  ist, 
mufste  bereits  damals,  d.h.  in  der  G.Dynastie,  verfallen  sein,  mit  anderen  Worten, 
überhaupt  den  ältesten  Zeiten  der  ägyptischen  Geschichte  angehören.  Vielleicht  ist 
der  Stein  mit  seiner  Malerei  darauf  das  älteste  Denkmal,  welches  uns  der  Zufall  in 
der  Pyramide  Pepts  hinterlassen  hat,  ein  ehrwürdiges  Zeugnifs  des  menschlichen  Kunst- 
fleifses  aus  dem  grausten  Alterthume.  Es  zu  erretten  vor  Zerstörung  und  V.ernich- 
tung  lohnte  sich  daher  der  Mühe. 

Die  hinter  der  Mauerverschanzung  der  Grabkammer  aufgebauten  Steine,  unbe- 
hauenes durch  Mörtel  verbundenes  Baumaterial,  erheben  sich  schichtenförmig  neben- 
einander   und    stofsen    in    rechten   Winkeln    aneinander.     Sie   bildeten    gleichsam   feste 


Die  Götter  des  Nomos  Arabia,  von  H.  Brugsch.  15 

mathematische  Linien,  hinter  welchen  die  rohausgeführten  und  durch  Schuttlagen 
unterbrochenen  Füllungen  des  äufseren  Pyramidenmantels  nach  allen  vier  Richtungen 
der  Seiten  ihre  Deckung  fanden. 


Seit  diesen  von  Brugsch  hier  mitgetheilten  wichtigen  Entdeckungen  der  Pyramiden 
des  Pepl  (No.  36  auf  dem  Plane  der  „Denkmäler  aus  Aegypten")  und  des  Merenrä 
(No.  39)  ist  bereits  wiederum  eine  Pyramide  mit  Inschriften  eröffnet  worden,  die 
des  Unas,  des  letzten  Königs  der  V.  Dynastie  (No.  35).  Bei  einer  früheren  Eröff- 
nung des  sogenannten  Mastabat  el  faraun  glaubte  Mariette  den  auf  einem  einzelnen 
Steinblocke  aufgemalten  Namen  des  Unas  zu  erkennen,  und  seitdem  hielt  man  dieses 
Bauwerk  für  das  Grab  des  U7ias,  obgleich  es  nicht  die  allen  Königen  zukommende 
Pyramidenform  hatte,  sondern  die  Gestalt  eines  Privatgrabes.  Die  neueste  Entdeckung 
berichtigt  nun  diese  Annahme.  L. 


Die  Götter  des  Nomos  Arabia, 

von  H.  Brugsch. 


Seit  kurzer  Zeit  befindet  sich  in  dem  Museum  von  Bulaq  ein  Denkmal  aus  den 
Zeiten  des  Königs  Nektanehos  (II)  von  vielseitigem  Werthe  für  unsere  Wissenschaft, 
über  dessen  Herkunft  ich  mir  zunächst  einige  Worte  erlauben  werde.  Obgleich  sich 
dasselbe  heutzutage  in  Gestalt  zweier  getrennter  Blöcke  aus  schwarzem  Granit 
präsentirt,  die  auf  das  Reichste  mit  Inschriften  und  Abbildungen  verziert  sind  und 
trotz  ihrer  Zerstörung  an  einzelnen  Seiten,  besonders  an  den  oberen  Theilen,  eine 
Höhe  von  etwa  zwei  Metern  haben,  so  ist  nach  den  Texten  und  nach  der  ganzen 
Form  der  riesigen  Bruchstücke  die  alte  Zusammengehörigkeit  beider  nicht  zu  be- 
zweifeln. Denn  sie  bildeten  die  Wände  einer  Art  Naos,  der  auf  Befehl  des  genannten 
Königs  zu  Ehren  der  Gottheit  ausgeführt  ward.  Eine  offizielle  Inschrift  schmückt, 
in  horizontal  laufenden  Zeilen,  den  unteren  Theil  der  Steine.  Darüber  erheben  sich 
mehrere  Reihen  von  Darstellungen,  die  sich  auf  göttliche  Wesen,  heilige  Thiere  und 
Bäume,  Baulichkeiten  u.  s.  w.  beziehen,  und  durch  kleinere  Texte,  gewöhnlich  mit 
Stoff-  und  Mafsangaben,  illustrirt  sind.  Jede  Reihe  von  Darstellungen  ist  durch  hori- 
zontal laufende  Textstreifen  von  der  darüber  oder  darunter  befindlichen  Reihe  getrennt, 
so  dafs  sich  jede  Seite  des  Blockes  von  Weitem  als  eine  von  parallel  laufenden  Bän- 
dern durchschnittene  Fläche  darstellt,  auf  welcher  die  wunderlichsten  Bilder  zum  Vor- 
schein kommen.  Die  letzteren  erinnern  vielfach,  in  ihrer  Auffassung  und  Ausführung, 
an  die  sonderbaren  Gebilde  der  menschlichen  Phantasie  auf  der  sogenannten  Metter- 
nich-Stele   oder   auf  den  inneren  Wandflächen  des  Hauptsanctuariums  im  Tempel  von 


]^g  Die  Götter  des  Nomos  Arabia, 

Hibls  in  der  grofsen  Oase  von  El-Khargeh.  Die  .erwähnten  Blöcke  sind  dnrcli  Zufall 
in  dem  Hause  eines  Mudirs  von  Zagazig  gefunden  worden,  welcher  kunstliebend  ge- 
nug war,  diese  und  ähnliche  Reste  des  ägyptischen  Alterthiunes  zu  sammeln  und  in 
seiner  Behausung  aufzustellen.  Der  Museums-Verwaltung  war  diese  Kunstliebe  in 
keiner  Weise  angenehm  und  so  mufsten  die  beiden  Blöcke  trotz  ihrer  Gröfse  und 
Schwere  sehr  bald  die  NYanderung  von  Zagazig  nach  Bidaq  antreten.  Sie  wurden 
in  dem  Hofe  des  Museums  zur  rechten  und  linken  Seite  des  Eiugangsthores  aufge- 
stellt. Nach  den  eingegangenen  Erkundigungen  steht  es  fest,  dafs  beide  Blöcke  nicht 
in  Zagazig  aufgefunden  worden  sind,  sondern  aus  einem  Orte  herrühren,  der  etwa 
li-  Stunden  Eselrittes  in  östlicher  Richtung  von  Zagazig  gelegen  ist  und  heute  zu 
Tage  den  Namen  Jas^a  Saft  führt.  Auf  dem  Terrain  in  der  Nähe  dieses  Ortes  so  wie 
verbaut  in  einer  Kanalbrücke  sollen  sich  andere  ähnliche  Bruchstücke  vorfinden,  welche 
nach  der  mir  davon  gegebenen  Beschreibung  gleichfalls  dem  oben  erwähnten  Naos 
angehören  mufsten. 

Aus  dem  vergleichenden  Studium  der  Texte  und  Darstellungen  der  beiden  Blöcke, 

von   denen    ich    den   rechter  Hand   von   der  Thür   aufgestellten    mit    a  bezeichnen  will, 

den   anderen,    linker  Hand,   mit  b,   hat  sich  mir  zunächst  die  Thatsache  ergeben,    dafs 

der  alte  Ort,  an  welchem  die  Blöcke  a  und  b  gefunden  worden  sind,  die  Bezeichnung 

{)       führte,    d.  h.    „Baumstadt".     AVelches    die   Aussprache    des    Baumes    A    in    die- 


sem Falle  gewesen  ist,  darüber  werde  ich  mich  weiter  unten  aussprechen.  Die  in  den 
Inschriften  luid  Darstellungen  von  u  und  b  in  den  Vordergrund  gestellte  Gottheit  ist 
die  des    A     |  sopct,  welche  in  den  Texten  manchmal  die  Bezeichnung  führt :     A    ]  X  ^ä 

jZjJ^  y^.  \  ^4  I  sopet  hl  menti  y,So2}ef,  der  Schläger  der  syrischen  Völker''.  Der 
also  genannte  Gott  wird  einige  Male  in  den  Bildern  in  folgender  Weise  dargestellt: 
Das  ist  unverkennbar  die  mit  Flügeln  versehene  Gestalt 
des  mit  seinem  gewöhnlichsten  Namen  als  J  i  ^^  bes 
bezeineten  Gottes,  über  dessen  arabische  Herkunft  sich 
kaum  noch  streiten  läfst,  da  er  vielfach  in  den  Inschrif- 
ten neb  Pun-t  „Herr  von  Pun-t"'  genannt  wird.  Ein- 
mal erscheint  er  auf  unserem  Denkmal  auch  in  der  Ge- 
stalt ^^^(  auf  welche  sich  der  daneben  geschriebene 
Text  ATr^T^  bezieht.  AVenn  auch  die  Aussprache  der  zuletzt  aufgeführten 
geographischen  G-ruppe  nicht  mit  aller  Entschiedenheit  fest  steht,  so  läfst  die  folgende 
Übertragung  „Sopet,  der  Erste  der  Metropohs  des  20.  Nomos  Unterägypteus",  nach 
den  Denkmälerlisten:     /»A  ''^  ,Ss^\      a^»     Sicherheit     nichts     zu     wünschen 


'         ^      [MIT  }  1  I  I  TT  I  1  I    y 


übrio-.    Dieser  Nomos,   \    'V* '       "^  -V^  )    wie    ich    bereits    anderwärts    in   meinen 

°  =ffiTP         =ffffF^  J^S:-' 

geographischen  Untersuchungen  nachgewiesen  habe,  ist  aber  kem  anderer  als  der  von 
den  Klassikern  Arabia  genannte  Nomos,  der  APABIA5  V0//05  der  Münzen,  als  dessen 
Hauptort  Ptolemaeus  die  Stadt  Phakusa  aufführt  (das  heutige  Fakus),  während  die 
Nomoslisten  als  Metropohs  bald  ö  ^.^  ®  kosem  (oder  sesem?),  bald  j\  V\^  ^opef 
nennen,    letztere   Gruppe    identisch   mit   der   seltneren  Schi-eibung  A  ^       pi- so- 

pet, die  ich  aus  einzelnen  Beispielen  nachzuweisen  vermag  (cf.  meine  Geschichte  Aegyp- 
tens  S.  703  Lin.  5  und  S.  714  Lin.  6)  und  welcher  in  den  Keilinschriften  ein  Pi-mp-tu 


von  H.  Brugsch.  17 


(s.  1. 1.  S.  721  Lin.  10)  in  genauer  Umschreibung  gegenübersteht.  Das  ist  aber  der- 
selbe Name,  welcher  sich  in  seiner  spätesten  Gestalt  in  dem  modernen  Namen  Saft 
erhalten  hat,  zur  Bezeichnung  des  Ortes,  an  welchem  die  Blöcke  a  und  b  gefunden 
worden  sind.  Da  er  in  den  mythologischen  Texten  seltener  gefunden  wird,  so  halte 
ich  ihn  für  die  profane  Bezeichnung  der  altägyptischen  Kultusstätte  des  Gottes  So- 
pet,  als  dessen  heiliger  Name  die   oben  bereits    aufgeführte  Bezeichnung 


0 


auf- 
zufassen ist.  Ein  heiliger  Baum  ward  hier  verehrt,  der  auf  beiden  Blöcken  in  den 
Abbildungen  erscheint  und  dem  die  beigeschriebenen  Legenden  die  Aussprache  ~j^  A 
nebes  zuertheilen.  Die  Lesung  der  geographischen  Gruppe  war  demnach  Hut-nebes 
„Stadt  des  Baumes  Nebes",  wofür  die  Texte  auch  kurzweg  Nebes  einsetzen,  wie  in 
den    folgenden    Legenden     Q\    T^  A     „Horus  von  Nebes"     1^1  T^  A     „Hathor    von 

Nebes",    ^\  T^ö     „Roms  -  Marti    von    Nebes",     welche    Gottheiten     die    Gestalt 

und  den  Namen  des  Gottes  A  IfM^ '^^  begleiten.  Li  der  grofsen  Nomosliste  von 
Edfu,  welche  sich  am  Schlüsse  meines  Dictionnaire  geographique  befindet,  erscheint 
derselbe  Stadtname  Hut-nebes  wieder,  und  zwar  in  dem  Register  des  20.  Nomos  Unter- 
ägyptens, des  Arabia,  um  denjenigen  Ort  des  genannten  Districtes  zu  bezeichnen,  in 
welchem  der  heilige  Baum  vom  Arabia,  der  Nebes,  verehrt  ward,  ein  neuer  Hinweis 
auf  die  Richtigkeit  unserer  geographischen  Bestimmung  des  Ortsnamens  A  Hut- 
nebes,  dessen  Lage  bei  dem  heutigen  Saft  aufser  allem  Zweifel  fest  steht.  Auf  das 
Gebiet  desselben  Nomos  Arabia  weisen  aber  auch  sonst  die  Texte  unserer  beiden 
Blöcke  hin.  So  wird  auf  dem  Blocke  b,  Vorderseite,  Lin.  3  unten,  die  Gruppe 
Ij^  W  S  t(  c~a  amen- ^epru  aufgefiihrt,  welchen  Namen  nach  der  grofsen  Nomos- 
liste von  iCdfu  das  Serapeum  desselben  Nomos  Arabia  führte.  Also  auch  hierin 
herrscht  die  vollkommenste  Übereinstimmung. 

Ehe  ich  auf  eine  Besprechung  der  zahlreichen  Inschriften  übergehe,  welche  die 
beiden  Blöcke  a  und  b  bedecken,  will  ich  zunächst  die  Aufmerksamkeit  des  Lesers 
auf  den  historischen  Ursprung  der  steinernen  Kapelle  richten,  wie  er  sich  mir  aus 
einem  vorläufigen  Studium  der  Texte  ergeben  hat.  In  Ermangelung  jedes  litterarischen 
Apparates  an  dem  Orte  meines  gegenwärtigeia  Aufenthaltes,  mufs  ich  nothgedrungcu 
auf  jede  ferner  liegende  Combination  verzichten. 

Nektanebos  —  in  den  Inschriften  nur  mit  seinen  beiden  Namen  als  1)  ^\^ 
f  O  ^  U  j  '^5^  ( !^  J^  ;^  I  •¥■  ^°^  aufgeführt  —  regiert  in  Aeg}-pten.  Er  hat  die  Völ- 
ker in  ihren  Thälern  geschlafen"  f   8  ^^^            "^"^             / fl  ^^^              ) ,  welche  im 

Osten  von  Aegypten  wohnten,  namentlich  die  bereits  oben  erwähnten  syrischen 
Menti  und  die  ^^  l  '^^  Fenx  (Phönizier?  Juden?,  auch  in  der  grofsen  Sisak-Iu- 
schrift  von  Karnak  erscheinen  die  Fen^,  aber  auch  schon  in  den  Begleittexten  der 
Völkerlisten    Thutnies  III.  zu   Karnak).     Denn    der    Gott     A  '1  ^^37  4  Jj      „Sepet, 

der  Herr  des  Ostens"  (Arabia)  war  ihm  gnädig  und  günstig,  schenkte  ihm  Kraft  und 
Weisheit,  also  dafs  das  Land  Aegypten  sich  in  der  glücklichsten  Verfassung  unter 
seiner  Regierung  befand.  Seine  Absicht  zum  Zeichen  des  Dankes  dem  genannten 
Gotte    und    seinen   Mitgottheiten   in   seiner    Stadt  (  ^.  "^^A    |^:374  J    , 

darin   hätten  wir  wiederum  die  Schreibung  A    |     pi  Sopet  =  Saft)    ein    hervor- 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  1881-  3 


18 


Tnscription  de  la  XII.  dynastie, 


'  Aw^    YU-mennu)    wird     beo-ünstigt 

ÖGÖ   ^  n       . 

, ^  r-m  ,-^^£-j   <rr>      fi       -i-^ 


ragendes  Denkmal  zu  stiften  (ein  sogenanntes 
durch  einen  merkwürdigen  litterarlscheu  Fund 
einer  verborfenen  Krypte,  die  kein  Her-sesta  gekannt  hatte",  worin  die  Gottheiten 
des  Nomos  Arabia  in  nie  gesehenen  Bildern  und  Beschreibungen  verzeichnet  standen. 
Der  Könio'  gab  sofort  den  Befehl  diese  Entdeckung  auf  einem  steinernen  Naos  zu 
verewigen,  indem  man  die  genauen  Copien  der  tiberlieferten  Bilder  und  Legenden  dar- 
auf anbrino-en  sollte,  und  das  vollendete  Denkmal  in  dem  Tempel  des  arabischen  Gottes 
So2}et  in  der  Stadt  Hut-nehes  aufzustellen.  Dies  geschah.  Die  letzten  Reste  dieses 
Denkmales  stehen  heute  an  der  Hofthüre  des  Museums  von  Bulaq. 
Kairo,  den  19.  Januar  1881. 


Inscription  de  la  XII.  dynastie, 

(La  Stele  21   du  musee  de  Turin) 

par  Karl  Piehl. 


Le    monument    est    cintre   par   le   haut.     Le    premier  registre  contient  une  inscrip 
tion  hieroglyphlque  occupant  11  lignes  horisontales,  dont  voici  la  teneur: 


fl.J1^?J 


A 


J\ 


Sf™^?J^-i^MK^  ^ 


I  ^   I 


@(^^_n_ 


-^Üir^'S^i^.ö.ßifir^S^« 


IUI    0 


1 


^     8 


5£ 


„Qu'une    offrande    royale    seit    accordee   par  Osiris,    seigneur    de   Mendes,   Khent- 
Amenti,   dieu-grand,  seigneur  d'Abydos,  et  par  Anubis  sur  sa  montagne,  l'embaumeur, 


:fli 


par  K.  Piehl.  19 

seigneur  de  la  terre  sacree,  en  matieres  diverses,  au  devot  Ab(?)  le  veridique.  II 
s'exprime  ainsi:  Que  je  vienne  en  paix  ä  ce  tombeau  pour  l'eternite  i)  que  j'ai  erige 
dans  la  montagne  occidentale  du  nome  d'Abydos,  au  lieu  d'ä  tout  jamais  2),  pres  de 
l'escalier  du  dieu  auguste,  dieu  grand,  seigneur  des  dieux,  qui  ä  reuni  les  neuf  peuples 
d'arc  et  qu'entendent  les  esprits  3)  sur  le  tertre*)  qui  presente  des  oblations,  le 
seigneur  des  suivants,  qui  multiplie  (ses)  favoris,  auquel  vient  tout  le  monde^),  Khenti- 
Amenti,  taureau  du  nome  dAbydos,  seigneur  du  commencement «),  maitre  de  la  sub- 
stance,  prince  des  dieux,  heritier  de  l'eternite,  le  „crocodilocephale"  ')  parmi  les  dieux, 
la  grande  puissance  du  ciel,  dominateur  des  vivants,  roi  des  etres  —  afin  que  je  sois 
parmi  ses  compagnons,  et  que  je»)  contemple  Anubis  a  toutes  ses  fetes,  sur  toutes 
ses  courses. 

Que  la  belle  occidentale  prononce:  „Viens  en  paix  esprit  divin,  momie  parfaite, 
puissante,  sachant  de  boucbe  parmi  les  vivants,  qui  resident  en  cbaque  place  de  Tocci- 
dent,  vers  l'endroit  oü  se  trouve  ce  dieu,  car  tu  es  venu  en  paix,  doue  d'intelligence.  — 
Oh,  mortels  sur  terre  qui  aimez  la  vie  et  ba'issez  l'etat  des  mänes,  si  vous  voulez  pro- 
sperer  sur  terre,  dites :  „des  milliers  de  pain  et  de  biere  au  devot  Ab  (?)  dans  le  temple 
de  Ra,  de  Kbenti-Menti  etc." 

Vient  maintenant  Fenumeration  de  differents  noms  de  dieux  que  nous  allons  de 
suite  passer  en  revue. 

Parmi  les  expressions  qui  m'ont  paru  particulierement  difficiles,  je  releve   celle-ci: 

<^>^^  Terti,  a  ete  rendu  par  „tout-puissant".  J'y  vois  un  nom  d'agent  en 
du  radical     Bs    „tout,  entier".     C'est  alors  une  qualification  analogue  ä  B?    ?i. 

Quant  k  la  liste  des  divinites,  terminant  le  premier  registre  de  l'inscription,  on 
peut,  je  crois,   la  diviser  en  trois  parties,  dont  la  premiere  fiuirait  par    0  "X^     ef 

(tl)  I      II  .         ,       .  /\  www  iOTH 

la  seconde  par  1  1  1  •  Apres  viendrait  un  groupe  de  desses.  Je  serais  fort  dispose 
ä   penser   que    ces    trois  seiües  de  divinites  representent  autaut  de  cycles  divins.     Pour 


^)     Probablement  faute  du  graveur,   pour    ^^  . 

^)     L'hieroglyphe  Ci  du  groupe    ^1    est  deplacee  pour  menages  l'espace. 

^)     Le  signe  < 1  est  ici  debout  d'apves  Fusage  des  inscriptions  de  cette  epoque,  oü  Fon 

peut  trouver  indififerement  wm^  et    1    <=:::=>,    ou    (j  ^    <r-=^~2   ou    ü     etc. 

*)  Pour  le  groupe  V^ -czr^.  ^  voir  mes  „Petites  notes  de  critique  et  de  pbilologie  §  1" 
(Recueil  de  Vieweg  I,  3.  pag.  134)  et  Maspero  dans  le  Journal  Asiatique  1880.  Tome  XV. 
p.  159. 

5)     Cf.  Goodwin  dans  la  Zeitschrift  1876,  p.  103. 

^)     L'expression      -^ y  ü  Hr     '       pourrait    aussi    s'interpreter    „seigneur    des   oblations"; 

c'est  que  celles-ci  sont  indiquees    par  les  inscriptions  comme   <^:=>  ^^,^      I        apparaissant    par 
devant"  un  dieu  (passim). 

')     Voir  Zeitschrift  1879  p.  148. 

8)     Cf.  LeydeV.  3  (communique  par  M.  Maspero):    0%    ^   ^  <==■•="  ö  ]l  [^^ 

^\     (  S  ;<^    ^ .      Le  groupe    1]  ®  joue    ici    presque  le   rule    de   copulative   (Voyez  cependant 
de  Rouge,  Chrestomathie  egyptienne  II.  p.  96). 

3* 


20  Inscription  de  la  XII.  dynastie, 

les  deux  premieres,  je  me  hasarde  ä  penser  — •  ce  qu'on  pourrait  trouver  peut-etre  avec 
raison  fort  risque  —  que  les  noms  qui  terminent  ces  series      Ö  z?^    ^*      ®  i    i    i 

designent  des  divinitcs  collectives  i),  donnant  pour  aiusi  dire  le  nombre  des  participants 
de  chaque  cycle.     Alors,    Q  i7^    serait   le    „dien    des   Luit".     Et    en    effet,    dans 

les   deux  autres  textes  2)  qui  m'ont  fourni  une  liste  de  divinites  pareille  ä  la  notre,  le 
dien    ö  M    est   precede    comme   ici   de    huit   noms    de    dieux.     Je  rapproche  le  dit 

eroupe  du  copte  geAine  „octoginta",  dont  je  considere  le  prototype  hieroglyphique  (qui 
Selon  moi  reste  encore  ä  trouver)   comme  pluriel    de    Ö  A^ .     Ce  dernier  mot  sig- 

nifierait   alors    „huit".     Comme    on   le    voit   probablement,   je  tire  parti  des  developpe- 
ments    ingenieux    du   regrette   M.   Goodwiu^),   bien    que  j'aie    cru    devoir   modifier   ses 

vues  sur  un  point. 

®  ^        .  .      O 

Pour   le  nom  |    |    |  qui  s'ecrit    ^      dans    le    texte   de  Dümichen,  je   propose    de  le 
III  111 

traduire  par  „dieu  des  neuf.     Je  me  dispense  de  citer  les  equivalents  coptes  du  nom- 

bre  hieroglyphique  i    i    ' ,    qui  sont  generalement  connus.     Pourtant,  il  faut  reconnaitre 

que  la  stele  C.  15  du  Louvre,  tout  comme  le  texte  de  Dümichen  donnent  10  noms  de 

dieux   comme  appartenant   ä  ce  cycle  (s'il  n'etait  pas  permis  de  voir  en  ^^^4=^^^°^=^ 

un  seul  dieu,  ce  qui  n'est  guere  admissible).     Notre  texte  donne  ici  cependant  11  noms 

(celui    de  ^  ^     en    sus  des   10  divinites,    communes  aux  3  textes).     II  est  donc 

possible   qu'on   puisse  decouvrir  quelque  jour  un  texte  analogue  ä  ceux  dont  nous  fai- 

sons  mention  et  qui  ne  renfermerait,  en  cet  endroit,  que  9  noms  de  dieux. 

Concernant  la   suite    de   deesses  qui  clot  la  liste  des  divinites,   il  est  h  remarquer 

que  le   texte   de  Turin  ofire  7  noms  de  deesses,  tandis  que  les  autres  monimients  n'en 


')  M.  Lefebure  a  enonce,  dejä  il  y  a  plusieurs  annees,  lopinion  qu'il  y  ait  eu  des 
divinites  collectives  en  Egypte.  Voir  l'excellent  ouvrage  de  ce  savant:  Les  yeux  d'Horus 
(Etudes  Egyptologiques  Vol.  III). 

2)  Voir  Dümichen,  Altägyptische  Kalenderinschriften  PL  XXXIII.  et  le  Louvre,  la  stele  15. 
Le  dernier  texte  vient  d'etre  publie  par  M.  Pierret  dans  son  remarquable  ouvrage  Recueil 
d'Inscrip tions  du  Louvre  Vol.  II,  p.  29.  Cette  pubücation  renferme  en  cet  endroit  quel- 
ques   incorrectlons    qu'il    est    peut-etre    seant    d'indiquer.      La    ligne  3    du    monument    donne: 

3^Sp!kfl^'    I.V.     Ul^^r^l'^l    etc.;  1.8  parle  de    ^P 

Jo|  „vrai  khesbet".    Les  noms  de  dieux  '^^        ^    et     -^^  Q   ü  ü  tJi    *°"*    egalement 

mal  reproduits  dans  Pierret. 

3)  Zeitschrift  1867,  p.  94  et  ibid.  1871,  p.  126.  —  M.  Brugsch  a  traite  (Zeitschrift 
1876,  p.  126)  le  meme  texte  hieratique  qui  renferme  le  groupe     ß  3    pour  lequel  M.  Good- 

A  /www    U 

win  proposait  ici  la  signification  „80".  Sans  oser  contester  formellement  le  rapprochement 
d'un  mot  semitique  avec  le  groupe  en  question,  rapprochement  qu'a  fait  M.  Brugsch  (1.  1.),  je 
crois  pourtant  que  l'existence  du  nom     x  Jjfi,  [qui    du    moins    est    apparente    au    nom    de 

p    |iiiiiiiiii^      n  A  www   Xi 

nombre     Ö  i U  ^'^   temps   de  la  XU"^  dynastie   rend  un  emprunt  semitique  moins  vraisem- 

blable.  Je  ne  connais  pas,  pour  ma  part,  de  trace  certaine  d'influence  semitique  dans  la  lan- 
gue  egyptienne  avant  l'epoque  des  Hyksos.  —  La  difference  entre  le  groupe  hieroglyphique 
9  j    et   le   copte   ujMoifit  „octo",    n'est   guere   plus    grande   que    Celle  qui  existe  entre  les 

formes  J     v  V      n    ^^     9  <-^^^    j  ^j^  #^    de  l'epoque  de  la  XIX*  dynastie,  si  l'on  prend 

cgard  ä  ce  que  les  sons  ig  et  Ä  s'echangent  en  copte. 


par  K.  Piehl.  21 

dounent  que  6.  Faiit-il  y  voir  les  7  Hathors  dont  parlent  ]es  contes  fantastiques  des 
anciens  Egyptiens?  Ou  bien  la  deesse  I  j  (1  (1  ci  jJ  qiii  termiue  renumeration,  serait- 
elle  une  divinite  collective?  Dans  ce  dernier  cas,  il  faiidrait  supposer  qii"un  malen- 
tendu  a  donne  origine  ä  la  forme  actuelle  de  ce  nom  divin.  Ou  sait  que  l'hieroglyphe 
■;^  a  la  valeur  seh;  mais  eile  a  egalement  celle  de  tiu.  Presumous  comme  type  ori- 
ginal du  mot  un  groupe  ^  (1  []  o  J)  —  qui  pourtant  n"a  pas  ete  jusquici  rencontre. 
On  serait  alors  peiit-etre  autorise  ä  y  voir  „une  deesse  de  cinq"  et  on  pourrait  etre 
en  meme  temps  tente  de  croire  qu'une  confusion  des  valeurs  diverses  du  signe  -^  au- 
rait  produit  la  forme    I    1  [|  (1  £i  JJ. 

Du  reste,  il  va  sans  dire  que  ces  hypotheses  sur  1  origine  de  plusieurs  des  noms 
divins  de  notre  monument  n'aspirent  ä  d'autre  attention,  qua  un  jugement  indulgent 
de  la  part  des  savants. 

Parmi  les  autres  noms  divins  de  la  stele  21  de  Turin,  celui  de  T^  correspond  ä 
-3o(^i)    du   texte    de    Dümichen,    et    a  j\     de   la    stele  C.  15  du  Louvre ;  le    nom 

d"Amon,  qui  dans  les  deux  autres  inscriptions  a  sa  forme  usuelle,  s  ecrit  ici    (1  (1(1. 

Les  deux  registres  qui  occupent  la  partie  inferieure  de  notre  stele  contiennent  ä 
cöte  d'une  serie  de  noms  propres  et  des  representations  de  personnages,  jjorteurs  de 
ces  noms,  la  liste  d'ofirandes  que  voici: 


^  \J  XIW 


9  Q  (       C3a        [II   ö 

ö         ö       Oi         D 


^^?A  ^  P^rSS 


if<:3 


9 
^  l'l  ^  I  I  I  I  I  V  V 

^    "  ^  n  ir  \'^  KV  iti  IT 

V  I        X        ^         I  ,        o      ö        ö         „ 

Olli 


II  II  II  S  II  II  Müll  II  II 

Les  noms  propres  des  membres  de  la  famille  de  Tancien  posesseur  de  notre  stele 

t»  ^  1  /t^    se   retrouvent   dans    le  dictionnaire  de  M.  Lieblein  -).     Pour  quelques- 

ims   de  ces  noms   le  lexicologue  a  donne  les  formes  moins  exactes.     Ainsi  faut-il  lire. 


')     Pour  les  variantes  du  nom  ^^  et  la  lecture  du  dit   groupe,    voir  Le  Page  Renouf 
la  Zeitschrift  1877,  p.  98. 
')     Dictionnaire  de  noms,  No.  204. 


22  Fragmente  griechischer  Handschriften  im  Königl.  Aegypt.  Museum  zu  Berlin, 

au  lieu  de  Ifj]^,  H ''^  '  ^  Nem-mest',  et  ^«^^  pour  ^  ^.  ^)-  Mes  notes 
renfennent,  outre  les  noms,  qua  contient  le  dictionnaire  de  noms  hieroglyphiques,  en- 
core  celui  de  ®  (1  ^.  0  ^^  §  /I\  i  ']  J  %^  ^'^^^  oncle  Ab",  et  celui  de  "^C 
y^  T  <=:3>^§\  „sa  fille  Nefertu'^.  II  y  a  enfiu  une  siiite  de  noms  —  entre  autres  celui  de 
'^^x-  "yV  „sa  nourrice  Pepou"  —  dout  les  porteurs  sembleut  avoir  occupe,  au 
Service  du  defunt,  des  fonctions  plus  ou  moins  modestes. 

Les  representations  du  bas  de  notre  monumeut  meritent  assurement  d'etre  publiees ; 
malheureusement,  nous  n'eu  avoiis  pas  les  moyens. 


Fragmente  griechischer  Handschriften  im  Königlichen 
Aegyptischen  Museum  zu  Berlin, 

von  F.  Blass. 


(Fortsetzung). 


VIII.  Pergameutstück  aus  einer  Psalmeuhandschrift,  unterer  Theil  eines  Blat- 
tes. Höhe  11  Cent.,  Breite  14^  Cent.,  Länge  einer  Zeile  insgemein  unter  13  Cent. 
Auf  der  Seite  standen  etwa  30  Zeilen;  die  Höhe  der  Columne  stellt  sich  darnach  auf 
14  Cent.  Die  kalligraphisch  sorgfältige  Schrift  zeigt  einen  mittleren  Typus  zwischen 
nr.  VI.  (Ilias)  und  VII.  (Euripides) ;  ich  schhefse  auf  das  5.  Jahrhundert,  was  auch 
Hrn.  Graux'  Ansicht  ist.  Keinerlei  Lesezeichen.  Der  Text  ist  stichisch  geschrieben. 
—  Vorderseite  Psalm  CVL  (CV.  bei  Tischendorf),  v.  38"— 45%  in  17  crrixot  =  Zei- 
len; alle  aufser  der  letzten  sind  rechts  verstümmelt.  Abweichungen  von  Tischendorf 's 
Text:  3d^  Kai  lnidv3"rj  -q  yq  h  roig  are.  40"  >^  de,  t[_6v.  43'''  spuVaTo.  ''  avröv  fehlt. 
44--'  Kvpioi  fehlt.  —  Eückseite  (stark  verwischt)  Psalm  CVIL  (CVI),  V.  2^—10%  in 
16  a-Ttxoi  =  Zeilen;  von  der  letzten  ist  nur  der  Anfang  da.  4'^  y.ciTciKriTrjpiov  mrov 
ou'x-  ö*"  sE^iXnTtBV.  Q^  Ipvaaro.  9''  kcu  ^'^xq^  Ttuvwa-av.  10"''  aal  iv  ay-iS.  (Iota  fehlt  auch 
sonst  immer)   S-avarou. 

IX.  Eeste  einer  Papyrushaudschrift  der  Psalmen  (Buchform):  Mittelstück  und 
imterer  Theil  eines  Blattes.  Breite  des  Blattes  über  19  Cent.;  Höhe  mindestens 
28  Cent.  Grofse,  aufrechtstehende,  sorgfältig  gemalte,  aber  unschöne  Buchstaben; 
siebentes  Jahrhundert?  Stichische  Schreibung,  doch  hat  fast  nie  der  o-ti'xos  in  einer 
Zeile  Platz;  sein  Anfang  durch  Ausrückung  und  grofse  Initiale  bezeichnet.  —  Hie 
und  da  Correkturen  mit  blauschwarzer  Dinte,  während  die  des  ursprünglichen  Schrei- 


^)     1.  1.  No.  99    donne  justement   une    certaine    A  x 


von  F.  Blass.  23 

bers  braun  ist.  —  Vorderseite  Frg.  I.  Psalm  XL  (XXXIX),  Y.  16  —  Ende.  Frg.  II. 
Psalm  XLI.  (XL),  1 — 4,  so  dafs  nur  sehr  wenig  am  Zusammenschlufs  der  Fragmente 
fehlt.  Lesarten:  40,  16  aia-xyvwfji[i'\vrj  cl  1.  Hand;  waxiJvriV  avrwv  cl  der  Correktor.  Auch 
nachher  noch  Correktur  in  diesem  Vers:  17  dyaXXiu(ra.vTo  y.ai  ix)(\)pdvSrr.\jav  1.  Hand; 
dyaXXiäa-^uiaav  y.al  ivtppavS^rjTwla-av  Corr.  Ps.  XLI,  3"  ötacJjuXH^ai.  •>  y.al  ju-/j  erste  Hand; 
cu  übergeschrieben  vom  Corr.  (nichts  von  d.  Z.  hinter  p/j  erhalten).  4"  ßoriSr/iai.  — 
Rückseite  ganz  unleserlich. 

X.  Reste  einer  ähnlichen  Papyrushandschrift,  gegenwärtig  als  nur  einseitig  be- 
schrieben auf  weifsem  Papier  aufgeklebt.  Es  war  aber  auch  hier  wohl  Buchform,  und 
ist  das  vorhandene  grofse  Stück  (um  von  einem  anscheinend  zugehörigen  kleinen  ab- 
zusehen) als  Rest  von  zwei  zusammenhängenden  Blättern  zu  betrachten.  Breite  des 
Stückes  über  30  Cent.,  des  Blattes  25  Cent.;  Höhe  des  Fragments  26^  Cent.  —  Ich 
lese  die  Namen  Ka'iV  und  "AßiX;  im  übrigen  fast  nichts  zu  erkennen.  Eine  Handschrift 
der  Genesis  war  es  nicht,  da  dem  "AßsX  das  Wort  avrw  voraufgeht,  was  dort  nirgends 
der  Fall. 

XI.  Reste  einer  Papyrushandschrift  der  Odyssee  (Buchform).  Breite  des  Blattes 
über  15^  Cent.;  Höhe  der  Columne  zu  berechnen  auf  23  Cent.,  unterer  Rand  5 — 7, 
oberer  3 — 4.  Grober  Papyrus ;  Schrift  ähnlich  der  der  Sapphohandschrift  (nr.  V,  achtes 
Jahi'hundert),  nur  viel  gröfser  und  gröber.  Keine  Lesezeichen.  Äufserst  unleserlich. 
—  Das  eine  der  aus  den  Resten  zu  reconstruirenden  Blätter  enthielt  auf  der  Vorder- 
seite Odyss.  XIV,  V.  15 — 49,  auf  der  Rückseite  50 — 86.  Davon  haben  wir  das  obere 
Stück  (Höhe  8^  Cent.,  V.  15 — 24,  50 — 60  mehr  oder  weniger  vollständig)  und  ferner 
das  untere  (Höhe  17  Cent.,  V.  35 — 49,  71  —  86  desgl.).  An  Lesarten,  kann  ich,  nach 
Vergleichung  mit  dem  Texte  von  La  Roche,  nur  Schreibfehler  constatiren:  37  xvjvaLg, 
80  iaS-uE.  —  Es  fehlen  dann  gänzlich  4  Blätter,  welche  die  Vs.  87 — 373  enthielten. 
Von  dem  nun  folgenden,  mit  dem  ersterwähnten  vermuthlich  zusammengehörigen  Blatte 
finden  sich  folgende  Reste :  1)  vom  oberen  Theil  der  Columne  (mit  Rand),  V.  374 — 377 
(Anfänge),  407 — 410  (Ende).  2)  ein  sich  hieran  nach  unten  zu  anschliefsendes  Stück, 
V.  378 — 381  (Anfänge);  dies  Stück  ist  gegenwärtig  als  einseitig  beschrieben  auf 
weifsem  Papier  aufgeklebt.  3)  vom  unteren  Theile  der  Columne  (mit  Rand),  ebenfalls 
auf  weifsem  Papier;  Vorderseite  — ,  Rückseite  430 — 441  (Enden).  Lesarten  sind  auch 
hier  keine  zu  bemerken  (V.  408  TETuxofjUES-a  wie  vulg.). 

XII.  Wichtig  sind  zwei  Fragmente  einer  anderen  Papyrushandschrift  (desgl. 
Buchform),  welche  einen  historischen  Text  enthielt,  nach  Bergk's  Ermittelung 
Aristoteles  nepl  7roXLTsaai'A3-rjvaiu:v.  Die  elegante  und  flüssige  Schrift  (Art  Majuskel- 
cnrsive)  weist  auf  eine  sehr  viel  frühere  Zeit;  eine  sichere  Zeitbestimmung  vermag 
auch  Hr.  Graux  nicht  zu  geben.  —  Ich  habe  diese  Fragmeute  im  Hermes  XV  (1880) 
S.  366  fi:  veröffentlicht. 

XIII.  Papyrusbruchstück  auf  weifsem  Papier  aufgeklebt,  8^  Cent.,  hoch,  6  Cent, 
breit.  Grofse,  aufrechtstehende  Schrift;  die  runden  Buchstaben  sehr  schmal,  das  i^ 
aber  sehr  viel  breiter  als  in  nr.  IX.  X.  Das  C  nähert  sich  durch  eine  Art  von  Schleife 
unserm  e;  bei  N  ist  statt  des  zweiten  Winkels  eine  Rundung,  der  erste  ist  sehr  sjjitz. 
P  hat  die  Schleife  nach  unten  offen,  bei  H  geht  die  zveite  Senkrechte  nicht  über  den 
Schneidepunkt  nach  oben   hinaus.     Die   keulenförmigen  Enden  der  Haarstriche  treten 


24  Fragmente  griech.  Handschriften  etc.,  von  F.  Blass.  —  Erschienene  Schriften. 

nicht  sehr  hervor;  zlemhch  viel  Verbindung  zwischen  den  Buchstaben.   —  Tragiker? 
Z.  1 :  vra  .  .  d\  2.  .  .  fr.  Raum  |   3.  avT£x°'^  fr.  Raum  |   4.  fxjv^t.ava.Xyrily  \   5.  äia  fr.  Raum  | 

6.   vanXrja-Tov   \    7.  Trvocryzvi  fr.  Raum  |   8 mv  fr.  Raum  |   9.   .  ajusEX[t?   }    10.  vo. 

Kiel,  im  Januar  1881. 


Erschienene  Schriften. 

Dr.  Henry  Brugsch-Bey,  A  Historj'  of  Egypt  under  the  Pharaohs  derived  entirely  from  the  monuments 
to  which  is  added  a  discourse  on  the  Exodus  of  the  Israelites.  Translated  and  edited  from  the  German  by 
Philip  Smith,  B.  A.,  author  of  „The  students  ancient  history  of  the  East."  Second  edition,  with 
a  new  preface,  additions  and  original  notes  by  the  author.  2  voll.     London,  John  Murray,   1881. 

Revue  Egyp tologique,  publ.  par  MM.  Brugsch,  Chabas,  Revillout,  1"^  aunee  1880.  No.  IV, 
avec  16  pp.  autogr.  Sommaire:  Second  extrait  de  la  chronique  demotique  de  Paris,  les  propheties  patrio- 
tiques.  —  Entretiens  philosophiques  dune  chatte  ethiopienne  et  dun  petit  chacal  Koufi.  —  Le  reclus  du 
Serapeum,  sa  bibliotheque  et  ses  occupations  mystiques.  —  Les  arts  egyptiens.  —  Donnees  geographiques 
et  topographiques  sur  Thebes.  —  Le  serment  decisoire  chez  les  Egyptiens.  —  Notes  historiques  sur  les 
Ptolemees.  • —  Eeeits  de  Dioscore ,  exile  a  Gangres,  sur  le  concile  de  Chalcedoine.  —  Notice  necrologique 
sur  M.  de   Saulcy  (Oppert).   —   Correspondance   (Krall).   —   Revue  bibliographique. 

Revue  egyp  tologique,  2''''  annee,  No.  L  1881.  Sommaire:  Second  extrait  de  la  chronique  demotique 
de  Paris,  les  propheties  patriotiques  (suite).  —  Un  fragment  de  la  legende  osiriaque.  —  Le  serment  deci- 
soire chez  les  Egyptiens  (suite).  —  Les  affres  de  la  mort  chez  les  Egyptiens.  —  Reeits  de  Dioscore  (suite).  — 
Les  sarcophages  D  5  et  7  du  Louvre.  —  Un  contrat  de  mariage  de  l'an  4  de  Psametique  II.  —  Une  vente 
de  maison  de  l'an  12  de  Darius  I.  —  Acte  de  fondatroii  dune  chapelle  a  Hor-merti  dans  la  ville  de  Phar- 
baetus,  en  l'an  52  de  Psametique  I.  —  Acte  de  fondation  d'une  chapelle  a  Bast  dans  la  ville  de  Boubastis 
l'an  32  du  roi  Amasis.  —  Correspondance  H.  Brugsch-Pacha.  —  Necrologie  et  uouvelles.  —  Revue  biblio- 
graphique. — 

Ed.  Naville,  Les  quatre  steles  orientees  du  Musee  de  Marseille.     Lyon,  Pitrat  aine.  1880.     4.     23  pp.  4  pl. 

Ed.  Naville,  Un  ostraoon  egyptien  Paris.  Lerous.  1881.  4.  14  pp.  2  pl.  (extr.  des  Annales  du  musee 
Guimet). 

Congres  provincial  des  orientalistes  franfais.  Egyptologie.  Compte  rendu  de  la  premiere  Session, 
Saint-Etienne.  1875.  tome  11"^  Paris,  Maisonneuve.  1878.  8.  604  pp.  9  pl.  —  Notice  sur  Chabas,  par 
Textor  de  Ravisi.  —  Chabas,  Les  Libations  chez  les  anciens  Egyptiens.  —  La  grande  edition  du  Livre 
des  Morts.  —  W.  Golenischeff,  sur  un  ancien  chapitre  du  Livre  des  Morts.  —  Lieblein,  Les  anciens  Egyp- 
tiens, connaissaient-ils  le  mouvement  de  la  terre.  —  Wiedemann,  Une  stele  du  Mus.  eg.  de  Florence  et 
limmortalite  de  l'äme.  —  Textor  de  Ravisi,  L'äme  et  le  corps  d' apres  la  theogonie  egyptienne.  —  Erman, 
La  poesie  eg.  et  l'hymne  au  char  du  roi.  —  Textor  de  Ravisi,  Etudes  sur  les  chars  de  guerre  egyptiens.  — 
Textor  de  Ravisi,  Recherches  et  conjectures  sur  la  poesie  pharaonique.  — • 

J.  Krall,  Demotische  und  Assyrische  Contrakte.     Wien,   1881.     8.     22  S. 

Em.  Sc  hiaparelli,  II  libro  dei  Funerali  degli  antichi  Egiziani,  ricavato  da  monumenti  inediti.  Tavole.  I. 
Sarcofago  dello  scriba  Butehaamon  tav.  I— XVIIL  1881.  —  IL  II  Papiro  della  Hathor  Sais.  tav.  XIX— XLIX. 
1880.  —  III.  Testo  monumentale  di  Seti  I.  tav.  L — LXX.     Torino,  Loescher.     Parigi,  Leroux.   1881.  fol. 

Paul  Haupt,  Akkadische  und  Sumerische  Keilschrifttexte,  nach  den  Origin.  im  Britt.  Mus.  copirt.  (Assy- 
riologische  Bibliothek,  herausg.  von  Fr.  Delitzsch  und  P.  Haupt.  I.)  Leipzig,  Hinrichs.  1881.  4.  132  SS. 
Erste  Lief.  Einleitende  Zusammenstellungen.     Zweite  Lief.  Akkadische  Texte.     Dritte  Lief.  Sumerische  Texte. 

Fritz  Hommel,  Abrifs  der  Babylonischen,  Assyrischen  und  Israelitischen  Geschichte  von  den  ältesten  Zeiten 
bis  zur  Zerstörung  Babels  in  Tabellenform.     Leipzig,  Hinrichs.  1880.     4.     20  SS. 


Leipzig,  J.  0.  Hinrichs'sche  Buchhandluug.   —    Verautwortl.  Redacteur   Dr.  R.  Lepsius.   Berlin,  Bcndlerstr.  IS.  (W.) 
Buchdruckerei  der  Königl.  Akademie  der  Wissenscllafteu  iu  Berlin  (G.  Vogt). 


25 


Zeitschrift 


für 


Ägyptische  Sprache  und  Alterthumskimde 

herausgegeben 

von  E.  Lepsius 
unter  Mitwirkung  der  Hrn.  Brugsch,   Erman  und  Stern. 

Neunzelmter  Jahrgang.  1881.     Zweites  und  Drittes  Heft. 


Inhalt: 
Über  den  Lautwerth  des  Zeichens    ^^  jr,   von   H.  Brugsch.  —  Altägyptische  Studien, 
von  A.  Erman.  —  Bemerkenswerthes  Neues,  welches  sich  aus  dem  Studium  der  Gemming'schen 
Sammlung   (im  japanischen   Palais    zu   Dresden)   ergiebt,   von  G.  Ebers.  ■ —    Fragmente  eines 
griechisch-ägyptischen  Epos,  von  L.  Stern.  (Mit  3  Tafeln).  —  Erschienene  Schriften. 

Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  "^  jr, 

von  H.  Brno; seh. 


Obgleich  ich  bereits  in  meinem  Geographischen  AYörterbuche  (S.  11 60)  durch 
einzelne  schlagende  Beispiele  den  Beweis  geliefert  zu  haben  glaube,  dafs  dem  Zeichen 
"^  die  ursprüngliche  Aussprache  ^r  inne  wohne,  so  nehme  ich  mir  dennoch  die  Frei- 
heit in  der  nachstehenden  Abhandlung  die  vollständigen  Beweise  vorzulegen,  welche 
jedem  Unbefangenen  auch  die  letzten  Zweifel  über  den  vorgeschlagenen  Lautwerth 
desselben  benehmen  werden. 

Zunächst  schicke  ich  die  Bemerkung  vorauf,  dafs  unter  der  Voraussetzung  des 
von  mancher  Seite  angenommenen  Lautwerthes  ja  für  das  in  Rede  stehende  Zeichen 
sich  eine  aufiallende  Schwierigkeit  erhebt.  Die  mit  Hülfe  desselben  geschriebenen 
"Wortgruppen  widerstehen  nämlich  hartnäckig  jeder  Erklärung  durch  entsprechende 
Wörter  des  koptischen  Lexikons.  Denn  die  bisher  vorgeschlagenen  Yergleichuno-en, 
wie  ich  weiter  unten  zu  zeigen  Veranlassung  finden  werde,  sind  bei  näherer  L^nter- 
suchung  durchaus  nicht  stichhaltig  und  erweisen  sich  als  Irrthümer,  die  für  die  richtio-e 
Texterklärung  nur  schädliche  Folgen  nach  sich  tragen.  Nach  meiner  Auffassung  in- 
härirt  dem  mit  dem  Anlaut  j  beginnenden  Zeichen  ^j]  ein  <:=>  r,  das  in  einzelnen 
Fällen  zu  mwa  n  abgeschwächt  ist,  so  dafs  wir  genöthigt  sind  die  Verbindung  -^^i 
nicht  ^a    zu   umschreiben,    sondern    in  ^v«,    j{^la  aufzulösen. 

Die  am  häufigsten  in  den  Texten  auftretende  Gruppe  '^^'^,  ^^  (cf.  mein  Lexi- 
kon   S.  1041)    zur   Bezeichnung    des    menschlichen  Leichnams     p'a-f,    xla~t  führt 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  J.ihrg.  ISSl.  4 


26  Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  j^-r,  [IL  und  III.  Heft 


uns  zunäclist  auf  die  Stammbedeutung  einer  ganzen  Wörterklasse,  die  sich  im 
Koptischen  treu  bewahrt  hat  in  den  Ableitungen  j^oAi,  -^  M.  ^oAe,  T.  tinea  und  putredo 
bedeutend,  woher  eA  g^a-Ai  B.  putrescere,  corrumpi,  ep  g^oAi  rodi  a  tinea  —  putrescere, 
corrumpi,  oi  n  g^oAi  M.  putridum  esse,  oooAe,  t  T.  tinea-aerugo;  ooesAe,  ooeipe,  g^oipe, 
ga.ipe,  T  T. ,  owipi,  ^topi  (oÄ-n)  M.  stercus,  fimus,  excrementa.  Die  Urbedeutung  des 
Stammes  jr«  geht  aus  dieser  Zusammenstellung,  deren  einzelne  Bestandtheile  in  ihrer 
besonderen  Anwendung  weiter  iinten  näher  erörtert  werden  sollen,  auf  das  unzwei- 
deutigste hervor:  „durchlöchert,  durchbohrt  und  dadurch  aufgerieben  werden", 
also  aus  einem  guten  Zustande  in  einen  schlechten  verwandelt  werden,  daher  z.  B.  von 
lebenden  "Wesen  gesagt  „verwesen",  von  Pflanzen  „verfaulen",  aber  auch  das,  was  von 
denselben  abgerieben  wird  (wie  z.  B.  die  Ausschwitzungen  am  Balsambaum),  von  Me- 
tallen „verrosten"'  (cf.  kopt.  ^ooAe  aerugo).  Damit  stimmen  vollständig  überein  die 
Bedeutungen  der  verwandten  semitischen  Wurzeln  h^r,  reiben,  gerieben,  abgerieben  sein, 
N^fi  reiben,  aufreiben,  aufgerieben  sein,  r;!-  reiben,  gerieben  sein,  ^yr,  reiben,  auf- 
lösen, abreiben,  J.=»  auflösen.  Die  besondere  Anwendung  dieser  Grundbedeutung 
zeigt    sich    im    Altägyptischen    in  folgenden  Fällen: 

1)  -^^     .     'S*))  ,    xra-t,   X^a-t    „das    was    aufgelöst   ist   und   in  Verwesung   über- 
geht", daher  der  Leichnam. 

2)  ^^vs        rrau,    rhu,  koptisch  oooAe,  t,  T.   aerugo.      So  erscheint  in  dem  me- 
dicinischen  Papyrus    von    Berlin   unter   den    Mitteln    gegen  Krankheiten    auch    ^  ^^^ 

°  rlau  nu  romt  d.  i.  Grünspan,  Rost  vom  Kupfer.     Es  entspricht  demselben  baar- 

III  I    1] 

scharf  das  ebr.  "x?"  „Rost".  Im  medicinischen  Papyrus  von  Leipzig  zeigt  sich  die- 
selbe Verbindung  in  der  Gestalt:    ^  "^  '^  °      j/at<  nu    romt  (cf.  80,  6.  10  — 

105,4),  wobei  die   Schreibung    "^  "^  ., d,     an  Stelle  der  späteren     'jl'^^_=7], 

oder    ^^  "vX"  ^    an  die  eigentliche  Verbalform  der  Wurzel  nämlich: 

3)  -^^  ^^ n    xla-,        j)  "k^^^ ^   i^«"?    ("^f-  ebr.   N^r;    „reiben,    aufreiben")    erinnert, 

welche  Hr.  Dr.  Stern  in  dem  Glossar  zum  Leipziger  Papyrus  irrig  durch  „colhgere, 
miscere"  erklärt  hat.  Ich  habe  oben  darauf  hingewiesen,  dafs  die  Grundbedeutung 
der  Wurzel  „reiben,  zerreiben,  auflösen"  ist.  Damit  stimmen  die  Beispiele  vollkom- 
men überein.     In  dem  medinischen  Papyrus  von  Berlin  (6,  10)  ist  die  Rede  von 


X  ^  m-i^  *i^^  r 


ab  n  henen  jlau  hir  haq-t 

Hörn  I     vom     |       Hirsch       |     zerrieben     |   auf    |      Bier. 

(aufgelöst         in) 

Ähnlich    heifst    es  z.  B.  in  dem  Leipziger  Papyrus    von  einem  unbekannten  Stoffe 

all  ffifTI^'*'"' "'■'"'' 

amau  hir      kmii-t  (KeoiroT  är  vi  äuss 

cera  cruda) 
,zu  vermischen     \     mit     |       Wachs        i   zu  machen  ]     zu     |     einem  Brei  (ooTgi),  | 


^%^ 


I  H  ^  ^111 

rfa^  bi''  artet 

zu  zerreiben    1     auf     1  Milch." 


1881] 


von  H.  Bruffsch. 


27 


In  einer  Liste  von  Weihrauchsorten,  welche  Hr.  Prof.  Dümichen  im  4.  Bande  des 
Eecueil  Taf.  86fll.  veröffentlicht  hat,  findet  sich  "^^»-,^7  in  derselben  Bedeutung  von 
„reiben,  abreiben,  zerreiben,  abschaben"  vor.  Von  dem  Producte  eines  Balsam -Baumes 
wird  gesagt  (1.  1.  IV,  87.  20): 


Jiät-f 
seine  Aufsenseite 
(nach  vorn  hin) 


kam 
ist  schwarz. 


hir-äb-f 
das  was  in  seiner 
Mitte  I 


mqkll 
ist  bläulich 


pehu-f 
seine  Hinterseite  [ 


1  O 

hat 

ist  weifs, 


ar 
wenn 


es  zerrieben  wird 


^^ 


"ßl 


rss5^ 


tesr-f 
so  wird  es  roth 


o  o  o 

7yiq  cmnu  nub 

wie  I  die  Farbe  |  des  Goldes. 
Aus   dem   letzten  vorgelegten  Beispiel  erklärt  sich  zugleich  die  in  den  Ptolemäer- 
Texten  so  häufige  Gruppe    *]]     „      x^'^'>^h   abgeschwächt     T     „     •  <>      i  aeM',  rui, 

Jt  w  III  ^^^  ^^•'  Lexikon  1025),  die  sich  auf  die  abgeriebeneu  Körner  der  Balsam- 
bäume bezieht,  deutlich  erhaltenen  in  der  koptischen  Verbalgestalt  ocoioAe  evellere,  de- 
metere,  colligere.     Cf.   Dümichens  Tempelinschriften  I,  75 : 

®  (^ 

dem  Boden 


Xbs-t 
„der  Schaber 


Xbs 
schabt 


I 

Zur 
auf 


\> 


V 


pun 
dem  Lande  Pun 


jlqui 
die  Körner 


ö 
I 

nu 
des 


to-nuter 
heiligen  Landes-" 


abschabend 

Aus    der  Bedeutung    „verfaulen,   verwesen"   der  Wurzel  ^  r,  ^7  geht  ferner  die  fol- 
gende mit  aller  nur  wünschenswerthen  Klarheit  hervor: 

4)  -^jl  yl^«-*j  X'>''^-t^  kopt.  ooeAe,  ooeipe,  ^oipe,  oÄ.ipe,  t  T.  —  oi^P'»  ^wipi  M. 
stercus,  timus,  —  excrementa  (cf.  ebr.  f<"ifl,  arab.  (_5  .=>  „seine  Nothdurft  verrichten"). 
Ein  sehr  klares  Beispiel  dafür  bietet  der  medicinische  Papyrus  von  Leipzig  (8,  13fll.): 
■fk  9  "fk     J  s  o— =>  r-'='^  /  <?  <c^  '^  I  a 


ket 
„Anderes  (Mittel) 


^     I 
dem  Leibe 


nt 
von 


säm 
zu  ffeniefseu 


zu  erleichtern      | 


Xet 
den  Leib, 


fer 
zu  treiben 


jla-t 
den  Unrath 


Jemand : 

:  haq-t 

i     I     Bier 


pir 
Früchte 


bis 


■^k-^i        \\ 


tokem 
des  Olivenbaumes 


7\ 

TP' 
ausgeleert  ist 


efsbaren  (d.  i.  zur  Speise 
dienenden) 


7itet-nibt 
alles  das  was  ist 


Xet-f 
seinem  Bauche." 


28  Über  den  Lautweith  des  Zeichens  jr^  [IT.  und  III.  Heft 

Hier  kann  von  keiner  besonderen  Bauchkrankheit  die  Rede  sein,  sondern  es  handelt 
sich  einfach  um  den  Unrath,  der  durch  eine  Purganz  einfachster  Art  zu  beseitigen  ist. 
In  dem  Glossar  zu  der  Ebers'schen  Publication  S.  63  hat  nämlich  Hr.  Dr.  Stern 
diesem  Worte  die  Bedeutung  des  lat.  „morbus  ventris"  untergelegt  und  dasselbe  mit 
0  1  "^v  Pap.  Prisse  10,2  verglichen.  Beide  Wörter  sind  aber  grundverschieden 
von  einander.  ■  Letzteres  ist  abzuleiten  von  der  Wurzel  ^a,  wie  in  T  Vi^  %  "^^^  X^i 
kopt.  ^*>e  (in  eT  ep^a.e)  indigus,  indigens  (cf.  Pap.  Ebers  1,  18),  und  bedeutet  die 
„Abnahme  der  Kräfte,  die  SchvFäche".  Es  stellt  in  dieser  Gestalt  den  Singular  der 
viel  häufigeren  Pluralform:  T'^.lJÖ  "'^  1  "^  f]  f|  X^^'^'^i  yl"'  (^^-  Zeitschrift 
1871,  p.  G"2.  —  1875,  p.  76)  dar.  Dal's  die  Bedeutung  „morbus  ventris"  nicht  zu- 
trifft, beweist  grade  das  angezogene  Beispiel  vom  Pap.  Prisse,  das  folgendermafsen 
aufzufassen  ist: 


ra-t  pu  smer-t  nt  boßetu  (boßu) 


nen 


Die  Schwäche     |  ist  das  |   der  Krankheit  |     der     |  Kolik  |     nicht 


^^ 


jeper  n  öq 


ani-s 


die  Möglichkeit  1     des     ]     Gehens     |     mit  ihr". 

Das  ägyptische  Wort  1  s^=>  ^  H^jyi.  boßu  steht  im  Zusammenhang  mit  dem  kopti- 
schen iii's.i,  ni,  confractio,  contorsio,  tortura,  und  bezeichnet  hier  das  sich -Winden  vor 
Schmerzen  im  Leibe,  die  Bauchkolik. 

Eine  Beschreibung  dieses  Leidens  befindet  sich  im  Papyrus  Ebers  41,  lifl.  wobei 
die  Schlufsstelle  lautet: 

äu  X^^'f  hiiHS  r  ta  äu  äh-f 

ist     I     sein  Bauch     |        beengt         |     für     |     Speise,     ]     ist     |     sein  Magen  (?)     | 


AAAAAA 


Pl^  k      ^^       J=^^^ 


e 


tnns-f  m  äq-f  hoBu  pu 

sich  schwer  fühlend  |     bei     ]   seinem  Gehen,  |        die  Kolik       |  ist  das". 

Aus  der  Bedeutung  stercus,  fimus,  escrementum,  von  ^Tl  entwickelte  sich  aufserdem 
die  folgende : 

5)  'pO,  ^=^  (mit  dem  Deutbilde  eines  Feindes  dahinter),  welche  in  ziemlich 
derber  Ausdrucksweise  den  Zustand  geschlagener  Feinde,  ihre  Niederlage,  bezeichnet. 
Ich  will  es  bei  einem  Beispiel  (aus  Lepsius  Denkmälern  III,  130)  bewenden  lassen: 

är-n-hon-f  jla-t        -         ä-t  eni-ämsen 

es  machte  Se  Majestät     |     einen  grofsen  Dreckhaufen     |  aus  ihnen." 

*  In  anderen  Texten  wird  dafür  das  feinere  T^^^^  ^^a*  (s.  mein  Lexikon  Bd.  HI. 
S.  1027)  angewendet,  welches  im  Zusammenhang  mit  der  Wurzel  T  M  (1  "''=5>~- ^af  steht 
und  nichts  mit  dem  eben  erwähnten  ^ra-i,  ^'/a-i  zu  schaffen  hat. 


1881.] 


von  H.  Brugsch. 


29 


Die  zweite  Klasse  von  Ableitungen  des  einfachen  Stammes  Ji'a,  jla,  der  von  der 
Verbalform  •^^  S^ /]  ausgeht  (s.  oben  ad  3),  betrifft  den  Sinn  von  „durchbohrt,  durch- 
löchert" sein,  welcher  sich  an  dieselbe  Wurzel  knüpft,  eine  Bedeutung  welcher  im 
Koptischen  gegenüberstehen  die  folgenden  Ableitungen :  5C°^  M.  foramen,  specus,  Ae\- 
^cA  transfigere,    oi  n  x°^!XL°'^  foraminibus  pertusum  esse,    das  ebr.  ~t'~  „Loch,  Höhle, 


arab.    ,=>   Loch,    jj-=*   Ausflufs   (eines  Flusses),    Meerbusen,  tiefes  Thal. 


Berghöhle 
Daher  : 

6)      ^,     '^^Dnm,    x^'?-^  (s-  Lexikon  Bd.  III.  p.  1041),  „die  Höhle«  der  Stein- 
brüche.    So  in  Silsilis  auf  der  Steininschrift  Sasanq's  I. : 

<S>-  ^  v/  <=^ 

/.VW«  <.=^                   X    D                         ^C« 

är-n  nef                   äp                       A''?-^                                           ^'« 

„es  wurde  gemacht  |  für  ihn  |   die  Öffnung  j   einer  Höhle  (Steinbruches)   |     in 


maui 
Neuheit 


7) 


zum 


U 


kg-  t 
eines  Baues"  etc. 


„Minen,  Bergwerke".     So  z.  13.  in 
O     I 


munil 


Xrau,   jrau-t   „die  Höhlen"    von  Metallen,    die 


tJ: 


TJ' 


^ 


ab  -  n 
es  wünschte 


o  o  o 


äh-f 
sein  Herz 


ma 
zu  besichtigen 


j(va  u-t 
die  Minen 


annu 
man  zieht  heraus 


asem 
das  Asem -Metall 


I  I  I 

äm-sen 
aus  ihnen"      (s.  mein  Lexikon  Bd.  III,  S.  1041). 

Desgleichen    werden    in    dem    grofsen   Papyrus   Harris  No.  I  (78,  2)    Kujoferminen 
erwähnt  in  folgendem  Zusammenhange: 


Ml     vm'iM^A' 


utui-ä 
-ich  habe  entsendet 


"1 


na 
den 


Xnm 
Minen 


nat-äputi 
meine  Boten 

D  Q    o 

I  I    III 

Xomt 
I  von  Kupfer 


nach 


^^•v^ 


set 
dem  Lande 


öBäka 
Athaka       1 


äal 
den  ausgedehnten 


^  W 

nti 

welche 


ilCTl 

se-t 

,Stätte 


ten 
dieser." 


zr^aü  I 


<S\    I 


n 


Xra,    X')'"'-fi    —    jr«w-j;-a<«<<    „die    Seichten,    tlntiefen",    fast    imme'r    nur   in  der  fol- 
genden Verbindung: 


30  Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  rr,  [II.  und  III.  Heft 


c^a 


(s.  mein  Dict.  Geogr.  95.  620),  e^  ^  ^  |  /  '^'^-  ^^  ^o^ge  Ii^sc.  hier.  d'Edfou,  pl.  27 
No.  XVI.)  j(ra-t-nu-äfk,  j^j-a^Mi  n  äfku,  jrgt-äth,  jq-uu  äth  „die  Untiefen  voa 
(N)atho",  ebr.  mit  dem  Artikel:  nin-rn  in  dem  ägyptischen  Ortsnamen  niTn-ns  „Mün- 
dung (oder  Stadt,  cf.  ägyptisch  .  .  n  [1  (1  ®  pe,  pi)^)  der  Seichten  von  Natho". 
Wie  ich  oben  bereits  augeführt  habe,  erscheint  der  Stamm  jla,  jra  in  dieser  Bedeu- 
tung wieder  in  dem  arab.   .jj>  „Ausflufs  (eines  Fkisses),  Meerbusen,  tiefes  Thal".    Die 

"jl  _;i>'a-t  der  ägyptischen  Texte  bezeichnen  die  zu  Seen  ausgetretenen  Flufsmün- 
dungen  des  Niles,  besonders  auf  der  östlichen  Seite  des  Delta.  Über  Einzelheiten 
verweise  ich  auf  die  betreffenden  Artikel  meines  geographischen  Wörterbuches. 

9)  Die  reduplicirte  Gestalt  desselben  Stammes  erscheint  wieder  in  drei  geogra- 
phischen Namen,  welche  sich  in  den  Nomen- Listen  Aegyptens  als  Ortsbezeichnungea 
vorfinden.     Die  Schreibung  davon  ist:     <cSjl  •■ — r ,     bisweilen    auch     V»    \^»    t — r  (s. 

mein  Dict.  geogr.  SS.  630.  621),  kopt.  erhalten  in  der  Verbindung  oinx°^Xo^  per- 
foratum  esse  und  in  ;6cA^u)A,  transfigere,  ^oAsSeA  transfixio ,  also  die  Bedeutung  in 
geographischem  Sinne  die  von:  „durchbohrtes,  durchhöhltes ,  durchwühltes  Terrain" 
(cf.  als  Analogen  ebr.  I^"",  Hauran,  Höhlenland).  Diese  Bezeichnung  führte  das 
Hinterland  des  17.  (Cynopolites)  imd  20.  (Heracleopolites)  Nomos  Oberägyptens,  aber 
auch  der  Canal  des  2.  unterägyptischen  Nomos  oder  des  Letopolites. 

10)  Zum  Schlüsse  dieser  Wortreihe  werfe  ich  noch  einen  Blick  auf  die  in  den 
Inschriften  aus  den  Zeiten  der  12.  und  13.  Dynastie  nicht  seltene  Gruppe  ^^ 
'^  ^  •  deren  volle  Lesung^rai--<,  ^lal-t  gewesen  sein  mufste.  Die  unbestreitbaren  Varian- 
ten aus  derselben  Epoche  T  (k\  ^sv. -f ) ,  T  ^\  ^  Ä'^^''^  (^*  ^6  Louvre, 
Grabkapelle  des  Tef-äb  im  Stahl  Antar  zu  Ossiut)  beweisen,  dafs  bereits  in  sehr  frü- 
hen Zeiten  das  auslautende  r  des  Silbenzeichens  ^j|  abgefallen  war.  Die  koptische 
Nachfolge  X^P*-/  'i/  („Wittwe")  drückte  den  ^-Laut  der  älteren  Sprache  durch  das 
griechische  x  aus.  Der  volleren  Schreibung  }^rar-t  scheint  mir  im  Koptischen  das  bis- 
her einsam  dastehende  sSeAAo  M.  oAAo  T.  senex,  sSeAAo  M.  ^eAAu)  T.  anus  vetula, 
plur.  ^eAAoi,  ^AAoi  senes  zu  entsprechen.  Die  Grundbedeutung  des  Wortes  ist  ver- 
steckt erhalten  in  der  oben  ad  3.  besprochenen  Wurzel  '^j^^^ l\  j^ra  „reiben,  zer- 
reiben, auflösen"  mit  Bezug  auf  den  Zustand  der  Wittwenschaft  und  des  Alters  ge- 
sagt. Oder  sollte  als  „Alte"  par  excellence  die  Wittwe  zunächst  aufgefafst  worden 
sein?     Leicht  möglich. 

Bedürfte  es  noch  weiterer  Beweise,  um  mit  Hülfe  des  Koptischen  und  der  ver- 
wandten Semitischen  Sprachen  die  syllabarische  Natur  des  Zeichens  *^  darzuthun, 
so  werden  diese  durch  die  erweiterten  Formen  des  Stammes^»',  j^ra  in  der  über- 
zeugendsten Weise  geliefert.  Ich  lasse  in  lexikalischer  Anordnung  die  einzelnen  Grup- 
pen, welche  mir  als  Zeugnisse  dafür  dienen,  nachstehend  folgen: 


^)     Cf.  in  Bezug  auf  das  ebr.  ■<£  als  Umschreibung  des  ägyptischen  Cp  pi  die  biblischen 
Namen  r-=--E,  ägypt.  J     I       jn- leset,  zrs,  ägypt.  spirn:    |   Pi-tom. 


1881.]  von  H.  Brugseh.  3]^ 

11)  ^IjJ  >>^  ^^^-  jj  J  S  ^»'aö,  J'-ö  mit  der  Grundbedeutung:  „gebogen,  ge- 
krümmt sein,  gewunden  sein",  koptisch  erhalten  in  x*-?«^  incurvatum  und  depressum 
humiliatum  esse.  In  einer  abgeschwächten  Form,  durch  Abfall  des  dem  Silbenzeichen 
^Tl  inhärirenden  <:ir>  r,  zeigt  sich  derselbe  Stamm  in  T  j  jgb  (s.  Lex.  III, 
1030)  für  das  ich  vergeblich  im  Koptischen  nach  einem  Vertreter  gesucht  habe.  Von 
dieser  Wurzel  jrab  sind  abgeleitet  die  folgenden  Wörter  (12 — 14): 

12)  \1  J  ^  I -^  I '  i'"?^'''  abgeschwächt  ®  J  ^  jab  (s.  Lex.  III,  1042),  eigent- 
lich „das  Gebogene,  Gekrümmte",  daher  „die  Sichel",  koptisch  noch  XP"^'/  M.  "t  falx, 
wohl  verwandt  mit  Kopfei,  M.  ^  scalprum,  culter. 

13)  il  J  ^  ^''?^  O-^-^  Bezeichnung  des  gewundenen  Ornamentes  au  der  Krone 
Unterägyptens    >/  • 

14)  ^J^^  0-1-)  X'"?^'  ^'^g^^c^^ächt:  J"^  J^^^  ®J^^  (Lex.  1030)  ^«6, 
koptisch  auf  das  deutlichste  erhalten  in  XP°^  M.  Kpoq  T.  Kpd.q  B.  dolus,  insidiae 
eigenthch  das  Krumme  und  Schiefe  im  moralischen  Sinne.  Die  Beziehung  dieses 
Wortes  auf  das  koptische  uj^/  &^^,  öoq,  mutare  ist  imstatthaft,  da  letzterem  im  Hiero- 
glyphischen I  \\  I  jl    sb  gegenübersteht. 

15)  '^^^,       "^^^  irab    (s.  Zeitschr.   1879  S.  19.      Dict.  Geog.  513)  Var. 
jrab,  kopt.  x^P«^  M.  op&  T.  figura,  ein  verhältnifsmäfsig  spät  gebildetes  Wort, 

das  sich  im  Demotischen  als  \^-+/j:}  X'''^  darstellt  und  durch  eine  Umwandlung 
aus  dem  älteren  ^  1!  jj)r  mit  gleicher  Bedeutung  hervorgegangen  ist.  In  den 
ptolemäischen  Texten  ist  nicht  selten  die  Formel  <2>-        ;  tb^  ^        -<Si^  ^ 

är  jrb  m  „machen  die  Gestalt  von  ..."  d.  h.  „annehmen  die  Gestalt  von,  sich  ver- 
wandeln in",  wie  z.  B.  in: 

är-n  Set  jrb  m  jb  t-Jr 

„es  nahm  an  |     Set       \     die  Gestalt     |     von     ]     einem  Nilpferde     |         rothen" 
Dagegen  vom  Horus  gesagt: 

X^^i-t  ni  hiin 

„er  verwandelte  sich  ]     in     ]    einen  Jüngling"     (cf  Naville,    Mythe  dLIorus  PI.  XXII. 
(er  ward  zu)  Col.  32.   42.) 

Ich  halte  wie  bemerkt  dafür,  dafs  die  angeführte  Grappe  verwandschaftlich  nicht  mit 
der  Wurzel  p-q,  ^\  in  Verbindung  steht,  sondern  dafs  der  Fisch  in  diesem  Falle 
eine  einfache  Lautvariante  von  T  oder  ®  darstellt.  Von  Wichtigkeit  ist  ihr  Vorhan- 
densein indefs  durch  die  nachweisbare  koptische  Nachfolge  x^P^^/  £P^-  Dafs  man  in 
der  ptolemäischen  Epoche,  wie  dies  bis  zum  gewöhnhchsten  Calembour  hin  häufig  der 
Fall  war,  etymologische  Spielerei  auch  mit  diesem  Worte  getrieben  habe,  läfst  sich 
vielleicht  nicht  von  der  Hand  weisen,  da  der  Name  des  Nilpferdes,  des  „gekrümmten 
Thieres,  des  Krummbuckels",  7  J  <Q  jaö  (var.  ®  J  S'  <^  J?^  cf  Lex.  1030  und 
zu  vergl.  oben  die  Bemerkung  ad  12)  mit  diesem  Worte  X''^  verbunden  erscheint. 
Ahnliche  Vorstellungen  dürften  den  ägyptischen  Schreibern  bei  der  seltsamen  graphi- 
schen Ausdrucksweise:    "^    Pl^    ^     oder    C^P*    1?*«"  (^^-a^««)  statt   des  ge- 


32  Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  rr,  [II.  und  III.  Heft 

wohnlichen  T^K\  '*  A'"^*  (ß-  Lex.  1031)  vorgeschwebt  haben,  indem  er  sich  die 
Sternbilder  als  „die  niedersteigenden"  (cf.  x^-P^^^  depressum  esse)  dachte,  während  das 
Wort,  welches  unzweifelhaft  eine  Weiterbildung  der  Wurzel  j(b  ist,  eher  mit  älterem 
und  jüngerem  äh6c  M.  ^ntc  T.  für  die  „Lampe,  Leuchte"  verwandt  sein  dürfte.  Wegen 
des  Vorkommens  der  besprochenen  Gruppen  vergl.  v.  Bergmann,  Buch  vom  Durch- 
wandeln der  Ewigkeit  S.  12  zu  Lin  24. 

16)  ^^1  t  1  'tttt'  2^ra-2)e,  auf  das  deutlichste  erhalten  im  koptischen  gpois-  m  ne, 
gpoMne,  opoT&s.!  T.  ÄA.pi>fe*.i  M.  tonitru,  der  Donner,  das  Donnerwetter.  Ich  führe 
zum  Beweise  des  Vorhandenseins  nnd  der  angeführten  Bedeutung  dieses  Wortes  das 
folgende  sehr  belehrende  Beispiel  aus  Dümichens  Tempelinschriften  XXX,  6  an : 

^^        Ä>       ;:       0!     --     HTflff 

rrq-pe  un)(^  hä-t  sbq-ut  nen  äkep 

„das  Donnerwetter  |     ist  vorüber     |  der  Himmel  |     ist  klar     |     ohne     |       Wolke". 

In    einer   andern,    reduplicirten  Gestalt  kehrt  das  Wort  wieder  mit  derselben  Be- 
deutung in: 

17)  "^  "^  J'="^^  l'»'A''''P^  "'^'1  '"  = 

1^)  aö^'tfff'^  ^:iy^'  -^^-tnti'-^r-'^'x'-'-f-iche 

ich  bereits  in  meinem  geographischen  Wörterbuche  S.  1116  verwiesen  habe. 

In  einem  Texte  alten  Datums  (s.  Lepsius  Denkmäler  II,  150,«)  heifst  der  König: 

töiflff    -    pj=i       f:^. 

\rarra  sbts  ha-nib-t 

„das  Donnerwetter     |  welches  zu  Boden  streckt  |   alle  Ausländer". 

19)  '^f'fe^  öl  var.  -^jl  ^  c^l  I  2^ram-t,  jlam-t  (s.  mein  geograph.  Lexikon 
p.  96),  kopt.  oa.AoM,  n,  T.  caseus.  Man  würde  sich  vergebliche  Mühe  geben  im  kopti- 
schen Lexikon  auch  nur  annähernd  ein  anderes  Wort  ausfindig  zu  machen,  welches 
dieser  alten  Bildung  entspräche.  Auf  der  Stele  94  im  Museum  zu  Bulaq  (aus  dem 
mittleren  Reiche)  erscheint  in  einer  Opferformel  folgende  Stelle: 

ta  n  hsb  hq-t  j(lam-t 

„Brote  I  nach  |     der  Berechnung  (ihrer  Zahl)   |       Bier       |  Käse"  | 

wofür   eine    Stele  aus  derselben  Epoche  in  der  Glyptothek  zu  München  die  variirende 

Schreibung  darbietet :    ctd  ^-^  \y   \  o  "K/l  ^v  "^'*      genau     derselben 

Bedeutung. 

^^)  1^  }  ^  ^  ^  j^rakw,  jf^laku,  ^}  ^^^^^^^  "^  X'''"-^-  Diese  im  Pap.  Eb.  an  einigen 
Stellen  vorkommende  Gruppe,  ein  Verbum  bezeichnend,  ist  in  dem  von  Hrn.  Dr.  Stern 
verfafsten  Glossar  S.  60  dürch^aku  umschrieben  und  mit  dem  koptischen  sScok  cingere, 
obvolvere,  verglichen  worden,  allein  weder  die  Umschreibung  noch  die  Übersetzung  ist 
zutreffend,  wie  ich  nachweisen  werde.  Zunächst  steht  dem  koptischen  ä(uk,  ^ek  in  der 
Bedeutung  cingere  ein  älterer  Stamm  gegenüber,  den  ich  bereits  im  Lexikon  S.  1049 
richtig  bestimmt  habe,  nämlich    Jicker,    ^^^  v>  ö  J'^f'^i'^     (tjf-    Pap.    Harris 


1881.]  von  H.  Brugsch.  33 

No.  I,  4/7)    und  mit  abgeworfenem  auslautenden  <=^  r:   **"^"v\  A  !;: f]   jeku    „binden, 

umgürten,  umgeben",   woher  das  Substantiv    ^^'^  {eker,     ^^  (J  ö  "^  '"T]"'    jekerl-f, 

ü  (I  Ci     1 1     ^ekl-t  (s.  Lex.  1.1.),    koptisch   sScok  lorum,    cingiilum    ^wki   pelta, 

scutum.     Daher  heifst  es  z.  B.  in  einem  Texte  von  Edfu: 

m         ®         fj]      T    ^?' ' ' 

j[er-hib  tep  mas  in  \^eker-f 

„der  Hierogrammat    |     erste     |   ist  umgürtet  |  mit  ,   seinen  Binden". 

In  diesem  Falle  entspricht  das  hieroglyjohische  ^zr^  5  clurchaus  dem  ebr.  ~yr.,  arab. 
-^  „gürten,  umgürten".  Die  zweite  dem  koptischen  ^iok,  .^ck  inwohnende  Bedeu- 
tung von  rädere,  tondere  (ovem,  caput)  weist  auf  eine  andere  ältere  Form  hin,  die 
sich  thatsächlich  in  den  Texten  als  ^'~^  ^  %,  /^^  j  äku  ^*~^  ^  [>=i  läh  (s.  Lexikoii 
S.  1044)  mit  der  Bedeutung  von  „kratzen,  schaben,  scheeren"  darstellt  und  welche 
dem  verwandten  oiÜ»  „scheeren,  barbieren"  im  Arabischen  entspricht.  Die  obige 
Gruppe    •^l^  iA   steht  mithin  beiden  Bedeutungen  des  koptischen  äwr,  ^ck  vollstän- 

dig fern.  In  dem  Pap.  Ebers  wird  das  also  geschriebene  Yerbum,  doch  nur  in  der  Causa- 
tiv-Form     l'^7  ^-    '^'^    ^™  allein  s)(^ruku  oder  silaku  transscribiren,  an  einzelnen 

Stellen  mit  hebs  verbunden  (63/6.  19/22).  Mau  könnte  daher  verführt  sein  mit  Hrn. 
Dr.  Stern  in  der  Formel  strahl  in  hbs  den  Sinn  von  „in  Zeugstoff  einwickeln"  voraus- 
zusetzen, wenn  nicht  der  ganze  Text -Zusammenhang  entschieden  dagegen  spräche. 
In    dem  medicinischen  Papyrus  zu  Berlin  erscheint  nicht  selten  die  Verbindung: 

(cf.  16/7  20/4,  20/5,  20/9  u.a.),  welche  durchaus  der  Formel  PÖT^^^'T^'" 
s-iraku  m  hbs  in  dem  Leipziger  Papyrus  entspricht.  Sie  bezieht  sich  auf  gewisse 
Substanzen,  die  ein  volles  Receipt  bilden,  meist  durch  Kochen  oder  durch  Verbindung 
mit  wässrigen  Ingredienzen  in  einen  flüssigen  Zustand  versetzt  und  dann  „durch  ein 
Sieb  durchgetrieben,  durchgeschlagen"  wurden.  Dies  ist  der  alleinige  und 
richtige  Sinn  der  obigen  Formel.  Nicht  selten  tritt  dafür  die  entsprechende  Wendung 
"'"'^  c^'%\  Id^  ^^^  8  jino  neqtu  m  Iibs  (cf.  Lex.  Bd.  YI,  p.  700)  s.  voc.  7ieq)  oder  in 
der  ptolemäischen  Epoche  ©,!^^^^|  jpQ  nqr    m    iär    „durch    ein    Sieb     durch- 

schlagen, durchseihen"   ein.     Man  vergleiche  Beispiele  wie  folgende: 


MM^. 


■*°UJ 


ket  bsbs  ni-nu  kr  mu  sinku 

, Anderes:    |       Fenchel       |     zu  zerreiben     |     in     |     Wasser,     |     durchzuseihen." 


(Berliner  Medic.  Pap.  zu  Berlin  18,  10). 

Avww  1  T  v.;^^  ^         ^  ...V...V,         D    W     Y  Ji D  I  A  ^    I 

mnJ-t  nt  ünhmäni  hbq  hr  hqt 

Holz        I     vom     I      Anhmani-Banm  |     zu  zerstofsen     |     in     |     Essig 

Zeitschr.  t.  Aegrpt.  Spr.,  Jahrg.  ISSl-  5 


34 


Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  jfr, 


[II.  und  III.  Heft 


(str) 
liegen  zu  lassen 


ps: 


hunu 
Hin 


sji[rak 
durchzuseihen 


■9 
I 

Ar 
mit 


) 


mu 
Wasser 


tua-k 
warte  den  nächsten  Tag  ab 


k        X      Pfei 


durch 


hbs 
ein  Sieb, 


sura 
zu  trinken 


der  Person.«     (Pap.  Ebers  19,  19) 

®     _S5^l     1    I  I 


m%:%.    P-k,?,    itl    \ 


Blätter 


nu 
von 


t. 


nt-nu 
zu  zerreiben. 


nsau 
der  nes^u- 

sj[raku 
durchzuseihen, 


säm 
(und)  säm -Pflanze 


(surä) 
zu  trinken" 


III 
Iiqt 
Bier 


ntm-t 
süfses 


(Ibid.   17,  15). 

Aus  einzelnen  Stellen  des  letzterwähnten  Papyrus  geht  zugleich  hervor,  dafs  das  Zei- 
chen «^  in  welchem  Hr.  Prof.  Ebers  ein  hieroglyphisches  {jW  set  wiedererkennen 
will  (s.  die  Einleitung  zum  Pap.  Ebers  S.  20),  die  abgekürzte  Ausdrucksweise  des 
Vei'b    s]raku    darstellt,     am    gewöhnlichsten    in     der    Formel:  |    ^^>  ^   (p.Eb. 

50,  6.  13)  oder    |l    "^  QA  pes  sjraku  surä  „zu  kochen,  durchzuseihen,  zu  trinken." 

21)  Von  diesem  Verb  abgeleitet  ist  das  folgende  Substantiv:  1,^^^^  sjtik-t  (fem. 
gen.)  mit  der  Bedeutung  von  „Gefäfs,  das  zum  durchschlagen,  durchseihen  dient,  Durch- 
schlag", koptisch  erhalten  in  ujAok  (^».n)  „cyathi  libationum",  hier  also  im  Sinne  von 
Schöpfgefäfs ,  Kelle.  Die  koptische  Form  des  Wortes  ist  insofern  bemerkenswerth 
als  in  ihr  der  alte  }■  oder  ^-Laut,  welcher  mit  dem  Silbenzeichen  ^j|  verknüpft 
ist  und  der  sich  bereits  in  der  älteren  Sprache  und  Schrift  zu  aaaaaa  n  abgeschwächt 
zeigt,  wieder  zur  vollen  Geltung  gelangt.  In  dem  einzigen  Beispiel,  das  mir  in  Bezug 
auf  das  Vorkommen  des  aufgeführten  Substantivs  zu  Gebote  steht,  (im  Pap.  Harris 
No.  I,  6,17)  ist  es  verbunden  mit  ö  )  'ö  S  ^'^*  „Sieb"  (ursprünglich  ein  Zeug- 
gewebe, das  zum  durchseihen  benutzt  ward),  und  erinnert  dadurch  wiederum  an  die 


oben   angeführte    und    besprochene  Formel 
heilst  es  nun  folgendermafsen: 

U  9U 
I 
Khik  c 

„Ein  Gefäfs  Khik  \     gro 


'S 


U 

Silber 


X 

uah 
reinem 


M  n  ö    sxoik  m  hbs.     L.  1. 


spr-tuf 
sein  Rand 


nuh 
GÖld 


eingravirt 


1 

hr 
mit 


rn  -  k 
deinem  Namen, 


hbs 
das  Sieb 


I    I 

hr-hrf 
auf  ihm 


1881.]  von  H.  Brugsch.  35 


^8^1 


,^        ^     X      fj 


r^ 


j-^Oi 


qhqh  m  hi  uab  si>ik-t  äa-t  n 

gehämmerter  Ai-beit  |    aus    |  Silber  |     reinem,     |     ein  Durchschlag    j  grofser  |     aus    [ 

nub  j(r  hbs  rfu-ui 

Gold     I     enthält     |     das  Sieb     |     (und)  2  Füfse". 

22)  Derselbe  Stamm^jrÄ-  erscheint  wieder  in  einer  sehr  häufigen  Verbindung,  welche 
feindliche  oder  gottlose  Personen  und  Wesen  bezeichnet,  und  deren  Hauptvarianten 
ich  im  Lexikon  S.  1042  s.  voc.  "^"^—^1=^  zusammengestellt  habe.  Spätere  Stu- 
dien  haben  mir  den  Beweis  gelietert  und  zwar  auf  Grund  folgender  Varianten:  "rH^ 
j^_rak-äb  (oder  -häti,  oht)   [s.  Lanzoni,  le  domicile  des  esprits  Taf.  11,4] 

(! 
(sie!  1.  1.   65,  b,  \')  2^raJiU-(ib,  dafs  die  Trennung  der  Bestand- 


er^^?^ 


(Schiaparelli  lib.  d.  funr.  IX.  8)  ^^raÄ;aäM-äö  und  dazu  als  Va- 
riante :     "K    f 

theile  dieses  componirten  Substantivs  so  aufzufassen  ist,  wie  es  in  der  Umschrift 
angedeutet  ist.  Der  Sinn  davon  ist  offenbar  „die  geprefsten  Herzens  seienden".  Über 
das  zutreffende  dieser  Bedeutimg  gewähren  die  sehr  häufigen  Beispiele  die  genügend- 
sten Beweise. 

23)  Das  Silbenzeichen  ^j^  X'''>  Ä^  zeigt  sich  aufserdem  in  einer  Gruppe,  deren  Vor- 
kommen ich  nur  einmal  coustatiren  kann  (s.  weiter  unten) .  imd  die  offenbar  als  ein 
Compositum  aufzufassen  ist.  Es  ist  dies  die  Gruppe  t^  ;  ^  .  j(ra-ät-t,  ^la-ät-t.,  der 
ich  das  koptische  ^eAAoT,  ^eAAcoo-vT,  -^i  (^idpay's,,  das  Wadi  der  Araber,  gegenüberstelle. 
In  Bezug  auf  den  zweiten  Theil  der  Composition  q  bemerke  ich,  dafs  der  Laut- 
werth    ü   ^,^  äat    oder      ■^   ^J^     aai  dafür  aus  folgender  Vergleichung  hervor- 

geht.    Im   Pap.   Sineha    Sin.  9fl.   erzählt    der  Flüchtling,    er   sei  nach  f  P  }  ^   J 

„dem  Aa-S?ie/7'u",  einer  Ortschaft  in  Unterägypten,  gekommen  und  fügt  danach  nmzu: 

STT  ^     cp      --    Mr. 

urs-nä  m  äi  n  ^A^'^ 

„Ich  brachte  meine  Zeit  hin  |     auf     |  dem  Boden  i     der     |       Ebene". 

In   einer  in  Lepsius  Denkmälern  II,  150,  a  (13.  Dyn.)    mitgetheilten  Inschrift  aus 
Hammamät  berichtet  Jemand: 


ar-ii 


■min  m  atur  ntt  C^f^)  f*'" 


Ci    Ci 


,ich  nahm    !  den  Weg    I     in     I        der  Aue        I     des        Landes   |  rothen  |     auf 


aaf  n  sj< 

dem  Boden    |     der     |     Ebene". 

Das  Compositum  -^J*  q  ira-äaf-t,  j^la-äat  würde  demnach  so  viel  bezeichnen  als 
eine  Kiederung  in  einem  gegebenen  Terrain.  Das  oben  angeführte  kopt.  ^eAAor,  -f, 
^^  adi,    giebt    für    die    richtige    Auffassung    der    Zusammensetzung    den    genügendsten 


gß  über  den  Lautwerth  des  Zeichens  jr,  [II.  und  III.  Heft 


Schlüssel.     Die    beregte    Gruppe    erscheint    im    Pap.   Sutimes    des    Loiivre   (VIII.  5) 
in  folgender  Stelle: 


hä-ä  m  ila-äat-t  r  ns-t-ä  iimt 

„Ich  begebe  mich     1  aus  1     meinem  Wadi     1     nach     |     meinem  Platze     |       am 


hat  näa  n  ra 

Vordertheile     |       des  Schiffes     |     des     1  -Rä", 

als  Variante  zu  Todtb.  67,  2:  ra^y:\'y^^[|^^^=^[j^^ 
<=i:>  J| .  Man  liefere  den  Nachweis,  dafs  bei  der  Lesung  xo--ä'it  irgend  ein  anderes 
koptisches  Wort  sich  zur  sachgemäfsen  Erklärung  der  fraglichen  Gruppe  nachweisen 
läfst.     Ich  verzweifle  an  jeder  Möglichkeit. 

Es  bleibt  mir  zum  Schlufs  noch  übrig,  über  die  Aussprache  des  Fisches  "^j  mit 
Hülfe  anderer  phonetischen  Elemente  die  nöthige  Auskunft  zu  liefern.  Dazu  bietet 
der  Pap.  Ebers  auf  das  bereitwilligste  das  erforderliche  Material  dar.  "Wir  finden  darin 
an  zwei  Stellen  (47,  11  —  97,  10)  das  Substantiv:  Q^i'^  "^  ,  [Kl  ^  "^  X'''h 
rla  zur  Bezeichnung  eines  offenbar  gröfseren  Fisches,  da  Rückenwirbel  und  Gräten 
aufgeführt  werden. 

Die  Beziehung  zwischen  dem  Lautwerth  des  Zeichens  Q^  und  dem  Fische 
"^/l  zeigt  sich  evident  in  der  zuerst  von  Goodwiu  (Zeitschr.  1872,  p.  30)  beob- 
achteten Variante  /I\  "ll  au  Stelle  der  gewöhnlichen  Schreibart  /I\  r\y\  g 
rr-rrau-t,  welcher  Name  sich  auf  die  von  den  Griechen  Babylon  genannte  ägyptische 
Stadt  in  der  Nähe  des  heutigen  Alt- Kairo  bezieht.  Also  auch  darin  entsprechen  sich 
zunächst  lautlich  die  beiden  Zeichen  "jj  und  Q^  ^1»'?  ^ ''«:  X''"'^'-  Ich  werde  gleich 
den  Nachweis  liefei-n,  dafs  auch  der  Bedeutung  nach  beide  Zeichen  schliefslich  in 
eins  zusammenfliefsen.  Trotz  aller  Nachspürungen  ist  es  mir  nie  gelungen  eine  ein- 
fach phonetische  Vai-iante  an  Stelle  des  Zeichens  Q^  auffinden  zu  können.  Der  An- 
laut Y  steht  indefs  fest.  Das  auslautende  a  oder  au  am  Schlüsse  des  Zeichens  könnte, 
wie  von  Goodwin  angenommen  worden  ist,  sehr  gut  den  dazu  gehörigen  Auslaut  bil- 
den, so  dafs  dem  Zeichen  Q^  die  Aussprache  ^^a;«  zukäme.  Aber  auf  Grund  dersel- 
ben stehen  wir  rathlos  da  gegenüber  der  koptischen  Nachfolge  für  die  mit  Hülfe 
des  beregten  Zeichens  geschriebene  Wörterreihe.  Ich  wenigstens  sehe  keine  Mög- 
lichkeit Vergleiche  feststellen  zu  können  und  auch  anderwärts  tritt  nirgends  eine 
Unterstützung  ein.  Man  hat  nur  nöthig  einen  Blick  in  das  Glossar  zum  Pap.  Ebers 
zu  thim,  um  sich  davon  zu  überzeugen.  Die  von  mir  längst  angenommene  Lesung 
dagegen  \r  =  Q^  rettet  mit  einem  Schlage  aus  aller  Verlegenheit,  da  sich  das  Kopti- 
sche und  die  semitischen  verwandten  Wurzeln  unter  dieser  Annahme  in  jeder  Be- 
ziehung dienstbar  und  gefällig  erweisen.     Als  Hauptti-umpf  spiele  ich  die  Gruppe: 

aus,  in  ihrer  zuerst  von  Goodwin  erkannten  (s.  Zeitschr.  1872  S.  30fl.)  später  von 
mir  selber  bestätigten  Bedeutung:  „männlich  sein,  männlich"  (eigentlich  stark,  kräftig 
sein,   daher    auch   im    ebräisch.  ;-n  Kraft,    Stärke,  Tapferkeit,   Bravheit).     Man   wolle 


( 


1881.]  von  H.  Brugsch.  37 

Beispiele  wie  die  folgenden  vergleichen.  ]  ]  ]  Qy^  g  ^  /]  ]]  ]  ^  \  „die  männ- 
lichen Gottheiten  und  die  weiblichen  Gottheiten'^   (Leps.  Denkm.  iil,   146). 

„jedes  Standes  ob  sie  zu  den  Männern,  ob  sie  zu  den  Weibern  gehören"  (Mar.  Kar- 
nak  pl.  41). 

(]  %  ^^=  ,"7",  ^  ^^^^  ^  []  %  ^^  Q^  ^  U=^  «er  hatte  kein  männliches  Kind« 
(s.  meinen  Aufsatz  in  der  Zeitscur.    1876  S.  123111.) 

Die  Verbindung  sei'äu  jrmi  in  dem  letzten  Beispiel  führt  direct  auf  das  koptische 
ÄeA-ujHpi,  op-iijHpe,  gep-ujH'Ai  juvenis,  adolescens,  dessen  erster  Theil  s5eA,  oep  oflenbar 
dem  hieroglyphischen  [V^  ^^  ^=/l  y|,'''<^^*  entspricht,  um  so  Tnehr  als  sich  weder  aus 
dem  Koptischen  heraus,  noch  auf  dem  weiten  Gebiete  des  hieroglyphischen  Lexikons 
irgend  ein  Stamm  nachweisen  läfst,  welcher  für  das  einsame  ^e\  eine  entsprechende 
Erklärung  zuliefse.  Mit  Hülfe  dieser  phonetischen  Bestimmung  ist  aber  alles  gewonnen, 
um  auf  dem  Gebiete  der  koptischen  Vergleichungen  mit  Vortheil  operiren  zu  können. 

Dem    Verbum     [\£\  .     Q^  ^\  J^^ f\    steht    koptisch    ein    davon   abgeleitetes    x*^P;  ^^P 

mit  der  Bedeutung  von  exterere,  perdere,  vastare  gegenüber.  Die  reduplicirte  Form 
derselben  Wvu-zel:  ÄeA^eA.  (transfigere,  cornu  petere,  jugulare,  mactare),  welche  in 
der  hieroglyphischen  Gruppe  f\y\  V\  ?  /l  angedeutet  zu  sein  scheint  (\\),  schliefst 
in    ihrer  Verstärkung   die    Grundbedeutung    der  Wurzel  jr   klar   in   sich.     Die  letztere 

erscheint  nun  wieder,  neben  der  Schreibung  rL^'v\L==^  i'i    <ier  Gestalt    "j^  "^  ;; /i, 

f  ^\\,^,  welcher  Hr.  Dr.  Stern  die  Bedeutung  von  colligere,  miscere  zuschreibt 
(in  dem  Glossar  zu  Pap.  Eb.  S.  59)  während  er  die  erstere  davon  trennt  und  ihr 
die  Bedeutung  operari,  rem  gerere,  remedium  adhibere  vindicirt.  Ich  habe  oben 
S.  26  ad.  2.  gezeigt,  dafs  die  Grundbedeutung  von  -^jl  ^^ f]  p-a  eine  ganz  an- 
dere ist,  nämlich  in  Übereinstimmung  mit  dem  ebräischen  x'^r;,  „reiben,  aufreiben, 
aufgerieben  sein",  woher  h\f},  Jj>  „reiben,  auflösen".  Dieselbe  Auflassung  liegt  auch 
der  Variante  q/^  '^  %=J1  zu  Grunde,  nur  mit  der  besonderen  Verschärfung,  wie  sie 
je  nach  dem  Zusammenhang  oder  nach  der  Construction  mit  Praepositionen  bedingt 
ist.  Die  Bedeutung  von  [V^i^s  r-  im  Sinne  von  „kämpfen,  streiten,  sich  zanken", 
eigentlich  „sich  reiben,  die  Reiberei",  ist  eine  so  wohl  bekannte,  dafs  ich  nicht  nöthig 
habe,  dieselbe  durch  besondere  Beispiele  zu  belegen.  Nur  in  Bezug  auf  einzelne 
Modificationen  und  Ableitungen  derselben  möchte  ich  mir  einige  kurze  Bemerkungen 
gestatten. 

In  dem  Pap.  d"Orb.  p.  10  wird  erzählt,  dafs  eine  duftende  Haarlocke  der  schönen 
Frau  Tom  Flusse  fortgetrieben,  an  dem  Orte  haften  blieb  wo  die  Walker  Pharaos  die 
Kleider  desselben  zu  waschen  pflegten.    Ungewifs  über  den  Ursprung  des  Wohlgeruches : 


38  Über  den  Lautwerth  des  Zeichens  jfr,  [II.  und  III.  Heft 

„fand  statt  eine  Reiberei  unter  den  Wäschern  Pharao's  wegen  des  Oelgeruches 
„in  den  Kleidern  Pharao's  und  die  Reiberei  kam  immer  wieder  zum  Ausbruch,  weil 
„sie  nicht  wufsten,  was  dessen  (des  Geruches)  Ursach  war.  Und  so  oft  der  Wasch- 
„meister  Pharao's  zum  Hafen  kam,  so  oft  war  sein  Herz  auf  das  äufserste  angeekelt 
„in  Folge  der  stets  wiederkehrenden  Reiberei  darüber." 

In  diesem  Beispiele,  in  welchem  sich  die  Gruppe   f\/\  ^K\    ,.  dreimal  wiederholt, 

steht  dem  alten  Stamme  jr  mit  aller  Klarheit  im  Koptischen  x°P  ^^  ^^i"  Bedeutung 
des  lateinischen  exprobrare  d.  i.  „vorwerfen,  vorrücken,  jemand  Vorwürfe  machen" 
gegenüber. 

Andere  Ableitungen  desselben  Stammes  treten  auf  in  den  folgenden  Gruppen: 

a)     Qy^  ^^^  S; /]  jra,  jla  „die  M' äffen  (zum  Kampfe),  das  Kampfgeräth"   (s. 

Lex.   1128).  ^"^ 

'0     Cb^^X''  nder  Streiter,  Krieger"   (1.1.   1127),    als  Collectiv: 
'=^'^0^%/"       ndie    streitbare    Mannschaft«    (cf.    Zeitschr.   1869    S.  27),    ebenso 

auch  in    Qy\       ^\  ^ /1  J^^ru  „der  Streiter",  wie  in  dem  altägyptischen  Ehrentitel  eines 

riys  \\^°°"^  I  z]  »ein  Streiter  des  Königs"  (cf.  Inschrift  im  Grabe  des  Ahmes  zu  El- 
Kab  lin.  28).     Cf.  ebräisch  ?n,  '••'n,  Vr"  „das  Heer". 

c)  rws>  p'-t  „ein  Kriegsschiff"  (cf.  Nav.  Mythe  d'Hor.  II),  an  Stelle  des  äl- 
teren    i  "" — °  >rtv,  ny-.  "\C\.  ^°^^   (im  Plur.  s.  Lex.  p.  1127). 

d)  Zum  guten  Schlufs  mufs  auch  der  besprochene  Fisch  Q^'^^^  hierzu  ge- 
rechnet werden,  da  sein  Name  offenbar  so  viel  besagen  soll  als  der  Bohrfisch,  viel- 
leicht der  Schwertfisch,  der  den  alten  Aegyptern  sicherlich  nicht  unbekannt  war*). 

In  diesen  Beispielen  steht,  wie  oben  bereits  angedeutet,  dem  Stamme  jr,  X^i  XVC' 
Xlll  im  koptischen  ^ep,  x^P  perdere,  vastare,  ^eAsSeA  trausfigere,  mactare,  jugulare, 
cornu  petere,  im  Semitischen  5in,  Vr.,  Jl.=>  „reiben",  V?n  j^i»  „durchbohren,  verwunden, 
durchstechen  (mit  der  Lanze,  dem  Schwerte  u.  s.  w.)"  mit  aller  nur  wünschenswerthen 
Klarheit  gegenüber.  Selbst  das  cornu  petere  des  koptischen  ^eA^eA  findet  im  Hiero- 
glyphischen   sein  Aequivalent,   da    das  Verb  bisweilen  seine  Anwendung  auf  den  Stier 


^)     Die    Gruppe      ^^^       t^ l\   entspriclit  genau  der  hieratischen   Gruppe:    .^-^  . 

deren  hieroglyphische  Auflösung  bisher  unbekannt  war.  In  dem  Grabe  rnum-hotep' s  zu  Beni- 
Hassan  (s.  Champ.  Not.  desc.  11,399)  erscheinen  bei  einer  grofsen  Wäsche  folgende  Personen: 
1)     y  AAAAAA    hon    2)       ®      rXU  kopt.   p&sSt   „fülle",  ebr.  ■jrn'^,   arab.  ;ji::3-.   „waschen"    3)   \\ 

ädf  „der  Auswinder"  (des  nassen  Zeuges)  4)  y  v\  vX  „der  es  zum  trocknen  Ausbreitende" 
und  5)  endlich  der  '^"^     ^^^  ^  ^^   oder  „Waschmeister". 

2)  Thatsächlich  findet  er  sich  abgebildet  (vgl.  Dümichen's  Flotte,  Text  S.  22,  woselbst 
dieser  Fisch  auf  Grund  der  Abbildungen  von  Dr.  Donitz  als  Xiphias  gladius,  Schwertfisch,  be- 
zeichnet ist). 


1881.]  von  H.  Brugscb.  39 

findet,   welcher   kampfgerüstet    dem  Gegner  die  Hörner  bietet.     So  heifst  es  in  einem 
Texte  auf  dem  Pylon  vor  dem  Xo"su-Tempel  in  Karnak  von  dem  Xo^^su-Stiere : 

hn  tiu  lionti  uib  det 

„Der  Stier,  |    gew^etzt  sind  |  die  beiden  Hörner,  |       der  Bulle       |  welcher  angreift  | 

m-sa  at-f  spt  tp  jr 

gemäfs     I     seiner  Zeit,    |     bereit  haltend     |  den  Kopf  |   den  stofsenden". 

Und  am  Schlüsse  noch  einmal : 


f 


[Kl 


ra: 


tien  ätr^  n  ^r  m-ha-f 

„Keiner     |  bleibt  leben  ]     vom     ]     Stofs     ]     ihm  gegenüber". 

Niemand  der  mit  Unbefangenheit  die  vorliegenden  Bemerkungen  einer  genaueren  Prü- 
fung unterzieht,  wird  sich  der  Überzeugung  verschliefsen,  dafs  sich  an  das  Silbenzeichen 
*jl  ,  und  in  zweiter  Linie  an  fV^ .  ein  Lautwerth  knüpft,  den  wir  durch  j[r,  ^l  um- 
schrieben haben  und  der  zugleich  eine  weit  verzweigte  Wurzel  darstellt,  welcher  die 
Grundbedeutung  von  „reiben"  eigen  ist.  Der  Stamm  ^^r,  ^^  schliefst  sich  eng  an  die 
demselben  verwandte  Wurzel  ^r,  ^i,  die  in  den  semitischen  Sprachen  in  den  Gestalten 
J<Vn,  nVn,  Wn,  V^in,  Vti,  xnrt,  Ji^^,  i}>=»,  ti-»-?  j^  u.  a.  m.  auftritt  und  welcher  gleich- 
falls die  Urbedeutung  von  „reiben,  abreiben",  oft  mit  dem  Nebensinn  von  „reiben  oder 
bohren  durch  kreisförmige  Bewegung",  zu  eigen  ist.  Diesen  Zusammenhang  verkennen, 
und  dem  entsprechenden  hieroglyphischen  Silbenzeichen  ""^  und  Q^  eine  andere 
Aussprache  als  die  vorgeschlagene  beilegen,  hiefse  sich  freiwillig  des  Mittels  be- 
rauben, einen  der  wichtigsten  Stämme  der  alten  heiligen  Sprache  in  seiner  Verzwei- 
gung und  in  seinem  Bestand  bis  zum  Koptischen  hin  ein  für  allemal  festzustellen. 

In  einer  äufserst  wohlwollenden  Kritik  des  Hrn.  Prof  Ebers  über  mein  Geogra- 
phisches Wörterbuch  (abgedruckt  in  dem  Leipziger  Literar.  Centralblatt  1879  No.  43) 
hat  der  gelehrte  Verfasser  desselben  meine  lautliche  Bestimmung  des  Zeichens  ^n| 
^ X''  ^^  einer  abfälligen  Weise  beurtheilt  und  daran  die  Bemerkung  geknüpft:  „mit 
dem  Fall  der  Position  Pi-haiiroth  (s.  die  Citate  oben  S.  30  ad  8.)  öffnet  sich  eine 
weite  Bresche  in  dem  kunstvollen  Bau  der  Brugsch'schen  Exodustheorie."  Ich  glaube 
im  Gegentheil  dafs  meine  Vergleichung  zwischen  dem  ägyptischen  ^'»'ai  oder  xra-äth 
und  dem  ebräischen  ha-iiroth  fester  als  je  begründest  ist  und  dafs  ich  keinen  Fehl- 
griflF  gethan  habe,  indem  ich  für  meine  „Exodustheorie"  diesen  festen  Punkt  in  den 
Vordergrund  stellte.  Ich  werde  in  einem  der  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift  die 
endgültigen  Beweise  liefern,  dafs  meine  Theorie,  fern  davon  ein  kunstvoller  Bau  zu 
sein,  geradezu  die  unbestreitbarsten  Thatsachen  enthält,  denn  auch  die  letzten,  von 
mir  nicht  verhehlten  Schwierigkeiten  haben  seit  meiner  ersten  Publication  darüber  ihre 
vollständige  Erledigung  gefunden. 

Zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung.  Dafs  bereits  in  verhältnifsmäfsig  frühen  Zei- 
ten der  dem  Zeichen  "^  inne  wohnende  flüssige  Schlufsconsonant  <rr>  theils  zu  A^w^A 
abgeschwächt  ward,   theils  ganz  in  Wegfall  gerieth  oder  in    *K^     au  verwandelt  ward, 


40  Über  den  Lautwerth  des  Zeichens    rr,  von  H.  Brugsch.      [IT.  und  III.  Heft 

läfst  sich  durch  einzehie  Varianten  nachweisen.  Die  Erscheinung  steht  aber  vollstän- 
dig unabhängig  da  vom  genetischen  Werthe  dieses  Zeichens  und  wiederholt  sich  bei 
mehreren  auf  <::r>  auslautenden  Silbenzeichen  und  Wörtern  innerhalb  der  hieroglyphi- 
schen Schrift  und  noch  mehr  gegenüber  der  koptischen  Sprache.  Beispiele  dafür  lie- 
gen massenhaft  vor.  Bei  einzelnen  Silbenzeichen  ist  der  Abfall  des  schliefsendeu  <ir> 
bereits  in  einer  sehr  frühen  Periode  vor  sich  gegangen,  und  graphisch  kaum  mehr, 
oder  nur  in  sehr  vereinzelten  Fällen,  nachweisbar.  Ich  möchte  bei  dieser  Gelegen- 
heit vor  allem  auf  das  alte  Silbenzeichen  **-=•  jr  aufmerksam  machen,  dessen  inhäri- 
render  Auslaut  durch  den  steten  Wechsel  zwischen  ^^_  Ji'  und  »— =>,  als  Variante  von 
fl\  ,  /J\  j^r,  tausendfältig  nachweisbar  ist.  Nur  unter  dieser  Voraussetzung  lassen' 
sich  mehrere  mit  Hülfe  des  Zeichens  «-^  geschriebene  Wörter  in  genügender  Weise 
erklären,  wie  ich  an  einigen  Beispielen  zeigen  will. 

**■"='  ^\     ^\  jmm-ti  (s.  Lex.  1046),   koptisch    erhalten   in  ujoai's  nasus  und 

perforatus,  als  ob,  wie  ich  1.  1.  bemerkte,  eine  Radix  «»-=>^^L==Z1  jani  voraus- 
zusetzen wäre.  Und  das  ist  in  der  That  der  Fall,  da  die  älteste  Aussprache  jrm  di- 
rect  auf  das  ebräische  Cif],  arabisch  ^.i-  „spalten,  durchbohren",  woher  "rv.  „spalt- 
näsig",  ="1-   „Stumpfnase"  führt. 

D  ^m  ^«'«'  0  ^°  .0-  (Lex.  1045),  Varr,  ^  ^O,  _  □  ^  «>«' 
»]p-t  (Todt.  17,  15  Sinnvariante  statt  p)  gewöhnlich  mit  ujmi  pudor  verglichen.  Die 
vorausgesetzte  ältere  Aussprache  ^rj)  führt  auf  das  koptische  ^eAni  M.  geAne  T.  um- 
bilicus,  lumbus,  andererseits  auf  das  ebräische  Tsy^  pudenda. 

^  \^  r^^^  X^'V'  jjScheeren,  glätten",  koptisch  ^wk,  rädere,  tondere.  Die  se- 
mitischen Verwandten  p"5~,  oiib»  mit  gleicher  Bedeutung  führen  auf  die  älteste  Aus- 
sprache des  Wortes  ^rg'  oder  ^Iq  zurück. 

1  XV  «ß'^cl,   Figur",   wovon   n  \=J\    s-jj)    „bilden,    formen",    älteste    Aus- 

jrp,    verwandt   mit      @    t  jjjr  und  jrb    (s.  oben)    koptisch    erhalten    in  x^P^^ 

M.  g.pfe  T.  figura. 

*^  jt,  55ht  M.  oht  T.  Uterus,  venter,  älteste  Aussprache  ^r<,  ebräisch  yy^i,  „die 
Hüfte".  Cf.  in  Bezug  auf  ci  =  ]':  ®  r^t,  koptisch  pe^^T  fullo,  ebräisch  yrr^,  ara- 
bisch L>a=>;   „waschen". 

^_=.mn^  jms  „die  Ähre",  älteste  Aussprache^^ /■/««,  wurzelhaft  erhalten  im  ebräi- 
scheu  c^nn  „abschneiden",  z.  B.  das  Getreide  mit  der  Sichel.  Damit  im  Zusammen- 
hang steht  auch   s»-=n^   IJ)    ims  d.  i.  jr?ns    „das  Eisen"   zum  Schneiden,  die  Lanze. 

Bei  dem  mir  zugemessenen  Räume  beschränke  ich  mich  auf  die  angeführten  Bei- 
spiele, welche  ich  meinen  Lesern  als  der  Beachtung  werth  empfehle.  Ich  werfe 
zugleich  die  Frage  auf:  wenn  das  Zeichen  »-«»  einfach  den  Laut  ®  j  ausgedrückt 
hätte,  wefshalb  seine  Wahl  nur  bei  der  Schreibung  gewisser  Wörter?  Ich  habe  die 
feste  Überzeugung,  dafs  ihrem  Ursprünge  nach  die  zahlreichen  sogenannten  Silben- 
zeichen der  hieroglyphischen  Schrift  auch  graphisch,  d.  h.  sofort  für  das  Auge  er- 
kennbar, gewisse  Reihen  uralter  Sprachwurzeln  sammt  ihren  Ableitungen  darstellten  und 
dafs  gerade  hierdurch  ihre  Bedeutung  für  die  linguistischen  Untersuchungen  auf  dem 
Gebiete    der    ägyptischen    Sprachforschung    von    dem    gröfsten  Werthe   ist.     Erst   den 


1881.]  Altägyptische  Studien,  von  A.  Erman.  41 

späteren  Perioden  der  ägyptischen  Schrift  scheint  das  Verständnifs  dieser  Bedeutung 
der  Silbenzeichen,  wenigstens  theilweise,  abhanden  gekommen  zu  sein.  Gleichlautende 
(oft  auch  nur  ähnlich  lautende)  Silbenzeichen,  oder  richtiger  gesagt  Wurzelzeichen 
werden  mit  einander  vertauscht  und  in  der  Anwendung  derselben  walten  graphische 
Spielereien  vor,  die  bis  zum  gewöhnlichsten  Calembour  hin  die  Wurzelzeichen  ihrer 
alten,  tiefbedeutsamen  Rolle  entkleiden. 


Altägyptische  Studien, 


Ton 


A.  Erman. 


Die  folgenden  Aufsätze  über  einige  Punkte  der  altägyptischen  Grammatik  sollten 
ursprünglich  als  Excurse  einer  Bearbeitung  der  Unainschrift  und  anderer  Texte  der 
Pyramidenzeit  hinzugefügt  werden.  Wer  es  aber  versucht  auf  einem  noch  so  absolut 
unerforschten  Felde  vorzudringen,  als  es  die  alte  Sprache  Aegyptens  ist,  der  kann 
sich  nicht  so  kurz  fassen,  als  er  vielleicht  möchte.  Denn  er  findet  kaum  etwas  vor, 
von  dem  aus  er  weiter  gehen  könnte  und  er  hat  fast  jeden  Satz,  auf  den  er  sich 
stützen  will,  erst  umständlich  selbst  zu  beweisen.  So  sind  denn  auch  diese  vier  Ex- 
curse zu  vier  längeren  Aufsätzen  geworden  und  sie  mögen  nun  selbstständig  auftreten. 
Auch  bei  diesen  Uutersuchiuigen  habe  ich  mich  wieder  freundlichster  Unterstützung  zu 
erfreuen.  Hr.  Geheimrath  Lepsius  hat  mir  seine  sämmtlichen  Abklatsche  von  Inschriften 
des  alten  und  mittleren  Reiches  überlassen  —  einen  wahren  Schatz  von  sachlich  und 
sprachlich  interessanten  Texten,  die  zum  grofsen  Theil  unpublicirt  sind.  Und  Heinrich 
Brugsch  stellte  mir  eine  vortreffliche,  mehrfach  revidirte  Copie  der  grofsen  Inschrift 
des  Una  zur  Verfügung.     Beiden  Herren  auch  an  dieser  Stelle  meinen  Dank! 

Ausdrücklich  aber  bitte  ich  alles,  was  ich  hier  gebe,  nur  als  provisorische  Resul- 
tate aufzufassen;  meine  grammatischen  Sammlungen  sind  für  das  Altägyptische  noch 
viel  zu  geringfügig,  das  Material,  das  mir  zu  Gebote  steht,  ist  noch  viel  zu  klein  um 
sichere  Schlüsse  ziehen  zu  können.  Es  ist  ein  erster  Versuch,  den  ich  hier  gewagt 
habe,  um  auf  methodischem  Wege  wenigstens  einige  Anhaltspunkte  für  weitere  Ar- 
beiten zu  gewinnen  —  möge  er  als  solcher  nachsichtige  Beurtheilung  finden. 
Berlin,  im  Juli  1881.  Adolf  Erman. 

Die  Bezeichnung  der  Vocale  und  des  Suff.  1.  sg.  im  alten  Reiche. 

Erschweren  schon  die  späteren  ägyptischen  Texte  das  grammatische  Studium 
durch  die  Sparsamkeit  der  Vocalbezeichnung,  so  werden  sie  doch  darin  von  denen 
der    Pyramidenzeit    noch   bei   weitem    übertroffen.     Die   Texte    des  mittleren  Reiches  ^) 


*)  Und  ebenso  alle  Inschriften  des  neuen  Reiches  (mögen  sie  nun  altägyptiscb  oder  neu- 
ägyptisch  sein),  denn  diese  behalten  stets  die  Orthographie  der  12ten  Dynastie  bei.  Man  sieht 
daraus,   dafs   man   als   klassische  Zeit  das  mittlere  Reich  ansah;  in  der  Pyraniidenzeit  sahen 

Zeitschr.  f.  Aegj-pt.  Spr.,  Jalirg   1881.  G 


42  Altägyptische  Stadien,  [II.  und  III.  Heft 

schreiben  doch  wenigstens  diejenigen  Endungen  die  zum  Verständnifs  der  Form  nöthig 
sind  (wie  «,  m«,  i,  i)  mit  einiger  Regelmäfsigkeit  oder  deuten  ihre  Existenz  doch  durch 

n  \  ^ 

ein  Determinativ  an  (Vra  für  «,    i    für  lu        für   ut).     In   ienen    alten   Inschriften   aber 

.    ^       ^  I  ,111  . 

überlassen  es  die  Schreiber  nur  zu  oft  dem  Leser  sich  selbst  aus  dem  Zusammenhang 

die  nöthigeu  vocalischen  Endungen  zu  ergänzen,  ebenso  wie  sie  es  gelegentlich  auch 
für  überflüfsig  halten,  den  anlautenden  Vocal  eines  Wortes  oder  die  Femininalendung 
oder  das  Determinativ  zu  schreiben.  Uns  scheint  das  ja  eine  grofse  Erschwerung  des 
Verständnisses,  für  die  Aegypter  wird  sie  es  kaum  gewesen  sein;  ihre  Schrift  war 
auch  so  noch  immer  unendlich  bequemer  als  es  etwas  das  Kufische  oder  das  Tefiua/ 
ist  und  selbst  diese  xmgeheuerlicheu  Schriftarten  sind  doch  im  täglichen  Leben  ver- 
wendet worden. 

Die  Texte   der  Pyramidenzeit   kennen    die  drei  Vocale   ^\  ,    \\  und    v\  das  nie  S 

geschrieben  wird,  sowie  den  Diphthong  (1  [1 .  Von  diesen  wird  ^\  ziemlich  regel- 
mäfsig  geschrieben,  sowohl  im  Anlaut  als  im  Auslaut  und  Schreibungen  wie  '  ^  '  für 
sta  „Geheimnifs"   (Leps.  Denkm.  II,  43  <i)  sind  selten. 

Häufiger  wird    y^  nicht   arschrieben.     Es   fehlt   oft   im  Auslaut:      <:z>TOM?i^n?i 

für   sni    „Fürsten"   (Kouge,   Insc.  hier.  1.)    □  für  pu  (Pyr.  Mernra,  pass.)  ■■ ^  für  kuä 

(ünä  \0  u.  o.)     ^  <^^_^  £\_^   für    s^in   (Leps.  Denkm.  11,5).     Oft    aucli    im   Inlaut: 

^     für  äput  oder  äpuü  (i^'yr.  Mernra  2,  4),   (1     p      für  auf  „Fleisch"    (Leps.  Denkm. 
il,  68.     Rouge   Insc.  hier.  1,  16.  u.  o.)    \ind    merkwürdiger  Weise    steht    dieses   (1    „ 
auch  stets  für  auf  „er  ist«   (z.  B.  Brugsch,  Gräberwelt  35.  50.  99.  lOL  137.  142)  wäh- 
rend man  doch    (|  %  ^^^   (1-  1-  68  6)    [|  %    (1.  1.  35.  167)  u.  s.  w.   schreibt.     Selten  nur 

fehlt  u  im  Anlaut:  H^  Y7  ^  für  w«t*  „Schiff"  (J7wä  43)  0  ®  für  mx  „Breite" 
(Leps.  Denkm.  II,  7). 

Auch  (In   fehlt  oft  im  Auslaut:   ()  |  TO  ^\^   für  äf9<  „König"   (Rouge  Insc.  hier.  95), 

0  0  für  hsl  n  ubf  (pass.)  und  auf  einer  Stele  der  früheren  Athanasisammlung 

wird  der  Name  N^tl  mehrftich  nur  ^^,-^  geschrieben.  Fast  nie  schreibt  man  es  im 
Inlaut,  für  das  correcte      \     i]  (1  (Rouge  Inscr.  hier.  11.)  steht  fast  immer      V 

und    das   Fest    das    spätere    Texte   Dhutilt    nennen    heifst    Rouge   Inscr.  hier.  38  u.  o. 

Aber  am  häufigsten  von  allen  Vocalen  übergeht  man  beim  Schreiben  das  (], 
in  dem  wir  deshalb  wohl  einen  kurzen  Vocal  sehen  dürfen.  Und  zwar  möchte  ich 
(I  etwa  für  ein  ä  halten,  nicht  für  ein  reines  «,  entspricht  ihm  doch  im  Koptischen 
meist  i.  Auch  fungirt  ja  der  Diphtong  (I  (1  da  später  als  l  und  das  ist  nur  verständ- 
lich, wenn  er  ursprünglich  etwa  d«,  ai  Lautete;  aus  reinem  oder  nach  o  hin  geti'übten 
aa  konnte  hingegen  nie  l  entstehen.  Häufig  steht  ferner  in  alten  Eigennamen  die 
Endung    (1   für  späteres    \\  [l    (Njict  für  Njtl,  Mrä  und  Mrrä  für  Mrl  und  Mrn  u.  s.  w.) 

die  Aegypter  selbst  ein  Alterthum.  Erst  in  der  26ten  Dynastie,  deren  archaisirende  Bestrebun- 
gen ja  bekannt  sind,  greift  man  auch  in  der  Orthographie  auf  die  Zeiten  Chufu's  und  Chafra's 
zurück.  —  Die  älteste  Gestalt  der  Orthographie  liegt  jetzt  in  den  Texten  der  Mernra  Pyramide 
vor,  deren  Redaction  mindestens  in  die  dritte  Dynastie  fallen  mufs. 


1881.]  von   A.  Erman.  43 

und  wo    (]  (1   und  (1    zusammentreffen  werden  sie  in   n  g    contrahirt:     So    heifst    auf  der 
obenerwähnten  Stele  Athanasi  der  Verstorbene    C^^  (j  [1     auch   dreimal    C^^  h  f)     ^ 
d.  h.  is\ii  äqr  „der  vortreffhche  A^^f".     Das  alles  scheint  mir  für  (1    eine    Aussprache 
a,  für  \\  \\   eine  Aussprache  «,  ai  zu  ergeben. 

Dieses     (1   wird   nun,   wie    gesagt,   in   den   ältesten  Inschriften    sehr   oft    nicht    ge- 
schrieben.      So     steht      '3=»   (Unä  pass.)  für  äs6u,  ^^    (Leps.  Denk.  11, 45 o) 
für  ämnt;    anstatt    [1       äj(t    „Sache"    (Leps.    Denkm.  II,  5  bis)    steht    fast  immer  nur 
,   für  [1  änuh  meist  nur             .      Sogar   (j  o    «f    „Vater"    wird    oft    nur    Oi    ge- 


schrieben, so  ät-f  „sein  Vater"   (Stele  51   des  Brit.  Mus.  u.  o.)    t^*^"^  c^  H    mrlt 

ät-s  (Rouge  Inscr.  hier.  94  u.  o.)  und  ebenso  wird  das  ä  in  der  Neubildung  ätf  oft 
fortgelassen   z.  B.  Jt  f~       für  ät/-/  „sein  Vater"   (Z7«ä  49).     Übrigens  haben  die 

genannten  häufigen  A\  orte  jene  alterthümliche  Schreibweise  z.  Th.  bis  in  die  späteste 
Zeit  bewahrt;  tiuk  und  tf  stehen  auch  in  jüngerer  Zeit  für  änuk  und  ätf,  jt  ist  in 
den  Inschriften  allein  gebräuchlich  geblieben  obgleich  das  neu-ägj-pt.  ajt  und  das 
demot.  äjT  deutlich  zeigen,    dafs  das  Wort  immer  vocalisch  anlautete. 

Viel  wichtiger  aber  als  dieses  Übergehen  des  anlautenden  n  ist  die  Unter- 
drückung des  auslautenden.  Das  Suff.  1.  sg.  das  nach  Ausweis  der  späteren  Texte 
j\  lautete,  wird  fast  immer  unbezeichnet  gelassen.  Nur  äufserst  selten  ist  es  einmal 
geschrieben  (sicher  in  (I  v^ -w-w  |  j\  s=s  \\  äu  ni-nüOu  „indem  ich  dich  rächte" 
Pyr.  Mernra  2,  3)  —  in  der  ungeheuren  Mehrzahl  der  Fälle  bleibt  es  unausgedrückt. 
Das  geschieht  ja  nun  freilich  auch  in  der  späteren  Orthographie  meistens,  aber  in 
dieser  deutet  denn  doch  das  Determinativ  Vra  darauf  hin,  dafs  hier  das  Suff'.  1.  sg.  zu 
lesen  ist.  In  den  Texten  der  Pyramidenzeit  hingegen  kann  man  nur  aus  dem  Zusam- 
menhang errathen,  dafs  K37  nhä  „mein  Herr"  (1  K\  ämä  „in  mir"  I  ^^  ^\  siniä^') 
„ich  höre"  <:::>  ö  y  I  ci  V>  r  hstuä  „um  mich  zu  belohnen"  zu  sprechen  sind  —  in 
der  Schrift  ist  von  der  Existenz  eines  Suff.  1.  sg.  nie  etwas  zu  merken  2).  Wo  immer 
in  der  Pyramidenzeit  das  Determinativ  Vra  vorkommt,  ist  es  ausschliefslich  Determi- 
nativ für  „Mensch"  — nie  iind  nimmer  bezeichnet  ^  in  dieser  alten  Zeit  das  Suff.  1. 
sg.  Nur  wenn  man  sich  dieser  Absonderlichkeit  bewufst  ist,  ist  es  möglich  Texte 
der  Pyramidenzeit  zu  übersetzen;  die  räthselhaften  Verba  ohne  Subject,  die  die  Über- 
setzer der  Uuaschrift  so  viel  gequält  haben,  sind  eben  einfach  mit  dem  Suff".  1.  sg. 
zu  lesen. 

Übrigens  ist  ein  Fall  dieser  alten  Orthop^raphie  noch  bis  in  späteste  Zeit  ge- 
bräuchlich geblieben;  ich  meine  die  Formel  A  7)!^  die  die  Götter  zu  den  Königen 
auf  den  Reliefs  sagen.      Sie  ist  danä  nk  „ich  gebe  dir"   zu  lesen. 


*)  Im  Grabe  des  Ptahhotep  steht  einmal  i  ^\  Vv,  •  wenigstens  für  die  älteste  Sprache 
werden    wir   danach    die   Lesung   sim    annehmen    müssen.     In    der    12ten  Dyn.    schreibt    man 

2)  Beim  Abschreiben  derartiger  alter  Texte  ergänzen  die  späteren  Schreiber  das  SuiF.  1 
sg. ,  zuweilen  an  falscher  Stelle.  So  besonders  auffallend  in  der  -Destruction  des  hommes" 
(Z.  G.  14  usw.),  deren  Redaction  demnach  in  die  Pyramidenzeit  fällt. 

6* 


44  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 


Das  >\,  der  Dualis  und  die  Nisbe. 

Der  Vocal  \\  spielt  in  der  altägyjDtischen  Formenlehre  eine  höchst  wichtige  Rolle, 
trotzdem  ist  es  erst  in  späterer  Zeit  üblich  geworden,  ihn  in  der  Schrift  zu  bezeichnen 
und  die  Texte  der  Pyramidenzeit  kennen  ihn  noch  nicht.  Während  ihm  bis  jetzt  all- 
gemein der  Lautwerth  i  zugeschrieben  worden  war,  ist  in  jüngster  Zeit  von  hervor- 
ragender Seite  die  Behauptung  aufgestellt  worden,  \\  sei  theils  ein  a,  theils  ein  Deter- 
minativ der  Verdoppelung.  Ich  vermag  mich  nicht  von  der  Richtigkeit  dieser  neuen 
Theorie  zu  überzeugen,  weifs  aber  meinem  Freunde  Stern  dafür  Dank,  dafs  er  mit 
seinen  Zweifeln  uns  daran  erinnert  hat,  wie  wir  so  manches  in  der  Aegyptologie  noch 
aus  Tradition  annehmen,  ohne  je  einen  strengen  Beweis  dafür  geliefert  zu  haben. 
Stern  gründet  seine  Hypothese  darauf,  dafs  in  einigen  Varianten  römischer  Kaiser- 
namen das  \^  für  eines  der  sonst  als  a  gebrauchten  Zeichen  eintritt  —  er  hätte  hinzu- 
fügen können,  dafs  es  auch  ebenso  für  u  steht.  Lassen  wir  diese  spätester  Zeit  und 
soviel  ich  sehen  kann  sämmtlich  dem  Tempel  von  Esneh  entstammenden  Schreibungen 
einstweilen  bei  Seite  und  sehen  wir  zunächst  wie  in  der  gewöhnlichen  Orthographie 
jener  Namen  die  Vocale  ausgedrückt  werden. 

Das  i  wird  ausgedrückt  in  Antoninus  durch: 

1)  öö     (Leps.  Denkm.  IV.  87  6.  c.  e  —  in  Theben,  Deuderah  und  Philae) 

2)  \\  (Leps.  Denkm.  IV.  88a  pass.,  89a  —  Esneh) 

in    Germanicus    durch    (1  (j   und    das    schon    in    älterer    Zeit    unterschiedslos    damit 
wechselnde    \\  0  (^     (Leps.  Denkm.  IV.  76  e  Denderah). 

Für  la  in  Domitian,  Vespasian  und  Hadrian  steht: 

1)  ö  ö    (Leps.  Königsb.  737a.  ö.  J.    739 ly.     741  i.     1^2e.i).ic),    dafür    auch    einmal 
\\   (ib.  742/)    seltener   (|  (1  __fl  (ib.  739  Z<'.     742  o). 

2)  \\    (ib.  739«.    741«.  742/.  s'.  <)  seltner  \\— «  (ib.  739 ^.  a.) 
und  ebenso  wird  das  das  aia  in  Trajan  ausgedrückt  durch: 

1)  ^öö   (Leps.  Denkm.  IV.  856.  c.  in  Denderah)  oder    \\\\     (L.  Königsb.  742«/; 

Leps.  Denkm.  IV.  82 e  in  Philae),    wofür  dann  auch  wieder  \\\\\\   ti  steht    (L.  Denkm. 
IV,  82  c.  d.  836.  —  in  Esneh  und  Denderah). 

2)  "^  (Leps.  Denkm.  IV,  87  a  Esneh)  oder  \\  (Leps.  Königsb.  741«.  742«'.). 
Endlich  schreibt  man  die  Silbe  ai  in  Caesar  mit: 

1)  (1(1    (Leps.  Denkm.  IV  pass.  in  allen  Tempeln)  und  seiner  Variante  (|\\(1  (L.  D, 

IV.  82  c.  fZ.  836)  seltner  mit     '^  (]  (1   (1- 1-  12d.e.g.  76  e.   856.  c.) 

2)  N\  (Leps.  Königsb.  748a.  754a.    Leps.  Denkm.  IV,  89a.  90c.  d.  in  Esneh). 

3) D  (Leps.  Königsb.  7393.  a' 6')    —    ein   ganz   vereinzelter  Fall,    in   dem   nach 

der  späten  Aussprache  des  Altägyptischen  ä  für   i  steht;  vgl.  in  den  Namen  der  Decan- 

sterne   . d  =  h,  i.     In   denselben   Schildern    steht  jedoch    iä    und   lä   correct  für  ia. 

Man  schreibt  also  in  den  römischen  Namen  für 


1881.] 


von  A.  Erman. 


45 


7 

% 

i 

ii 

ia 

%ä 

iä 

~ 

l 

i 

— 

aia 

ai 

ai 

— 

i 

i 

ü 

ai 

ai 

— 

— 

l 

i 

ü 

Demnach  kann  es,  wie  mir  scheint  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  M,  \\  und  \\(](| 
sämmtlich  als  i  gelten. 

Gegenüber  diesem  regelmäfsigen  Gebrauch  des  \\  als  i  hat  es  nmi  wenig  zu  be- 
deuten, wenn  es  auch  hier  und  da  in  spätester  Zeit  für  andere  Vocale  steht  —  ver- 
tauscht man  doch  ebenso  in  der  wilden  Orthographie  der  griechisch-römischen  Zeit 
t  &  d  und  t\  k  g  und  g',  «,  a  und  ä.  Mir  sind  folgende  Fälle  bekannt,  die  soweit 
ich  ihre  Herkunft  kenne  sämmtlich  dem  Tempel  von  Esneh  entstammen,  einem  Tempel 
der  in  Schriftspielereien  alle  anderen  übertrifft: 

\\  e  steht  für  au,  das  man  sonst  gewöhnlich  *^  seltner  (Ig  schreibt,  in  iutgrtr  = 
autokrator  (Leps.  Denkm.  IV.  81cZ  vgl.  Leps.  Königsb.  741«.  738«.  7426').  Die  Schrei- 
bung spricht  schon  darin  dem  hieroglyphischen  Schriftsystem  aller  Zeiten  Hohn,  dafs 
V\  hier  im  Anlaut  des  Wortes  steht. 

•vV  steht  für  ue,  das  man  sonst  meist  w,  selten  ua  schreibt,  in  uisps'ins  Vespa- 
sian  (Leps.  Königsb.  737  d). 

G  ^\  steht  für  pa,  das  sonst  nur  p  geschrieben  wird,  in  uspisnis  Vespasian  (L.  D. 
IV,  8U) 

O  \\  steht  für  sa,  das  sonst  nur  s  geschrieben  wird,  in  Icisirs  =  kaisaros  (Leps. 
Königsb.  748«)  —  einer  Schreibung  die  das  kisäiirs  (Leps.  Denkra.  IV,  89«)  freilich  noch 
überbietet. 

In  den  beiden  Schildern,  die  diese  ungeheuerlichen  Formen  hisirs  und  hisäurs  ent- 
halten, stehen  aufserdem  noch  die  abenteuerlichen  Schreibungen  äiitgrtirs  (Leps.  Königb. 
748  a)  und  ätitkrtirs  (Leps.  Denkm.  IV,  89  a.)  für  autokratoros ,  xind  an  sie  schliefst 
sich  würdig  das  Schild  äuiukrtiur  kisrs  (Leps.  Königsb.  754«).  Hier  steht  also  v^  und 
\\   (ö  gar  für  o  und  ö,  das  man  sonst  in  autokrator  durch  u  oder  gar  nicht  ausdrückt. 


Endlich   beginnt  der  Name  Hadrians  Leps.  Königsb.  742  o  mit   \\ 


und  ib. 


P- 


gar  mit 


anstatt  des  gewöhnlichen  Anfanges  atr. 


Es  dürfte  schwer  sein,  in  dieser  Verwirrung  einen  leitenden  Grundsatz  zu  ent- 
decken. Wenn  in  ein  und  derselben  Cartouche  \\  die  Laute  o,  ai  und  a  ausdrückt, 
so  kann  das  nur  auf  Willkür  beruhen.  Das  Motiv  zu  dieser  WiUkür  war  glaub  ich 
lediglich  ein  graphisches.  Das  Zeichen  \\  pafst  nämlich  in  seiner  winzigen  Gestalt  so 
gut  in  den  Schriftstil  der  Kaiserzeit,  der  ^  und  p,  o  und  (^,  "C?  und  o  mit  Vorliebe 


46  Altägyptische  Studien,  [IL  und  III.  Heft 

verwendet,  dafs  es  sich  wohl  begreifen  läfst,  dafs  man  es  anstatt  der  ungeschickten 
Zeichen     ^\     und  (1    eingesetzt  hat.     Ich  denke  man  sieht  es  den  Schreibungen 

—      ^      ^^o^^ 

=        ߣ5Q        "==> 

"^^^        WPO  " 

an,  wie  willkommen  dem  Schreiber  hier  das  kleine  \\  zur  symmetrischen  Anordnung 
seiner  Schilder  war!  Auch  die  Verwirrung  mit  dem  demotischen  Zeichen  j  |  mag  von 
Einflufs  gewesen  sein. 

Es  ist   also  für  die  späteste  Epoche  entschieden  an  dem  Lautwerth  i  festzuhalten. 

Gehen  wir  nun  aus  der  Römerzeit  in  eine  frühere  Epoche  zurück,  so  ist  es  auch 
da  leicht  zu  beweisen,  dafs  \\  der  Vocal  i  ist.  In  zahlreichen  Eigennamen  wechselt 
es  mit  [1  []  ,  auch  hier  steht  neben  beiden  oft  noch  \\  M  (1  und  [1  (1  \\  das  wir 
schon  oben  als  Variante  zu  l  fanden.  Ich  greife  aus  Liebleins  Namenswörterbuch  die 
folgenden  Beispiele  heraus: 


i  \\  -  in 

(j  (j  \^   —    1]  {)  ^  ()  (j    (^"^li    \  \  l   geschrieben) 


M 


w      w  w  11 

Wenn  wir  nun  ferner  das  Wort,  das  im  Koptischen  B.  htooti  heifst,  in  der  Form 
^\    ^  ^\  O       'm  daui  (Naville,  destr.  des  homm.  23)  finden ;  wenn  dem  S.  Koo-ice  stets 

V ^  ^g\    ^\     ^jii   kaui   entspricht;    wenn    für   die    altägyptische   Endung   ut,   der    im 

Koptischen  oTi-oTe  entspricht,  aus  zahlreichen  Varianten  sich  die  neuägyj)tische  Aus- 
sprache ^  ui  erweisen  läfst  —  so  dafs  durchgehend  koptisch  oiri-oTe  auf  älteres  ^  zu- 
rückgeht: dann  ist  es  doch  wohl  klar  dafs  für  i  |  nur  der  Lautwerth  «',  e  möglich  ist. 
Und  nun  bedenke  man  ferner  dafs  dem  neuägyptischen  u  w  koptisch  nei,  n&i  ent- 
spi-icht,  dafs  die  Nomina  auf  ti^  die  ihren  Plural  auf  tu,  ti  bilden,  koptisch  -^-fs.  zur 
Pluralendung  haben;  man  bedenke,  dafs  die  Cursivhandschriften  aus  dem  Ende  der 
zwanzigsten  Dynastie  für  <;^>  ,  koptisch   ipi-eipe,    und    die  analogen  Formen  deutlich 

schreiben,  also  das  i-e  mit  N\  wiedergeben  —  und  ich  glaube  man  wird  zu  der 
Überzeugung  gelangen,  dafs  W  nur  i  (resp.  später  e)  sein  kann.  Andere  Belege  für 
diesen  Lautwerth  werden  sich  übrigens  auch  unten  noch  ergeben. 

Auf  die  weitere  Hypothese  Sterns  brauche  ich  wohl  hier  nicht  einzugehen,  ich 
denke  sie  erledigt  sich  von  selbst  durch  das  im  Folgenden  dargelegte. 

Dieser  Voeal  i  spielt  nun  aber  eine  Hauptrolle  in  der  altägyptischeu  Formenlehre. 


1881.]  von  A.  Erman.  4^: 

Er  dient  zunächst  zur  Bildung  des  Dualis.  Denn  das  Altägyptische  besitzt  wirklich 
einen  Dualis,  der  im  Masc.    auf   ^         im    Fem.    auf  )   endet.      Das    |  |    ist    auch 

hier  der  Vocal  und  nicht  etwa  ein  Dualdeterminativ  nach  Art  des  pluralen  |||.  Schon 
aus  seiner  Stellung  in  der  Orthographie  kann  man  ersehen,  dafs  es  nicht  dem  m  ent- 
spricht. Während  |||  stets  hinter  den  anderen  Determinativen  steht  und  durch  diese 
von  der  Pluralendung  u  getrennt  ist,  tritt  i|  immer  vor  die  Determinative  und  ver- 
bindet sich  unmittelbar  mit  dem  Auslaut  u  oder  t.  Der  Dualis  heifst  |  rj]  rJr  "^*i 
V  J)  J]  während  doch  der  Pluralis  V  ©  n?^  i  fund  nie  U  V\5^  Vra  VQ^ )  sreschrie- 
ben  wird. 

Noch  mehr.  Plural  und  Dual  werden,  wie  bekannt,  oft  dadurch  ideographisch 
bezeichnet,  dafs  man  das  Determinativ  des  Wortes  dreimal  beziehentlich  zweimal  setzt. 
In  solchen  Fällen  läfst  man  natürlich  das  Pluralzeichen  i  fort:  sru  „Fürsten"  wird 
M  t«  VR'  VSf^  V§^   geschrieben,  R  TO  VS^  Vtt^  VS^  i     "wäre    unerhört.      Hingea:en    das 

II  steht  auch  dann  immer:  ]  rj f  rj)  •  ""^^^^  8  ö  V  Nl  wf  u.  s.  w.  Man  sieht,  \\ 
ist  nicht  Determinativ  wie  es  m  ist,  denn  es  steht  in  der  Schreibung  des  Dualis  nicht 
wo  bei  der  des  Plurahs  das  i  steht,  es  steht  vielmehr  an  der  Stelle  der  Pluralendung  m. 
Mit  andern  Worten,  es  ist  die  Dualendung  und  nicht  das  Dualdeterminativ. 

Ist  es  doch  auch  a  priori  geradezu  undenkbar,  dafs  ein  Volk,  das  in  seiner  Sprache 
keinen  Dualis  besitzt,  in  seiner  Schrift  überall  die  Zweiheit  als  eine  besondere  Cate- 
gorie  bezeichnet  haben  sollte.  Wer  keinen  formellen  Ausdruck  für  die  Zweiheit  hat, 
dem  ist  ja  auch  die  Idee  derselben  eine  fremde;  für  ihn  ist  alles  Mehrheit,  was  über 
die  Einheit  hinausgeht  —  wir  brauchen  ja  darüber  nur  unser  eigenes  Sjirachgefühl 
zu  befragen ! 

Für  den  indefs,  den  auch  diese  Uberlegimg  noch  nicht  von  der  Existenz  eines 
Dualis  im  Altägyptischen  überzeugt,  seien  hier  noch  einige  Formen  angeführt,  die  für 
die  Existenz  der  Dualendimg  i  beweisend  sind. 

In  den  Namen  der  Dekansterne  (Leps.  Chronol.  p.  68),  die  für  die  traditionelle 
spätere  Aussprache  des  Altägyptischen  überaus  wichtig  sind,  wird  der  Stern  usti-bkati 
(^^'^  ß^^  Brugsch,  Wörterb.  V  p.  349.  vgl.  '^^'^^  und  J  '"^  >t  bei  Lepsius 
—  die  übrigen  Varianten  beruhen  auf  der  neuägyptischen  Vermischung  von  ti,  tt,  ^ä,  ö) 
oTecTefeKÄ-Ti  gelesen.  Hier  lautet  die  Dualendung  in  der  oflfnen  Silbe  t,  in  der  ge- 
schlossenen e;  ebenso  wie  in  diesen  Transcriptionen  die  Endung  tt  (in  der  späten  Aus- 
sprache ti,,  fe")  im  Auslaut  mit  ti,  in  geschlossener  SUbe  aber  vor  h  und^{  mit  ta  (für 
te^  wiedergegeben  wird. 

Es   finden    sich   ferner  FäUe,   in   denen   die   unten   besprochne  Nisbebildung  auf  i 

in   der   Schrift    mit    dem   Dualis    verwechselt  wird,   eine    Schriftspielerei    die    es    aufser 

Zweifel  setzt  dafs  auch  der  Dualis  auf  i  endete.     Für    das  übliche      [        nK\    (Louvre 

(Leps.  Denkm.  III,   13  c)    u.  s.  w.    „der  heimische  Gott^    steht   mehrfach 

o    \\  , 

~| '^  (Rouge,  insc.  hier.  16.,  Aegypt.  Zeitschr.  1879  p.  147),  also  ist  beides  ntr  nti  zu- 
sprechen.    Und  ebenso  steht  für  den  Götterbeinamen   aK    ^^,  0  J     paiiti    „der 


1)     Oder  auf  uWi     Vgl.  ?  "V      Pn  Po    (hes    uat'uti  Aegypt.  Zeitschr.  1877  p.  150)  u.  a. 
—  indefs  zeigen  die  Reste  des  weibl.  Dualis  im  Kopt.  keine  Spur  eines  «. 


48  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

zur  Paut  gehörige"  meist  />^^v  Jr  als  hiefse  es  „Doppelpaut".     Hr.  K.  Piehl 

hat   übrigens    schon   auf   diesen  Wechsel   hingewiesen,    ohne   freilich  zu  sehen,  was  er 
beweist. 

Pap.  Eb.  37,  18  steht  sodann  der  Satz: 


„seine  Augen  sind  geschwächt".  Was  soll  diese  Endung  ^n  anders  sein  als  das 
Participialsuffix  ^ä  mit  der  angehängten  Dualendung  i?  ä  und  i  sind  zu  einem  diph- 
thongischen aii  verschmolzen  und  das  ist  es,  was  der  Schreiber  mit  seinem  (1  jl  \\  be- 
zeichnen will. 

Und  last  not  least:  es  giebt  ja  im  Koptischen  selbst  noch  einige  Dualformen,  die 
man  freilich  bisher  übersehen  hat.  Und  zwar  endigen  die  koptischen  Duale  der  Fe- 
minina auf  Te,  während  ihre  Plurale  auf  ote  enden.  Die  der  Masculina  enden  auf  ot, 
oice,  während  die  männliche  Pluralendung  nach  Cousonanten  e  lautet;  das  zeigt  dafs 
die  altägyptische  Pluralendung  u  tonlos  war,  das  u  der  Dualendung  ui  hingegen  betont. 
Für  sicher  halte  ich 

B.  TooTi  S.  g^Tooire  ^  YK  ®  „Morgen"  (Nav.  destr.  des  homm.  23)  —  ebenso 
sind  ja  alle  Namen  der  Nacbt  im  Altägyptischen  Duale. 

na.ooT  „^^Si  „Ende".  In  den  Decannamen  als  Stat.  cstr.  auch  schon  cboT  ee- 
sprochen. 

cti«.Ts-  „zwei"  für  snaui,  das  Zahlwort  für  2  ist  ja  auch  in  den  semitischen  Spra- 
chen Dualis. 

cnTc  „zwei"  im  Fem.  für  satiti;  wäre  dies  Singular  so  müsste  es  ckh  heissen, 
wäre  es  Plural  cnH-s-e. 

oirepHTe   ^ "      ^  ^    „die  Beine",  der  Plural  müsste  ja  oTepHice  lauten. 

Auch  S.  «'AooTe  „Nieren",  Tooire  „Sandalen"  uja.nT-  „Nasenlöcher"  scheinen  auf  Duale 
zurückzugehen ;  ebenso  möchte  ich  auch  in  KooTe  „andere"  aus  kaui  einen  Dual  sehen. 
Das  Schicksal  des  Dualis  war  demnach  im  Aegyptischen  dasselbe  wie  in  allen 
Sprachen.  Im  klassischen  Altägyptischen  von  sehr  ausgedehntem  Gebrauch  i),  im 
Neuägyptischen  schon  erstorben,  ist  er  im  Koptischen  nur  in  wenigen  Worten  erhalten, 
deren  Natur  vergessen  ist  und   die  man  als  Singular  oder  Plural  ansieht. 

Also  das  I  I  des  Dualis  ist  sicher  der  Vocal  i;  man  hätte  wohl  nie  daran  ge- 
zweifelt, wäre  nicht  die  Identität  der  Hieroglyphe  für  i  und  des  Zahlzeichens  für  zwei 
so  auffällig  gewesen.  Aber  auch  diese  Identität  läfst  sich  in  sehr  einfacher  Weise  er- 
erklären. 

Die  Inschriften  der  Pyramidenzeit  kennen  den  Vocal  n  noch  nicht,  sie  lassen 
das  i  ganz  unbezeichnet:  ''^"'^  steht  für  nti,  ^^  y^'^  für  pri/j  u.  s.  w.  Den  Dual 
deuten  sie  durch  Verdoppelung  des  Determinativs  an:  s >  |  v^wÖ)  iür  ^buti  „San- 
dalen". Einmal  jedoch  findet  sich  eine  andere  Schreibung  des  Dualis;  im  Ptahhotep- 
grabe  steht  über  zwei  Knaben  die  sich  zärtlich  umfafst  halten: 


1)  Beiläufig  bemerkt,  die  oft  citirten  aber  nicht  häufigen  Formen  wie  nfruu  für  nfrui 
kommen  nie  in  guten  alten  Texten  vor  und  sie  beruhen  vielleicht  nur  auf  einer  graphischen 
Spielerei.     Zu   l]   v\        „willkommen"    vgl.  man  übrigens  neuarabisch  marhahatm. 


1881.]  von  A.  Erman.  49 


I   O^l  lÄ 


D 

^  I  I  >iS  I  1 fl 

Zu  sprechen  ist  natürlich  ssti  snti  pnä,  indefs  das  n  ist  hier  nicht  der  spätere  Vocal  «', 
sondern  hier  haben  wir  einmal  wirklich  das  Zahlzeichen  n,  das  den  Dualis  bezeich- 
net wie  111  den  Pluralis.  Denn  hier  steht  ja  |  |  nicht  hinter  d  sondern  hinter  dem 
Determinative  ^,  also  an  der  Stelle  die  es  als  Determinativzeichen  einnehmen  mufs. 

Hingegen  in  der  berühmten  Götterliste  des  Turiner  Altars,  der  der  Zeit  Pepi's 
angehört  1),  stehen  schon  die  Duale : 

und  ebenso  steht  auch  hier  schon   \\   in  anderen  "Worten:    ^     >*>      und    st    >\        ^  i 

y^  .    _^  W  ^  1 

—  es   fungirt   hier    also    schon    als    reiner  Vocal.     ßesäfsen  wir  Handschriften  aus   der 

Pyramidenzeit,    so  würden  wir  ohne  Zweifel  in  diesen  die  Mittelglieder  finden,  welche 

beide  Anwendungen    des   \\   vei'binden.     Wir    würden    zuerst    sehen,    wie    man    für  die 

alte    Dualform  r^    in  der  Cursivschrift  die  Abkürzunsc  ^     einführte  — 

.   '      ^    ^     ^.  .       .  ."^  .  I      ^     I  I 

zur  selben  Zeit  als  man  die  alte  Determination  des  Pluralis  in  derselben  Weise  ver- 
einfachte. Wir  würden  dann  finden,  dafs  man  mit  der  Zeit  anfing  die  Dualform  ssti 
„die  beiden  Brüste  (?)"  I  c>  als  ein  bequemes  Auskunftsmittel  zu  benutzen  um  die 
gleichlautende  Nisbeform  ahti  „zur  Brust  (?)  gehörig"  schreiben  zu  können.  Bei  der 
alten  Orthographie  dieser  letzteren  Form:  1  q  konnte  ja  niemand  erkennen,  dafs  sie 
88ti  und  nicht  blos  sst  gelesen  werden  sollte!  Eine  Reminiscenz  an  diese  Periode, 
wo  man  die  Dualform  zu  Hülfe  nahm  um  die  Nisbe  zu  schreiben,  ist  das  oben  be- 
sprochene   ]       für   n      "^    ntr  nti  „heimischer  Gott". 

Von  hier  aus  aber  war  der  letzte  Schritt  nur  noch  ein  kleiner.  Stand  |  |  einmal 
erst  bei  Worten,  die  nicht  Duale  waren,  nur  um  zu  zeigen  dafs  auch  sie  auf  i  endeten, 
so  lag  nichts  näher,  als  es  geradezu  als  Vocalzeichen  für  die  Endung  |  i  anzimehmen  2). 
Natürlich  schreibt  man  von  nun  an  das  ii,  da  es  ja  jetzt  Vocal  ist,  auch  vor  dem 
Determinativ. 

Soweit  war  der  Process  zu  Pepi's  Zeit  bereits  gediehen ;  eine  Fortsetzung  des- 
selben ist  es,  dafs  man  später  versucht  hat,  den  neuen  Vocal  imd  das  Zahlzeichen 
als  \\  und  1 1  zu  difierenziren  —  ganz  ist  dieser  Unterschied  indefs  nie  durchgedrun- 
gen, wenn  schon  ihn  sorgfältigere  Inschriften  beobachten. 

Durch  diese  Theorie  erklärt  sich  wohl  alles  Aufi'ällige,  was  bisher  der  Dualis  zu 
haben  schien. 

Noch  ungleich  wichtiger  aber  als  dieser  Dualis  ist  die  andere  mit  i  i  gebildete 
Reihe  von  Formen,  die  ich  mit  einem  aus  der  Semitischen  Grammatik  hergenommenen 
Terminus  als  die  Nisbe  bezeichnen  will. 


1)  Auf  den  übrigen  Denkmälern  der  sechsten  Dynastie  kommt  i  noch  nicht  vor.  Wir 
müssen  annehmen,  dafs  in  dieser  langen  klein  geschriebenen  Liste  eine  jüngere  Orthographie, 
wie  sie  in  Handschriften  schon  üblich  war,  auftritt,  während  man  in  den  grofsen  dekorativen 
Inschriften  der  Gräber  an  der  älteren  mit  ihrer  sparsamen  Vocalbezeichnung  noch  festhielt. 
Diese  Altarinschrift  enthält  ja  ebenso  schon  das  Zeichen  <S,  während  die  grofsen  Texte  noch 
ausschliefslich  ^^  brauchen.  Auch  für  die  Entstehung  des  e  bieten  die  monumentalen  In- 
schriften kein  Material,  auch  sie  hat  sich  offenbar  innerhalb  der  Cursivschrift  vollzogen. 

2)  Dafs   es   nie  im  Anlaut  gebraucht  wird,   ist  ein  weiterer  Beweis  für  seinen  Ursprung. 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  13SI.  7 


50  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft. 

Von  jedem  Adverb,  Pronomen,  Siibstantivum,  ja  von  jeder  Verbalform  kann  man 
im  Aegyptischen  durch  Anhängung  von  i  eine  Form  ableiten,  welche  etwa  die  Be- 
deutuno-  „zugehörig  zn"  hat.  Das  Fem.  dieser  Nisbe  wird  meist  nur  t  und  ihr  Plural 
meist  nur  u  geschrieben  —  nichtsdestoweniger  wird  wohl  immer  auch  in  diesen  For- 
men das  i  zu  sprechen  sein. 

Also  von  Adverbien  und  Präpositionen: 

ö    ¥\    "'"  •  nr   s\.    """  „befindlich  in"  fem.  ämt  pl.  amu  selten  ämiu. 
\\  <:^^  ür  :  \\  '^~^  ^^  üri  „befindlich  an"  pl.  im  Kopt.  noch  epHT  äriu. 
hr  :  hri  „befindlich  auf"  fem.  krt  pl.  kru 

jr  :  ^iri  „befindlich  unter"  fem.  ^rt  pl.  j(rii 

A/wAA   ^^^  _  A«Aw^  ^^^^  £gj^^     A^A^w    ^j^f^iN  pj_    /wvAAA-^    ^    »t^t  (z. B .  Nav.  dcstr. 
Q  c>  \\  ^  ^  '  "      ^  \\  Ms  I 

des  homm.  3) 

/ A    mit :  / A  ^!\   J[  '    "5^^****  „die  hinter  jemand  befindlichen" 

„das  Gefolge"  (Nav.  1.  1.) 
von  männlichen  Substantiven: 

i   %    ntr :  i    ^       '^'^      ntri  „göttlich" 

tf  :  ^       tpi  „am  Kopf  befindlich"  „der  erste" 
von  weiblichen  Substantiven: 

. — ^  ^    haut :  ■ — ^  (3  /iäii^j  „der  am  Anfang  befindliche"   ,jder  erste" 

koptisch  ^oTiT 
V     "^      äput :    V        <{^    äputi  „zur  Botschaft  gehörig"  „der  Gesandte" 

V     ^  c^   mrut  „Liebe" 
(z.B.  Louvre  C.  2.  C.  20)  :     v    %:>  "^    mruti  (Rouge  Insc.  hier.  7.  u.  o.)    „zur  Liebe  ge- 
hörig, geliebt" 
^    (|  I]  o    mrit :     V     \\\\'^    mrlti  (ObeUsk  in  Paris  u.  o.)  „geliebt"  AiepiT 

'^     ^^*  •  [in^nQ  ^  '^  ^   51'**  ?5Wiesenbewohner" 

®      mit :      ^   v{?i   miti  „Städter,  städtisch" 
^         duat :  ^  1\        ßi    duati  „Duatbewohner" 
'i  i  i  paut :  1^  "^  ^  J^;^  Jj  pauti  „zum  Götterkreis  gehörig" 
^    ^      «HiM« :  §■  '^  ^  M    ämnti  „Westlich,  Bewohner  des  "Westens" 


1)  ntt  ist  stets  das  Femininum  zu  nti  und  nicht,  wie  manche  Aegyptologen  noch  immer 
auf  Grund  schlechter  Texte  glauben,  mit  ihm  identisch.  Für  die  Grammatik  darf  doch  nur 
der  Sprachgebrauch  des  alten  und  mittleren  Reiches  maafsgebend  sein;  sobald  wir  anfangen 
die  Irrthümer  der  späteren  Schreiber  zu  berücksichtigen,  verlieren  wir  den  Boden  unter  den 
Füfsen. 


1881.]  von  A.  Erman,  51 

<=^^  hat :  =©  '^  häfi  „der  vorn  befindliche  Körpertheil"  „die  Bnist" 

II.  s.  vr.  II.  s.  w. 

Hiermit  erledigt  sich,  wie  man  sieht,  das  angebliche  Suffix  ti  t  .  JS.  _  ci  ^^\  .  '^^)- 
über  das  soviel  geschrieben  ist.     Nur  Maspero  war  einmal  auf  der  richtigen  Spiir^). 

Auch  alle  die  Feminina  auf  ^  gehören  hierher,  es  sind  die  Feminina  der  Nisben 
weiblicher  Substantiva.     Für    ihre  Aussprache  bemerke  man     "^       (1  (1  neben  der 

älteren  Orthographie      ^^       ^317 .       Besonders  wichtig  sind    o  ämntt    „Westen" 

TTv  äitt  ..Osten",  wörtlich  ..die  westliche"  imd  ..die  östliche"  nämlich  .,Geijend" 

JJJt^z^  "  -■  •'      = 

^  .  In  der  That  findet  man  noch  sehr  häufig  in  den  ältesten  Inschriften  st  ämntt 
„die  westliche  Gegend"  anstatt  des  einfachen  ämntt.  Und  ebenso  sind  auch  die  an- 
deren Ortsnamen  auf  tt  zu  erklären,  es   ist  immer      i=,      zu    ergänzen.      Natürlich    nur 

in    guten    alten  Texten;    wenn  in  späten  Inschriften  fjrri  Prsatt      „Persien" 

cq  ■  .  <::r>  1 r  c=o^ 

n  £2  o    ta-ntrtt  u.  a.  steht,    so    beweist    das   nur   wieder   einmal  bis  zu  welchem  Grade 
I  r^^^         ^  .  '   .         .  . 

man  das  Yerständnifs  für  die  heilige  Sprache  und  ihre  Formen  verloren  hatte. 

Im  Koptischen  entspricht  der  Nisbe  ti,  fem.  tt,  der  weiblichen  Substantiva  t;  der 
Vocal  i  hat  hier  die  Femininalendung  t  gerettet,  die  ja  sonst  immer  im  Koptischen 
verloren  ist.  Die  Feminina  auf  ^  müssen  übrigens  ihr  zweites  t  früh  eingebüfst  haben, 
denn  in  den  Inschriften  des  neuen  Reichs  herrscht  schon  die  gröfste  Confusion  zwi- 
schen fj  und  '^ -)  und  a^.  Auch  in  den  Namen  der  Decansterne  tpä-\ntt  thh^okti, 
j(^ntt-hrt  xo^f*-?«  (d.  h.  \ontahre  iüv  ■^ontehrc)  wnA.  ]_)itt-\rt  y^on-^t-'x.'fis.  ist  ^  schon  ein- 
fach te  gelesen. 

Der  bisher  besprochene  Gebrauch  der  Nisbe  im  Altägyptischen  entspricht  etwa 
dem  der  analogen  semitischen  Form.  Darüber  hinaus  geht  es  schon  wenn  im  Alt- 
ägjrptischen  von  den  beiden  Worten  \ntämnt  «Inneres  der  Unterwelt"  kühn  die  Nisbe 
j(nt  ämnti  „der  innen  in  der  Unterwelt  befindliche"  gebildet  wird,  denn  nur  so  (fW^ft 
^  ^  ^  Dum.  Kai.  I.  43.  (Ml  \  \<\  ^  Rouge  Insc.  hier.  9  u.  o.),  und  nie  |  h<j"  ämnt, 
lautet    dieser  Osiristitel   in    guten   Texten. 

Noch  wimderbarer  ist,  das  man  von  den  Verbalformen  auf  i,  die  oft  eine  sub- 
stantivirte  infinitivische  Bedeutung  haben,  eine  Nisbe  bildet.     Von     \   ^  nuit    ,das 

Rächen"  bildet  man  'T'^  \  nuiti  „der  Rächer"  (Louvi-e  C.  "26.  Leps.  Deukm.  II,  136). 
Ja  sogar,  von  idtf  „der  Umstand  dafs  er  sagt"  wird  die  Nisbe  idtfi  „derjenige  welcher 


^)     Wie    lebendig   diese   Form   im   Altägyptischen   gewesen   ist,  mag  man   aus  Nav.  litan. 
p.  92  Anm.  34  ersehen,    wo   der  Titel    des  Toth  dsti-Bä  (Rouge,  Inscr.  hier.  96)  erklärt  wird 

dsti,  dr  t  diu  nk  Dhuti-dsti-Bä  „du  bist  in  meiner  Wohnung,  (sagt  Ka  zu  llioth)  ein  zur  Woh- 
nung gehöriger:  so  möge  man  dich  nennen  Thoth  der  zur  Wolmung  des  Ra  gehört." 

2)     Freundlicher  Mittheilung  von  Brugsch   verdanke   icli   die   interessante  Notiz,  dafs  das 
bekannte  Todtenbuch  des  Sutimes  stets  anstatt  ■'^^  ^  -^^«^    dnti,  fem.  dntt      *S\ 

schreibt,  d.  h.  ate.  Schon  damals  war  also  das  n  assimilirt  (die  alte  Orthographie  der  Negation  ist 
^ji^  i.e.  dn)  und  man  sprach  ».le,  was  ja  noch  im  Koptischen  neben  «,t  vorkommt.  Ganz 
ebenso  schreibt  ein  neuägyptischer  Text  (Orb.  2,  10)  einmal  [1  S  i.  e.  exe,  et  für  ^"C  und 
im  Demotischen  ist  diese  phonetische  Orthographie  des  Relativs  sogar  gewöhnlicli. 


52  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

sagt"  abgeleitet.  Ist  das  Suffix  des  Verbums/  oder  s  so  tritt  das  i  an  dieses;  ist  es  aber 
das  plurale  sti  so  tritt  das  i  an  den  Verbalstamm,  der  ja,  wie  wir  unten  sehen  werden,  im 
Altägyptischen  mit  seinem  Subject  nur  sehr  lose  verknüpft  ist,  also      I  jC|  |1  "^"^^ 

(Leps.  Denkm.  II,  136).       Die    Form      I    j  neben    dem    gewöhnlichen    1     |   K.=^ 

n  '^  -^  beruht  nur  auf  Lieblein,  Nam.  Wb.  170.   498. 

Diese  Formen  stehen  theils  absolut,  substantivisch : 

AAAAAA  ^   V\    s-      „für  den  welcher  gehorcht"  Prisse  5,  8. 

~«'^  ^  ^^  ^'''^     ^   "^^^"^  ^'®  welche  es  hören"  Prisse  19,  1. 

.^-a^  ,^3  ^  ^.^  H^=--  4-  4-    fliiicht    sage    der  welcher  dieses  hört"   (Brugsch,  Wör- 
terb.  V.  p.  106). 

l]       So  '^'^^  ^^  ^    „in  Betrefi"  dessen  der  ihn    zerstört"  Leps.  Denkm. 

11,  136. 
häufiger  aber  adjectivisch: 

Leps.,  Denkm.  11,   136. 


>^  I  «jeder    meiner    Söhne    der   gedeihen    läfst" 

'*^^  Z^,  i^  '^s.   ^  ^  0     "^  „dein    gehorsamer    Sohn    der    vortrefl'lich 

ist"   Prisse  17,  1. 

n  <=>  %^j^^    ^fev.^'^^P'^ "*^'®  Fürsten  welche  hören"  Prisse  19,  3. 

Sehr  häufig  findet  sich  diese  Nisbe  der  Verbalformen  in  der  Formel,  mit  der  auf  älte- 
ren Grabstelen  die  zukünftigen  Besucher  des  Grabes  angeredet  werden. 

Merkwürdig   ist  das  '^sä  —^  '^,    '^         [l  """'^   »die  Leute   welche  sehen" 

Prisse  18,  4    (vgl.  ^"^1^   i    |  „j.^.^^  Mar.  Karn.  32^)  —  ob  wirklich  maatiu  sn  zu  lesen  ist? 
Die    Inschriften    der   Pyramidenzeit    die    das    Zeichen   n    ja    noch    nicht    besitzen, 
lassen  demnach  auch  die  Endung  der  Nisbe  unbezeichnet. 
Also  '"^^  für  nti  (Rouge,  Insc.  hier.  1,  12,   19). 
— =®  'ö'   für  fiäti   (Brugsch,  Gräberwelt  33) 

fOl  ^  '^^^^  9  '^^^^  ^~  njetler  Priester  der  einen  Process  hat"  (Rouge Insc.  hier.  1,9) 

Co")  ^  ^— ^  Is^  «-       »jeder  Priester  der  herausgeht"   (1.  1.  1,  13) 

für  mtß  und  prtß. 

Nur  in   ^^  "cx     .W  J  J   *^'  „Barbaren"  (Unä  21)  ist  ti  mittelst  des  Sylbenzeichens 

^s\     ausgedrückt. 

Übrigens  ist  die  defective  Schreibung  des  i  bei  der  Nisbe  der  3.  pl.  noch  in  spä- 
terer Zeit  gewöhnlich,  z.  B.  "^^  ^  y\  P  '^^^   (Mar. ,  Mon.  div.  40)    für    äqtisn  u.  s.  w. 

Dafs  besonders  in  Eigennamen  wie      |    I  '      '     Jl  '  fl        -     '      A    "^ 

sich  die  alte  defective  Orthographie  gehalten  hat,  ist  ja  natürlich  i). 


^)     Ob   zwischen  der  Nisbe  auf  \\  und  den  ähnlichen  Formen  auf   (1  (1     (ältere  Schreibung 
)  eine  Verwandtschaft  besteht  und  wie  ferner  sich  die  Nisben  fTTk  y  ,  ,   zu  den  sehr 


~wM    v^     äs  (?)  pn,  (irnü  nä  „dieses  Grab,  das  ich  mir  gemacht  habe.     (Berlin 
^  x^     ^  ^\-=-   bi'-i  «f  ^'ö/  »der  Befehl  den  er  gab-*  {Und  49) 


1881.]  von  A.  Erman.  53 

Die  Yerbalfonneu  auf  t 

Alle  Texte  bieten  zahlreiche  Formen  in  denen  dem  Stamm  des  Verbiims  ein  t 
hinzugefügt  ist,  doch  wüfste  ich  nicht,  dafs  ein  Aegyptologe  bis  jetzt  auf  diese  For- 
men ernstlich  geachtet  hätte.  Auch  ich  vermag  nichts  vollständiges  über  ihr  Wesen 
zu  geben,  aber  auch  das  wenige,  was  ich  darüber  ermittelt  habe,  kann  schon  vor 
argen  Mifsverständnissen  beim  Übersetzen  schützen. 

Vergleichen  wir  zunächst  Relativsätze  die  sich  an  ein  männliches  Substantiv 
schliefsen,  wie 

4     \\  -<s>.    vÄ     är   äs   pn,    ärnä    -betreffs    dieses    Grabes    das    ich    cjemacht 

habe"  (Leyden,  Stele  V  4). 

JJ  )      /www\       (         2 

Stele  7311). 

^   ^  ,=^  T  ^  '•wv^^  1)  /w^A^^  ^^^  ^^    Iiii,  ut  '/lü  hl  11  tihü  „dcr  Bcfchl  den  mir  die  Maj. 

meines  Herren  gab"   (ib.  45). 

j    Y^  ^^zzp  /'^^  ^,    ^,    -C)  c^  ^x^  (]  ^^^    hu  nb,qmmü  uat  am  „jede  Stelle  in  welcher 

ich  einen  AVeg  fand-*   (Rouge,  Inscr.  hier.  95). 
mit  solchen,  die  sich  an  ein  weibliches  Substantiv  schliefsen  wie: 

M      1\     §     ^  'TsT    är  mhät  tn,   ärtnä    „betreffs    dieses  Gi-abes    das    ich  gre- 

macht  habe"  (Louvre  C.  170). 

,  I   V  ^  ■-■■-■■  V  '*'-      ä{t  nht,    vit  nä  hnf  „alles   was  mir  seine  Maj.  befohlen  hatte" 

{_Unä  42). 
"^s     j  v^  ■vlT'^  /^"v^-^     (j     n  j^  ^^^^^   ^,^,^  ^f.  ^^  ^j.   ^jjach   dem   Befehle   den  dir 

dein  Vater  gegeben  hat"  (Pyr.  Mernra  3,  6) 
■C)  1\    c^  ^=S^     \;    "^^"^  »^^^^   ziaut,    mrrtf   „die  "VVege    die  er  will"    (Dum.  Kai.  I.  43. 

Louvre  C.  3) 
^  ^    ^  ^  ^0  n^       hat  nbt,    mrrt   hnf   „jeder   Bau    den   seine  Maj.  wünschte" 

(Rouge,  Insc.  hier.  80). 
.^o£5££^S£5ä^J'=^P|^(]_>    X2^    U^    «^^  ^  P  ^.    naut    nfrt,     siat 

äma\u  hrsn   „die    schönen  Wege    auf  denen  die  Ehrwürdigen  wandeln"   (Lepsius, 
Denkm.  II,  112rf.  113(Z.)  mit  der  Variante 

jQ  »-^  ^-j^  ^^  c  T  ^^~^  ^  "^   A  ü ^         >>  ^    ^     f^  """^    """*  **-^'  *'  -^P^*  ärnnjit  hrsn 

(Rouge  Insc.  hier.  38.  86.  92) 

gut  beglaubigten  Formen  q 'V  ffTK  ^  V    "nd    y  ci  ^o   verbalten,    mufs    einer    späteren    Unter- 
suchung vorbehalten  bleiben. 


54  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

...  m  äst  nb  nt  j^nu  prrt  pr-ir  äms  „heraus  komme  ihm  das  Todtenopfer  (aus 
dem  Speicher  aus  dem  Sfhatzhaus  u.  s.  w.)  aus  jedem  Hause  des  Hofes  i),  aus  wel- 
chem ein  Todtenopfer  herauskommt".     (Rouge,  lusc.  hier.  93). 

■'^r:7  ö  /^  I  o  •¥■  ^^^~"  '^    I  0  ^v    4l*  '"'^^  **/''*  'Uäbt,  änj(t  ntr  am  „alles  schöne  reine  wo- 
von der  Gott  lebt".     (Louvre  C.  13.   C.  170;  Rouge,  Inscr.  hier.  16  u.  o.) 

n   §  I  J|  ^  ^*>.   "*^  ''^'  '^^'^^  '^^''  "'"  »J^*^^"^  O''*'  '"'°  ^^^'  Gott  weilt"  (Stele  des 

Mru  in  Turin). 

cij    ci      i::^  f       '  "^^^   ^'^  '*''  hqtsn  „die  Tempel  und  Städte  die  sie  beherrschten" 


{Unä  18). 

hat   tn  rdat  nä   sutii    „dieser  Acker    den    mir  der  König 


1 


geschenkt  hat"   (Rouge,  Insc.  hier.  1,  16). 

;wwv\  ^w«w   1 /www   äji_t   nbt   ärtnä   nsn    „alles   was   ich  ihnen  einsetzte"   (1.1.  1,2. 

15.  22.)  —  Usw.  usw. 
Man  sieht,  die  Verba  die  sieh  relativisch  einem  weiblichen  Nomen  an- 
schliefsen  haben  die  Endung  t  —  mit  anderen  Worten:  der  Verbalstamm  kann 
sich  wie  ein  Adjectiv  an  ein  Nomen  schliefsen  und  richtet  sich  dann  in  seinem  Ge- 
schlechte ^)  nach  diesem  Nomen.  Dabei  kann  einem  solchen  Verbum  sein  Subject  in 
jeder  der  sonst  üblichen  Arten  beigefügt  wegen:  mrrtf,  nirrt  hnf,  ärtnä,  ärt  .  .  .  an 
äik  usw. 

So  stellen  sich  dann  die  Verbalformen  auf  t  als  wirkliche  Feminina  heraus  und 
es  wäre  wohl  möglich  dafs  sich  in  ähnlicher  Weise  die  Verbalformen  auf  u  ut  ui  als 
Plurale  und  Dual  enthüllten.  Jedenfalls  ist  das  altägyptische  Verbum  ein  halb  nomi- 
nales etwa  wie  ein  Particip,  wenn  schon  es  sich  natürlich  in  Formen,  Bedeutung  und 
Construction  von  dem  wirklichen  starren  Nomen  scheidet. 

Die  fragliche  Femininalform  des  Verbums  wird  nun  aber  auch  absolut  gebraucht, 
mit    oder    ohne  Beifügung   eines  Subjectes,    und  zwar  hat  sie  dann  stets  eine  substan- 
tivische Bedeutung,  etwa  wie  imser  Infinitiv.      .^?|      idt  heifst    „das  Sprechen",     J_^ 
idtf  heifst  „die  Thatsache  dafs  er  spricht"   oder  auch,  wiewohl  seltner,  „dasjenige 
was  er  spricht".     Deshalb  steht  denn  diese  Femininalform: 

1)     in  Überschriften: 
V:>    I  o  ^v:>^   ^lst  „das  Sägen"   (Brugsch,  Gräberwelt  124.   125.) 


1)  Ich  mache  auf  diese  Stelle  aufmerksam,  sie  beweist  dafs  die  Todtenopfer  zum  Theil 
wirklich  von  dem  königlichen  Fiskus  bestritten  wurden.  Darin  wird  die  Entstehung  der  I  ,  "  .  A 
Formel  zu  suchen  sein. 

2)  Vielleicht  auch  in  der  Zahl,  vgl.:       '^     •  •  •  \^\    "    ^     '^    <=>  %  0  aaaa«^  »«---    dtf 
...mtf,  mrrii-snf  „sein  Vater  und  seine  Mutter,  die  ihn  lieben*  (^Stele  51  des  Brit.  Mus.),  ferner: 

11  Mrnrä  t  bäuk  äpu,  rdaunk  n  Nfrtsat  „reiche  dem  Merenra  diese  deine  Finger,  welche  du  ge- 
reicht hast  dem  ...."  (Pyr.  Merenra  4,  4).  Vgl.  auch  Mariette  mon.  div.  64fl'.:  „dieses  Brot 
imd  Bier,  das  sie  mir  geben"  (dadausn  Z.  29)  und  „jeder  Stier  ...  und  jede  Gazelle,  die  sie 
geben''  (dadausn  Z.  32). 


1881.]  von  A.  Erman.  55 

nt  „das  Kommen"   (ib.  9). 
Q  A«AA«  n  ^    ^j^^^  ^.^^^   ^j^g  Bringen  der  Ochsen«   (Grab  des  Sabn  u.  o.) 
pX  J  i  S    ('Pi  ^'«  «das  Töpfe  machen«    (Brugsch,  Gräberwelt  159). 
C:^  i=sa  P  ö  ö  ö  «"'  ««"  «'las  Stricke  drehen«  (Dum.  Res.  8). 

^^  J-  2.     ^'^  ^'"«  «das  Vorführen  des  Hirsches«   (Brugsch,  Gräberwelt  22.   vgl.  ib. 

23.  47). 

n  n  o  ^  samt  mnut  „das  Tauben  füttern«   (1.  1.  8.  vgl.  ib.   16.  19). 

n  ®  "^  "^  %  si?«  ^i^w    «das  Herbeischaffen  der  Statue«   (1. 1.  89  vgl.  ib.  98). 

'^  "^^^  ^  '^  "^'"^  """   "'^'^^  Schlachten  des  Ochsen«   (1.  1.  94). 

Das  Subject  wird  in  diesem  Falle  durch  die  Präposition  ««  hinzugefügt: 
"^^^       %  \\  AAAAAA  T  c^    ürt  kat   äii   äbti   „das  Bauen    seitens    des  Künstlers«    (Brugsch, 

Gräberwelt  139). 

'-^-^     l       ®    % list  an  jn  „das  Musiciren  seitens  des  Harems«   (1.  1.   83). 

n  AAA«A  •=!='  '^  .  .  .  .  (1  ^  |n|  ^  ^  ^  änt  nit-hr  .  .  .  an   hnu    „das  Tributbringen    seitens 

der  Priester«   (Grab  des  Ptahhotep). 

<=>  A  ci  (Var.  ''^^  )  ']  ^  •  •  •  ^  •  •  •  '''^"^  ä  . . .  ä?8 . . .  „das  Anbeten  seitens  des  . . .« 
(Kouge,  Insc.  hier.  16.  9). 

2)  als  Subject  eines  Satzes: 

\  \  °^  I  "^"^^  ^  P  "^  V  i'^i  P  ^  '^^^  ^  "'*  "*•'''  ''"  "*  *■'"'  ^'""-^  "^  ''^®  ^^'^'■^* 
das  Herz,  dafs  der  Mund  voll  von  Kräutern  (?)  ist«  (Prisse  1,5)  parallel  cm  äkn 
n  mu  äjinf  übt  „eine  Schale  "Wasser  löscht  den  Durst«,  also  steht  der  Satz  mkt 
ru  m  suu  hier  ebenso  als  Subject  wie  das  Nomen  äkn. 

3)  als  Objeet: 

V    <=>  ^     I  n  1  ra  "^^  U  ^^^  *i^=^  virru  ntru  hat  ämf  „es  lieben  die  Götter  in  sie 
zu  steigen«   (Pyr.  Merenra  2,  5). 

dasn  pr-^r  ...  äj[t  nbt  nfrt  ...  dadat  pt,  qmat  ta,  ännt  häpi  „mögen  sie  geben 
ein  Todtenopfer  . .  .  alles  Gute  . .  .  was  der  Himmel  giebt,  was  die  Erde  hervor- 
bringt, was  der  Nil  herbeiführt«   (Louvre  C.  13  u.  o.) 

(1  ^  J nc^ps  V^  1^^  o  d  ^  ot     äu  rikuä   smt   tut   „ich   wufste   wie   die   Statue 

geht«  (Louvre  C.  14,  von  einem  Künstler). 

11  ®  ^"^"^^^^  i"^.^^  V     ^5fe-i    smnj(^f  qmtnf  ust   „er   stellte   her  was   er  zer- 

stört fand«  (Leps.  Denkm.  H,  124). 

4)  in  der  Genetiverbindung: 

^v  c>  ^^  I  a    '"      mru   dadat  pt,   qmat  ta   „Vorsteher  dessen  was  der 

Himmel  giebt  und  was  die  Erde  hervorbringt«  —  ein  Titel.     (Louvre  C.  2). 


56  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

^\    <c:r>  0     I  mr    hst    Präa    „königlicher   Gesangsvorsteher"    (Rouge,   Insc. 

hier.  3). 

5)     uach  Präpositionen: 

■^  <:zz>  n  Fl  ^  ^    **^  *'  samt  „das  Kommen  zum  Füttern"   (Brugsch,  Gräberwelt  9). 
<=>  vi'     "^  r  ärt  usjut  „um  Schifie  zu  bauen"   (Unä  46). 

<=>  f\  /wvw  Ha  ^S  r  änt  nä  qrs  pi   „um   mir   diesen    Sarg   zu   bringen" 

{Unä  6,  vgl.  ib.  38.  39.  40.  43.). 
1^  (j      Q7\  [l  ^^^  Q  \\         bäUn  m  it  „sie  staunten  als  sie  kamen"  (Prisse  2,  4). 

^v    crtiD  Q  I   I  1  '"  P^'^  '/  '*^'""    »^^^   ^^^   Götter  zu   ihm  herauskamen"  (Pyram. 

Mernra  4,  5). 
^\     \\      0  in  üt  hnf  „als  seine  Maj.  kam"  (Leps.  Denkm.  11,  124). 

n  i  «~    Q  n  I  ^,^  I  c^  .-~rtv.  n  <rr>  ^.z'-^    siaf   hnä   ntr   äa   m  tat  ntr   r  Pqr  „er 

fahre  mit  dem  grofsen  Gotte,   wenn  der  Gott  nach  Pqr  fährt"   (Rouge,  Insc.  hier. 
8.  9;  vgl.  über  diese  Fahrt  Brugsch,  Dict.  geogr.  p.  226). 

'^--^iJ  »itv     22   -^^'''*''^   '"   22*^  ^"*:   *"''  -^^'''"'«  w*  sMj'ii  am  „es  esse  Merenra  von 

dem  was  du  ifst,  es  trinke  Merenra  von  dem  was  du  trinkst"  (Pyr.  Mernr.  4,  20-21). 

Q  I  ^ /^  wwA  .^-3-7  O  a; _    (]  ^\      mä  uit  nä   nh  hnf  am    „gleich  wie  mir  seine  Maj.  alles 

befohlen  hatte"  (J7«d42);   hier   ist   dem  Verbalstamm  sogar  das  Adjectiv  nb  bei- 
geordnet. 


'  s^=^  O  'o.  ^vwv\  [1  «    ^    nf   ämaj(   m   hahk 

m  mä  ßt  Kr  pr  n  ätf  „er  nehme  sich  die  Würde  vor  dir,  wie  Horus  seines  Vaters 
Haus  nahm"  (Pyr.  Mernra  4,  23). 
^    Q  ^  r  n  ^    tr  ät  rf  dm  pu  „wann  dieser  Hirt  zu  ihm  kommt"   (Brugsch,  Grä- 

berwelt 34). 
^^^  ^"""^^  n  £i  h  ^    m  jt  samt  „hinter  dem  Füttern  her"  (Brugsch,  Gr.  W.  7.  9.  18). 

V  <:3>  A  ^  y  ^^''^  "P''^  ^'^^^  ^^-^  „ausgenommen  dafs  seine  Maj.  erlaubte"  (Unä  12). 
Es  ist  wohl  die  Mehrzahl  der  ägyjitischen  Verba  (jedenfalls  sind  es  die  gebräuch- 
lichsten), die  ihr  Femininum  in  der  angegebenen  Weise  als  substantivirte  Form  ver- 
wendet; andere  dagegen  benutzen  dafür  das  Masculinum.  Zwar  ist  hier  Vorsicht  ge- 
boten, denn  wo  die  Schreiber  wenig  Raum  haben  lassen  sie  unbekümmert  die  Feminal- 
endung  fort^),  aber  manche  Verba  erscheinen  so  regelmäfsig  im  Masculinum  anstatt 
im  Femininum   dafs   ein  Fehler  ausgechlossen    erscheinen   mufs.     So   steht  immer  nur 


1)     Vgl.   z.  B.       <=^      I     „das  Wetzen  des   Messers"    (Brugsch,    Gräberwelt  92.  95.    Leps. 
Denkm.  II,  66.  67.  68)    mit   ^^  R    (Leps.  Deukm.  II,  66.  68). 


1881.]  von  A.  Erman.  57 

— ^  "^  '^  *"""  (Brugsch,  Gräberwelt  152.  154  etu.  Leps.  Denkm.  II,  22.  51. 
63  etc.),  seltner  ^^'^  ma  (Rouge,  Insc.  hier.  81.  Leps.,  Denkm.  II,  131)  „das  Be- 
sichtigen", während  doch  das  oben  erwähnte  — ^  '^  "^  ^  n '^^v«  ^pj.jgg_  ^8, 4) 
die  Existenz  eines  Femininums  auch  für  dieses  Verbum  verbürgt.  Wir  finden  ferner: 
Ou'^    sha   „das  Pflügen"  (Brugsch,  Gräberwelt  40.  148.  160.    Rouge,  Insc.  hier.  81). 

V  \  ^^   "^'*   "'^^^  Abschneiden"   (Grab  des  Ptahhotep). 

^ciszi  *^.     iisa  ,,das  Füttern"  (Brugsch,  Gräberwelt  1). 

—  also  vier  Worte  auf  a  (aber  ia%  siat  „das  Reisen").  Sodann  neben  ust  „das  Sägen": 
"^^^^^©^  mnx  (Brugsch,  Gäberwelt  124.  126)  und  "^  «f-r  (ib.  111.  120.  121.  136.) 
„das  Behauen",  während  das  Femininum  ntrt  „das  Schlachten"  1.  1.  94  steht.  Ferner 
{]  J  A  ab  „das  Tanzen"  (Brugsch,  Gräberwelt  80.  81)  neben  hst  „das  Singen"  u.a.m. 
Ganz  sichere  Fälle  bieten  auch  die  Stellen: 

Erntescenen)  wo  die  männlichen  Formen  h  hmä  as^  und  ubs  durch  Rouge,  Insc.  hier.  81 
bestätigt  werden,  die  weibliche  sdt  durch  Leps.  Denkm.  II,  67. 

an  ha  N^i  tl  „das  sich  hin  begeben  zur  Terrasse  .  .  .  und  das  dem  Gotte  folgen  .  .  . 
seitens  des  Fürstens  iV^i!/'"  (Stele  der  früheren  Sammlung  Athanasi)  wo  das  Mas- 
culinum  svis  (das  schlecht  zu  kopt.  ujXiuje  mit  weiblicher  Endung  stimmt!)  durch 
IZ3CD  g  I  ^  Sins  ttu  „das  Bedienen  der  Statue"  (Brugsch,  Gräberwelt  88)  bezeugt 
wird. 

Wir  müssen  demnach  für  das  Altägyptische  verschiedene  Verbalklassen  annehmen, 
die  im  Gebrauch  der  Femininalform  von  einander  abweichen.  Auch  die  koptischen 
A'erben  lauten  ja  bald  consonautisch  bald  auf  die  Feminiualendung  e  aus.  Übrigens 
scheint  bei  gewissen  Verben  der  Gebrauch  der  weiblichen  Form  ein  noch  weiterer 
zu  sein,  als  wir  ihn  sonst  gesehen  haben.     Besonders  bei  im  „sein": 

"^a  c^   \s.     änuk  unt  s  „ich  war  ein  Mann"  (Leyden  V.  4)  und  ebenso : 


^    ^.^^ci    (Louvre  C.  1.)       °    ^^  ({/««  49). 

,^_rL^  ^^  c^  N^-j^    „es  war  kein  Wasser"  (i7««44;  ähnlich  ib.  10). 
.^j\^  ^&    ci  bot)  I   rt«  unt  .  .  .  „es  gab  kein  Getreide"  (Leps.  Denkm.  II,  5). 
.^-^^  /www  0  "v).  fn    '  QA  ü  ^v    '"*  ^"'^  äums  am:  „es  ist  keine  Lüge  darin"   (Louvre  C.  26). 

^^  o    y  _/\  3  3  Sj   ""^  ^^^  n^s  ist  ein  Aufstand"  (Unä  29). 

Ferner  bei  ür  „machen"  z.  ß.  in : 
<s>.  '^'~^  |]  IK    f^  '^Sil    j   [1  ^,^^__^^    ärt  äau  iiä  n  rr  bau  „das  Alter  macht    einen 

Menschen  elend"  (Prisse  5,  2). 

Gab  es  neben  dieser  Substautivirung  der  Verba  durch  die  Feminiualendung  etwa 
noch  eine  andere,  die  durch  eine  Endung  u  bewirkt  wurde  und  die  im  Gegensatz  zur 
ersteren  ein  bestimmtes  männliches  Individuum  bezeichnete?     Man  vergleiche: 

Zeitschr.  f.  Aegyrt.  Spr.,  J^ihrg.  1831.  8 


58  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 


1 


«74  si7)i  n  mscldu  ntr  „es  hört  wer  (wen?)   Gott  liebt,  aber  nicht  hört  wer  Gott  hafst" 
(Prisse  15,  6 — 7.     Vgl.    die   ähnliche  Stelle   Eb.  1,  10   wo  „wen    Gott  liebt"   passender 
scheint). 
V    <=:>  Y^  ]  mrru  ntrf  „einer  der  seinen  Gott  liebt"   (Leps.  Denk.  II,  124). 

äqr  sj(r,   hssu  nbj  sinutf  „ich  war  ein  Mann  mit  lestem  Fufs,    mit  vortrefflichem  Plan, 
einer  dessen   Gänge  sein  Herr  lobte"  (Louvre  C.  1)  und  auf  derselben  Inschrift: 

ö     ^1^  U  -^^  ^^^^^  r^  __^  ^  Jl  t  f  ~^  "^  ^^     ^     ""■^^    '^"'    ^"'    **    MnGu   hssu 
nbf  rä  nb  ,,ich  war  ein  Stier  des  Month,  einer  den  sein  Herr  täglich  lobte". 
V  W"  S()    1  '   '^'****  "''"  55^'"^'"  ^^^  Gott  lobt"  (Prisse  11,  1). 

Ist  diese  Annahme  richtig,  so  werden  wir  auch  danach  die  folgenden  Relativ- 
sätze, die  einem  Nomen  mit  folgendem  Demonstrativum  und  Genetive  beigeordnet  sind 
als  selbstständige  Sätze  i)  fassen  müssen: 

®^D^^ "f  ^  "f"  T"  ^  P  "'^  ^  ^ '^'^^  "^^   ^^''    '*    "''^'     ^'^t"««    «'"/   „dieser 

Baum  des  Lebens,  der  von  welchem  sie  leben"   (Pyr.  Mereura  4,  18). 

^  ö\  o  \  ^  "^"^  ^  "^  '^  C  °  '^  ^  1  ^  ^  ''^'^  ""  -^^  '*  ■^'^' ""'"'  ^^^'^ ""  '^'' 

■mrru   ntru  hat  ämf\  j(nnu  Rcl  ümf,  hau  Mrnrä  üinj  „dieses  Schiff  des  Ra,  das  welchem 

die  Götter  zu lieben,    das   in  welchem  die   Götter  herabzusteigen  lieben,    das  in 

welchem  Merenra  herabsteigt"  (ib.  2,  5—6). 

Man  vergleiche  übrigens  auch  das  oben  citirte  Beispiel:  ibäk  apu  rdaunk  „diese 
deine  Finger,  die  welche  du  gegeben  hast"  (ib.  4,  4). 

Verba  mediae  geminatae  im  Aegyptischen. 

Die  Verbalformen  mit  verdoppeltem  zweiten  Stammconsonanten  sind  besonders 
in  alten  Texten  sehr  häufig.  Sie  finden  sich  nur  bei  bestimmten  Verben;  während 
Souge,  Insc.  hier.  86.  92  im  Hauptsatz  ^'p,  im  Relativsatz  j{pjD  steht,  findet  sich  in 
derselben  Formel  Leps.  Denkm.  II,  11 2  c?.  113cZ.  im  Hauj)tsatz  imd  im  Relativsatz 
beidemal  sia,  denn  dieses  Verbum  besitzt  eben  keine  Form  mit  verdoppeltem  zweiten 
Radikal.  Ähnlichen  Fällen  begegnet  man  oft  in  den  Texten.  Es  sind  aber  gerade 
die   gebräuchlichsten    bei  denen  sich  ein  doppelter  zweiter  Radical  findet:  a/^\s.     ([ni 

„finden"     H  an   „bringen"    ^^  un  ,,sein"     ^   j^n  „fahren"    f    ^      sn  „fragen«   "^^^ 

ür  „machen"      ^      >«''  „Heben"    ^^   pr  „herausgehen"    tk    1  QA    ab  „wünschen"    r- ^v-i 

J  sb  „mischen"  j^  jp    „gehen"    0  0     "       hs  „loben"  [ I    ps    „kochen" 

m   I    /US  „gebären"    '      '  H    ^s     ^^  /s  „elend  sein"  (Prisse  6,  1)     ^^    id  „sprechen" 


1)     Etwa    wie   im  Koptischen  und  Neuägyptischen  (Gramm.  §.  77)    man  im  gleichen  Fall 
TecKTitH  iiujopn  th  eTepe  .  .  .   „das  erste  Zelt,  das  weiches.."  sagt. 


1881.]  von  A.  Erman.  59 

Im  Koptischen  finden  wir  von  ihnen  wieder:  s'me,  eme,  igine,  oTit  (nicht  als 
selbstständiges  Verbum),  eipc,  Aiepc,  npp£,  eite,  ujifee,  ococ  (in  der  Bedeutung  „singen") 
nice,  Alice,  ■sice,  g'ce,  •sw.  Also  bis  auf  ^tuc  „singen"  das  vielleicht  von  hs  „loben"  zu 
trennen  ist  da  man  es  im  alten  Reiche  anders  schreibt  als  dieses,  bis  auf  das 
verstümmelte  -ziw  und  auf  ot«  das  kaum  noch  hier  zu  vergleichen  ist,  gehören  alle 
nachweisbaren  Verba  in  Sterns  dritte  Verbalklasse.  Da  gerade  diese  wenig  zahlreich 
ist,  so  kann  dies  kein  Zufall  sein  und  wir  können  mit  gutem  Gewissen  den  Satz  auf- 
stellen :  die  altägyptischen  Verba  mit  verdojDpeltem  zweiten  Consonanten  entsprechen 
im  wesentlichen  der  dritten  Klasse   der  koptischen  Verba. 

Im  Koptischen  und  NeuägyjDtischen  (vgl.  Neuägypt.  Gramm.  §.  144)  ist  die  Verdop- 
pelung des  Consonanten  bei  diesen  Verben  ganz  verschwunden,  auch  im  Altägyptischen 
ist  sie  nicht  mehr  bei  allen  im  gleichen  Umfange  gebräuchlich,  bei  ^^  z.  B.  scheint 
sie  selten.  Also  sind  die  Formen  mit  doppeltem  zweiten  Kadical  die  älteren,  ja  ich 
glaube  wir  können  getrost  sagen,  sie  sind  die  ursprünglichen,  imd  die  anderen  sind 
erst  aus  ihnen  verkürzt.  Mit  anderen  Worten:  die  genannten  Verba  sind  eigentlich 
dreiconsonautig:  qmm  änn  ärr  mrr  mss  etc.  und  entsprechen  den  semitischen  Verbis 
mediae  geminatae.  Aber  wie  in  den  älteren  semitischen  Dialekten  die  beiden  gleichen 
Consonanten  in  der  Flexion  oft  zusammengezogen  werden  und  wie  in  den  jüngeren 
diese  Verba  meist  mit  denen  mediae  und  tertiae  ^  und  ^  zusammenfallen,  so  fallen 
auch  im  Altägyptischen  die  beiden  Schlufsconsonanten  oft  zusammen  und  so  geht  im 
Neuägyptischen  und  Koptischen  der  dritte  völlig  verloren  i). 

W^ir  finden  nun  aber  neben  den  oben  genannten  meist  transitiven  Verben  noch 
eine  andere  Classe  in  der  sich  ein  ursprünglich  doppelter  Endconsonant  nachweisen 
läfst.  Sie  bezeichnen  Farben  und  Zustände  und  haben  im  Koptischen  zum  Theil  noch, 
die  unverkürzten  Formen  bewahrt: 


;.  'xjiok 

S.     Kfe*.         - 

-     KHfe 

„kühl" 

K.«OAV 

KH.W 

„schwarz' 

S'non 

S'HIt 

„zart" 

OMOAt 

OH.W 

„heifs" 

UJAld. 

lyKAV 

„klein« 

Im  Altägyptischen  kann  ich  von  ihnen  nur  a  fl  fÖ  aw^n  .  i-^ri  1\  ^  Dl  ^)  und 
A^/^>^  (m\  nachweisen,  aber  zweifellos  gehört  auch  uai  „grün'-  hierher,  von  dem  ich 
jO  ^°^  I  ^^  ^Hl    ""'^^  (Py^-   Merenra  4,  2.)    kenne,    sowie   uar  „grofs",    dessen   ur- 

^)     Übrigens    giebt    es    auch    einige    wenige    Quadrilittera,    bei    denen    der  dritte  und  vierte 
Radical  identisch  ist:    JTi  ^°^         |)  ^^^   mst't    „hassen"    aioctc    I  csa  A    spdd    „bereiten'^ 

co£iTe  1  11  I  3  snbb  „gesund  sein";  in  der  That  zählen  aiocte  und  cotie  in  ihrer  Vocali- 
sation  noch  zu  den  Quadrilitteris,  ja  in  cfiTcoT  scheint  sogar  der  vierte  Radical  erhalten  zu  sein. 

Ob  die  Verba  i^ d,  Nebenform  und  °^y^ ,  Nebenform  S^^s=3  auch  mit  unsern  Verben 

verwandt  sind,  bleibe  dahin  gestellt.  Aber  qma-gmam  „schaffen"  sma-smam  „tödten"  gehören 
wohl  nicht  hierher,  einerseits  steht  qmat  parallel  zu  unverkürztem  dnnt  und  andererseits  wechseln 
qma  und  qmam  anscheinend  unterschiedslos.  Dasselbe  gilt  von  ma-maa  „sehen"  ha-haa  „fallen" 
und  ähnlichen  Verben. 

^)     Es  ist  gewifs  nicht  zufällig  dafs  das  verwandte  semitische  Wort  zi'r,  ebenfalls  r;  ist. 

8* 


60  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

sprüngliche  Consonanten  in  seinen  Derivaten  uarrt  „Krone"  uarrlt  „Wagen"  sichtbar 
■werden. 

Es  wird  aus  diesen  koptischen  Verben  deutlich,  vvoi-in  der  Unterschied  zwischen 
den  Formen  mit  einfachem  und  doppeltem  Consonanten  liegt.  Wo  der  Ton  auf  der 
Stammsilbe  des  Wortes  lag  und  in  der  zweiten  Silbe  kein  Vocal  oder  nur  ein  ton- 
loser kurzer  stand,  mufsten  die  beiden  Schlufsconsonanten  der  Verba  mediae  gemina- 
tae  nothwendig  zusammenfallen.  Und  da  man  in  der  ägyptischen  Schrift  ebenso  wenig 
wie  in  den  anderen  orientalischen  Schriften  Doppelconsonanzen  von  einfachen  scheidet, 
so  schrieb  man  diese  Formen  nun  auch  mit  nur  einem  Endconsonanten.  Wo  hingegen 
die  erste  Silbe  des  Verbums  keinen  Vocal  oder  nur  einen  kurzen  unbetonten  besafs, 
die  zweite  hingegen  einen  vollen  Vocal  und  den  Accent  hatte  blieben  die  beiden  End- 
consonanten getrennt  und  wurden  somit  auch  in  der  Schrift  beide  geschrieben.  Also 
(wir  wollen  den  unbekannten  Vocal  der  altägyptischen  Formen  mit  a  bezeichnen) 
wenn    man    zu  näterat  „das  Schlagen"  die    analoge  Form  vom  Stamm  MRR 

bildete,  so  erhielt  man  mürrat,  geschrieben  v  ^  mrt.  Von  SRF  lautete  „warm" 
sdref,  die  analoge  Form  von  QB  wurde  aber  zu  qabb,  geschrieben  ^  IMy  '«'vvw  qb.  Hin- 
gegen „schlagend"  hiefs  netdr  imd  demnach  hiefs  „liebend"  auch  tnenir,  geschrieben 
y  <=>  'inrr.  Hiefs  „warm  werden"  serdf,  so  hiefs  „kühl  werden"  auch  qebdb,  ge- 
schrieben ^  J  J  y  'wvAAA  qbb.  Natürlich  wird  es  auch  FäUe  gegeben  haben,  in  denen 
ein  Schwanken  ni  der  Sprache  stattfand;  der  eine  sprach  noch  einen  kurzen  Vocal 
zwischen  den  beiden  Endconsonanten,    wo  die  meisten  schon  die  Contraction  eintreten 

liefsen.     So  steht  anstatt  des  üblichen  ^^   einmal  /«/«aawc^   „ich  war"  (f7w«49), 

tind  anstatt  des  gewöhnlichen  ^^  „machend"  kommt  noch  vereinzelt  die  Form  <3> 
vor,  die  nach  der  Analogie  anderer  Verba  zu  schliefsen  die  correctere  ist  i).  Ganz 
ähnliche  Schwankungen  sind  uns  ja  aus  unserer  eigenen  Sprache  vertraut;  wie  wir 
auch  in  feierlicher  Rede  deutlich  gegebene  für  gegebne  sprechen,  so  steht  auch 
im  feierlichen  Schhifssatze  jener  grofsen  Inschrift  absichtlich  die  vollere  Form  unenat 
anstatt  der  gewöhnlich  üblichen  tmnat. 

Im  Koptischen  ist  die  Doppelconsonanz  der  contrahirten  Formen  ganz  verschwun- 
den: fn  I  i:^  massat  ,,das  gebären"  entspricht  mise,  massaiuf  „ihn  gebären"  mastef; 
und  auch  wenn  <=>  parrat  ein  perre  entspricht,  so  steht  dies  natürlich  nach  dem 
sahidischen  Lautgesetze  (Stern,  Gramm.  §.  71)  für  pere.  Indessen  giebt  es  einen  Fall, 
in  dem  die  alte  Doppelconsonanz  auch  im  Koptischen  noch  nachweisbar  ist,  wenn 
schon    sie   nach  koptischer  Sitte  nicht  in  der  Schrift  bezeichnet  wird.  If     ^     5)he- 

ben"  .ue,  das  wie  so  viele  Worte  sein  auslautendes  r  eingebüfst  hat,  hat  es  vor  folgendem 
Object  bewahrt:  Mepe-  und  ebenso  in  der  Adjectivbildung  AiepiT  „geliebt".  Das  erstere 
geht  auf  V  c  marrai,  das  zweite  auf  v  (J  (1  marrtti  zurück.  Wäre  dies  Aiepe 
AiepiT  nichts  als  mere  merlt  mit  kurzem  e  in  oüiier  Silbe,  so  müfste  nach  dem  Lautgesetze 
dafür  vielmehr  AipTpe  MppiT  nierre  merrit  mit  inhärirendem  Vocal  eintreten.  Es  steht 
jedoch  stets  der  volle  Vocal  e  und  das  beweist,  dafs  dies  e  hier  nicht  in  offiier  Silbe 


')     Auf   der    Stele   C.  3.    des  Louvre  wird  der   Verstorbene,    der  den  gewöhnlichen  Namen 
V     0  n    trägt,    daneben  auch  zweimal      V     <=>  (1  [1     genannt.      Man     sprach    also    Marrl   uni 


Marert. 


1881.]  von  A.  Erman.  61 

steht  —  mit  anderen  Worten  das  r  von  -uepe  ist  auch  im  Koptischen  noch  eine  Doppel- 
consonanz,  es  ist  mer-re  mer-rit  zu  sprechen.  Dafs  wir  uns  nicht  täuschen  bevreist 
das  Boheirische,  das  diese  Formen  Atetipe  MenpiT  schreibt  —  es  hat  die  Doppelconso- 
nanz  rr  in  der  so  häufigen  Weise  in  nr  aufgelöst. 

Bestätigt  sich  die  dargelegte  Theorie  auch  des  weiteren,  wie  es  wohl  anzunehmen 
ist,  so  haben  wir  ein  wichtiges  Hülfsmittel  zur  Erforschung  des  Altägyptischen  ge- 
wonnen. An  den  Verbis  mediae  geminatae  können  wir  nunmehr  ermessen,  in  welchen 
Verbalformen  das  dreiradicalige  Verbum  den  Hauptvocal  in  der  ersten  Silbe  hatte  und 
in  welchen  Formen  er  in  der  zweiten  stand.  Es  ist  das  erste  mal,  dafs  wir  über  die 
Vocalisation  der  altägyptischen  Verba  etwas  erfahren  —  ist  es  an  sich  nicht  viel,  so 
ist  es  doch  eine  Grundlage  auf  der  sich  weiter  bauen  läfst!  Auf  die  genaue  Beob- 
achtung dieser  Verba  kommt  es  jetzt  an;  was  aus  dem  geringen  Material  an  guten 
alten  Texten,  das  mir  zu  Gebote  steht,  mit  Sicherheit  zu  ermitteln  ist,  ist  etvt'a  fol- 
gendes : 

1)  In  der  historischen  Erzählung  steht  das  Verb  meist  in  der  kurzen  Form^): 
ärkuä  „ich  that"    Und  28.   35.   37. 

hnf,    qmä   uat  m    ssta   nb  n  ^nu  „ich  war  seiner  Maj.  angenehm  und  fand  einen  Weg 
bei  jeder  geheimen  Angelegenheit  des  Hofes"  (Rouge,  Insc.  hier.  95). 
fi  y  _»_  v>  y  '^^  l<=>^^ hsuä  hnf  hrs  r  äjt  nb  „es  lobte  mich  seine  Maj.  des- 

halb über  alles"  (Unci  27.   34.   vgl.  Rouge,  Insc.  hier.  80). 
■^"  ^v   iri    *'""  '"  ^''  ""'  "^*^^  ^^'"  ^"^  Palast"  (Und  32.  34). 

Hingegen  :    ,„wwn  ^=/1  ^   „ich  war  tapfer"  (Louvre  C.  26). 

Bei.^a    scheint  die  längere  Form  oft  ftiturische  Bedeutung  zu  haben: 
,^j\^  ^Äj  äCc^^  ,^ji^  .^u  ^^  '^      „er    wird    nicht    sein    und    sein  Sohn  wird  nicht  sein" 

(Leps.  Denkm.  II,  124). 

Vgl.  Neuägyptische  Gramm.  §.  242  das  über  unn  und  loiu  bemerkte. 

2)  In  Condition aisätzen  mit  är  mufs  die  verkürzte  Form  stehen: 

A/^  ^.  ■^;z::=6  «'■  ffw'A  „wenn  du  findest"  (Eb.  pass.,  hingegen  in  einem  coor- 
dinirten  zweiten  Conditionalsatz  stets  qmin:  är  äpk  .  ..  qinmk  .  .  .  „wenn  du  untersuchst 
.  .  .  und  findest  .  .  ."  ib.  pass.) 

4      är  drk  „wenn  du  machst"  (Prisse  15,  6). 

<. — >  ^ — -^ 

4  ^     QA  ^^^^  "''  ""'^  „wenn  du  willst"  (Prisse  9, 13). 

i  ^^^  ^ziP6  är  j(sk  „wenn  du  elend  bist"    (Prisse  7,  7). 

Nur  toi  macht  auch  hier  wieder  eine  Ausnahme: 

4  .^3u  '^"^^^    är  unnk  „wenn  du  bist"  (Prisse  7,  1 1   u.  o.). 


*)  Die  Verbalformen,  in  denen  vor  dem  Subjectssuffix  ein  7  steht  (and,  cirik,  äri/)  und 
die  vorzugsweise  bei  dieser  Klasse  von  Verben  vorkommen,  haben  immer  den  einfachen  Consonan- 
ten.     Nur  Eb.  25,  5.  52,  4  steht  jjrris. 


ß2  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 


3)  Das  optativisch  gebrauchte  Verb  wird  verkürzt,  vgl.  r  Q7\^^3:^  Vl^~^ 
mrk  hmtk  „hebe  deine  Frau«  (Prisse  10,  9),  sowie  das  XPf  rj^r  gehe"  und  pr  nf  „es 
komme  ihm  heraus"  in  den  unten  angeführten  Beispielen. 

4)  Auch  die  Form  stmnf  zeigt  nur  einen  Consonanten: 
^^^^^n  «^      är  n  hilf  „es  machte  seine  Maj."  (JJnä  14). 

ärnä  „ich  machte"  (ib.  30.  34). 
d  V^  äu  ärnä  „indem  ich  machte"   (ib.  47). 

crzz:  /\  T^  fi'nä  „ich  bin  herausgegangen"  (Eb.  1,  1.   17). 

"""^  ,wwvA ^  Q  Q  ^\  ^  ^  (1  ^\     idnä  maät  am,  ärnä  maät  äni   „ich  sprach 

dabei  die  Wahrheit,  ich  that  dabei  die  Wahrheit"  (Leps.  Denkm.  II,  43  (i). 
\    ■" — *■  0  y^     mr-n  hnf  „es  wollte  seine  Maj."  (Rouge,  Insc.  hier.  79). 

Aber   ~^  «ww   (JJnä  31)   scheint  eine  Ausnahme;  das  Verbum  stt  ist  wohl  "Te. 

5)  Hingegen  in  Relativsätzen  steht  stets  die  volle  Form  dieser  Verba; 

uaut  nfi%  jppt  ämaju  hrsn  „er  gehe  auf  den  schönen  Wegen,  auf  denen  die  Ehrwür- 
digen gehen"  (Rouge,  Inscr.  hier.  86.   92). 

pr  nf  pr-rr  m  äst  nb(f)  nt  J[nu,  prrt  pr-i(r  äms  „es  komme  ihm  heraus  das  Todten- 
opfer  .  .  .  aus  jedem  Hause  des  Hofes,  aus  welchem  das  Todtenopfer  kommt"  Rouge, 
Insc.  hier.  93). 

l]  "^  .^3^  ^^  ^^' j]  V\      hu  nb,   unn^n    am    „jeder  Ort   wo    ihr  seid"  (Stele  des 

Mru,  Turin). 

I|^^d7/i>^  ¥^  ^i^  -je)  '^  ^T^O  ^^  ^"  '^^y  2""'*«  ^(ft  «'"  jjjeder  Ort  in  wel- 
chem ich  einen  Weg  fand"  (bildlich  von  schwierigen  Angelegenheiten  und  ihrem  Aus- 
weg.    Rouge,  Insc.  hier.  95). 

*i^"^  ...  .^jL^^j^  ^\     0\    ci  ISjä        stt  ...  an  qmmts  uat  „eine  Geschwulst 

die  keinen  Ausweg  findet"  (Eb.  25,  4). 

jO  "^x    (3  2^    ^     "^"^  t;^      uaut  mrrff  „alle  Wege  die  er  wünscht"  (Dum.  Kai. 

Inschr.  43.    Louvre  C.  3). 

^  ^  ^""^  K '^'^  ^  0  ;; _    ""^^^^^n   kat   nht  mrrt   hnf  ärts  „jeder  Bau  den  seine  Maj. 

machen  wollte"  (Rouge,  Inscr.  hier.  80). 

pu  n  Ra,  mrru  ntru  hat  ämf,  innu  Rä  ämf  „dieses  Schiff  des  Ra,  in  welchem  die 
Götter  gerne  herabfahren  und  in  welchem  Ra  schifft".     (Pyr.  Merenra  2,  5 — 6). 

Nur  das  Tempus  stmnf  wird  auch  im  Relativsatz  nur  mit  einem  Consonanten  ge- 
schrieben: 


1881.]  ■'^on  A.  Erman.  63 

^    i  ~^    '^    "^^^^  '^'^    mhät  tn  ärtnä   „dieses  Grab  das  ich  mir  errichtet  habe" 

(Louvre  C.  17U;,    wofür   aiü'  der  Stele  Leyden  'V .  4    ^  ^^__^  ^    ^^  ^     steht.     Lnd 

Eb.  52,  3  steht  der  oben  citirte  Satz  mit  der  Variante. 

^Y*^  O  .  .  -.^-fWA/^^;^  A^■^«A^g^  stt...ün  qmns  uat,  also  mit  nur  einem  m. 
Es  ist  übrigens  hier  unbedenklich  qmtns  zu  emendiren  —  unbedenklich,  denn  leider 
darf  ich  nicht  verschweigen,  dafs  die  Leipziger  medicinische  Handschrift  in  diesen 
grammatischen  Feinheiten  keineswegs  ganz  correet  ist. 

6)  Wenn  in  der  oben  besprochenen  Weise  ein  Verb  um  durch  Hinzufiigung  der 
weiblichen  Endung  an  seinen  Stamm  substantivirt  wird,  so  wird  es  in  der  kurzen 
Form  gebraucht,  wenn  es  ohne  Subject  steht  oder  dieses  nur  durch  die  Präposition 
an  hinzugesetzt  ist. 

"^^^  "'^^^  %>  "^^  ärt  äru   „das    Verrichten    der  Arbeiten"    (Leps.  Denkm.  II,  131, 

<=   <=>  Jr  I  I  I 

oft  ähnlich;   mit      ij      und  Subject:  Brugsch,  Gräberwelt  139). 

n  AAA~vAj|^    ö««  äua  „das  Bringen  der  Ochsen"  (Grab  des  Sabu,  oft  ähnlich;  mit 
M      und  Subject:  Leps.  Denkm.  II,  31   u.  o.). 

n  ®  ^  - — "  °^    sjpt  äni  „das  Herbeibringen  des  Gefäfses"  (Brugsch,  Gräberwelt  98). 

kat  nb  mrrt  hnf  "^^^^0  ärts  „jeder  Bau  den  seine  Maj.  machen  wollte"  (Rouge, 
Ins  er.  hier.  80). 

i  "^  ^^    ^   ^    \     o  ^    iamu  hr  mrtuä  „die  Jungen  liebten  mich"  (Louvre  C.  1). 
Hat  hingegen  das  Verbiun  ein  Subject  bei  sich,  so  steht  theils  die  volle  Form: 


Frl 


A/vvA^    ännt  häpi  „was  der  Nil  bringt"  (Louvre  C.  13.  u.  o.). 


^___^ -cs:^  <:=>  fj    ^    ^K^^   r    ärrt    ätjj    „zu    dem    was    sein  Vater    that"    (Leps. 
Denkm.  II,  124). 

^"^^^     <:    '^^^  '^.^^  är  mrrt/  „thuend  was  er  will"  (Rouge,  Inscr.  hier.  3). 

"^^    k     "^^^  1  3v  '^'^^^    "'■  ntrrt  ntrf  „thuend  was  sein  Gott  will"  (1.  1.  80). 

"^^^     '^     ^^^^/ww^^  '  ar  mrrt  7i  nbf  „thuend  was  sein  Herr  will"  (1.  1.  87). 

"'^  8  l  ^^    ^    ^z:::^   ctr  hsstf  nb  „thuend  alles  was  er  befahl"  (Louvre  C.  3.  C  14. 

Rouge,  Insc.  hier.  9.   11.  u.  o.) 

""^  S 1::=  ±sx     är  hsst  Änpu  „thuend  was  Änubis    befiehlt"   (Stele    der  früheren 

Athanasi  Sammlung). 

Theils  aber  auch  die  verkürzte: 

.<s=-  (]  {]  <:=>  §  ^  ~*~  ^r^  ^^  är/d  r  kstk  urt  „ich  thue  nach  deinem  grofsem  Be- 
fehl" (Leps.  Denkm.  H,  67);  ähnhch  an  eine  Frau: 

-<s>-  (]  \\  <=>  §  ^     "    a >  äriä  r  hstO  (Brugsch,  Gräberwelt  143). 

a      D  <E>-  o  X  -^   ^^j,^^.^  ^^.  ^^^^  ^  gjgijg  j^.jj  ^ijyg  ^gi^gn  Befehl"  (Leps.  Denkm. 

n,  67.     Vgl.  Brugsch,  Gräberwelt  61). 


64  Altägyptische  Studien,  [II.  und  III.  Heft 

<=.  I  5     "     %,0  H.=—  r  hstttä  hnf  „so  dafs  mich  seine  Maj.  lobte"  {Unä  10.  28.  37). 

^v  ^^  ^_  111  '"  'P''^  '^  '"'^''^  "^'^  *^'®  Götter  zu  ihm  herauskamen"  (Pyr. 
Merura  4,  5). 

I  "^>.  y^  Npj_[j.  ^Jil  <:=>  ■cr>  I '""^  sm  tni  r  ärisn  „die  Menschen  leitend  zu  ihrer 
Arbeit"  (Louvre  C.  26). 

Der  Unterschied  ist  vielleicht  der,  dafs  die  verkürzte  Form  die  Handlung,  die 
volle  das  Objeet  der  Handlung  bezeichnet;  mrtf  bedeutete  demnach  „die  Thatsache 
dafs  er  liebt"  d.  h.  sein  lieben,  mrrtf  „dasjenige  was  er  liebt",  hstf  „sein  Befehl"  hstf 
„das  was  er  befiehlt''. 

Das  Tempns  stm  nf  hat,  wie  im  Eelativsatz,  auch  hier  nur  die  verkürzte  Form : 

^j^  ^^^  Ch  ""^^   qmtnf  „das  M-as  er  fand"  (Leps.  Denkm.  H,  124). 

^^^  c,wjM  (^^  V ^  Wi  '^=:3:7    qmt-n-bk  nh   ,,das    was   irgend    ein  Diener  gefunden 

hat  (JJnä  22). 

7)  Das  active  Particip  hat  eigentlich  wohl  die  lange  Form;  so  stets  noch  bei 
mr  „lieben" : 

I     \;    <^;>   mrr  sutn  „den  König  liebend"  und 

fvvvl  n'\^  J     X    <r^>    mrr  yX«^-«™»^'    „den  Osiris  liebend"  (Rouge,  Insc.  hier.  3 
—  für  die  übliche  Formel  „wenn  ihr  der  König  liebt  u.  s.  w.). 
y    <^r>   I  /wwvA  mrrsn  „der  sie  liebt"  (Louvre  C.  1). 

^     crrz^»  mrr  nhf  ,, seinen  Herrn  liebend"  (Rouge,  Insc.  hier.  63.  83.  84  u.  s.  w.) 

und  dafür  seltner: 

\    '^'^^  .;„„•  n  nhf  (ib.  85.  87.    Leps.  Denkm.  H,  81). 

K*^""^  mrrtf  „die  ihn  liebt"   (Stele  des  Dhuti-nfr  in  Turin). 

\     <=>  vX  ■?■  "^""^  ni  -w^  %^  mrru  än\  msiiu  j[pt  „die  das  Leben  lieben  und 

das  Sterben  hassen"  (Stele  des  Mru  in  Turin,  ähnlich  Leps.  Denkm.  H,  122  u.  c). 

'{y*^^^^^^^  I  ci  ^   mrru-tu  „die  welche  dich  lieben"  (Prisse  12,  3  —  eine  sehr 

wichtige  Stelle,   da   das  Objectssuffix  tu  beweist,    dafs  das  Particip  mrr  transitive  Be- 
deutung, hat). 

Bei  ms  schwankt  der  Gebrauch : 

ö  ^  ;4n  n  n       Q  j^^^f  ,„j^^^  j^^  „Nut  die  den  Ra  gebärt"  (Pyr.  Merenra  2,  7). 

;1  %>    mut  inst  SU  „die  Mutter  die  ihn  geboren  hat"  (Rouge,  Lisc.  hier.  61). 

Bei  är  kommt  die  längere  Form  noch  vor: 
„die  Propheten  u.  s.  w.  dieses  Tempels   <=>  %  ärru  äit  ämf  „die  in  ihm  opfern" 

(Rouge,  Lisc.  hier.  9). 

^^  ö  S  ^:37    (irr  hsstf  nh  „thuend  alles  was  er  lobt"  (Rouge,  Insc.  hier.  9. 

Louvre  C.  3.  0.  1). 
viel  häufiger  aber  ist  bei  ür  die  verkürzte: 


1881.]  von  A.  Erman.  gK 


^  V     ,^    ^_    ^37  «'•  /;««?/■  »j6  (Louvre  C.  14.  C.  68.    Rouge,  Insc.  hier.  11). 
^____^^^^^^  «'■  mrrtf  (Rouge,  Insc.  hier.  3;   vgl.  ib.  80.  87.     L.  D.  11,  81  u.s.w.) 
Nur  in  der  kurzen  Form  kenne  ich  das  Particija  von  pr: 


pr  hn-tp  m  ijtnf  „ich  war  ein  Künstler  vortrefflich  in  seiner  Kunst,  sich  als  erster 
zeigend  in  dem  was  er  wusste"  (Louvre  C.  14). 

%S.     ,      *V^  ^^  J\  ^  ^'^^     in   tjJtru  pH  m   ru  .  .  .    „nach    dem  Ausspruch  der 

gekommen  war  aus  dem  Munde  des  .  .  ."  (Leps.  Denkm.  11,  124). 

ö|^|S^^&i.T--?si;^  ^'^"^  ^2i...F-^.  m  no  n  Rä  isf 
„Chnum  und  Heq  die  aus  dem  Munde  des  Ra  selbst  hervorgingen"  (Louvre,  C.  3). 

8)  Das  passive  Participi)  hat  die  kiu-ze  Form  stets  in  ffj  0  a«wva  ms  n  ^^^^ 
«r  M  und  imFemiu. :  -=§"  aaaavv  (Rouge,  Insc.  hier.  11.  57)  „geboren  von".  Auch  bei~^ 
kommt  diese  vor: 

)\^^1^  A^^   w\.  """  "'*  ^-^  '"  ""^-^  „Tribut,  ihm  aus  seinen  Dörfern  ge- 

bracht" (Leps.  Denkm.  11,  131.  143). 

^  ^  n  AAAAAA  a^  nuit-Ijr  änt  m  „Tribut  gebracht  aus  .  .  ."  (Brugsch,  Gräberw.  29). 
Aber  auch  die  volle  Form,  vgl. : 

ti\  J\  ^^11^  ^  nuit-hr  c'mnt  m  mit  (Leps.  Denkm.  II,  45). 

und  im  Plural  l\  jg^V  ^'^'^  ""'"'  '*/  5?^^™  gebrachte"  (Leps.  Denkm.  II,  104)  womit 
M'ohl    die  Schreibung    J[\   (ib.  II,  67.  69)  identisch  ist. 

Diese  passiven  Participien  är  ms  an  sind  vielleicht  identisch  mit  den  häufigeren 
auf  i,  denn  auch  bei  mrl^  hst  lassen  die  Schreiber  oft  genug  das  i  fort.  Auch  diese 
zeigen  ausnahmslos  nur  einen  Consonanten: 

r     (1  [1  V    <=>  '«'■<  n^/i  ■'»'■'■  nbf  „von  seinem  Herrn  geliebt  und  seinen 

Herren  liebend"  (Leps.  Denkm.  II,  436.  65  und  oft  ähnlich). 

VQ(|^^^  JQ  5'0">'^  ^  hI^^^  ""''  ''^'  "'"^  "  wi)'</  „geliebt  von  den 
Leuten  und  angenehm  seinen  Bauern"  (Stele  des  J\Iru  in  Turin). 

\l\u  l'^yQtjn  '"'■'''  '"■utfi  hsis  „geliebt  von  seiner  Stadt  und  von  ihr  gelobt"  (Stele 
des  Njtl  in  der  Sammlung  Athanasi). 

/i    (1  jl  A«wA  y  «"'''  '*  «^/^  »!''>'  n  nbf  „geliebt  von  seinem  Herren 

und  seinen  Herren  liebend"  (Leps.  Denkm.  II,  81  und  oft  ähnlich). 

\>[1(1avsw.\  ÖO  '^C\  (S  V  mrl  n  ät/]  h  n  mtf,  vi rrusn/  „ge- 

liebt von  seinem  Vater  und  gelobt  von  seiner  Mutter,  welche  ihn  lieben"  (Stele  51 
des  Brit.  Mus.).  Natürlich  ist  Its  n  nur  ungenaue  Schreibung  für  hsi  n  wie  in  der 
Parallelstelle  Rouge,  Insc.  hier.  38  auch  richtig  steht. 


1)     Bei  der  Passivendung  tu  kenne  ich  nur  kurze  Formen:  mrtu  drtu  qmtu. 

Zeitschr.  f.  Aegjpt.  Spr.,  Jaürg.  ISSI.  9 


QQ  Bemerkenswerthes  Neues,  welches  sich  aus  dem  Studium  der      [II.  und  III.  Heft 

"^^    «_    t^^Q  (]  «^      „sein   vou    ihm    geliebter  Sohn"    (Louvre  C.  14.    Rouge,  Insc. 

hier.  84  ii.  c).     Man  schreibt  auch      V     r=n  (1  [I  k.<=^    (1.1.  61)    und,    wiewohl    selten, 
\.     (Louvre  C.  167). 

A  ^  Iq  4^.^^  ^  "Vx  2<.^^  V  ö  (1  ^  «(/"  »»'/  «»(/'  »n^'?/^'  „sein  von  ihm  geliebter 
Vater,  seine  von  ihm  geliebte  Mutter"  (Rouge,  Insc.  hier.  11,  wo  die  gewöhnliche  Or- 
thographie mrlf  und  mrtf  verlangen  würde). 

^  '^'^^S^  hmtf  mrtf  „seine  von  ihm  geliebte  Frau"  (Leps.  Denkm.  II,  43ö. 
Rouge,  Insc.  hier.  64.  5.    Louvi'e  C.  3.  u.  s.  w.). 

Das  Femininum  zu  mrl  wird  fast  stets    \  (oder    \   Louvre    C.  14.)    geschrie- 

ben, es  ist  aber  natürlich,  wie  auch  die  Varianten  lehren,  immer  mrlt  zu  lesen. 

I  1      1  \>-  sntf  mrtf  mrrtf  „seine  Schwester    die   von  ihm  geliebt 

wird  und  ihn  liebt"  (Stele  des  Dhutinfr  in  Turin). 

maä,  mrrsn  hsUn,  ärr  hsstsn  nht  „ihr  treuer  Diener,  der  sie  liebt  und  von  ihnen  gelobt 
wird  und  alles  thut  was  sie  loben"   (Louvre  C.  1.). 

Auch  als  Eigenname  kommt  dieses  mrl  oft  vor,  meist  \  0  0'  V  0  0  ^^™* 
^(][]o  geschrieben;    nur  selten  finden  sich  zwei  ;■:      \;    <==>  (1  [1  ,        v    <=>(](] '^• 


Bemerkenswerthes  Neues,  welches  sich  aus  dem 

Studmm  der  Gemming'schen  Sammlung  (im  japanischen 

Palais  zu  Dresden)  ergiebt. 

Von 

Georg  Ebers. 


Im  vergangenen  Jahre  ist  der  verdienstvolle  Gelehrte  vmd  glückliche  Sammler 
Oberst  Gemming  in  Nürnberg  gestorben.  Die  zahlreichen  ägyptischen  Alterthümer, 
welche  er  vor  beinah  einem  halben  Jahrhundert  von  einer  Reise  an  den  Nil  mit  nach 
Hause  brachte ,  ist  es  mir  aus  seinem  Nachlafs  für  das  Dresdner  ägyptische  Museum 
im  japanischen  Palais  zu  erwerben  gelungen,  und  es  finden  sich  unter  ihnen  einige 
Stücke,  welche  es  wohl  verdienen,  dafs  sie  endlich  der  Verborgenheit  entzogen  und 
für  unsere  Wissenschaft  verwerthet  werden. 

I.  Unter  den  fünf  Stelen,  welche  die  Gemming'sche  Sammlung  enthält,  befindet 
sich  eine,  die  für  zwei  Oberbaumeister  errichtet  ward,  und  auf  der  die  Namen  der 
Fürsten,  denen  sie  ihre  Dienste  geweiht  hatten,  verzeichnet  stehen.     Bei  der  Wichtig- 


1881.]     Gemming'schen  Sammlung  (im  Japan.  Palais  zu  Dresden)  ergiebt,  von  G.  Ebers.      ßj 

keit,  welche  iu  Folge  der  Au-svendung  der  clironologiscli-geuealogischen  Methode  ^erade 
die  Baiimeisternamen  in  jüngster  Zeit  für  die  Wissenschaft  gewonnen  haben,  lohnt  es 
die  Mühe  den  Fachgenossen  mitzutheilen,  dafs  die  Gemming'sche  Stele  einen  0%!^^ 
als  f  ^^=*  A.^««  f  o|^  uj  A -j".  also  als  Oberbaumeister  der  Hatäsic^)  und  einen 
f]  fl  ^  als  I  ra  "^^  AA^wv  (  O  t^  ^  I  A  •¥■  also  als  allerobersten  Baumeister  Thutmes  III 
nennt.  Pu  scheint  der  Vater,  JS'ebl  der  Sohn  gewesen  zu  sein,  obgleich  der  obere 
Theil  der  Stele  mehr  dem  Letzteren,  der  untere  mehr  dem  Ersteren  gilt.  Die  Form 
unseres  Denkmals  ist  die  gewöhnliche.  Es  bestellt  aus  Kalkstein.  Die  Figuren  der 
mit  ihren  Gattinnen  in  üblicher  Weise  zusammensitzenden  Verstorbenen  luid  ihrer 
Kinder  sind  besonders  hübsch  und  sorgfältig  ausgeführt. 

In  der  Mitte  des  Giebelfeldes  steht  ein  Opfertisch.  Über  der  Gaben  darbringen- 
den Gestalt  ist  in  drei  Vertikallinieu  zu  lesen:  A  "fe\  h^  |  1  ■¥• 
qA  *^^—  tv,  M?i  Darbringung  eines  s.  t.  h.  von  Seiten  semes  Sohnes  um  lebendig  zu  er- 
halten seinen  Kamen  Pu.  —  Es  fragt  sich  nun,  ob  Pu  sich  auf  se-f  oder  ren-f  be- 
zieht; ich  glaube  auf  o-en-f.  Der  opfernde  Sohn  will  den  Namen  Pu,  d.  h.  den  seines 
Vaters,  und  nicht  seinen  eigenen  Nehl  lebendig  erhalten.  Rechts  von  dem  Opfer- 
tische sieht  man  ein  Ehepaar  in  der  gewöhnlichen  Stellung  sitzen  und  darüber  liest 
man  den  Titel  und  Namen  des  allerobersten  Baumeisters  des  Rä-men-j(eper  Neil  und 
den  Namen  seiner  Gattin  (1  "^  j]  "^^/  ''^*'  ganz  links  sind  zwei  Töchter,  von 
denen  die  eine  T  (1  <r:>  ^  Neferätri  heilst;  der  Name  der  zweiten  ist  gewaltsam  zer- 
stört. Dieser  Theil  der  Inschrift  gedenkt  also  nur  des  Sohnes  als  eines  Opfernden. 
Es  fällt  von  vorn  herein  schwer  zu  glauben,  dafs  der  alleroberste  Baumeister  des 
späteren  und  jüngeren  Thutmes  III.  der  Vater  eines  Oberbaumeisters  der  früheren  imd 
älteren  Hatäsu  gewesen  sein  sollte.  Der  untere  Theil  des  ziemlich  grofsen  Rechtecks 
der  Stele  wird  von  einer  durch  nichts  ausgezeichneten  s.  f. /;- Formel  eingenommen-), 
an  derem  Ende  Pu  ein  Verstorbener  jn  genannt  wird,  während  bei  dem  Na- 
men des  lebenden  Nebl  das  m.  j.  fehlt.  Auch  hierdurch  wird  erwiesen,  dafs  Pu  der 
Vater,  Nebi  der  Sohn  gewesen  ist.  Wir  finden  auf  der  Stele  noch  erwähnt  einen 
Sohn  des  Pu  f^  Neb-nefer,  -wei  Tö^c^hter  ^  (]  l]!  MerT-t  und  £  ^  |  g^ 
Tarennu  sowie  deren  Tochter  2Z3  q  ^  Nef-ent-pet.  —  In  Liebleius  nützlichem  Na- 
menwörterbuch  werden  weder  Vater  noch  Sohn  erwähnt^),  aber  vielleicht  ist  unser 
Pu  für  denjenigen  Baumeister  Thutmes  III  zu  halten,  welchen  Brugsch  Puam  *)  liest. 


1)  Ich  halte  diese  Lesung  aufrecht.  "Wo  2k  in  alten  Aeg.  Texten  vorkommt,  mufs  es  äs 
und  nicht  seps  gelesen  werden.  In  der  Insclnjtt  des  Und,  welche  mir  in  einer  neuen  Kopie 
des  Hrn.  GolenischefF  vorliegt,  die  mir  mein  >Schüler  Hr.  von  Lemm  gütigst  zur  Verfügung 
stellte,  liest  man  Z.  10.  I  '^=*  (1  ci  I  «^  Sicherer  kann  die  Lesung  ds  für  das  Altägyp- 
tiscbe  (im  Gegensatz  zu  dem  Meuägyptischen  A.  Erman's)  nicht  bestätigt  werden. 

^)  Ein  s.  t.  h.  dem  Osiris,  Fürsten  der  Ewigkeit,  damit  er  gäbe  Opfergaben  au  Rindern, 
Gänsen,  Stoffen,  Weihrauch,  Öl  und  allen  und  guten  und  reinen  Dingen  sowie  Alles  was  auf 
dem  Opfertische  erscheint  gemäfs  dem  Bedürfnifs  eines  jeden  Tages  für  den  Genius  (U  i)  des 
Oberbaumeisters  der  Haiäsu  Pu,  der  das  rechte  Wort  redet  vor  dem  grofsen  Gotte. 

')  Es  finden  sich  vier  Kebl  und  ein  Neb'il,  bei  Lieblein,  aber  keiner  von  ihnen  darf  mit 
dem  unseren  zusammengebracht  werden. 

*)     Das  Determinativzeichen   hinter    0^   ist  nicht     g])    sondern  ^. 

9* 


ß8  Bemerkenswertbes  Neues,  welches  sich  aus  dem  Studium  der      [iL  und  III.  Heft 

II.  No.  6,  7,  8,  9  und  10  der  Sammlimg  sind  fünf  Kanopen  von  Kalkstein. 
6  —  9  bilden  einen  vollständigen  Satz  Anise&,  Tuametf,  Qebsenuf  und  Hapi.  Die  drei 
ersteren  Krüge  (auch  die  Deckel  sind  vorhanden)  blieben  unbeschädigt;  dem  an  letz- 
ter Stelle  genannten  (Hapi)  ist  es  dagegen  recht  schlimm  ergangen.  Die  Inschriften 
auf  6,  7  und  8  sind  unverletzt.  Sie  unterscheiden  sich  so  wenig  von  den  vielen  vor- 
vorhandenen parallelen  Inscriptionen,  dafs  es  kaum  lohnen  'würde  sie  zu  publiciren; 
unbedingt  der  Mittheilung  würdig  ist  dagegen  der  Name  der  Verstorbenen,  deren 
innere  Organe  in  unseren  Kanopen  aufbewahrt  worden  sind.  Sie  hiefs  Tasem&ek,  und 
dieser  Name    wird    auf  allen  Krügen   in   gleicher  Weise    mit   untadelig    gut  erhaltenen 

Zeichen     -k       b.     geschrieben.     Der  Stil  der  Hieroglyphen  und  der  auf  der   Tua- 

metf  Kanope  erwähnte  Name  ihrer  Mutter  11    m.  )[.  deuten  sicher  darauf  hin,  dafs 

sie  unter  den  Königen  der  26.  Dynastie  gelebt  hat.  Dafs  wir  es  mit  einer  verstorbe- 
nen Frau  zu  thun  haben,  erweist  die  Form  des  Namens,  dem  freilich  jedes  Determi- 
nativzeichen fehlt. 

Oberst  von  Gemming  hat  mit  dem  erwähnten  Kanopensatze  6 — 9  zusammen  eine 
fünfte  Kanope  von  Kalkstein  erworben,  welche  in  jeder  Hinsicht  den  Krügen  der  Ta- 
sem^ek  gleicht.  Auch  die  Inschrift,  welche  unsere  No.  10  trägt  ist  genau  im  selben 
Stil  gehalten  wie  die  Inscriptionen  auf  6 — 9.  Man  darf  also  vermuthen,  dafs  diese 
ähnlichen  und  aus  der  gleichen  Hand  stammenden  Monumente  in  demselben  Grabe 
gefunden  worden  sind.  No.  5  ist  eine  Qebsenufkanope  mit  sperberköpfigem  Deckel 
imd  hergestellt  worden  für  den  Osiris. 

S  nri  ^  ^  !;^_j]  i3\  ^=^  %l  I  rm  □  P  1:^  ^^^  ^.  d.  i.  Vorsteher  der  Bauten 
im  sethroitischen  (?)  Nomos  Tefne^t  vi.  j(. ,  Sohn  des  Bautenvorstehers  Psemßek.  — 
"VVir  sehen  hier  also  in  einer  wahrscheinlich  zusammeugehörenden  Familie  (Tasem&ek 
mag  die  Gattin  des  Tefne^t  und  Mutter  des  PsemOeh  gewesen  sein,  wenn  man  sie 
nicht  für    die  Gemahlin  des  Psemdeh  selbst  halten  will)    eine     -r       r     und  einen 

D    1  ^S\  .      Es   ist    also  gewifs    nicht  zu  kühn,  wenn  ich  das     o\  ^^>      im     ersten 

und  das  q  im  zweiten  Namen  für  Artikel  und  PseniBek  für  ein  nomen  proprium  er- 
kläre, welches  in  derselben  Weise  gebildet  ward  wie  />^'v\  T  Pa-nefer .,  "i^ 
*^  TO  und  andere  Namen  auch  noch  im  Demotischen,  Koptischen  und  Griechisch- 
ägyptischen.  Eine  annehmbare  Erklärung  für  das  von  dem  Artikel  begleitete  a 
sem^ek  weifs  ich  nicht  zu  geben  *).  Sollte  es  nichtägyptisch  sein,  so  ist  es  vielleicht 
in  Folge  einer  Volksetymologie  mit  dem  Artikel  versehen  worden.  Diese  Vermuthung 
sprach  unser  schwedischer  College  Dr.  Piehl  gesprächsweise  gegen  mich  aus. 

III.  Mit  der  Gemming'schen  Sammlung  haben  wir  eine  stattliche  Menge  von 
Z/seö  -  Figuren  erworben.  Wichtige  Varianten  zum  sechsten  Kapitel  des  Todtenbuches 
enthalten  dieselben  nicht,  aber  es  findet  sich  doch  unter  und  auf  ihnen  manches  Be- 
merkenswerthe.  Zunächst  möchte  ich  einige  Figurinen  von  so  winzigen  Dimensionen 
erwähnen,  wie  sie  nur  selten  vorkommen.  Das  Useb  eines  Amen-em-heh  ist  nur  vier 
Centimeter  lang;  interessant  sind  die  6  Centimeter  grofsen    UseVs,  eines  Prof)heten  und 


^)  Brugsch  will  diesen  Namen  aus  dem  Äthiopischen  erklären  und  Sonnensohn  über- 
setzen. Gesch.  Aeg.  S.  733.  Ich  weifs  nicht,  ob  die  neue  hier  vorgetragene  Wahrnehmung 
seiner  Etymologie  zu  Gute  kommt  oder  nicht. 


1881.]     Gemming'schen  Sammlang  (im  Japan.  Palais  zu  Dresden)  ergiebt,  von  G.Ebers.       69 

Gouverneurs  Behrenf.  Sie  bestehen  aus  gebranntem  Thon  und  die  zierlichen  Inschrif- 
ten, welche  sie  tragen,  sind  nicht  auf  allen  gleich.  Bekrenf  war  Prophet  verschiedener 
Götter  und  jedes  Vieh  nennt  immer  nur  ein  Numen,   dem  seine  Dienste  geweiht  waren. 

Auf  No.  127  ist  zu  lesen :  P'}^^{"|°|^'%^^^-  ^"^  "°-  ^^S 
wird  er  0  T  ^  ^^  |  T)  ,  auf  No.  130  nj  ^^'^  H  genannt.  Der  Gouverneur  Bekrenf 
hat  also  dem  Ftah,  dem  älteren  Horus  (Harueris),  der  TJi-t  (Buto)  und  endlich  auch 
der  Neith  als  Prophet  gedient,  und  jeder  dieser  Würden  ist  ein  eigenes  kleines  ganz 
allerliebst  gearbeitetes    Useb  gewidmet. 

Mein  Freund  Dr.  L.  Stern  macht  mich  darauf  aufmerksam,  dafs  im  berliner  Mu- 
seum zwei  ganz  ähnliche  Figurinen  conservirt  werden.  Sie  messen  5  —  6  Centimeter 
und  gehören  merkwürdiger  Weise  einem  I  ^^^  o  ^^  (^^  <:r>  't—  an,  welcher 
kaum  von  unserem  Bekrenf  verschieden  ist.  Sie  tragen  die  Nummern  5829 — 30.  Auch 
die  Berliner  Statuetten  No.  5811  und  5821  sind,  wie  es  scheint,  für  den  gleichen  grofsen 
Herrn  verfertigt  worden.  Die  erstere  ist  6,4  Centimeter,  die  zweite  7  Centimeter  lang. 
Beide  tragen  die  gleiche  Inschrift:  (n])^'^=»  1  f  ^^'  "i^  '""^  ^"'^  .  Die  ber- 
liner Figurinen  sind  theils  von  Minutoli,  theils  von  Lepsius  in  Aegypten  erworben 
worden;  xmd  zwar  wahrscheinlich  aus  demselben  Funde,  dem  Oberst  Gemming  die 
jetzt  zu  Dresden  conservirten  UseFs  entnahm.  Es  kann  wohl  sein,  dafs  sich  noch  in 
anderen  Museen  Monumente  aus  dem  Grabe  unseres  an  Titeln  reichen  Bekre?if  finden. 
Da  überall  Bekrenf  imd  nicht  Bek-n-renf  geschrieben  wird,  so  darf  man  nicht  an  diesen 
bekannten  Namen  denken. 

IV.  No.  13.  ein  grün  sclasirtes  wenig  sorgfältig  gearbeitetes  Useh  ist  bemerkens- 
werth  wegen  der  Kürze  der  Inschrift  an  seiner  Vorderseite.     Sie  lautet: 

usiri  Tier  m  saf  nies 

Osiris        I      Horemsa-f     ]     Kind  des? 

Pi°       Ig       S        Uli      ^\\    kl 

seht  kap  r  är  qet'  r  är  sesu       m  ker  neter 

kommet  zusammen   |   eilends  |  um  zu  machen   |  die  Arbeiten  1  um  zu  vei-rich-  |  in  der 

ten  die  Dienste    Unterwelt 

Es  wird  also  den  verschiedenen  dem  Verstorbenen  mitgegebenen  Useb  zugerufen: 
„Eilet  zusammen  um  in  der  Unterwelt  die  Arbeiten  zu  besorgen  und  die  Dienste  zu 
verrichten."  Kein  anderes  Wort  ist  auf  dieser  Figurine  zu  lesen,  —  aber  der  kurze 
Satz,  welchen  wir  mittheilten,  enthält  die  Quintessenz  des  ganzen  sechsten  Kapitel  des 
Todtenbuchs. 

V.  Das  Useb  No.  12  ist  für  den  Osiris  ^^'ft]''^  C  I^  Hor(?)  Kind  der 
Nestanefert  hergestellt  worden.  Wir  möchten  den  Namen  des  Verstorbenen  nicht 
Horha,  sondern  Horieb  lesen  und  finden  eine  neue  Begründung  für  die  schon  früher 
aufgestellte   Behauptung,    dafs  '^   auch   ®    11    gelesen  werden  kann  i)  in  folgenden  For- 

^)  Brugsch- Pascha,  Zeitschr.  1875  S.  11  und  12  schlägt  vor  das  bekannte  haneb-u  ^eb- 
nebui  zu  lesen.     Die  Assonanz  ""^j^  ^]F  1      ^      veJrei    reb-neb-tii  rechtfertigt  wohl, 

aber  fordert  nicht  diese  Lesung.  Der  unermüdliche  Forscher  scheint  sie  auch  aufgegeben  zu 
haben,   wie   wir   aus   seiner  Beigabe    zu  Schliemanns   Ilios   „Troja   und  Aegypten",    S.  823  des 


70  Fragmente  eines  griechisch-ägyptischen  Epos,  [II.  und  III.  Heft 

men   des  gleichen  Namens  ^^®J  Lieblein  1052,    ^®J#  Liebl.  1059,   ^# 
Dresdener  üseb. 

VI.  An  der  Stätte  des  alten  Bubastis  (heute  Zakazik)  wird  gegenwärtig  der  hohe 
Schiitthügel  abgetragen,  welcher  alle  anderen  „Kom"  im  Delta  an  Gröfse  überragt 
und  von  jedem  bemerkt  werden  mufs,  der  Zakazik,  wenn  auch  nur  auf  der  Eisen- 
bahn, passirt.  Dr.  Stern  hat  mir  mündlich,  Dr.  Lincke  schriftlich  mitgetheilt,  dafs 
Set  unter  den  Göttern  der  Bast-Se-)(;etstadt  eine  hervorragende  Rolle  gespielt  zu  haben 
scheint,  und  Ramses  II  sich  hier  wie  zu  Tanis  merl  en  set  zu  nennen  beliebte.  Mit 
Hinsicht  auf  diese  Wahrnehmung  scheint  es  nicht  uninteressant  zu  sein,  dafs  auf  eini- 
gen TJseb  der  Gemming'schen  Sammlung  der  Verstorbene  genannt  wird  sehei  Usiri 
fi  U  D  >t— nT  ^  fH  1  I  ^J\  ^"^'*  neter  Bast  Set  nies  Ternefer  d.  i.  Prophet  der  Bast,  Set, 
Kind  der  Ternefer.  Es  ist  bezeichnend  genug,  dafs  ein  hochgestellter  Priester  der 
Bast  Set  heifsen  konnte. 

Als  Bestätigung  für  die  von  Lepsius  in  seiner  schönen  Monographie  „die  Metalle 
in  den  altägyptischen  Inschriften"  gegebenen  Bestimmung  von  ^  ^zi:^o.  JkNj 
mafek-t  mqfeh-t  als  Smaragd  und  Malachit  sei  zum  Schlufs  noch  eine  aui'serordent- 
lich  fein  gearbeitete  Statuette  erwähnt,  welche  seit  vielen  Jahrzehnten  in  der  Dresdener 
ägyptischen  Sammlung  conservirt  wird.  Sie  besteht  aus  echtem  und  schönem  Malachit. 
Die  bekannten  Mineralogen  Prof.  Zirkel  in  Leipzig  und  Fischer  in  Freiburg  haben 
das  Material,  aus  welchem  dies  kleine  Denkmal  verfertigt  ist,  untersucht  und  bestimmt. 


Fragmente  eines  griechisch- ägyptischen  Epos, 

von  Ludw.  Stern. 

Vorgetragen  auf  dem  5.  internationalen  Orieutalistencongresse  am   15.  September  1881. 
(Mit  der  photolithographierten  Tafel  V). 


Aus  Theben  habe  ich  unlängst  eine  Anzahl  griechischer  und  koptischer  Papyrus- 
fragmente heimgebracht,  die  sich  nunmehr  in  der  ägyptischen  Abtheilung  der  König- 
lichen Museen  zu  Berlin  befinden.  Schon  die  oberflächliche  Betrachtung  liefs  erwarten 
und  die  nähere  Prüfung  hat  mir  bestätigt,  dafs  dieselben  gröfstentheils  Bruchstücke 
griechischer  Contracte  in  cursiver  Handschrift  und  koptische  Briefe  in  sahidischem 
Dialect  enthalten.  Die  mindere  Güte  des  Papyrus  und  die  damit,  wie  in  der  Regel, 
gepaarte  mittelmäfsige  Sorgfalt  der  Schrift  führen  mich  zu  dem  Schlüsse,  dafs  die 
ich  weifs  nicht  durch  welchen  Zufall  vereinigte  Sammlung  thebaischer  Papyri,  unter 
denen  sich  arabische  nicht  vorgefunden  haben,  in  ihrer  Gesammtheit  schwerlich  über 
die  Zeit  des  Islams  hinausreichen.  Andere  palaeographische  Erwägungen  widerstreben 
dieser  Zeitbestimmung  nicht,  und  keinesfalls  können  wir  weit  fehlen,  wenn  wir  diese 
Handschriften  dem  siebenten  Jahrhundert  überweisen. 


grofsen  Werkes,    ersehen.     Er   nennt    die  lonier   hier   Jla-neh    und  Ilau-neb  ^die  hinter  Herren 
Befindlichen,  die,  welche  Herren  folgen". 


1881.]  von  L.  Stern.  71 

Was  ich  von  denselben  sogleich  vorzulegen  beabsichtige,  das  sind  drei  Fragmente, 
welche  beiderseits  mit  einer  wenig  nach  rechts  geneigten,  der  koptischen  cursiven  sich 
nähernden,  griechischen  Majuskel  beschrieben  sind  —  von  einer  Hand,  die  ich  so  alt 
schätze,  dafs  sie  dem  Zeitalter  der  übrigen  Schriftstücke  angehören  könnte.  (S.  Tafel  V). 
Noch  erlaube  ich  mir  keine  Entscheidung  dieser  Frage  und  gedenke  unten  auf  sie  zu- 
rückzukommen. Ich  erkannte  zunächst,  dafs  diese  Bruchstücke  Hexameter  in  epischer 
Sprache  enthalten,  ohne  doch  zur  Ilias  oder  Odyssee  zu  gehören.  Vielmehr  sind  es 
Verse  eines  Nachahmers  der  homerischen  Muse,  dessen  poetische  Bedeutung  gering 
anzuschlagen  sein  mag.  Gleichwohl  sind  sie  als  die  einzigen  Reste  eines  griechisch- 
ägyptischen Epos,  von  dem  man,  so  viel  mir  bekannt,  keine  weitere  Kunde  hat,  der 
Beachtung  nicht  ganz  unwürdig.  Das  Gedicht  behandelte,  wie  sich  ohne  Mühe  er- 
kennen läfst,  einen  römischen  Kriegszug  gegen  die  wohlbekannte  Völkerschaft  der 
Blemyer.  Selbst  das  Wenige,  was  uns  von  diesem  vielleicht  aus  Wahrheit  und  Dich- 
tung hervorgegangenen  Schriftdenkmale  erhalten  geblieben  ist,  vermag  uns  einen  all- 
gemeinen Begrifi'  von  dem  Inhalte  und  der  Art  desselben  zu  geben. 

Es  sind  uns  zwei  gröfsere  und  ein  kleineres  Fragment  übrig,  die  vollständige 
Verse  leider  nur  einige  wenige  darbieten;  die  Zeilenanfänge  und  Ausgänge  fehlen  meist, 
und  auch  sonst  ist  die  Schrift  durch  Absplitterung  der  Papyruslagen  vielfach  versehrt 
oder  verloren  gegangen.  Was  von  den  übrigens  deutlichen  Schriftzügen  lesbar  ist, 
theile  ich  in  accentuierter  Umschrift  mit.  Accente  und  Lesezeichen  hat  das  Original 
keine  bis  auf  das  Punctum,  den  Apostroph  und  den  Doppelpunct  über  t  und  v,  nicht 
nur  in  der  Diaeresis,  sondern  auch  in  den  Fällen,  wo  diese  Vocale  das  Wort  beginnen, 
wie  in  'inion,  YnTioc.  Ich  gebe  den  Text  genau  wieder,  indem  ich  nur  die  abge- 
brochenen Wörter,  wo  es  mit  einiger  Sicherheit  geschehen  konnte,  in  Parenthese 
ergänze. 

No.  1,  das  besterhaltene  Fragment,  führt  den  Leser  mitten  in  das  Gewühl  einer 
Schlacht  am  Ufer  des  Niles,  in  dem  die  Feinde  ihre  Besten  verlieren  und  in  arge 
Bedrängnifs  gerathen. 

A.      -  -]pr]  xpadclwv  doXLXo\v  äopv  —  ^  ^ 

yaaT[E]pa  .  tT^   d'  Ivi  -xcOoioc,  l\\riK\a\ßivoc,  ^  kj 

daTTida  ämdaXirjv  x^-tJ-ö-^i-i  ßa[^^  —  ^  --^ 

vnzLDc,  h  Kcvtriai .  Kv\t]id6^£v\_o^  -^  ^ 

ya[(7r/3o]5  änoSrpwaKona  xaripp   \y  ^   —  yiar\a  yai,r)[v. 
Ylipaivooc,  &    oXsxev  ^oXlcv  xpanpöv  ts  IIuXapTTjv 
AajUTTETiiJ'jjv  TE  (pcikrjpov  'Ayrjvopa.  t    a(oXo/xjj'Tr][v. 
Aiviog  avTs  Hij^taira  ö[ar)']juova  3'rjpoavvdu)]/ 
WjstXuj'rjg   ApoßXrjTog  idwv  E7nii[Xjx\evov  oxSrrji 
a.-/i\poTdrYfi    xEcf)aX%   Kazä.  Iviov  o\_v'\TaLiJB  x«^'<[ü'' 
7r]pi]i'7]5  6'    Eg  TTcrajjiov  TrpoxvXiväETo   [— w^]   v[&a<p? 

—  w]t  .  tt^Xe    ^e    et   TrpoXLTtUüV   XP'"    [S'ujuos   ^ 

—  V.;  ^    xjovipog    OVSI.pog    STcipp^K^  o  —  w  vj 

.  .  .   Xa.   avToy  ärri   .  .  . 


72  Fragmente  eines  giiecbisch-ägyptischen  Epos,  [II.  und  III.  Heft 

B.      — >jw— v^^—  ^Jarat   vi(f)og  ov$'   Bgopw^vTsg 

—  ^  ^    —  ^  ^    —  ^^iv^v    odcv  .  Yjäs    fXOl    i'S^W 
\_azrfiiwv  —  ^  ^  —y.p\aä(.ri  avanaKKirai  rjö'rj. 
d.vTa\^  —  w  J\aai  Xr^oa  deLiiaTi .  ric,  ykv  dXv^-/] 

—  ^^    —  v^^JTTEp    TB    jus'vog    KUl    X^'P^S    aUTCTOL 

—  ^w  —  ;rE]cf)u'a(7ti'  drr    aKajua'Toi[o]    ai&'^pov. 

— ]   nat   E5  (pößcv  wpro  xara.  (^piva.  3tjjuov   aXucov  *). 
oi]ö''   aXXot  jfara  ixiacrov  hXjxivQi  >;iirE   yAnpoi 
— ]o//£vot   jcar'   cp[£cr](^i   Xivcuv  wo   SrrjprjTi^pwi' 

—  ^  sj  —  ^  o  — ]rcX£'j.'>i  uTTsp.   sppsE  (5''   ijxl/l 

—  ^  ^  —  ^^  v^  — Jrcuv  ö    av  (psuyovrag  67riaa[u> 

—  ^  ^  —gicpscnv  Ts]   xai   syxscriv.   e>CTV7rs  6    ö.\rjp 

—  o  vj  —  ^  w  —  ■■^TTJi&cv  d'  epvS'o.iysro  X[ 

No.  2,    ein    kleineres    Fragment,    scheint    zu    demselben   Theile    des  Gedichtes    zu 
gehören,  enthält  aber  nur  abgerissene  Wörter. 

cv  niXoi  r;X  .  . 

a  Xcia[3^LJov  wX^asv  r^p[wi 
.  rag  dTtsa-xiäaasv  7roXEju[ 

.  .  £V>J|U£V    Oli7To'[ 
.  VCÜ5    TToXEJUl^Et 

Ev  soiToL  7roäwxri\_ 
,  OLYj;  sgtö[wv   [.  .  . 

B. ^]3-ovr£5   adpy.ag  t[e  .  . . 

— ]ojU£(5'ü;[.]    d'   wjuii[r]... 

^p  drj  BXsfjLVWv  TPJKival  /<Xov='[ovto   ^iXaLyyBg 

— JfßaX.    kiavixvov  Karo,  yaaripa   \—  ^  ^  —  — 

—  J^TtETsg  xari&v  döpv   [— ^  ^  —  ■^  ^ 

—  ■S\djJi'fixa-viwv  .  X°M.  •  •  • 
—]to  X'',""''  •  ■^^S  ^'  oajt[£  .  ,  . 
— JjUdtVCDV    r£/<[  .  .  . 

No.  3;  ein   umfangreicheres  Fragment,   bezieht  sich  auf  Ereignisse  an  den  Zelten 
der  Blemyer;  es  beschreibt,  -wie  es  scheint,  die  Fortsetzung  des  Kampfes  bei  denselben. 
A.             . . .  ov  .  oia-i  (j) . . . . 
.  . .  OL  xaromcrä'sv 
~ -^  kJJwv  &'  iKa[r£p3-]£  xvvsg  Trpcä'icvc-ly  ^ 

—  ^  ^  rl^spfxavw  pri^-qvopi  x°'-'X'<'~o'''-op\yiJ~y\ 

—  Kj  %j  TTCvjXvg  Djj.LXo[g  ^  — ]   7rX£j<[roi']5  evi  &Eajji[oIg 

....  arp^arcg  .... 

—  ^  ^  —  7r]oXifj.oLO  7r£(|)u^[o] ra;  .  EOTEVE  dl  X^lj^^ 

—  ^  ^  —  Ti'^vXiEcrcn  y.ai   a;<[a'|u]a[To]t  Trcaiv  ittttol 

—  ^  -sj  — jjrj^yö'tj  .  Xiyvprj   [vu]v  £,S0|U,3ee  aaX[7ny'^ 

.  .  .  ovaa  [J-dx^fi   •  •  Xvyq^sixvi  .  .  . 
.  .  .  pEc,  nv\X^i'jjv  i/'a  ...  Oll   oxji 


1)     Die  Handschrift  hat  a-A-yicon. 


1881.]  von  L.  Stern.  73 

B.  ...  tteXyi  .  E  pa'x^S  •  •  • 

—  ^^  —B'jksfxvüüv  Kki(T{.a.<;   [^^  .^  — ]t   £[ 

—  o  J\a.L  y.ariy.ris  xai   cvg  xarijj.ap7rrs  x[w 

—  >j]3-££i'  Ttirpac,  ri  km  ovpsa  koli  fxiXav  [ydwp 

—  ^  ^'\\si7iojxivujv  i'd^rjjxsvog,  ei  ttov  e(p[svpoi. 
wcTTs]   Xiwv  vojjiiY]   E7CI  (^opßdÖL  S-vfiov  aX[wy 

—  ■S\ß6wv  dyiXirjv  fjiEraveiasrai  rjjuari  ju[ 

—  ^]|Utv   ia-)(a.voixi(ri  Hvveg  6e$ajj.iy[oi 

—  Kj  ^Yspxsa  nvKVoi .  n'^r^naaiv  &\   \y 

—  o  J\t    cwpa.  ßöavXov  ajuat/aax£7-»][^  w 

—  ^  w  —  oJcIjovoj   6s  yivvv  7rEpia)/viir[c<t 

—  ij  w  —  ^JsTrlxpaEv  .  ol  6'  l7r\y  —  ^  ^ 

7i\apaXKyiK\wv  .  .  . 

loLxötB 

Dies  sind  die  Fragmente,  deren  Mittheilung  in  dieser  Zeitschrift  ich  nicht  für  un- 
passend erachte,  da  sie  von  Ereignissen  aus  der  ägj'ptischen  Geschichte  handeln. 
Dafs  in  ihnen  eine  gegen  die  Blemyer  gelieferte  Schlacht  beschrieben  Avird,  kann  einem 
Zweifel  nicht  unterliegen:  einmal  heifst  es,  man  sei  zu  den  „Zelten  der  Blemyer"  ge- 
kommen; ein  anderes  Mal,  „die  dichten  Keihen  der  Blemyer  seien  in  die  Flucht  ge- 
schlagen"; überdies  wüthet  der  Kampf  „am  steilen  Ufer  des  Niles".  Wann  ereigne- 
ten sich  diese  Vorgänge?  das  ist  die  Frage,  die  sich  uns  aufdrängt  und  die  wir  nicht 
unerörtet  lassen  können. 

Wir  sind  über  die  Geschichte  der  Blemyer  nicht  ganz  ununterrichtet.  Es  ist  be- 
kannt, dafs  dieser  kriegerische  Volksstamm  südlich  von  Syene  safs,  und  dafs  „Blemyer 
und  Nobaten"  in  der  Regel  zusammen  genannt  werden.  Die  koptische  Form  ihres 
Namens  lautet  BeAegMoT');  ob  die  Blemyer  schon  unter  der  Regierung  ThutmesWl. 
unter  dem  Namen  -<s>-  ^\  r^^-v^     Balmä    (Mariette,   Karnak  22,  11)    vorkommen, 

wie  Brugsch  annimmt,  das  lasse  ich  dahin  gestellt.  Was  sonst  von  ihrem  Auftreten 
und  ihren  feindlichen  Einfällen  in  Aegypten  iiberliefert  ist,  gehört  in  eine  um  fast 
2000  Jahre  spätere  Zeit.  Ich  verweise  auf  die  gelehrte  Forschung,  welche  neuer- 
dings Lepsius  in  der  Einleitung  seiner  nubischen  Grammatik  p.  cxiv.  ff.  den  Blemyern 
gewidmet  hat,  in  der  auch  die  Zeugnisse  der  Alten  in  bündiger  Kürze  zusammen- 
gestellt sind.  Sie  Averden  zuerst  in  der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jahrhunderts  als 
imruhige  Nachbaren  an  der  äufsersten  Südgrenze  des  Römerreiches  erwähnt.  Wenig 
erfolgreich  scheint  gewesen  zu  sein,  was  Aurelian  und  Probus  zur  Dämpfung  des  wil- 
den Stammes  unternahmen;  denn  Diocletian  wufste  sich  ihrer  nicht  besser  zu  entledi- 
gen, als  indem  er  ihnen  sogar  einen  Tribut  gewährte.  Aber  was  konnten  Verträge 
gegen  diese  Barbaren  helfen,  die,  wie  ein  alter  Schriftsteller  bemerkt,  nicht  die  Sclaven 
ihrer  Eide  sein  wollten?  Die  Blemyer  fuhren  fort  die  Christen  des  Nilthaies  von  Zeit 
zu  Zeit  durch  kriegerische  Überfälle  zu  beunruhigen,  worüber  Revillout  in  seinem 
memoire  sur  les  Blenimi/es  mit  gewohnter  Gründlichkeit  gehandelt  hat.  Erst  den 
Feldherren  Maximinus    und  Florus    gelano;    es,    die  Gefürchteten  unter  Kaiser  Marciau 


^)     Dies  ist  die  saliidisclie,  von  Kabis  (Aegypt.  Zeitschr.  1874,  p.  128)  nadigeAviesene  Form; 
eine  boheirische  fiÄ.AneMMWOTS'i  (Zoega  p.  36)  scheint  verderbt  zu  sein. 

Zeitschr.  f.  Aegj'pt.  Spr.,  Jalirg.  1881-  10 


74  "Fragmente  eines  griechisch-ägyptiscben  Epos,  [II.  und  III.  Heft 

451  und  452  aufs  Haupt  zu  schlagen  und  mit  ihnen  einen  hundertjährigen  Frieden 
zu  schHefsen,  welcher  ihnen  den  Dienst  der  Isis  auf  der  Insel  Philae  frei  gab. 
Nach  Ablauf  der  Frist  unter  Justinian  machte  Narses  diesem  heidnischen  Greuel  ein 
Ende,  und  bald  darauf  scheinen  sie  sich  gleich  ihren  ehemaligen  Bundesgenossen,  den 
Nubiern,  zum  Christenthum  bekehrt  zu  haben.  Aber  obwohl  sie  in  der  Folge  ver- 
miithlich  iinter  der  Herrschaft  des  im  sechstem  Jahrhundert  gebildeten  nubischen 
Königreichs  standen,  so  haben  sie  sich  doch  noch  bis  in  späte  Zeiten  eine  gewisse 
Selbständigkeit  und  den  Ruf  böser  Nachbarn  bewahrt.  Einige  arabische  Geographen 
gedenken  ihrer  unter  dem  leicht  entstellten  Namen  Beliyün.  Der  im  zwölften  Jahr- 
hundert lebende  Idrisi  sagt  in  seiner  Beschreibung  Aswäus  (p.  21  ed.  Dozy):  „Manch- 
mal beunruhigen  die  Gegend  die  unter  dem  Namen  Beliyer  bekannten  schwarzen  No- 
maden, die  man  für  Griechen  (Rum)  hält.  Sie  sind  der  christlichen  Religion  seit  den 
Tagen  der  Kopten  und  waren  ihr  schon  vor  der  Offenbarung  des  Islams  zugethan; 
doch  sind  sie  schismatische  Jacobiten.  Sie  durchstreifen  das  Land  zwischen  Bugah 
und  Habesch  und  kommen  bis  nachNubien;  denn  sie  sind  Nomaden  ohne  feste  Wohn- 
sitze". Und  an  einer  andern  Stelle  (p.  27)  sagt  derselbe  wohlunterrichtete  Schrift- 
steller: „Zwischen  Bugah  und  Nubah  wohnt  ein  Nomadeuvolk,  das  man  die  Beliyer 
nennt.  Mit  diesen  streitbaren  und  tapfern  Männern  leben  gern  alle  Umwohnenden  in 
Frieden,  da  sie  ihre  Gewaltthätigkeit  fürchten.  Sie  sind  jacobitische  Christen  wie  alle 
Nubier,  Habessinier  und  die  meisten  Bugawer"  i).  lu  neuerer  Zeit  scheinen  die  alt- 
berühmten Blemyer  in  das  benachbarte  Volk  von  Bega  (Buga)  aufgegangen  und  ihr 
Andenken  gänzlich  erloschen  zu  sein  2). 

Welches  sind  nun  die  Ereignisse,  auf  welche  imser  historisches  Epos  sich  bezieht? 
Jene  römischen  Kriegszüge  unter  Aurelian  und  Probus  haben  schwerlich  Veranlassung 
zu  einer  Vei'herrlichuus  der  kaiserlichen  AVaffen  geboten.     AYenn  uns  die  sfriechischen 


^)  Von  allen  arabischen  Geographen  haben  nur  Idrisi  und  der  zwei  Jahrhundert  später 
lebende    Ibn  Wardi    diesen   Bericht     über    die    Beliyer.     Der    letztere    spricht    in    seiner    äi\j-=" 

v_ajLs^5  von  der  mir  zwei  Handschriften  der  Bibl.  Spreng,  vorgelegen  haben  (No.  14  und  15), 
folgendermafsen :  ^U^.  'äs^Ls^X:,^  ^ic  J^l  ^J_^JLJ!  ^  JLäj  ^jÄ  'ii_f*^\  ^^^  ''•^'^^  O^i 
:<^yixj\  ^5>lX.-<  J>c  •7;l^=*  ^J-*^  O  Ci'^h^-ii  (*^^'  CT»  (»^^^  Cr*  ^  „Zwischen  Bugah 
und  Nubah  wohnen  die  Beliyer  genannten  Leute ,  ein  entschlossener  und  tapferer  Stamm,  wel- 
chen alle  Völkerschaften  rings  umher  fürchten  und  beschenken.  Sie  sind  schismatische  Christen 
von  der  jacobitischen  Secte".  Übrigens  theilte  Herr  Halevy  auf  dem  Congresse  mit,  dafs  sich 
der  Name  Bilem  in  dem  Gebiete  der  alten  Blemyer  noch  erhalten  habe. 

2)  Dafs  man  die  Blemyer  nicht  ohne  weiteres  für  die  Bugawer  halten  dürfe,  wie  es 
Quatremere  gethan  hat,  ist  schon  von  Dozy  und  De  Goeje  bemerkt  worden.  Der  letztere 
stellt  in  seinem  „Specimen  literarum  inaugerale"  p.  xii.  die  These  auf:  „Blemmyes  s.  Blemues 
veterum  non  sunt  populus  quem  Arabes  Bedja  vocant".  Die  weiter  nach  dem  Meere  zu 
wohnenden  Bugawer,  über  welche  Ja'qübi  (ed.  JuynboU  p.  124)  die  älteste  und  zuverlässigste 
Nachricht  giebt  (sie  findet  sich  auch  etwas  ausführlicher  in  dem  sich  auf  Jaqübi  beziehenden 
Watwät  ^Jt  ^sPLvo  Bibl.  Spreng.  12,  p.  290)  kommen  in  der  axumitischen  Inschrift  unter 
dem  Namen  Bovycisircct  vor.  Sie  wurden  dem  Chalifen  Mutawakkil  im  J.  241  d.  H.  durch  den 
Feldherrn  El-Qumnii  unterworfen,  dessen  schwierige  Expedition  nach  dem  Bugalande  Maqrizi  in 
seinem  gröfsern  Werke  beschreibt.     (Vgl.  Belädsori  ed.  De  Goeje  p.  242). 


1881.]  von  L.  Stern.  —  Erschienene  Schriften.  75 

Nachrichten  nicht  etwa  im  Stiche  lassen,  so  müssen  wir  vielmehr  an  die  Kriegszüge 
des  Maximiuus  und  Florus  denken,  deren  Verlauf  und  Abschlufs  immerhin  den  Stoff 
eines  epischen  Gedichts  liefern  konnten.  Die  Namen  der  Helden  auf  beiden  Seiten, 
deren  uns  die  Fragmente  manche  nennen,  bieten  freilich  keinen  Anhalt  für  diese  An- 
nahme —  weder  die  römischen  Persinoos,  Aenios,  Germanos,  noch  die  feindlichen 
Pylartes,  Lampetides,  Agenor,  Dolios,  Mimas  und  Aesymnos,  die  doch  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  willkürlich  gewählt  sind.  Es  sei  aber  hervorgehoben,  dafs  sich 
in  den  erhaltenen  Bruchstücken  des  Gedichtes  keinerlei  Spuren  finden ,  nach  denen  es 
ein  christliches  gewesen.  Andernfalls  würde  es  gestattet  sein,  diese  Verse  auf  eine 
spätere  Bekriegung  der  Blemyer  durch  Justinians  Truppen  zu  beziehen. 

Das  Alter  des  Gedichtes  ist  wohl  nicht  viel  jünger  als  die  Ereignisse,  welche  es 
beschreibt,  und  nicht  viel  höher  als  die  Handschrift,  von  der  mir  leider  nur  so  geringe 
Überreste  mitzutheilen  vergönnt  war.  Der  Verfasser  lebte  vermuthlich  in  jener  ge- 
lehrten Epoche,  in  welcher  Nonnos,  Coluthos,  Triphiodor  und  andere  Aegypter  die 
homerische  Sprache  wieder  zu  belebten  suchten,  und  nicht  sehr  lange  vor  Georgios 
Pisides,  der  die  Züge  des  Heraclius  gegen  die  Perser  und  andere  Kriegsthaten  seines 
Zeitalters  besang. 


Erschienene  Schriften. 


Aug.  Mariette,    Abydos.     Description  des  fouilles   executees  sur  lemplacement  de  cette  ville.     Ouvrage  pu- 
blic sous  les  auspices  de  S.  A.  Ismael-Pacha.  Tome  II.     Paris:    Imprimerie   nationale   (Maisonneuve)   1880. 

58  pp.   et  68  pl.  in  fol. 
Derselbe,  Catalogue  general  des  monuments  d' Abydos  decouverts  pendant  les  fouilles  de  cette  ville.     Paris: 

Imprimerie  nationale  (Maisonneuve)   1880.     VII.  und  59G  pp.      4. 
G.  Maspero,  Etudes  eg.  tome  I,  2""^  fasc.  Etudes   sur   quelques  peintures  et  sur  quelques  testes  relatifs  aux 

funerailles;  le  conte  d'Apöpi  et  de   Souknouri.     Paris,  Impr.  nat.    1881.      8.     p.  82 — 216. 
Job.  Diimichen,   Die  kalendar.   Opfer-Listen  im  Tempel  von  Medinet-Habu.      10  Taf.   gr.  fol.     Dazu  Text: 

Vorwort  und  Übersetzung  der  auf  die  allmonatlich  gefeierten  Feste  bezüglichen  Tabellen.     Leipzig,   Hinrichs. 

1881.     4. 
R.  Lepsius,  Führer  durch  die  Königl.  Museen  zu  Berlin,  herausgegeben  von  der  Generalverwaltung.     2.  Aufl. 

Berlin,  Weidmann   1881.     8.     p.  123—154:     V.     Aegyptische  Abtheilung. 
W.  Pleyte,    chapitres   supplementaires   du  Livre   des   morts,    1^  serie,    1  vol.  de    texte    et   deux    voluMes   de 

traductions  et  commentaires.     Leyde:  E.  J.  Brill,  editeur  1881.     4. 
Karl  Piehl,  Petites  etudes  egyptologiques.  Dissertation  aoademique.     Vienne,   1881.     8.     62  pp. 
Francesco  Rossi,    Illustrazione   di   un   bronzo    nel   Museo   Egizio.     Torino.    (Estr.  dal  Vol.  XVI  degli  Atti 

della  R.  Acc.  d.   So.   6  marzo   1881).      8. 
Aug.  Baillet,   le   roi  Hor-em-hou  et  ja  dyn.  thebaine  au  III™^  siecle  avant   notre  ere.  Paris.     Maisonneuve 

(1879). 
E.  Ledrain,    Les  monuments    egyptiens    de    la  Bibliotheque    Nationale    (Cabinet    des    Mcdailles    et  Antiques) 

grae  et  3™«  livr.  pl.  XXXI— C.  Paris,  Vieweg.   1881.     4. 
P.  Pierret,  Le  pantheon  egyptien.     Paris,   1880.     8. 
Derselbe,   Le    decret    trilingue    de  Canope,     transcription   et   interpretation   interlincaire   du    texte    hierogly- 

phique,  precedee  d'une  traduction  synoptique  des  textes  grec,    demotique  et   hieroglyphique.     Paris,  Leroux. 

4.     1881.     44  pp.  autogr. 
G.  Perrot   et   Ch.  Chipiez,    histoire    de   l'art   daus   l'autiquite.     Tome  I.      LEgypte,  I'"  livr.    Paris,  Ha- 

chette  1881.     8. 

10* 


yg  Erschienene  Schriften. 


Waldo  S.  Pratt,  the  columiiar  architecture  of  the  Egyptians.  Proceedings  of  the  American  Acad.  of  Arts 
and  Sciences.     N.  Ser.  vol.  VII.     Boston.   1880.     8.     p.  313—367. 

Erasmus  Wilson,  The  Egypt  of  the  past,  with  46  illustrations.  London,  Kegan  Paul,  Treuch  &  Co.  8. 
1881.     475  pp. 

Landwiithschaftliclie  Jahrbücher,  X.  Bd.  1881.  Heft  4.  —  Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Landwirthschaft  und 
Archiv  des  Könlgl.  Preuss.  Landes -Oekonomie-CoUegiums,  herausg.  von  Dr.  H.  Thiel.  Berlin  1881. 
p.  523 — 559:    Prof.  Dr.  A.  Thaer,   Die  alt -ägyptische  Landwirthschaft. 

Recueil  de  travau.x  relatlfs  a.  la  philologie  et  Tarcheologie  egyptiennes  et  assyriennes. 
vol.  IL  liv.  4.  Paris,  Vieweg.  1880.  4.  pp.  121 — 200.  Sommaire:  Petites  notes  de  eritique  et  de  phi- 
lologie, par  Karl  Piehl.  —  Sur  rorigine  d'une  des  formes  du  dien  Phtah,  par  Parrot.  —  Assyriaca, 
par  Stanislas  Guyard.  —  Le  recit  de  la  campagne  contre  Mageddo  sous  Thoutmös  III,  par  G.  Mas- 
pero  (suite).  —  Monuments  egyptiens  du  Musee  d'antiquites  de  Rouen,  par  Victor  Loret.  —  Rapport 
sur  une  mission  en  Italie,  par  G.  Maspero.  —  Varia,  par  G.  Maspero. 

Transactions  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology,  vol.  VII.  Part  2.  Contents  Teil  el  Yahou- 
deh,  by  Prof.  T.  Hayter  Lewis,  (p.  177 — 192).  —  Monuments  of  the  reign  of  Tirhakah,  by  S.  Birch, 
(p.  193—209). 

Records  of  the  Past:  being  english  translations  of  the  assyrian  and  egyptian  mouuments,  published  under 
the  sanction  of  the  society  of  biblical  archaeology.  Vol.  XII.  Egyptian  texts.  London :  S.  Bagster  and  sons 
(1881).  161  pp.  8.  —  Contents:  Preface,  by  S.  Birch.  —  The  Book  of  Hades  (Continuation),  byE.  Le- 
febure.  —  Scarabaei  of  Amenophis  III,  by  S.  Birch.  —  Dream  of  Thotmes  IV.,  by  S.  Birch.  —  The 
foundatiou  of  the  temple  of  the  Sun  at  Heliopolis,  by  Ludw.  Stern.  —  Inscription  of  Ameni-Amenemha, 
by  S.  Birch.  —  Inscription  of  Chnumhotep,  by  S.  Birch.  —  Libation  vase  of  Osor-ur,  by  P.  Pierret. 
—  The  great  tablet  of  Rameses  II.  of  Abu  Simbel,  by  Ed.  Naville.  —  Inscription  of  prince  Nimrod, 
by  S.  Birch.  —  Spoliation  of  tombs  (XX.  dyn.),  by  P.  J.  de  Horrack.. —  Inscriptions  on  the  statue  of 
Bak-en-Khonsu,  (XIX.  dyn.),  by  P.  J.  de  Horrack.  —  The  Papyrus  I.  371,  of  Leyden  (XX.  Dyn.),  by 
G.  Maspero.  —  Inscription  of  Queen  Hatasu  on  the  base  of  the  great  obelisk  of  Karnak,  by  P.  Le  Page 
Renouf.  —  Sepulchral  inscription  of  Panehsi,  by  E.  L.  Lushington.  —  Alphabetical  table  of  Contents 
of  the  series  of  XII.  volumes. 

Fried  r.  Delitzsch,  Wo  lag  das  Paradies?  Eine  biblisch  -  assyriologische  Studie  mit  zahlreichen  assyriologi- 
schen  Beiträgen  zur  biblischen  Länder-  und  Völkerkunde  und  neuer  Karte  Babyloniens.  Leipzig,  Hinrichs. 
1881.     8.     346pp.  —  p.  308— 319:     Zur  Geographie  Aegyptens. 

Paul  Haupt,    Der  keilinschriftliche  Sintfluthbericht,    eine  Episode  des  Babylonischen  Nimrodepos.     Mit  dem 

autographirten  Keilschrifttext  des  Babylonischen  Sintfluthfragmentes.     Leipzig,  Hinrichs.     1881.    8.    30  pp. 
P.  Le  Page  Renouf,  Vorlesungen  über  Ursprung  und  Entwickelung  der  Religion,  erläutert  an  der  Religion 
der  alten  Aegypter.     Autorisirte  Übersetzung.     Leipzig,  Hinrichs.      1881.     8.     (s.  oben  1880.  p.  80). 


Leipzig,  J.  C.  Hiurichssche  Buchhandlung.   —    Vei-aiitwortl.  Kedactcur  Dr.  R.  Lepsius.   Berlin,  Bcndlerstr.  iS.  (W.) 
Buchdruckerei  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  (G.Vogt). 


Zeitschrift 

für 

Äg5T)tisc]ie  Sprache  und  Altertliumskunde 

herausgegeben 

von  R.  Lepsius 
imter  Mitwirkung  der  Herren  H.  Brugsch,   Ad.  Erman  und  L.  Stern. 

Neimzelmter  Jahi-gaug".  1881.  Tiei-tes  Heft. 

Inhalt: 
Das  Osiris -Mysterium  von  Teutyra   (nebst  Commentar),   von   H.  Brugsch.   —    Die  Aloa- 
Inschriften,    von  A.  Erman.    —    Notes    sur   quelques  points    de    Grammaire   et    d'Histoire,    par 
G.  Maspero.    (Suite.)    —    Erschienene  Schriften. 

Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra, 

von  H.  Brugsch. 


In  den  Südost-  und  Nordost-Eckeu  auf  dem  Dache  des  Hatlior-Tempels  von  Ten- 
tyra befinden  sich  Reihen  von  Gemächern  und  Kammern,  deren  Wände  mit  reichen, 
wenn  auch  in  kleinem  Stil  ausgeführten  Abbildungen  und  Inschriften  bedeckt  sind, 
welche  sich  auf  den  unterweltlichen  Osiris,  X'^nt-ämenti^  imd  auf  seine  besondere  lo- 
cale  Form  Sokar  von  Memphis  beziehen.  Die  Darstellungen  und  Texte  dieser  Auf- 
bauten enthalten  nach  dem  "Wortlaut  der  Inschriften  sehr  geheimuifsvolle  Dinge,  näm- 
lich die  Lehre  über  alles,  was  sich  auf  das  AVesen  und  den  Cult  des  Jl,o«i-ä/«f«<i',  des 
unterweltlichen  Gottes  bezieht,  der  in  Tentyra  wie  in  allen  übrigen  Tempeln  des  Lan- 
des sein  besonderes  Serapeum  besafs,  das  in  der  grofsen,  geographisch  wichtigen 
Nomenliste  von  Edfu  in  Übereinstimmung  mit  den  Angaben  des  Tempels  von  Tentyra 
die  Bezeichnung  A-jiaf  führte  (vergl.  mein  Dict.  geogr.  S.  1362,  ad  Yl).  Als  Reliquie 
des  Osiris -Leibes,  welche  iu  Tentyra  hoch  und  heilig  gehalten  ward,  führt  derselbe 
Text  von   Edfu    ganz    allgemein    auf:     Q  <=:>,  V\    ^Sxa  IK    -^^i.     hä   nohetn   Hur  m 

tot  at  „den  Körpertheil,  welchen  Horus  vor  dem  "S'erdeiber  (d.  i.  Sc^-Typhou)  schützt" 
(s.  a.  a.  O.  1359,  VI),  während  in  anderen  Texten,  wie  ich  weiter  unten  uachweisen 
werde,  es  seinem  Namen  nach  genauer  bestimmt  ist. 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  18S1.  11 


78  Das  Osiris- Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

Die  Verehrung  des  unterweltlichen  Osiris,  den  die  Alten  mit  ihrem  Pluto  zu- 
sammenzustellen pflegen,  tritt  in  einer  sehr  ausgeprägten  Form  uns  erst  in  den  Zeiten 
der  Ptolemäer- Herrschaft  in  Aegypten  entgegen.  Der  Gott  J(ont-ämenti  erscheint  in 
griechischen  Inschriften  und  bei  einzelnen  Sehriftstellern  des  Alterthums  der  griechisch- 
römischen Epoche  unter  dem  fremden  Namen  Sarapis  oder  Serapis  wieder,  dem  die 
nach  Aristides  (VIII,  56.  I  pag.  96  Dind.)  in  der  Zahl  von  42  (genau  entsprechend 
der  Anzahl  der  ober-  und  unterägyptischen  Nomen  22  -f-  20)  in  Aegypten  vorhandenen 
Serapea  ihren  Namens-Ursprung  verdanken.  Die  Serapis -Tempel  waren  ausschliefslich 
dem  Culte  des  unterweltlichen  Gottes  geweiht  und  standen  mit  dem  Todtencultus  in-' 
engster  Verbindung.  Die  hervorragendsten  enthielten  als  Reliquie  je  ein  Glied  des 
vom  Set  zerstückelten  Osiris -Leibes.  Die  hieroglyphischen  Texte  erwähnen  dem  Na- 
men und  der  Zahl  nach  (bald  14  bald  16)  diese  Reliquien  in  sehr  ausführlicher  Weise 
und  gestatten  uns  die  von  den  Klassikern  ■  überlieferte  Osiris -Sage  auch  nach  dieser 
Richtung  hin  auf  das  genaueste  zu  bestätigen.  Die  von  Plutarch  im  18.  Kapitel  seiner 
Abhandlung  über  Isis  und  Osiris  vorgelegte  mythische  Erzählung  von  der  Zerstückelung 
des  Osiris -Leibes  in  14  Theile  bildet  die  wichtigste  Grundlage  klassischen  Ursprungs 
für  die  Entstehung  des  Serapis -Cultes  in  den  sogenannten  Serapis -Tempeln.  Ich 
werde  häufig  Gelegenheit  haben,  in  der  nachstehenden  Abhandlung  darauf  zurückzu- 
kommen. 

Unter  den  Inschriften,  welche  sich  auf  den  Serapis -Dienst  von  Tentyra  beziehen 
und  die  Wände  eines  der  Gemächer  an  der  Südostecke  der  Bauten  auf  dem  Dache 
des  Tempels  bedecken,  ist  es  besonders  eine,  welche  ihres  Inhaltes,  ihrer  Ausführlich- 
keit und  ihrer  Erhaltung  wegen  einen  hervorragenden  Platz  einnimmt.  Nachdem  ich 
zum  ersten  Male  in  dem  ersten  Bande  meines  Recueil  (Taff.  XV  und  XVI,  dazu 
Text  S.  28  fll.)  nach  den  vorgelegten  Auszügen  auf  die  Bedeutsamkeit  dieses  Textes 
hingewiesen  und  bereits  im  Jahre  1863  den  Gegenstand  ihres  Inhaltes  richtig  erkannt 
hatte  („les  mysteres  dOsiris  celebres  ä  Tentyra  a  divers  jours  en  Thonneur  du  dieu"), 
war  es  meinem  Collegen  Prof.  Dr.  Dümichen  vorbehalten,  den  vollständigen  Text 
seiner  ganzen  Länge  nach  in  seinen  „Geographischen  Inschriften  altägyptischer  Denk- 
mäler", 2.  Abth.  1866  zu  veröfientlichen.  Es  befinden  sich  die  158  Columnen,  aus 
welchen  die  Inschrift  besteht,  auf  den  ersten  27  Tafeln  des  erwähnten  Werkes.  Eine 
später  von  Mariette  im  vierten  Baude  seines  Monumental -Werkes  „Denderah"  auf 
den  Tafeln  35  bis  36  publicirte  Copie  der  Inschrift  hat  den  Vorzug,  einzelne  Irrthümer 
in  der  Abschrift  unseres  deutschen  Collegen  vermieden  und  dem  Texte  an  gehörigem 
Orte  die  in  der  Dümichen 'sehen  Publication  fehlenden,  zum  richtigen  Verständnifs 
der  Inschrift  äufserst  werthvoUen  bildlichen  Darstellungen  hinzugefügt  zu  haben.  Im 
Besitz  beider  Abschriften  war  es  mir  ein  Leichtes,  an  Ort  und  Stelle  die  veröfi"ent- 
lichten  Texte  mit  dem  Originale  zu  vergleichen  und  die  richtigen  Lesarten  endgültig 
festzustellen. 

Im  Grofsen  und  Ganzen  ist  die  Inschrift  wohl  erhalten.  Die  von  der  60.  Columne 
an  befindlichen  Lücken  hat  unser  College  Dümichen  in  sehr  glücklicher  Weise  durch 
Entdeckung  eines  in  Tentyra  vorhandenen  Textes  zu  ergänzen  vermocht,  der  die  a.  a.  O. 
ursprünglich  gestandenen  AVorte  wiederholt.  Diese  Ergänzungen  werthvoUster  Art  sind 
von  dem  genannten  Gelehrten  in  der  „Baugeschichte  des  Tempels  von  Dendera"  (1877) 
auf  der  Tafel  82  zum  Abdruck  gebracht  worden. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  7g 


Mit  diesen  Hülfsmitteln  zur  Feststellung  des  Originaltextes  ausgerüstet,  nehme  ich 
mir  die  Freiheit  auf  Grund  der  heutigen  vorgeschrittenen  Kenntnifs  der  Hieroglyphik 
die  158  Columnen  des  langen  Textes  in  möglichst  wortgetreuer  Übersetzung  nachstehend 
den  Lesern  der  Zeitschrift  vorzulegen.  Die  nothwendigen  Erklärungen  sachlicher  oder 
sprachlicher  Natur  werden  den  zweiten  Theil  meines  bescheidenen  Versuches  bilden, 
eine  der  wichtigsten  Inschriften  über  den  Serapis -Dienst  dem  allgemeinen  Verständnifs 
zugänglich  gemacht  zu  haben. 

Zur  Erleichterung  dieses  Verständnisses  habe  ich  mir  gestattet,  das  Ganze  in  ein- 
zelne Abschnitte  und  Paragraphen  zu  theilen  und  durch  Überschriften  auf  den  Inhalt 
derselben  von  vorn  herein  hinzuweisen. 

Eine  besondere  Thatsache  dürfte  aufserdem  nicht  unbesprochen  bleiben.  Der  Text, 
welcher  die  drei  Wandseiten  des  betreJffenden  Gemaches  ihrer  ganzen  Länge  nach  be- 
deckt, beginnt  mit  der  Nordwand,  setzt  sich  an  der  Westwand  fort  und  schliefst  an 
der  Südwand  ab.  Die  gegenwärtig  erste  Columne,  mit  einer  kleinen  Lücke,  welche 
durch  Zerstörung  der  einleitenden  Gruppen  entstanden  ist,  konnte  unmöglich  den  An- 
fang des  ganzen  Textes  bilden,  dem  zunächst  eine  Überschrift  vorangehen  mufste, 
welche  nach  Analogie  ähnlicher  Inschriften  auf  den  Inhalt  und  die  Bedeutung  des  nach- 
folgenden Textes  hinwies.  Dazu  reichte  der  vorhandene  Raum,  welchen  die  Lücke 
einnimmt,  nicht  aus.  Aber  auch  innerliche  Gründe  für  die  Annahme  eines  fehlenden 
Stückes  der  Inschrift  liegen  vor.  Man  vergleiche  besonders  die  Auslassung  in  Col.  14, 
woselbst  von  16  Nomen  die  Rede  ist,  deren  Verzeichnifs  in  dem  vorangehenden  Text 
enthalten  sein  mufste,  während  thatsächlich  nur  13  Nomen  besprochen  sind.  Es  fehlen 
also  die  drei  ersten  Nomen.  Wirklich  hat  mir  eine  an  Ort  und  Stelle  ausgeführte 
Prüfung  die  Überzeugung  verschafft,  dafs  die  Ostwand  des  Gemaches,  welche  an  die 
gegenwärtig  erste  Columne  der  Inschrift  nach  Norden  hin  anstöfst,  ein  späterer  Anbau 
ist,  welcher  den  eigentlichen  Anfang  des  Textes  verdeckt  hat,  ähnlich  wie  dies  an  einer 
Wand  mit  geographischen  Listen  in  einem  Saale  des  Tempels  von  Karnak  aus  den 
Zeiten  des  dritten   Thotmosis  der  Fall  gewesen  ist. 

Der  Text  von  Tentyra  führt  uns  also  in  medias  res  ein,  und  es  mufs  dem  Leser 
überlassen  bleiben,  aus  dem  Folgenden  das  vorangehende  Fehlende  zu  ergänzen. 

Die  in  meiner  Übertragung  durch  Eckklammern  [  ]  eingeschlossenen  Wörter  und 
Sätze  sind  Ergänzungen  vorhandener  Lücken  im  Texte,  wie  sie  sich  aus  dem  allge- 
meinen Zusammenhange  oder  mit  Hülfe  anderer  Texte  mit  zweifelloser  Sicherheit  er- 
geben. Die  von  Rundklammern  (  )  umschlossenen  Wörter  imd  Sätze  haben  die  Be- 
deutung eigener  Erklärungen  und  Auffassungen  der  unmittelbar  vorangehenden  Text- 
worte. 

Nach  diesen  Bemerkungen  lasse  ich  nunmehr  die  Übertragung  der  ganzen  In- 
schrift folgen,  wobei  die  in  Klamnrern  eingeschlossenen  Zahlen  auf  die  Reihenfolge  der 
Columnen  verweisen. 

§  I.     [Von  der  Anlage  der  Osiris  -  Gärten.] 

1.     [Osiris  von  Koptus.] 
(1)     „Betreflfend  den  [Osiris  Serapis]  im  Serapeum  Ä-äment  der  Stadt  Koptus,    so 
„werde  er  ausgeführt  in  Form  einer  Garten -Anlage  des  Heiligthumes  der  Göttin  hont 
„mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand,  gemeinschaftlich  mit 

11* 


gQ  Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

[Seine  Reliquien.] 
„den  Reliquien  des  heiligen  Gliedes  in  dem  Reliquienkasten,  das  dargestellt  werde 
„mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand  in  gleicher  Weise. 
2.     [Osiris  von  Elephantine.] 
„Betreffend   den  Osiris   in  Äa-uäb    (oder    dem  Serapeum)    in   der  Stadt  Elephan- 
„tine ,    (2)    so  werde  er  ausgeführt  in  Form   einer  Garten  -Anlage  im  Innern  des  Tem- 
„pels  [des  JlfwMm  mittelst  Gerstenkörnern]  vom  Gebiete   der  grofsen  Fürstin  auf  Sand 
„aus  dem  Schlamme  vom  Canale  von  Aa-uäb. 

[Seine  Reliquien.] 
„[Auch]  die  Reliquie  in  den  beiden  Kästen   (sei  dargestellt)   nach  Art  und  Weise 
„eines  j}^ow«-ä»iert<i  (Serapis)  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand. 

3.     [Osiris  von  Herakleopolis  Magna.] 
„Betreffend  den  Osiris  von  Nen-roff  (dem  Serapeum)   (3),    [genannt]  Xont-änj,   in 
„Herakleopolis  Magna,  so  werde  er  ausgeführt  in  Form  einer  Anlage  geheimnifsvoUer 
„Art  in  einem  schönen  Hohlgusse  [im  Innern  des  Heihgthumes]    des  Serapis  mit  Hülfe 
„von  [Gerstenkörnern  auf]   Sand. 

[Seine  Reliquie.] 
„Auch  seine  Reliquie  in  dem  Gebiete  auf  dem  Allerheiligsten  in  zwei  Kästen  werde 
„dargestellt  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand,  als  treues  Abbild  (4)   des  Serapis 
„nach  seiner  ganzen  Auffassung. 

4.     [Osiris  von  Cusae.] 
„Betreffend  den  Osiris,  den  Schläger,  den  grofsen  Stier,  in  dem  Nomos  von  Cusae, 
„so  werde  er  ausgeführt  in  einer  Anlage  geheimnifsvoUer  Art  in  einem  schönen  Hohl- 
„gusse  mit  Hülfe  von   Gerstenkörnern  auf  Sand. 

[Seine  Reliquien.] 
„Auch  seine  Reliquien  desgleichen. 

5.     [Osiris  von  Heliopolis.] 
„Betreffend  den  Gott  Sera,  den   Grofsen,  in  On,   in  dem  Nomos  Heliopolites,    so 
„werde    er   dargestellt   mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern    und   Blumen    auf  Sand    (5)    aus 
„dem  Schlamme  der  Mündung  des  (helioj^olitischen)  Canales  A-ti. 

[Seine  Reliquien.] 
„Auch  die  [Reliquien]   des  heihgen  Gliedes  auf  dem  Gebiete  im  Allerheiligsten  in 
„den  beiden  Kästen  seien  dargestellt  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand  aus  [dem 
„Tempelsee]   des   Gottes  Se}'ä,  des  Grofsen,  in  On. 

6.     [Osiris  von  Diospolis  in  Unterägypten.] 
„Betreffend    den    grofsen  Gott    Serapis    in    der    (unterägyptischen)   Stadt  Diospolis 
„(Sam-behiä),    so  werde    er    ausgeführt  in  einer  Anlage    [geheimnifsvoUer  Art]  in  dem 
„(Serapeum)  At-äment  in  einem  (6)   schönen  Hohlgusse. 

[Seine  Reliquie.] 

„Ebenso    auch   werde    die    Serapis -Gestalt    dieses   Gottes   mit  Hülfe  von  Gersten- 

„körnern  auf  Sand  ausgeführt  [nach  der  Art,  wie   sie  vorgeschrieben  ist]  für  die  Stadt 

„Busiris  mit  der  Reliquie  dieses  Gottes  in  dem  Reliquienkasten,  indem  dargestellt  wird 

j,das   treue  Ablfild  des  Gottes  Serapis  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand.     Ihm 


1881.]  von  H.  Brugsch.  81 

„■werde  auscreführt  das  gewohnlieitsmäfsig  Festgesetzte  für  seine  Opfer  an  Backwerk 
„und  Zuckerwerk,  auTser  den  -wohlriechenden  Spezereien,  einschliefslich  seiner  Reinigung 
^aus  den  beiden  (7)  Spezereikrügen. 

7.     [Osiris  von  Letopolis.] 
-Betreffend  den  Osiris  (Namens)  Sep  in  der  Stadt  Letopolis,  so  -werde  er  ausge- 
„föhrt  in  Form  einer  Garten -Anlage,   welche  sich  auf  den  Serapis  bezieht,   mit  Hülfe 
„Ton  Gerstenkörnern  auf  Sand. 

[Seine  Reliquie.] 
„Auch  die  Reliquie  vom  heiligen  Gliede    in    den    beiden  Kästen  -werde    dargestellt 
„an  diesem  Orte.    Sie  -werde  dargestellt  in  dem  Reliquienkasten  mit  Hülfe  von  Gersten- 
^kömem  [auf  Sand]. 

8.  [Osiris  von  Sais]. 
„Betreffend  den  Osiris  [in  dem  Serapeum  Xamens]  Pi-&uhen  (8)  in  dem  Nomos 
„Saites,  so  werde  er  ausgeführt  in  einer  Anlage  geheimnifsvoller  Art.  Mittelst  eines 
„[Siebes] ,  welches  man  für  die  Weihrauclikömer  zu  nehmen  pflegt,  lasse  man  die 
„Gerstenkörner  für  alle  seine  Körpertheile  [auf  den  Sand  aus  dem  Flusse  fallen,  um 
„das  treue  Bild  des  Serapis  darzustellen. 

[Seine  Reliquie.] 
„Auch  seiner  Reliquie  geschehe  es  iu  gleicher  Weise.] 

9.     [Osiris  von  Hermopolis  in  Unterägypten.] 
„Betreffend   den  Osiris  von  Hermopolis,    (9)    Meh-ta-f  (d.  i.  von  dem  sein  Land 
„voU  ist)    den  Hermopolitischen ,   so  werde  er  ausgeführt   durch  eine  dem  Serapis  ge- 
„  weihte   Garten -Anlage  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand. 

[Seine  Reliquie.] 
„Auch  seine  Reliquie  im  Reliquienkasten  in  gleicher  Weise. 

10.  [Osiris  von  Athribis.] 

„Betreffend  den  Osiris  (Namens)  Kam-uer  im  Nomos  Athribites,  in  der  grofsen 
„geheimnifsvoUen  Auffassung  am  Feste  des  Pflügens  der  Erde,  so  werde  er  ausgeführt 
„in  Gestalt  (10)  eines  schönen  Hohlgusses  des  grofsen  Gottes  Serapis  nach  der  Form 
„seiner  unterweltlichen  Gestalt  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand. 

[Seine  Reliquie.] 
„Auch    seine  Reliquie    in    dem  Reliquienkasten    sei    ein   treues  Abbild   des  Serapis 
„nach  seiner  ganzen  Auffassung  an  der  Feier  des  Osiris. 

11.  [Osiris  von  Schedia.] 

„Betreffend  den  Serapis -Osiris  von  Aq  (Schedia),  so  werde  er  ausgeführt  (11)  in 
„einer  dem  Osiris  vom  Goldhause  geweihten  Garten -Anlage  mit  Hülfe  von  Gersten- 
„kömem  auf  Sand. 

[Seine  Reliquie.] 

„Wegen  seines  heiligen  Ghedes,  so  thue  man  ihm  seine  Reliquie  in  den  Reliquien- 
nkasten. Man  stelle  sie  als  ein  treues  Abbild  des  Serapis  mit  Hülfe  von  Gersten- 
-kömem  auf  Sand  her. 


83  Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

12.     [Osiris  vom  Nomos  Libya.] 
„Betrefiend   den  Osiris   in    (dem  Serapeum  Namens)    Uäh,   den  grofseu  Gott,    den 
„Herrn  der  Stadt  Apis,  so  vrerde  er  ausgeführt  in  Form  einer  Garten -Anlage  in  dem 
„Heiligthume    der  Göttin  senB   an    dem  Feste    des  Pflügens  der  Erde.     Er  werde  dar- 
„gestellt  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand. 

[Seine  Reliquien.] 
„Auch    die  beiden  Reliquienkasten   mit   dem   heiligen  Gliede  als  Reliquie  auf  dem 
„Gebiete  im  Allerheiligsten.    Dieses  werde  dargestellt  mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf 
„Sand  in  gleicher  Weise. 

1.3.     [Osiris  von  Iseum.] 
„[Betreffend]    den  Osiris    in    (dem  Serapeum    Namens)   Ha-serä    (13)    des   grofsen 
„Gottes  in  der  Stadt  Nutirt  (Iseum),    so  werde  er  dargestellt  in  der  dem  Serapis  ge- 
„  weihten  Garten -Anlage    mit  Hülfe   von    Gerstenkörnern    auf   Sand   von    der  Mündung 
„(Schleuse,  ro)  des   Canales   Ihmnu. 

[Seine  Reliquie.] 
„Man   thue    zu   ihm   die  Reliquie    aus  dem  Reliquienkasten,    die    dargestellt  werde 
„mit  Hülfe  von  Gerstenkörnern  auf  Sand  in  gleicher  AVeise. 

„Also  soll  dies  ausgeführt  werden  (14)  in  allen  Nomen  der  16  heiligen  Glied- 
„mafsen,  welche  sich  der  Reihe  nach  in  den  [Nomen]   der  Götter  befinden. 

§  IL      [Speciellere  Beschreibung  der  Osiris-Gärten-Anlage.] 

„Kund  und  zu  wissen  wird  gegeben  die  geheimnif svolle  Art  der  An- 
„lage  der  Gärten  des  Serapis  in  dem  Heiligthume  der  Göttin  SenB. 

„Betreffend  die  Gärten,  so  sollen  sie  angelegt  werden  in  einem  Stein  A'on  Porphyr 
y,(lr(nnu).  Der  habe  die  Gestalt  eines  viereckigen  auf  (15)  vier  Säulen  (ruhenden) 
„Kastens,  nach  dem  Vorbilde,  wie  es  in  der  Zeichnung  augegeben  ist^).  Seine  Länge 
„betrage  1  Elle  und  2  Palm,  seine  Breite  1  Elle  2  Palm,  seine  Tiefe  in  seinem  Innern 
„.3  Palm  3  Finger.  Ein  viereckiger  Behälter  (stehe)  unter  ihm,  um  sein  (vom  Begiefsen 
„herrührendes)  Wasser  aus  seinem  Innern  durch  eine  grofse  Öffnung  in  der  Mitte  ab- 
„zulassen.  Er  (der  Behälter)  werde  ausgeführt  aus  Stein  von  Syeue.  (16)  Seine  Länge 
„betrage  7  Palm  und  seine  Breite  7  Palm.  Das  Schuitzwerk  auf  ihm  soll  betreffen  die 
„Abbildung  der  Garten -Anlagen  und  die  Schutzgötter  des  Osiris  in  den  Gärten,  wobei 
„ein  Deckel  auf  ihm,  von  Maulbeerbaumholz,  gemäfs  dieser  Abbildung  angebracht  ist. 

S  III.       [Beschreibung    der  hohlen  Osiris-Statuette.] 
„Betreffend  die  Statuette  des  Serapis,    so  werde    sie   ausgeführt  aus  Gold  in  (17) 
„zwei  Exemplaren,  in  Gestalt  eines  Todten  mit  menschlichem  Antlitz.    Die  weifse  Krone 
„/)     sei    auf  seinem  Haupte.     Ihre    Länge    betrage  1  Elle   mit  Einschlufs    der    weifsen 


1)  Tbatsächlich  ist  diese  Zeichnung  auf  dem  Denkmale  vorhanden.  S.  Mar.  1. 1.  pl.  35, 
unter  den  Textcolonnen  8  bis  16.  Die  darüber  befindliche  Inschrift  wiederholt  die  oben  ange- 
gebenen Maafse.  Sie  lautet:  „Der  Garten  der  Göttin  Sen^i,  lang  1  Elle  2  Palm  —  breit  1  Elle 
2  Palm  —  tief  3  Palm  3  Finger.« 


1881.]  von  H.  Brngsch.  -       83 

„Krone  auf  ihrem  Haupte,  ihre  Breite  in  ihrer  Mitte  betrage  2  Palm.    Zwei  Offnungen 
„sollen  sich  an   einem  jeden   (Exemplare)   davon  befinden  i). 

§  IV.       [Beschreibung    des  Reliquienkastens.] 

„Betreffend  den  Relic^uienkasten,  so  werde  er  aus  Schwarzkupfer  hergestellt  als 
„ein  Doppelkasten.  Die  Länge  (18)  sei  2  Palm  3  Finger,  die  Breite  3  Palm  3  Finger, 
„die  Tiefe   1  Palm.     Eine  Öffnung  sei  an  jedem  einzelnen  in  entsprechender  Weise. 

SV.       [Allgemeine    Bemerkung    über   die    Osiris-Gärten.] 
„Ausgeführt  werde  dies  mit  den  Gärten,  welche  das  zu  ihnen  Gehörige  enthalten. 
„Ein  Deckel  von  Stein  sei  an  einem  jeden  einzelnen  davon.     Man  verhüte,  dafs  irgend 
„etwas    entweiche  von  ihrem  Inhalt  durch  ihre    Öffnungen.     Man   lege  Binsen    auf  sie 
„xmd  unter  sie,  während  diese  Reliquie  in  seinem  (sie)  Innern  sich  befindet. 

§  VI.       [Specielle  Vorschrift   für   das  Besäen    der  Osiris-Gärten    nach 
dem  in  Busiris  herrschenden  Brauch.] 

„Betreffend  das,  was  ausgeführt  wird  (19)  in  Busiris,  so  soll  es  ausgeführt  werden 
„am  20.  Choiak,  in  Gegenwart  der  Göttin  SenBi  von  Busiris  mit  Hülfe  eines  Hin- 
„Maafses  von  Gerstenkörnern  und  von  vier  Hin -Maafsen  Sand.  Die  soll  man  in  diese 
„Gärten  thun ;  gleichermaafseu  thue  man  ^  H''^  frisches  jeweiliges  Überschwemmimgs- 
„wasser  dazu,  aus  einer  goldenen  Henkelkanne,  neben  der  Göttin  <SV»(9j,  unter  Ablesung 
„darüber  der  Abschnitte  von  der  (20)  Benetzung  des  Götterstoffes,  (denn)  das  Ge- 
„deihen  der  Gärten  ist  sein  (des  Stoffes)   Gedeihen. 

&  YII.       [Vorschrift,   was    darauf  mit    der  Reliquie    in    dem  Osiris-Gärten 

geschieht,  nämlich: 

A.    die  Herausnahme  derselben.] 

„Beim  Eintritt  des  21.  Choiak  nehme  man  heraus  die  Reliquie,  welche  die  Gestalt 
„eines  Todten^)  hat  und  mit  der  weifsen  Krone  geschmückt  ist,  unter  Darreichung 
„von  einem  Tew- Gewicht  trocknen  Weihrauches. 

„Man  umwickle  sie  mit  4  Byssusstreifen ,  den  Reliquienkasten  desgleichen.  Man 
„stelle  sie  in  den  hellen  Sonnenschein,  bis  gegen  Sonnenuntergang  hin,  jeder  Zeit. 

[B.  Das  Fest  der  Schiffahrt  zu  Ehren  der  Reliquien.] 
„Man  feiere  ihnen  ein  Fest  der  Schiffahrt  (21)  am  22.  Choiak  in  der  8.  Stunde 
„am  Tage,  wobei  man  viele  Lampen  anzünde  in  ihrer  und  ihrer  zugehörigen  Götter 
„Nähe,  deren  namentliches  Verzeichnifs  also  lautet:  Horus,  Thot,  Anubis,  Isis,  Neph- 
„thys,  und  die  19  Horus -Kinder.  Es  sollen  sich  dieselben  in  34  Barken  befinden. 
„Femer  sollen  (22)  diese  Gottheiten  umwickelt  werden  mit  den  vier  Geweben  aus 
„Südstädt  und  Nordstädt'),    welche   liegen  in   der  heiligen  Gruft.     Man   wechsle    das 


')  Auch  diese  Gestalt,  in  dem  Garten  liegend,  ist  a.  a.  O.  so  abgebildet,  wie  es  der  Text 

angiebt.  Darüber  die  Worte:   „Lang  eine  Elle." 

")  /  Q   1[    m  sä/i,  diese  Gruppe  ist  ausgelassen  in  der  Mariette'schen  Publication. 

^)  Besondere  Tempelquarliere  in  SaVs. 


g^  Das  Osiris- Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

gewebte  Gewand  des  Serapis  des  vergangenen  Jahres  und  zugleich  auch  das  des 
Rehquienkastens,  der  sich  im  Innern  eines  Schreines  von  Sykomorenholz  befindet,  wel- 
cher Schnitzwerk  trägt  mit  dem  Bilde  des  Serapis  in  rothem  Farbenschmuck.  Das 
Fest  der  Pflügung  der  Erde  finde  ihretwegen  Statt  in  dem  Serapeum  von  ^a-M-JeA*) 
(in  Busiris)  unter  (23)  den  herrlichen  Perseabäumen  am  letzten  Tage  des  Monates 
„Choiak. 

S  YJJJ^     [Vorschrift  über  die  Saat  der  Osiris-Gärten  nach  dem 
Brauche  in  Abydus.] 

„Betreffend  das,  was  ausgeführt  wird  in  Abydus,  so  werde  es  ausgeführt  am 
„12.  Choiak  in  gleicher  Weise  in  Gegenwart  der  Göttin  Sen&i  mit  Hülfe  von  1  Hin 
„Gersteukörnern  und  4  Hin  Sand.  Die  thue  man  in  die  Statuette  des  Serapis  und 
„leo-e  (diesen)  in  die  Gärten.  In  gleicher  Weise  lege  man  Binsen  unter  sie  und  auf 
„sie.  (24)  Die  beiden  Reliquienkasten  seien  gleicher  Weise  treu  nachgeahmt  mit  Hülfe 
„von  1  Hin  Gerstenkörnern  und  3  Hin  Sand,  die  gleicherweise  in  die  Gärten  gethan 
„werden  sollen. 

„Man  hülle  (die  Statuette)  ein  in  ein  Sei -Gewand,  lege  ihr  einen  Halsschmuck 
„um  imd  stelle  eine  Blume  von  blauer  Farbe  neben  sie  hin.  Ist  ihr  abgelassen  das 
„jeweilige  Wasser  in  ein  Gefäfs,  so  bleibe  zuletzt  -^^  von  dem  -J- Hin  als  Rest  für  die 
„(spätere)  Arbeit  zurück. 

(25)  „Beim  Eintritt  des  21.  Choiak  nehme  man  heraus,  was  sich  im  Innern  der 
„Statuette  au  diesem  Tage  befindet  und  thue  in  sie  trocknen  Weihrauch  hinein.  In 
„o-leicher  Weise  umwickle  man  (sie)  mit  den  vier  Byssusstreifen,  [stelle  sie  in  den 
„hellen  Sonnenschein  bis  gegen]  den  jedesmaligen  Untergang  der  Sonnenscheibe,  bis 
„zum  Eintritt  des  15.  Tybi,  dem  Tage  der  Vereinigung  in  dem  Gemache  des  Sokar. 
„Dann  werde  aufgebahrt  die  geheimnifsvoUe  Gestalt  (des  Serapis)  des  vergangenen 
„Jahres  am  25.  Choiak.  (26)  Das  Begräbnifs  von  ihr  sei  am  25.  Choiak  in  der  Todten- 
„stadt  (von  Abydus  Namens)   Ärq-hah. 

§  IX.     [Wie  dieselben  Vorschriften  in  den  übrigen  Osiris-Städten 
befolgt  werden,  nämlich:] 

[1.    in  Memphis.] 
„Betreffend   das,    was    ausgeführt   wird   in  Memphis,    so   werde    es    ausgeführt  am 
„12.  Choiak  [gleichwie  es]   ausgeführt  wird  in  Busiris,  in  jeder  Weise.    Das  Begräbnifs 
„finde  Statt   auf  der  Todtenstadt  Ro-sat  am   letzten  Tage  des  Monates  Choiak,    dem 
„Tage  der  Aufrichtung  der   7«.^- Säule    U. 

[2.    in  Koj^tus.] 
(27)     ^jBetreffend   das,    was    ausgeführt   wird    damit  in  Koptus,    so  werde  es  ausge- 
„führt  am  12.  Choiak,  wie  es  ausgeführt  wird  in  Abydus,  in  jeder  Weise.    Man  führe 
„die  Darstellungen  aus  und  nehme  das  Wasser  dazu  aus  dem  heiligen  See  dieses  Nomos. 

[3.    in  Elephantine.] 
„Betreffend   das,   was    ausgeführt  werden    soll  damit   im  nubischen  Nomos,    so  ist 
„das  wie  in  Koptus,  in  jeder  Weise. 


1)    Dies  die  Bezeichnung  des  Serapeums  von  Busiris.    S.  mein  Dict.  geogv.  S.  1370  ad  IX. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  85 

[4.    in  Cusae.] 
„Betreffend  das,   was  ausgeführt  werden  soll   damit  in   (28)    der  Stadt  Cusae,   so 
„ist  das  wie  in  Abydus,  in  jeder  Weise. 

[5.    in  On.] 
„Betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  damit  im  Nomos  Heliopolites,  so  ist 

„das  wie  in  [der  Stadt ?]   in  jeder  "Weise,  für  den  Gott  .Sem,  den  Grofsen,  in  On. 

[6.    in  Diospolis  Unterägyptens.] 
„Gleichermafsen  betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  in  der  Stadt  Diospolis 
^(Sam-behuf),  so  werde   es  ausgeführt  am  12.  Choiak.     Es  gleiche  dem,  was  geschieht 
„in  Abydus,   in  jeder  Weise.     [Das  Begrjäbnifs   (29)  finde  dabei  Statt  in  dem  Heilig- 
„thume  Ha-seta  (Platz  des  heiligen  Grabes)  in  dieser  Stadt. 

[7.    in  Letopolis.] 
„Betreffend  das,   was  ausgeführt  werden  soll  in  [Letopolis],    so  ist  es  wie  in  On, 
„in  jeder  Weise. 

[8.    in  Herakleopolis  Magna.] 

„Betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  in  Herakleopolis  Magna,  so  geschehe 
„es  wie  in  Letopolis.] 

[9.    in  Hermopolis.] 
„Betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  in  Hermopolis  (L'nterägypten),  so  sei 
„es  wie  in  dem  heiligen  Grabe  von  Diospolis,  in  jeder  Weise. 

[10.    in  Athribis.] 
„Betreffend  das ,  was  ausgeführt  werden  soll  in  der  Stadt  Athribis ,  so  sei  es  wie 
„es  geschieht  in  Abydus. 

[11.    in   Schedia.] 

(30)     „Betreffend  das,    was  ausgeführt  werden  soll  im  Nomos  Schedia,  so  geschehe 

„es  wie  in  Abydus. 

[12.    in  Apis.] 

„Betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  in  Apis,  so  geschehe  es  wie  in  [der 

„Stadt ]. 

[13.    in  Iseum.] 

„Betreffend  das,  was  ausgeführt  werden  soll  damit  in  Iseum  (Nutirf),  so  geschehe 

„es  wie  in  Herakleopolis  Magna. 

[14.    in  Sais.] 

„Betreffend  das,   was    ausgeführt  werden  soll   in  der  Stadt  der  Kit  (Sais),  so  sei 
„alles   dasjenige    auszunehmen,  was   ausgeführt  wird   mit  dem  Bilde   des  Verstorbenen 

„[aivf ]    (31)    dem  Boden,    der   ein  Werk    sei    eines  Erzarbeiters    [ ]. 

„Vollbracht  soUen  ihm  werden  die  Vorschriften  vom  männlichen  Löwen ,  dem  Herrn 
„(des  Serapeums  Namens)  Pi-  ßidien.  Er  werde  ausgeführt  in  einer  Darstellimg,  welche 
„von  fliefsendem  Wasser  gebildet  wird. 

„L"nd  solches  alles  werde  ausgeführt  in  den  Nomen  der  Götter.     Es  ward  ausge- 
„führt  früher  [und  es  geschehe  jetzt  ebenso]  au  dem  Orte,  woselbst  sie  weilen. 

&  X.     [Die  Kügelchen   und  die  Statuette  des  Sokar.] 
„Kund  und  zu  wissen    werde    gethan  das  Geheimnifs    der  Kügelchen, 
„welche  sich  befinden  in  der  Statuette  des  (32)  Gottes  Sokar,   als  ein  nicht  offenkun- 
„diges  Werk  der  geheimen  Kammer  {Ät-äment'),  sammt  den  [ ]  dort  wo  sie  sind. 

Zeitschr.  f.  Aegjpt.  Spr.,  Jahrg.  1S81.  12 


gß  Das  Osiris- Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

„Betreffend  die  Statuette  des  Gottes  Sokar,  so  werde  sie  angefertigt  aus  Gold  von 
„Statuette  zu  Statuette.  Das  Aussehen  sei  wie  das  Bild  eines  Todten  mit  dem  Kopfe 
„eines  Menschen.  Seine  Hände  seien  auf  seinem  Leibe,  haltend  den  Krummstab  und 
„die  Geifsel,  mit  der  heiligen  Locke  und  der  Königsschlange  an  seinem  Hauj^te.  (33) 
„Seine  Länge  betrage  1  Elle. 

„Sie  werde  dargestellt  als  ein  schöner  Hohlgufs,  wie  er  in  der  Abbildung  sichzeigti). 

Verzeichuifs  der  Bestandtheile  (des  Kügelchen): 
„Gerste  aus  den  heiligen  Stätten  (den  Serapea)  .     7  Maafs,  welche  je  ^  Hin  fassen. 

„Thue  ihm  dazu  -f  davon  zuerst  an  Dattelmehl =    4f  Maafs. 

„Thue  ihm  dazu  ^  davon  von  trockenem  Balsam =2^  Maafs. 

„Thue  ihm  dazu  A  davon  von  frischem  Harze =   1^|- Maafs. 

„Thue  (34)  ihm  dazu  ^  von  allerlei  wohlriechender  Spezerei  .     .       =1^  Maafs. 

„Thue  ihm  dazu  -^  davon  von  allerlei  Edelgestein =      i  Maafs. 

„Macht  zusammen     .     .     .      l^J^  Maafs. 
„Thue  ihm  dazu  2|- Hin  Wasser  vom  heihgen  See,  bilde  daraus  ein  Kügelchen,  lege 
„es   in   eine   silberne  Schale.     Lege  Blätter  vom  (35)  Sykomorenbaum  rings  herum, 
„um  es  zu  stützen,   thue  es  in  diese  Statuette,  salbe  (sie)  mit  süfsem  Öle  und  lege 
„(sie)  auf  das  Todtenbett  der  Euhekammer. 

§  XI.     [Wann  und  wo  die  vorher  beschriebene  Handlung  ausgeführt 

werden  soll.] 

„Betreffend  das,  was  mit  ihm  (dem  Kügelchen)  geschieht  in  Busii'is,  so  werde  die 
„Arbeit  an  ihm  vollzogen  am  14.  Choiak.  Das  Hineinthun  in  diese  Statuette  finde 
„Statt  am  16.  Choiak.  (36)  Es  werde  herausgenommen  am  19.  Choiak  gegen  den  je- 
„weiligen  Untergang  der  Sonnenscheibe,  an  welchem  Tage  ihm  das  Gewebe  für  die 
„Leichenumhüllung  vom  24.  Choiak  gemacht  wird.  Der  eine  (Tag)  bezeichnet  seinen 
„Eintritt,  [der  andere  seinen  Ausgang].  Das  Begräbnifs  von  ihm  finde  Statt  am  letzten 
„Tage  des  Choiak  in  der  Gruft  unter  dem  (sie)  Perseabaume  auf  dem  Grunde  von 
„Äat-n-Beh  (dem  Serapeum  in  Busiris). 

„Es  geschehe  damit  in  Memphis,  wie  es  geschieht  (37)  in  Busiris. 

„Es  geschehe  damit  in  Diospolis  {Sam-behuf),  wie  es  geschieht  in  Memphis. 

„Es  geschehe  damit  in  Cusae,  wie  in  Memphis. 

„Es  geschehe  damit  in  Athribis,  wie  in  Cusae. 

&  XII.     [Aufzählung  der  Gottheiten  im  Heiligthume  der  Äew^-Göttin 
(oder  dem  Pi-senff).'\ 
„Kund    und    zu    wissen    werden    gethan    die    Gottheiten    des    Pi-sen&y 
„ohne  dafs  eine  fehlt,  alle  nach  (38)  ihren  Namen: 

Isis-ßeiiBi  von  Busiris, 
SenOä  von  Abydus, 
Massen  - 1, 

1)  Genau  dieser  Beschreibung  entspricht  die  Darstellung  (s.  Mar.  1. 1.  PI.  39).  Die  da- 
neben stehende  Inschrift  lautet:  „Der  Gott  Solcar,  aus  Gold,  lang  1  Elle  3  Palm  {sie).    Zu  seinen 

Füfsen  sitzt  die  Göttin  Nut  [ ],  die  Gebärerin  der  Götter,  aus  vergoldetem  Holze  [hoch] 

2  [Palm]  2  Finger." 


1881]  von  H.  Brugsch.  87 

Smeni-t, 

Honis, 

Thot, 

Isis  und  Nephthj's, 

die  Zwillingsgöttinnen, 

die  beiden  Klagefrauen, 

die  heiligen  Horus  -  Kinder, 

Sor-ma, 
Hor-äm-hä, 
Xnum  .  .  . 

Vier  [Nut]  die  Ernährerin  und  Gebärerin  der  Götter, 
■t 


die  Götter  des  Zeltes  des  Reinigtingshauses, 

der  Feinde, 

die  Horus  auf  ihren  Stangen, 

Horus  auf  seiner  Säule, 

die  Wächter  am  Leichenbett, 

die  Götter  (40)  Wächter  am  [ ] , 

[die  Hathoren?]  in  einem  Naos, 

die  Bildsäulen  der  Könige  Ober-  und  Unterägyptens. 

&  Xni.     [Aufzählung    der   in    dem  Pi-sen^    befindlichen  Gegenstände  und 
was    sonst    darin  vollbracht  wird.] 

Kenntnifs  der  geheimni fsvollen  Dinge  [welche  sich  befinden]  in  dem 
Pi-sen^i-t:    (dem  Heiligthume  der  \sis - SenOl -  f) : 
1.     [Die  Statuette  des  Sokar.] 
„Betreffend  die  Statuette  des  Sokar,    so  befinde  sich  Schriftschnitzerei  auf  seinem 
„Leibe,  des  Inhaltes:  „„Hor-äp-ieta,  die  Sonne  (der  König)  Osiris,  Herr  von  Busiris, 
„(41)  Serapis,   der   grofse  Gott,    der  Herr  von  Abydus,    der  Herr  des  Himmels,    der 
„Erde,  der  Tiefe,  des  Wassers,  der  Berge  aller  Sonnenzonen. "" 
2.    [Die  Statuette  des  Serapis.] 
„Betreffend   die   Statuette    des   Serapis,    so   befinde    sich  Bildschriftschnitzerei  auf 
„seinem  Leibe,  des  Inhaltes:  „„der  König:  Pharao  Sokar,  Freund  des  Erzeugers  seines 
„Erzeugers""  (d.  i.  seines  Grofsvaters). 

3.    [Relicjuienkasten  des  Serapis.] 
„Betreffend  den  ßeliquienkasten,    so   befinde   sich  eine  Schriftschnitzerei  auf  ihrer 
„(sie)  Oberfläche  mit  dem  Namen  des  Gottes  Serapis. 

4.    [Sargkasten  des  Osiris  Serapis.] 
(42)     „Betreffend  den  Sargkasten  des  Osiris -Serapis,  so  werde  er  aus  Sykomoren- 
„holz    gefertigt,   seine  Nägel    aus   Maulbeerbaum -Holz,    in   Gestalt   eines   Todten   mit 
„menschlichem   Angesichte    und   mit   der   heiligen  Locke.      Seine   Hände    ruhen    [auf] 
„seinem  [Leibe]  und  halten  [Krummstab  und  Geifsel]. 

12* 


38  Das  Osiiis -Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

„Seine  Länge  betrage  1  Elle  und  1  Palm.  Seine  Breite  3  Palm  und  2  Finger. 
„Schriftschnitzerei  sei  auf  seinem  Leibe  in  rothem  Farbenglanze  des  Inhaltes:  „„Hor- 
„äp-seia,  der  König  (43)  Osiris,  der  Herr  von  Busiris,  Serapis,  Alti  Herr  von  Abydus, 
„Herr  des  Himmels,  der  Erde,  der  Tiefe,  des  Wassers,  der  Berge  aller  Sonnenzonen. "" 

„Man  thue  zu  ihm  das  heilige  Salbgefäfs  mit  dem  Überrest  [der  Salbe 

„ ]    sein    [ ]    am  15.  Choiak.     Es    sei    [ein ],    er 

„werde  verfertigt  aus  Maulbeerbaum -Holz. 

„Seine  Bestandtheile  seien  also  in  dieser  Weise. 

5.     [Die  Lade  des  unterweltlichen  Gottes.] 

„Betreffend  den  Schrein  (44)  des  Serapis,  so  werde  er  aus  Sykomorenholz  ange- 
„fertigt.    Seine  Länge  betrage  1  Elle  und  1  Palm,  seine  Breite  3  Palm,  seine  Tiefe  3  Palm. 
„Die  Schriftschnitzerei  auf  ihm  sei  auf  den  Namen  des  Serapis. 
6.     [Der  Reliquienkasten  desselben.] 

„Betreffend  den  Schrein  für  die  Rehquienkasten,  so  werde  er  aus   Sykomorenholz 

„gefertigt;    eine  besondere  Abtheilung  sei  in  ihm,    um  seine  Rollen  des  guten  Hauses 

„(d.i.  die  Todten  -  Papyrus)    hineinzulegen.     Seine  Länge    betrage  1  Elle   und  1  Palm, 

„seine  Breite  3  Palm,  (45)  das  Schriftschnitzwerk  auf  ihm  betreffe  den  Namen  des  Serapis 

„in  gleicher  Weise. 

7.     [Die  Kuchenform  oder  Model.] 

„Betreffend  den  Model  für  die  Backwerke,  welcher  die  Benennung  „Seti-Holz" 
„führt,  so  werde  er  aus  Holz  vom  Rothbaum  angefertigt.  Seine  Länge  betrage  3  Palm 
„3  Finger,  seine  Breite  sei  dieselbe.  Die  16  Gliedmafsen  seien  auf  ihm  ausgeschnitzt, 
„so  dafs  ein  jedes  Glied  von  ihnen  mit  seinem  Namen  genannt  werde  (nämlich) :  sein 
„Kopf,  seine  Fufssohlen,  seine  Beine,  seine  Arme,  sein  Herz,  seine  Brust,  seine  Zunge, 
„sein  Auge,  seine  Faust,  (46)  seine  Finger,  sein  Phallus  (?),  seine  Schultern,  seine 
„Ohren,  sein  Rücken.     Sein  Obertheil  habe  das  Gesicht  eines  erwachsenen  Widders. 

„Werden  auf  ihnen  (den  Modeln)  die  Backwerke  angefertigt,  so  werde  Wasser 
„gegossen  auf  [die  Oberfläche  der  Modeln]  aus  dem  Inneren  eines  silbernen  Behälters, 
„der  unter  den  Kopf  dieses  Gottes  gestellt  werde.  Seine  symbolische  Bedeutung  ist 
„folgende:  seine    Ä    J  (F=0   „das  sind  die  Gliedmafsen  der  Kühe". 

8.     [Vorschrift  für  die  Zubereitung  des  Backwerkes.] 
„Betreffend  (47)  das  in  Rede  stehende  Backwerk,  so  werde  es  zubereitet  aus  einem 
„Teige  von  Spelt,  wozu  allerlei  wohlriechende  Spezereien  gethan  werden  sollen. 
9.     [Vorschrift  über  die  dazu  verwendeten  Spezereien.] 
„Betreffend  die  Spezereien,  in  zwei  Krügen,  so  sollen  sie  zubereitet  werden  [nach 
„der  Weise]  aller  wohlriechender  Spezereien  nach  dem  Kruggehalt  von  ^  Hin. 

„Betreffend  diese  wohlriechenden  Spezereien,  welche  sich  in  dem  schönen  Hohl- 
„gusse  befinden,  so  seien  das  12.      (48)  Hier  ist  das  Verzeichnifs  der  einzelnen: 

1.  Holz  vom  Ket-Ba.um, 

2.  Holz  vom  iVo/ewi  -  Baum, 

3.  Giui  aus  der  Oase, 

4.  GiMi, 

5.  J/aa -Kraut, 

6.  Sebit -Kraut, 


1881.]  von  H.  Brugsch.  89 

7.  Ä'e^-- Kraut  aus  Aethiopien, 

8.  Akazienblüthen, 

9.  i^«««- Kraut, 

10.  Peqer-Ge^ÜTz, 

1 1 .  Nekpe&  -  Gewürz, 

12.  Zalina-^rSLui. 

„Macht  zusammen  12.    Man  zerstampfe  dieselben,  lasse  sie  durch  ein  Sieb  gehen  (49) 
„und  thue  sie  in  den  in  Rede  stehenden  Hohlgufs. 

10.     [Vorschrift  für  die  Anfertigung  des  schönen  Hohlgusses.] 

„Betreffend  die  ächten  Kleinodien,  aus  welchen  dieser  schöne  Hohlgufs  angefertigt 

„■werde,  so  seien  das  14  Kleinodien.    Hier  das  Verzeichnifs  der  einzelnen :  Silber,  Gold, 

„ächter    Blaustein,    Grünstein,    unächter    Grünstein,    Seher,    Seherer,    Hemaga ,    weifser 

„Marmor,    schwarzer  Marmor,    [schwarzer]   Quarz ,    silberweifser  Quarz ,    rother  Quarz, 

„ Comalin,  grüner  Feldspath,  Mastern -Qtain,  Serien,  Alabaster,  ßamhu,  ächter 

„Topas,    oberägj-ptischer   grüner  Feldspath,    unterägyptischer  grüner  Feldspath,  Atuu. 
„Macht  zusammen  24.     Man  zerstampfe  sie  für  diesen  schönen  Hohlgufs. 

11.     fS'orschrift  für  den  rothen  Zeugstoff.] 
„Betreffend  den  rothen  Zeugstoff,  (51)  zu  verfertigen  an  einem  einzigen  Tage,  so 
„werde  er  fabrizirt  vom  20.  zum  21.  Choiak.    Er  werde  ausgeführt  in  den  24  Stunden, 
„welche  fiir  seine  Anfertigung  bestimmt  sind,  d.  h.  von  der  8.  Nachtstunde  an  bis  zur 
„8.  Nachtstunde  hin.     Seine  Länge  betrage  9^  Ellen,  seine  Breite  3  Ellen. 

12.     [Vorschrift  für  die  Binde  PilJ] 
„Betreffend  die  grofse  Binde  Pil  aus  der  Stadt  der  Nit  (Sai's),  welche  gelegt  wird 

„an  den  Platz  [ ],  so  werde  sie  gethan  an  seineu  Leib  an  der  Stelle,  woselbst 

„sich  das  grofse  fehlende  Stück  (d.  h.  die  Stelle,  welche  der  Reliquie  angehörte)  befindet. 
13.     [Vorschrift  für  die  Schleife.] 
„Betreffend  die    Schleife,  welche  gehalten  wird  von  der  Faust,  so  werde  sie  ge- 
„fertigt  aus  dem  rothem  Stoffe,  der  an  dem  einen  einzigen  Tage  anzufertigen  ist,  ähn- 
„lich  der  Schleife  an  dem  Gewände  der  beiden  Weberinnen  Isis  und  Nephthys. 
14.     [Vorschrift  für  die  Talismane.] 
„Betreffend  die  Talismane  aus  Stein  dieses  Gottes,  so  seien  das   14.     Hier  das 
„Verzeichnifs  der  einzelnen: 

1 — 4.     (53)     ,.Die    4  Horus- Kinder    aus    Quarz    in    Gestalt   von   vier  Personen    mit 
„dem  Kopfe    eines  Menschen,    mit   dem  Kopfe    eines  Affen,    mit  dem  Kopfe 
„eines  Schakals  und  mit  dem  Kopfe  eines  Sperbers. 
5 — 8.      „Vier  2a.<-Säulen  aus  achtem  Blaustein. 
9 — 10.      „Zwei  Stiere  und  ein  Löwe  aus  A/eA- Stein. 

11.  „Das  BUd  eines  Horus  von  achtem   [ ]. 

12.  „Das  Bild  eines  Thot,  desgleichen. 
13 — 14.     „[Zwei   Ta;;- Säulen]   aus  Cornalin. 

15 — 16.  (sie)      „Zwei  symbolische  Augen  aus  achtem  Blaustein. 

15.     [Vorschrift  für  die  Statuette  des  Sokar.'] 
(54)     „Betreffend    die    erforderlichen   Bestandtheile    der    Statuette    des  Gottes  Sokar, 
^so  seien  das  14  Bestandtheile.     Es  seien  ausgeführt  alle  Maafsverhältnisse  daran  ent- 


90  Das  Osiris-Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 


„sprechend  den  14  Bestaudtheileu,  aus  welchen  der  schöne  Hohlgufs  bestellt.    Hier  das 
„Verzeichnifs  der  einzelnen  Bestandtheile. 

1.  ^  bedeutet  seinen  Kopf,  aus  Silber,  das  Zahlenverhältnifs   [ ]. 

2.  ^=^   bedeutet   seine  Fufssohlen,    aus  Silber  werde    es    gefertigt,    das  Zahlen- 
„verhältnifs  sei  das  (55)  von  ^  Maafs. 

3.  I       I   bedeutet   den  Arm,    aus  Gold   zu  verfei'tigen ,    das  Zahlenverhältnifs  sei 
„wie  das  von  1-^  Maafs. 

4.  O  bedeutet  das  Herz,  aus  Silber  zu  verfei'tigen,  das  Zahlenverhältnifs  sei  wie 
„das  von  2  Maafs  nach  der  Währung  von  f  -t-  ^  Hin. 

5.  ^   bedeutet  die  Brust,  aus  Schwarzkupfer  zu  verfertigen,   [das  Zahleuverhält- 
„nifs  sei  wie  das  von]   1-| -f- ^\  Maafs,  die  Währung  von  ^-f-^'^Hin. 

6.  Q  bedeutet  [ ],  (56)  aus  Schwarzkupfer  zu  verfertigen,  das  Zahlen- 

„verhältnifs  sei  wie  das  von   1^  Hin. 

7.  ö    [bedeutet zu  verfertigen  aus]   Gold,    das  Zahlenverhältnifs  sei 

„wie  das  1  Maafs,  die  Währung  von  ^  Hin. 

8.  Cj  bedeutet  die  Faust,  aus  Silber  anzufertigen.    Das  Zahlenverhältnifs  sei  wie 
„das  von   1  Maafs,  die  W^ährung  von  ^  Hin. 

9.  I   bedeutet  die  Finger,  aus  Gold  anzufertigen.    Das  Zahlenverhältnifs  sei  (57) 
„wie  das  von  1  Maafs,  die  Währung  von  ^  Hin. 

10.  ^    bedeutet   seine  Zunge,    sie  sei  angefertigt   aus    [ ].     Das  Zahlen- 

„verhältnifs  sei  das  von  4f  Maafs,  nach  der  Währung  von   1^  -+-  y\  Hin. 

11.  ^  bedeutet  die  Schulter,  aus  Silber  anzufertigen.     Das  Zahlenverhältnifs  sei 
„wie  das  von   1|-  Hin. 

12.  ^  bedeutet'  die  beiden  Ohren,  aus  Schwarzkupfer  anzufertigen.     Das  Zahleu- 
„verhältnifs  sei   (58)  wie  das  von   1  Maafs,  die  Währung  von  ^  Hin. 

13.  www  bedeutet  den  Rücken,  aus  Gold  anzufertigen.     Das  Zahlenverhältnifs  sei 
„wie  das  von   1  Maafs,  die  Währung  von  -^  Hin. 

14.  O  bedeutet  die  Beine,  aus   Gold  anzufertigen.     Das  Zahlenverhältnifs  sei  wie 
„das  von  1  Maafs,  die  Währung  von  -^  Hin. 

„Macht  zusammen   14  Bestandtheile  gemäfs  den  14  heiligen  Gliedern. 
„Man    messe    ab    alle    [diese  Verhältnisse]    (59)    in    der  Goldschmiede    wegen   der 
„Statuette  des  Gottes  Sokar. 

16.     [Vorschrift  für  das  Fest  der  Erdpflügung.] 
[a.  in  Bezug  auf  das  Getreidemaafs.] 
„Betreffend  das  Maafs  für  den  Platz  des  Festes  der  Erdpflügung,  so  werde  es  aus 
„Gold  ausgeführt  und  enthalte  -|  Hin.     Das  ist  das  sogenannte  Osiris-Auge. 
[b.  in  Bezug  auf  das  Feld.] 
„Betreffend  das  Feldstück  der  Arura  des  Osiris,    auf  welchem   die   goldene  Saat 
„emporsprossen  soll,  so  betrage  sie  2  Mefsruthen  in  der  Richtung  von  Süd  nach  Nord 
„und   [2]    Mefsruthen  von    (60)  West  nach  Ost,   macht   im   Ganzen   4  Aruren.     [Das 
„Pflügen]    werde   vollzogen   vom    12.    bis    19.  Thot*).     Den   Anfang    mache    [mau   mit 
„der  Gerste,  den  Schlufs]  mit  Spelt,  was  dazwischen  liegt  mit  Leinsamen. 


1)    Hier  befindet  sich  iu  der  Inschrift  ein  lapsus  calami  dos  Verfassers  der  Inschrift,  der 
statt  Thoi  —  Tybi  geschrieben  hat.    Die  von  Dümichen  aufgefundene  Dublette   (s.  oben  S.  78) 


1881.]  von  H.  Biugsch.  91 


[c.  in  Bezug  auf  das  Pflügen  und  Säen.] 
„Anweisung  für  das  Pflügen  des  Bodens.  Man  bringe  herbei  ein  Gespann 
„schwarzer  Kühe.  Ihr  Joch  sei  von  Palmenholz,  (61)  ihr  Pflug  von  Tamariskenholz  imd 
„sein  Eisen  von  Schwarzkupfer.  Ein  Mann  sei  hinter  [ihm].  Seine  Hände  sollen  an 
„dem  Pfluge  sein,  an  dessen  Deichsel  eine  ^v^-Kuh  und  eine  nu-^-Kuh  eingespannt 
„seien;  seine  Kleider  seien  von  Gewebe,  ein  Bund  auf  seinem  Kopfe.  Ein  jimger  Knabe 
„(62)  [welcher  die  Aussaat]  trägt,  streue  den  Samen,  die  Jugendlocke  au  seinem  Kopfe. 
„Sein  Schurz  bestehe  aus  einem  gewebten  Stoße,  oder  auch  mit  [einem  Doppel- 
„gewebe],  die  Kopf  binde  sei  von  Sest -StoS.  Der  Obersänger  lese  die  Abschnitte  von 
„dem  Sprossen  der  Gefilde,  wie  es  der  Festvorschrift  entspricht. 

[d.    was  mit  der  Ernte  aus  den  Sämereien  geschehen  soll.] 
[aa.    mit  der  Gerste.] 
„Betreffend    die    Gerstenkörner,    (63)    welche    aus    [ihnen]   entstehen    [werden],    so 
„sollen    sie    gesichelt  werden    am    20.  Tybi    (sie),    an   dem    Monatsfeste  Sef-boti   [beim 
„So/rar- Osiris].    Sie  sollen  gelegt  werden  neben  den  Osiris,  welcher  gehoben  worden  ist 
„auf  die  Todtenbahre  vor  der  Göttin  Sen^i-t  von  Busiris.     Beim  Eintreten  des  rechten-^ 
„Zeitpunktes  wird  vollzogen  die  Arbeit  mit  ihnen  für  (64)  den  Serapis.    Man  lege  den 
„übrig  bleibenden  Rest  von  ihnen  zu  [ ]  Datteln. 

[bb.    mit  dem   Spelt.] 
„Betreffend  die  Spelt -Körner,  welche  aus  ihnen  entstehen  werden ,  so  mache  man 
„daraus   das  Backwerk  [darstellend  die  Gestalt]  des  Serapis. 

[cc.    mit  den  Leinpflanzen.] 
„Betreffend   die  [Leinpflanzen,  welche  aus  ihnen  entstehen  werden,    so  webe  man 
„daraus  den  Stoff']  für  das  rothe  Gewand  an  dem  einen  einzigen  Tage. 

(65)  „Betreffend  diesen  Tag,  so  sei  es  der  des  gi-ofsen  Festes  Pirf,  am  28.  Athyr. 
„Man  lege  dieselben  (die  Leinsamen)  in  einem  Beutel  auf  die  Beine  der  Hathor.  Die 
„Kuh  daneben  lasse  man  auf  dem  Felde  bleiben. 

„Es  sei  (auch)  folgendes  eine  Arbeit,  welche  vollzogen  werde  mit  den  Leinjjflan- 
„zen.    Das  ist  nämlich  der  heilige  Docht,  um  zu  unterhalten   den  hellen  Lampenschein 

„(66)  bei  der  Ansuti. 

17.  [Der  heilige  Korb.] 
„Betreffend  die  Ansuti,  so  bezeichne  das  den  Korb  von  Binsen,  welche  Kam  heifsen, 
„in  welchem  der  heilige  Kopf  (des  Serapis)  eingewickelt  hegen  soll.  Man  nenne  ihn  An- 
„suti,  weil  der  an  d.  i.  die  Stele  den  Suti  d.  i.  den  König  Kopf  nennt.  Das  geheimnifs- 
„voUe  Gefäfs  sei  also  ein  Korb  von  der  AT«-- (Binsen-) Pflanze;  ein  unsichtbarer  Kasten 
„(67),    befinde    sich    in    seinem    Innern.      Der    herrliche    Kopf  liege    in    Hohlgufsform 

„[ ]  in  seinem  Innern,  lunhüllt  von  Goldblech.    Seine  Länge  betrage  3  Palm  und 

„3  Finger.  Das  ist  der  Korb,  beschlagen  mit  Goldblech,  auf  welchem  Abbildungen 
„ausgeführt  seien  mit  dem  Bildnifs  einer  Ta^- Säule  H,  welche  das  Gesicht  eines  Alen- 
„schen  trage,  [dessen  Hände  auf]  seiner  Brust  ruhen,  indem  sie  Krummstab  und  Geifsel 
„halten.     Das  Zeichen  "^öv    sei  auf  seinem  Kopfe.    Zwei  Sperber    umgeben  ihn,    (68) 


trägt  richtig  die  Gruppe  für  den  Monat  Thot,  was  mit  der  Sache  übereinstimmt.    Dieselbe  Du- 
blette gestattet,  die  vielen  Lücken  des  Originales  in  diesen  Columnen  glücklich  auszufüllen. 


92  Das  Osiris -Mysterium  von   Teiityra,  [IV.  Heft 

„ihn  bedeckend  mit  ihren  Flügeln.    Isis  und  Nephthys  seien  daneben,  auf  seiner  Vorder- 
„seite.     Die  Horixs -Kinder  und  desgleichen  ein  Bild  des  Thot  seien  hinter  ihr. 

18.  [Die  beilige  Kuh.] 

„Betreffend  die  Kuh,  so  werde  sie  aus  Sykomorenholz  gefertigt  und  überzogen 
„[mit  Goldblech].  Ein  menschliches  Bild,  dem  der  Kopf  fehlt,  sei  in  ihrem  Innern,  in 
„schöner  Hohlgufsform.      Seine  Länge  betrage   1  Elle. 

„Das  Piedestal  der  [ ]   (69)  an  dem  hölzernen  Boden,  welcher  sie  stützt, 

„sei  aus  Gold.    Ihre  (der  Kuh)  Länge  betrage  1  Elle,    das  ""ön    sei  auf  ihrem  [.   .  .  .], 

„ein  Käfer  auf  ihrer  Schulter,    sammt   einer  gestickten  Decke  Sai,   und  das  Ornament 

[^    1)    auf  ihrem  Haupte.    Man  binde  ihr  um  eine  Halskette  von  Blumen  aus  blauen 

„Steinen. 

19.  [Das  Euhegemach.] 

„Betreffend  das  Euhegemach,  in  welchem  sich  die  Statuette  des  Sokar  befindet, 
„so  werde  es  verfertigt  (70)  aus  Ebenholz  und  beschlagen  mit  Goldblech.  Seine  Länge 
„betrage  3  Ellen,  seine  Breite  3  Ellen,  seine  Höhe  3|- Ellen.  Es  stehe  ein  goldenes 
„Ruhebett  in  ihm,  mit  diesem  Gotte.  Seine  Länge  betrage  1  Elle  und  2  Palm.  Es  sei 
„nach  Norden  hin  gerichtet.  Die  Götter  bei  dem  Ruhebett  im  Innern  des  [Ruhegemaches] 
„dieses  Gottes  seien   Hu  und  Sa.     So  verhalte  es  sich  mit  diesem  Ruhegemache. 

20.     [Das  Zelt.] 
„Betreffend  das   (71)  verhüllende  Zelt,    so  werde  es  hergestellt  aus  Baumstämmen 
„von  Akazienholz    [der  Zahl  nach]   14  Baumstämme,  welche  in  dem  Erdboden  stehen. 
„Ihre  Spitzen  und  ihre  Fttfse  seien  aus  Kupfer.    Die  Verhüllung,  bestehend  aus  Matten 
„von  Byblus  nebst  Binsen,  habe  eine  Länge  von  7  Ellen,  die  Breite  betrage  3|^  Ellen, 
„die  Höhe  8  Ellen.    Was  verhüllt  werden  soU  in  seinem  Innern,  sei  also  verhüllt. 
21.    [Von  der  Zubereitung  des  heiligen  Öles.] 
(72)   „Betreffend  das  herrliche  Ol  dieses  Gottes,  so  werde  gemacht  alles  [darauf  Be- 
„zügliche]  vom  13-<-x.  Tage  des  Monats  Choiak  an  [in  Gegenwart]  jener  Göttin  (Sen^') 
„bis    zum  22.  Tage    des  Monats    [Choiak].     Es    seien    gemacht  20  Hin  Salböl    aus    der 
„Pflanze  Men  [.   .   .   .],  der  Saat  des  Sonnenauges.    Was  verzehrt  wird  vom  Feuer,  be- 
„trage  -f-t-xV?  [macht  also  aus:   6]  Hin,  so  dafs  ein  (73)  Rest  von  14  Hin  übrig  bleibe, 
„entsprechend   der  Zahl    der  14    heiligen  Gliedmafsen.     Es    seien    vollzogen    alle    [Ge- 
nbräuche bei  der  Zubereitung  des  Öles],  wie  es  den  Vorschriften  von  dem  Buche  der 
„Olfabrication  entspricht. 

22.    [Von  den  heiligen  Barken.] 
„Betrefiend    die    34  Barken,    welche    tragen    diesen  Gott    und    seine  Mitgötter   am 
„Tage  22  (Choiak)  in  der  8.  Stunde  des  Tages,   wobei    365  brennende  Lampen  ange- 
„zündet  werden  sollen,    so  ist  das  Verzeichnifs  derselben  folgendes: 

(74)   8  Schiffe  [ ], 

[4  Schiffe ], 

4  Schiffe  des  Horus, 

4  Schiffe  des  Sperbers  des  Königs, 

8  Barken, 

4  Kähne, 

1)  Im  Original  befindet  sich  rechts  und  links  von  der  Soiinenscbeibe,  über  den  Hörnern, 
je  eine  Uräussclilange  mit  der  Sonnenscheibe  auf  dem  Kopfe. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  93-. 

4  Schiffe  des  Königs  von  Unterägypteu, 
4  Schiffe  des  Königs  von  Oberägypten, 
4  Schiffe  des  Königs  von  Ober-  und  Unterägypten, 
Macht  zusammen  34  (sie)  Schiffe. 

23.     [Die  Götter  in  den  Barken.] 
„Betreffend  die  (75)   Gottheiten,  welche  sich  auf  [diesen  Schiffen]  befinden,  so  ist 
„ihr  Verzeichnifs  folgendes : 

„[Sokar  ist]  auf  einem,  defs  Name  ist  „Schiff  des  Sperbers", 
„Isis  ist  auf  einem,  defs  Name  ist  „Schiff  des   Sperbers", 
„Nephthys  ist  auf  einem,  defs  Name  ist  „Schiff  des  Sperbers  des  Königs", 
„Horus  ist  auf  einem,  defs  Name  ist  „Schiff  des  Königs  von  Oberägypten", 
„Thot  ist  auf  einem,  defs  Name  ist  „Schiff  des  Königs  von  Unterägypten". 
„Auf  den  anderen  29  Schiffen  (76)  heifsen  die  Götter  nach  ihren  Namen: 


1. 

[Aniset], 

13. 

Herfotf, 

2. 

[Hapi], 

14. 

Sollt, 

3. 

[Tuamutfl, 

15. 

Sa, 

4. 

Qebfi  -  sem/f, 

16. 

Ärtefiesef, 

5. 

Haq, 

17. 

Sebejsen, 

6. 

Armaui, 

(77)   18. 

Haqes, 

7. 

Matefef, 

19  —  24. 

[ ] 

8. 

Arranefiesef, 

25. 

Nenretanefnebet, 

9. 

Am\tat\, 

26. 

Teserärui, 

10. 

Noferhat, 

27. 

Xonthaäns, 

11. 

Setsenärter, 

28. 

Maemgerh, 

12. 

Sem, 

29. 

Annefemheru-sekseh. 

„Macht  zusammen  29  Götter  i)  für  diese  Barken,  wie  es  die  Abbildung  zeigt. 

24.     [Besondere  Vorschriften  betreffend  die  heiligen  Barken.] 
(78)     „Es   sollen    17  Schiffe   auf  der   rechten   Seite  jenes   Raumes   und    17    auf  der 
„linken  Seite  stehen. 

„Angefertigt  sollen  werden  die  Schiffe  aus  Byblus.  Ihre  Länge  betrage  1  Elle  und 
„2  Palm  für  ein  jedes  davon.  Ein  Opfer  aus  allerlei  guten  Sachen  bestehend,  [sei 
„neben  ihnen]. 

25.     [Das  heilige  Grab  über  der  Erde.] 

„Betreffend  das  heilige  Grab  über  der  Erde,  in  welches  dieser  Gott  in  diesem  (lau- 
„fenden)  Jahre  gelegt  wird,  (79)  in  der  Stadt  Busiris,  der  oberweltlichen,  und  in  welches 
„die  Einführung  auf  einem  silbernen  Wagen  geschehen  soll,  so  werde  es  genannt  „die 
„Tiefe  über  der  Erde".  Man  nenne  (also)  die  Grabhöhle  [wegen  ihrer  Lage]. 
„Es  befinde  sich  Amon,  der  Grofse,  in  dem  Theile  der  Grabhöhle,  welcher  „die  Halle 
„der  Ruhe  des  Steines"  genannt  wird.  Es  sei  „der  Herr  des  Schweigens" 
„daselbst  in  seiner  Gestalt:  niederhockend  (80)  auf  seinen  Füfsen,  die  eine  Hand  an 
„seinen  Mund  gelegt,  die  andere  auf  seine  Füfse. 


')    Diese  Gottheiten  stellen  die  29  Tage    eines  Mondmonates  dar,  wie  ich  es  weiter  unten 
beweisen  werde. 

Zeitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  1881.  13 


94  Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 

[26.     Die  Höhle  der  Perseas.] 

„Betreffend  die  Höhle  der  Perseabäume,  welche  als  Serapeum  dient,  in  welche 
„man  eintritt  durch  den  herrlichen  Bau  des  verflossenen  Jahres  und  welche  genannt 
„wird  „die  Tiefe  unter  der  Erde",  so  soll  sie  hergestellt  werden  aus  Stein.  Ihre 
„Länge  betrage  16  Ellen,  ihre  Breite  12  Ellen.  Es  seien  7  Thüren  (81)  an  ihr,  gleich- 
„sam  Eingänge  zur  Tiefe.  Es  sei  eine  Thür  an  ihr  im  Westen.  Man  trete  durch 
„selbige  hinein.  Es  sei  eine  Thttr  an  ihr  im  Osten.  Man  gehe  durch  selbige  hinaus. 
„Es  sei  Sand  in  ihr,  7  Ellen  hoch,  auf  welchem  der  Gott  in  dem  Sarge  ruht. 
27.     [Die  Todtenlade  und  das  Todtenschiff.] 

„Betreffend  die  Lade  (äto*),  in  welcher  dieser  Gott  eingeführt  werde  in  das  Serapeum, 
„so  ist  das  der  geheimnifsvolle  Kasten  (82)  auf  einem  Schiffe^).  Seine  Länge  betrage 
„1  Elle  2  Palm,  seine  Breite  3  Palm  2  Finger,  seine  Höhe  3  Palm.  Ein  Schakal  be- 
„finde  sich  auf  ihm.  Er  werde  aus  vergoldetem  Holze  angefertigt.  Auch  das  Schiff, 
„welches  ihn  trägt,  sei  gleichfalls  aus  vergoldetem  Holze.  Seine  Länge  betrage  3^  Ellen. 
„Es  ruhe  auf  einem  Gestell  von  4  Holzbänken. 

28.     [Die  öffentliche  Procession  und  was  dazu  gehört.] 

„Betreffend  das  Fest  der    öffentlichen  Procession,    so  lasse  man  ihn  erscheinen  in 

„Begleitung  eines  Anubis   [ ]   (83)  am   16.  Choiak  und  am  24.  Choiak.     Er 

„mache  den  Umgang  um  den  Tempel  und  das  Serapeum.  Man  lasse  ihn  umkehren  imd 
„er  mache  die  Runde  durch  das  Todtenthal.  Es  seien  4  Obelisken  vor  ihm  in  Gestalt 
„des  heiligen  Pyramidion  der  Horus- Kinder  sowie  auch  die  Götter  auf  ihren  Stangen. 

„Betreffend  das  Fahren  [des  Kastens  und  das  Ziehen  der]  Kälber,  so  finde  es  statt 
„(84)  vom  23.  bis  zum  letzten  Tage  des  Monates  Choiak.  Man  nehme  fort  die  zwei 
„vorderen  Pyramidia.  Es  seien  herbeigebracht  die  4  Kästen  der  Horus -Kinder  mit  den 
„vier  gewebten  Stoffen  in  ihnen  (bestehend)  aus  rothem,  blauem,  grünem  und  weifsem 
„Zeuge.  Vier  Straufsenfedern  seien  oben  angebracht  auf  dem  Deckel  eines  jeden  davon, 
„macht  zusammen  16.  Die  4  Kälber  der  (85)  Horus -Kinder  sollen  sie  begleiten,  um 
„sie  zu  ziehen  oberhalb  der  Grabhöble  dieses  Gottes.  Eine  in  Stücken  geschnittene 
„Schlange  (als  Sinnbild)  des  Apophis  befinde  sich  auf  ihrem  Rücken  während  des 
„Ziehens  und  des  Fahrens  der  Kästen. 

„Betrefiend  die  2  Behälter  für  das  Gewebe  des  sestoi- Stoffes,  so  werde  (damit) 
„ausgeführt  was    gebräuchlich    bei    der  Aufrichtung    der   Ta^- Säule    h    —  das    ist   sehr 

„geheimnifsvoll  [ ]  den  Tod  damit.     (86)  Dazu  gehöre  die  Gestalt  eines  Anubis- 

„und  die  eines  Aplier,  dazu  auch  der  Überrest  der  Hülle  des  Einbalsamirten,  dazu 
„auch  die  Salbe,  jene  (nämlich),  die  bestimmt  ist  für  den  groFsen  Gott. 

„Betreffend  jene  Schnitzereien  auf  der  Garten -Anlage,  so  seien  4  Geier  und  4  Uräus- 
„schlangen  an  allen  seinen  Ecken,  auch  sein  Rand  habe  die  Verzierungen  B. 

„Betreffend  den  Behälter  unter  ihm,  so  seien  (87)  4  Ringe  an  ihm,  wie  jene  sind 
„im  Hause  der  Göttin  Nit  (d.  i.  in  Sais). 

29.     [Das   Tenä -Fest.] 

„Betreffend  den  12.  Choiak,  so  sei  dieser  Tag  bestimmt  für  das  grofse  Tenä -Fest 
„in  Busiris,  in  Abydus,  in  Saiis,  in  Schedia.     Man  mache  den  Anfang  an  ihm  daselbst 


^)    Eine  Abbildung  dieser  Lade    auf  dem  Schiffe    unter    der    aufgeführten  Bezeichnung   dter 
befindet  sich  in  Mar.  Dendera  Tom.  IV,  PI.  65  und  PI.  67. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  g^ 


„(an  den  oben  genannten  Örtlicbkeiten)  mit  der  auszuführenden  Arbeit  im  Tempel- 
Traume  Pi-senB-t  mit  den  goldenen  Gerstensaatkörnern,  darum  weil  [dies  der  Tag  ist], 
„an  welchem  sie  geworden  sind  (88)  in  der  Stadt  Suis  der  Nit. 

30.  [Das  grofse  PiW-Fest.] 

„BetreflFend  den  14.  Tag  des  Monates  Choiak,  welcher  das  grofse  Pirt-Ye%t 
„in  dem  Nomos  von  Lykopolis  (in  Unterägypten)  (und)  in  der  Stadt  Ari-hib  beifst, 
«so  werde  vollbracht,  was  geschehen  mufs  mit  der  Statuette  des  Sokar  an  diesem  Ta^e 
.in  allem  was  Bezug  hat  auf  die  Herstellung  des  Prachtgusses,  darum  weil  er  die 
„Gestalt  des  Ausgegossenen  beifst.  (89)  Man  lasse  beginnen  das  Äusgiefsen 
„dieses  Gottes  durch  einen  Suti  in  dem  Nomos  von  Lykopolis  an  diesem  Tao-e.  A'ier 
„Priester  seien  (eben)  dazu  da  aus  der  Stadt  Busiris  in  dem  Tempelraume  Pi-Xen&i-t. 
„Sie  sind  die  4  Götter  des  Läuterungsgemaches  in  On. 

31.  [Fest  des    L^2<  -  Serapis.] 

„Betreffend  den  16.  Choiak,  so  sei  das  der  Festtag  (90)  des  Gottes  Tm- Serapis 
„in  den  Städten  Apis  und  Cusae  bezüglich  alles  dessen  was  die  heihgen  Gliedmafsen 
„des  Osiris  von  seinem  Kopf  bis  zu  [seinen]  Füfsen  hin  angeht.  Einer,  der  die  Gestalt 
„des  Horus  habe,  er  bringe  herbei  das  heilige  Glied  des  Osiris  auf  dem  "Wasser  an 
„diesem  Tage  in  seiner  Gestalt  als  Krokodil.  Es  wird  nämlich  die  Ausführung  vollendet 
„in  dem  Osiris -Tempel  unter  seinem  Namen  als  „Krokodil  (Sebek)  Herr  von  Apis"  in 
„dem  (Serapeum)  Ha-t-se^^a.  (91)  Es  sei  angefangen  die  Ausführung  des  "Werkes  mit 
„der  Statuette  des  Sokar  an  diesem  Tage,  um  den  Gott  darin  eintreten  zu  lassen,  in 
„den  Städten  Busiris,  Memphis,  Diospohs  (Unterägyptens),  Apis,  Cusae,  Herakleopolis 
„Magna,  darum  weil  dies  der  Tag  ist,  an  welchem  ausgeführt  wird  die  Vollendung 
„des  grofsen  Gottes  (als  Statuette)  an  jenem  Orte. 

32.     ["Was  am   19.  Choiak  zu  geschehen  ist.] 
(92)      „Betreffend  den  19.  Choiak,  so  ist  dies  der  Tag,  an  welchem  dieser  Gott  aus 
„der  Statuette  des  Sokar  herausgenommen  wird.     Man   koche  die  Salbe  diesem  Gotte 

„an  [diesem]  Tage   [an  welchem  er ]    den  Händen  seiner  Mutter.     Es 

„kommt  an  Horus,  um  zu  schauen  seinen  "\'ater  an  diesem  Tage.  Hat  er  gefunden,  dafs 
„man  thätig  ist,  so  ist  die  Ankunft  glückbringend  in  dem  Adytum  (93)  an  diesem  Tage. 

33.     [Der  AVebetag.] 

„Betreffend  den  21.  (zu  lesen  20)  Choiak,  so  sei  dies  der  Tag  der  Ausfühnuig 
„der  an  einem  einzigen  Tage  zu  vollendenden  Arbeit  des  Gewebes,  darum  dafs  man 
„50  Tage  in  der  Läuterkammer  zubringt,  fällt  dieser  eine  einzige  Tag  auf  den  10.  Tag. 
„Dar[um  ist  die  Arbeit  des]  Gewebes  an  einem  einzigen  Tage  während  der  50  Tao-e 
„in  der  Läuterkammer  [auszuführen]. 

34.    [Was  am  21.  Choiak  geschehen  soll.] 

„Betreffend  den  21.  Choiak,  so  sei  dies  der  Tag,  an  welchem  die  Statuette  des 
„Serapis  herausgenommen  werde  aus  seiner  Garten -Anlage,  darum  weil  der  10.  Tag 
„es  ist  [von  welchem  an  gerechnet  wird]  bis  zum  Tage  des  Eintritts  aller  Götter  in 
„den  Himmel.    Wasser  werde  an  ihm  ausgegossen. 

35.    [Was  am  22.  Choiak  geschieht.] 

„Betreffend  den  2[2].  Choiak,  [so  sei  dies  der  Tag],  (95)  an  welchem  die  Ein- 
„hüllung  des  Osiris  in  der  Läuterkammer  stattfinde,  wie  es  hier  und  dort  geschieht 
„in   den  Tempeln  des    Osiris   von  Anbeginn    au.     Gleichzeitig    sei    ein  Horus   in   dem 

13* 


gg  Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra,  [IV.  Heft 


„Saale    damit   beschäftigt   den    ersten    der  Götter    zu   umwickeln.     Mit   der  Umhüllung 
„des  Osiris  werde  die  Zeit  hingebracht. 

36.      [Die  Aufrichtung  des    Tat.'] 

„Betreffend  den  [30.]  Choiak,  [so  sei  das  der  Tag]  (96)  der  Aufrichtung  der  Tat- 
„Säule  H  in  Busiris.  Dies  ist  der  Tag,  au  welchem  Osiris  in  dem  Serapeum  von  Äat-n- 
^beh  in  der  Grabhöhle  unter  den  Perseabäumen  bestattet  werde.  Darum  weil  dies  der  Tag 
„ist,  von  welchem  an  die  heiligen  Gliedmafseu  nach  der  Einhüllung  des  Osiris  anlangen, 
„so  bleibe  aufgerichtet  die  Zai-Säule  [während  der  Dauer]  (97)  von  10  [Tagen].  Es 
„trete  ein  Stillstand  ein  mit  der  Bekleidung. 

„Betreffend  die  eine  siebentägige  Zeit,  welche  zubringen  soll  dieser  Gott  während 
„der  Feierlichkeit  seiner  Umhüllung,  ohne  an  ihm  bestattet  zu  sein,  so  sei  der  Anfang 
„[der  Berechnung]  der  24.  Choiak  bis  zum  letzten  Tage  (desselben  Monats).  Da  ruhe 
„der  Gott  auf  den  Blättern  von  Sykomorenbäumen  in  dem  Seraj^eiun  von  Busiris,  dem 
„überirdischen. 

(98)  „Betreffend  diese  sieben  Tage,  so  sind  es  die,  welche  er  zugebracht  hat  in 
„dem  Leibe  seiner  Mutter  iVw^,  als  sie  schwanger  ging  mit  ihm.  So  ist  der  eine  Tag 
„entstanden,  so  der  eine  Monat,  der  der  Sykomoren,  wegen  der  Göttin  Nut. 

37.     [Besondere  Ausführung  in  der  Darstellung  des   Tt'w« -Festes.] 

(99)  „Lehre  von  dem  Geheimnifs  in  der  At-ävien,  um  auszuführen  das 
„Werk  des  Te««- Festes,  —  bevor  man  weifs,  was  geschieht  in  dem  Tempelraume 
„Pi-sen&i-t  in  Busiris,  in  Abydus,  in  Memphis,  in  Nubia,  im  Heliopolites,  in  Cusae, 
„in  Siut,  in  Sai's,  in  (100)  Apis,  in  Diospolis  (Unterägyptens),  in  Schedia,  im  Leto- 
„polites,  in  Iseum,  in  Hermopolis  (Unterägyptens),  im  Athribites,  im  Tentyrites,  in 
„den  16  Nomen  der  16  heiligen  Glieder  vuid  in  allen  Nomen  des  Osiris,  [in  welchen] 
„ausgeführt  wird  das  Werk  des   Te?;« -Festes  für  den  Serapis. 

a.     [am   1 .  Tage  desselben.] 

„Am  12.  Tage  des  Choiak  —  geheifsen  das  Fest  der  Erdpflügung  (101)  des  Tem- 
„pelraumes  Pi-ien^i-t  —  beim  Eintreffen  der  4.  Stunde  an  diesem  Tage  —  lasse  man 
„eintreten  die  Göttin  Sen^-t-Is\s  von  Abydus  an  dem  Festplatze  der  Erdpflügung.  Es 
„seien  die  Körner  der  goldenen  Saat  vor  ihr,  die  da  sitze  auf  einem  Ruhebette  [im 
„Innern]  des  Pi-sen^-t.  Man  lasse  sie  unbedeckt  (offen)  stehen.  (102)  Man  thue  die 
„Körner  dieser  goldenen  Gerstensaat  auf  ein  Gewebe,  vor  dieser  Göttin.  Man  nehme 
„eines  nach  dem  andern  hinweg,  man  messe  ab  2  Getreide -Hin  von  diesen  Saatkörnern 
„nach  dem  Hin  von  7  Ten.  Daraus  mache  man  vier  gleiche  Theile,  bleibt  als  Rest  ^  Hin 
„für  einen  jeden  Theil.  Man  befeuchte  sie  mit  2^  Hin  Wasser  aus  dem  Sande  des 
„Flusses   (103)  in  vier  goldenen  Kannen  beim  Eintreten  der  6.  Stunde  an  diesem  Tage. 

„Es  sollen  vertheilt  sein  diese  Kannen  also;  die  rechte  Statuette  des  Serapis 
„für  die  eine,  die  linke  Statuette  des  Serapis  für  die  andere,  der  rechte  Re- 
„liquienkasten  für  die  eine,  der  linke  Reliquienkasten  (104)  für  die  andere. 

„Nachdem  Sand  zugeführt  worden  ist,  seihe  man  ihn  durch  ein  Binsen  -  Sieb,  ^  Hin 
„von  demselben  Hin  (-Maafse),  man  mache  daraus  vier  gleiche  Theile,  man  befeuchte 
„ihn  in  gleicher  Weise  mit  ij  Hin  Wasser  des  heiligen  Sees  aus  den  vier  silbernen  Be- 
„hältern,  man  thue  je  einen  von  diesen  Theilen  der  Saatkörner  (105)  auf  diese  Theile 
„von  Sand  und  menge  sie  unter  einander. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  97 

„Die  Statuette  der  rechten  Seite,   1  Elle  lang,  werde  aus  Gold  gemacht  in  Busiris, 

„Abydus,  Sais,   Schedia,  [ ]?    ini  Memphites,  im  Lykopolites,    in  Iseum,    in 

„Nubia,  in  (106)  Hermopolis  (Unterägyptens),  im  Heliopolites,  in  Cusae,  in  Herakleo- 
„polis  Magna,  in  Aphroditopolis  und  in  Tentyra. 

„Nachdem  die  andere  Statuette  (d.i.  die  linke  des  Serapis)  herbeigeholt  ist,  in 
„der  beschriebenen  Gestalt  in  2  Exemplaren,  so  schütte  man  einen  Theil  der  Gerste 
„vermischt  mit  dem  Sande  in  ihr  (107)  Exemplar  zur  rechten  Hand.  Hernach  bringe 
„man  einen  Yerschlufs  von  Byssus  an  und  versenke  es  in  diesen  Garten  und  lege  auf 
„es  und  unter  es  Blätter. 

„Dasselbe  geschehe  nait  ihrem  andern  Exemplare  linker  Seite  mit  dem  (betreffeu- 
„den)  Theile  der  Gerste  auf  dem  (betreffenden)  Theile  des  Sandes.  In  gleicher  AVeise 
„versenke  man  es  in  den   Garten. 

(108)  „Gleicherweise  thue  man  dasselbe  den  beiden  Reliquienkästeu  mit  den  an- 
„dern  beiden  Theilen  der  Gerstenkörner  auf  den  beiden  Theilen  des  Sandes.  Man 
„versenke  sie  in  den  Garten    desgleichen.     Darauf  sprenge  man  jeweiliges  Wasser  als 

„Schlufsrest  der  Arbeit. 

b.  [am  9.  Tage  desselben.] 

„Am  21.  (lies  20)  Choiak.  Man  soll  sammeln  (109)  lassen  die  abgewelkten  Blätter, 
„welche  jeweilig  auf  ihm  sind,  und  sie  mit  frischen  vertauschen,  um  [zu  bedecken] 
„die  Materien,  welche  [emporsprossen]  in  ihm  bis  zum  folgenden  Tage.  [Betreffend] 
„diese  abgewelkten  Blätter,  so  bringe  man  sie  nach  dem  Serapeurn  (110),  woselbst 
„das  Fest  der  Erdpflügung  stattfindet.  Man  bedecke  diese  Gärten  [mit  ihnen  in  Form 
„von  einem]  Halsschmuck  jeweilig,  man  lege  blaue  Blumen  darauf.  [Betreffend]  die  offen 
„daliegende  Umheguug,  so  schütze  mau  sie  durch  eine  Holzwand  aus  Maulbeerbaum- 
„holz.  Man  führe  jeweilig  aus  alles  Gebräuchliche  bei  (111)  einer  Grabkapelle,  man 
„schütze  sie  durch  die  Gottheiten  des  Zeltes  und  dm-ch  die  Gottheiten,  welche  zum 
„Schutze  der  Gärten  dienen. 

c.  [am  10.  Tage  desselben.] 

„Beim  Eintreffen  des  21.  Choiak  nehme  man  heraus  diesen  Gott  aus  dem  Innern 
„der  Statuette  an  diesem  (genannten)  Tage.  Man  reiche  ihm  je  1  Ten  trocknen  Bal- 
„sams  (112),  für  die  einzelneu  Theile  an  ihm.  Man  nähere  seine  beiden  Exemplare  ein- 
„ander  und  verbinde  sie  mit  drei  Byssusstreifen. 

„Nähere  Bezeichnung    der  einzelnen  Theile:    Ein  (Ten)   für  seinen  Leib, 

„das  andere  für  [seinen ],    eines   für    seine   Brust,    das   andere   für   das   Loch 

„an  seiner  weifsen  Kroue,  weil  er  (113)  die  Gestalt  mit  dem  Antlitz  eines  Menschen 
„hat,  der  geschmückt  ist  mit  der  weifsen  Krone  nach  der  folgenden  Darstellung  i). 

„Geht  jeweilig  die  Sonneuscheibe  unter,  so  thue  man  ein  Gleiches  mit  den  Re- 
„liquienkästen,  welche  vereinigt  werden  sollen  mit  einander,  ein  jeder  bedeckt  mit  sol- 
„chen   [Byssusstreifen] ,  weil  man  sie  sonst  öffnen  könnte. 

d.  [am   11.  Tage  desselben.] 

„22.  Choiak.  Man  vollziehe  alles  Gebräuchliche  der  Schifffahrt  (114)  au  dem  Tage 
„mit  jenen  34  Schiffen  2)  und  zünde  die  365  Lichter  darauf  an. 


')    Thatsächlicli  findet  sich  die  beschriebene  Darstellung  unterhalb  des  Textes. 
2)    Vergl.  oben  Col.  74. 


98  Das  Osiiis- Mysterium  von  Tenlyia,  [IV.  Heft 

e.    [am  13.  Tage  desselben.] 

„Nachdem  man  sie  (die  Schiffe)  in  das  heihge  Grab  gethan  hat,  im  gegebenen 
„Augenblicke,  so  soll  man  herbeiholen  den  Seraj)is  des  vergangenen  Jahres.  (115)  Mau 
„spende  ihm  die  Leichen -Salbung  und  die  Leichen -Linnen  am  24.  Choiak.  Man  lege 
„ihn  in  die  Lade  aus  Sykomoreuholz. 

„Dasselbe  thue  man  mit  dem  Reliquienkasten  des   [vergangeneu  Jahres.    Man  lege 

„ihn]   in  die  Holzlade. 

/.     [am  19.  Tage  desselben.] 

„In    gleicher  Weise    verfahre   man    zur   Beisetzung    dessen ,   was    in    ihnen    ist    auf 

„(116)  der  Nekropolis  am  30.  Choiak. 

38.     [Das  Fest  der  Erdpflügung.] 

„Betreffend  das  geheimnifsvoUe  Werk  der  Statuette  des  Sokar,  der  Osiris- Serapis 
„heifst,  so  werde  vollbracht  das  zu  Thuende  mit  ihm  am  12.  Choiak.  Beim  Eintreffen 
„der  3.  Stunde  an  diesem  Tage  führe  man  hinaus  die  Isis  (117)  von  Busiris  nach  dem 
„Festplatze  der  Erdpflügung.  Erde  befinde  sich  vor  ihr  in  einem  Kasten  von  Maul- 
„beerbaum-Holz.  Man  setze  sie  nieder  auf  ein  Ruhebett  in  dem  Ruhegemache,  ihr 
„Gesicht  nach  Norden  gekehrt.  Sie  sei  unverhüllt  zu  lassen.  Man  schütte  dies  (die 
„Erde)  auf  das  Gewebe,  welches  (118)  vor  ihr  liegt,  mit  Hülfe  eines  goldenen  Löffels. 
„Man  thue  AVasser  darauf  vom  heiligen  See.  Man  bediene  sich  dazu  eines  grofsen 
„Schöpfkruges  von  7  Maafs,  —  entsprechend  den  sieben  erforderlichen  Dingen,  welche 
„(oben  bereits)  beschrieben  sind,  —  von  ^  Hin  für  je  ein  Maafs  von  denselben,  die 
„in  die  silberne  Kanne  zu  thun  sind. 

„Man  füge  dazu:  sein  |^  (sc.  des  7  Maafsgehaltes)  (119)  an  Dattelmehl,  im  Be- 
„trage  von  4^  Maafs  als  einen  erforderlichen  Theil. 

„Dazu  sein  -^  an  trocknem  Balsam  zweiter  Qualität,  im  Betrage  von  2^  Maafs  als 
„ciueu  erforderlichen  Theil. 

„Dazu  sein  ^  frischen  Harzes,  ausgezogen  aus  Palmenfiberu,  im  Betrage  von 
„1^  -I-  \  als  einen  erforderlichen  Theil. 

„Dazu  -^  von  dem  \  von  den  12  (oben)  beschriebeneu  Spezereieu,  im  Betrage  von 
„1^  Maafs  als  einen  erforderlichen  Theil. 

„Dazu  -^  von  dem  \  von  den  24  Edelsteinen,  im  Betrage  von  |^  Maafs  als  einen 
„erforderlichen  Theil. 

„Dazu  füge  man  |- Hin  Wasser  vom  Kanal  .4«/- f  (dem  vom  Nomos  Busirites)  als 
„einen  erforderlichen  Theil. 

„Macht  alles  zusammen  14,  entsprechend  der  Zahl  der  heiligen  Gliedmafsen. 

„Dies  verarbeite  man  (121)  zu  einer  eiförmigen  Masse,  man  füge  dazu  Sykomoren- 

„blätter,    um    dieselbe  zu  stützen,   man  lege  sie    (die  eiförmige  Masse)    in  die  silberne 

„Kanne. 

39.     [Die  Rolle  des  weiblichen  Nilpferdes.] 

„Beim  Eintreffen  des  16.  Choiak,  wenn  die  3.  Stunde  von  diesem  Tage  eingetreten 

„ist,  lasse  man  hinausführen  das  heilige  weibliche  Nilpferd  (der  Nuf)^  die  Gebärerin  der 

„Götter.    Dann  setze  sich  der  (abydische)  Priester  vom  Range  des -Fci-<i."  (122)   auf  einen 

„Stuhl  von  Palmenholz  vor  ihr,  ein  Pantherfell  sei  auf  ihm,  die  Jugendlocke  an  seinem 

„Haupte  in  achtem  Blau  und  man  lege  diesen  Hohlgufs  in  seine  Hände.    Er  spreche: 

„„Ich   bin  Horus    bei    seiner  Ankunft   zu   dir,    du    Göttin   User-t.     Ich    bringe    zu   dir 


1881.]  von  H.  Brugsch.  99 

„(123)  dies,  was  meinem  Vater  angehörte".  Er  lege  den  Ilohlgufs  auf  die  Kniee 
„der  Göttin  Nilpferd,  der  Gebärerin  der  Götter.  Dann  bringe  man  herbei  die  Statuette 
„des  Sokar  in  der  (oben)  [beschriebenen]  Gestalt.  [Man  salbe]  seinen  Leib  mit  wobl- 
„riechendem  Öle  (124),  man  stecke  diesen  Hohlgufs  in  ihn  hinein,  wobei  die  Statuette 
„mit  ihrer  Vorderseite  auf  einer  Binsenmatte  auf  dem  Boden  ruhe.  Nachdem  dieser 
„Hohlgurs  hineingesteckt  ist,  drehe  man  diese  Statuette  herum,  von  hinten  nach  vorn, 
„lege  sie  auf  das  Bett  im  Innern  des  Ruhegemaches  (125)  im  Innern  des  schützenden 
„Zeltes.  Seine  Mitgötter  seien  um  ihn  herum  und  man  verrichte  ihm  alles  Gebräuch- 
„liche  an  diesem  Tage. 

„Ist  eingetreten  die  3.  Stunde  dieses  Tages,  so  lege  man  die  Statuette  mit  der 
„Hinterseite  auf  die  Erde.  Man  salbe  sie  (126)  mit  trocknem  Balsam  nebst  Wasser, 
„viermal. 

„Beim  Eintreten  der  9,  Stunde  nehme  man  diesen  Gott  aus  dem  Innern  der  Sta- 
„tuette  heraus,  man  lasse  ihn  sich  niederlegen  wegen  der  Läuterung;  sein  Tisch 
„sei  von  Gold.  Man  lasse  den  Sonnenuntergang  eintreten,  dann  salbe  man  ihn  mit 
„trocknem  Balsam  nebst  dem  jeweiligen  Wasser. 

40.     [Der  23.  Choiak,  der  Tag  der  Farben -Auflage.] 
„Beim  Eintreflfen  des  (127)   23.  Choiak,  welcher  Tag  die  Bezeichnung  führt:    „die 
„Farben-Auflage",  wenn  die  3.  Stunde  eingetreten  ist  an  (diesem)  Tage,  lasse  man 
„diesen  Gott   auf  seiner   Reinigungsplatte    von   Syenitstein   ruhen.     Man   lege    ihm    die 
„Farben  auf: 

„Sein  Gesicht  mit  Gelb, 
„seine  beiden  Kinnladen  mit  Grün, 
„sein  Auge  mit  [Schwarz  (?)], 
(128)    „seine  Götterlocke  mit  achtem  Blau, 

„Krummstab  und  Geifsel  mit  allerlei  ächten  Edelstein -Farben. 

41.     [Was  am  24.  Choiak  geschieht.] 

„Man  warte  den  Sonnenuntergang  ab.  In  der  2.  Stunde  lege  man  ihn  auf  seinen 
„Ruheplatz  in  der  Lade  von  Maulbeerbaum -Holz,  am  24.  Choiak,  in  dem  heiligen  Grabe, 
„(129)  welches  über  der  Erde  steht.  In  der  9.  Stunde  der  Nacht  hole  man  diesen 
„Gott  vom  vergangenen  Jahre  heraus,  man  zerschneide  die  gewebten  Fäden  auf  ihm. 
„Man  bilde  daraus  4  Bänder  mit  einem  Knoten  für  den  Sack  des  Heinak.  Man  um- 
„wickle  diesen  Gott  damit  nach  allen  Vorschriften  der  Umwicklung  (130),  wie  es  ent- 
„spricht  den  Satzungen  vom  Begräbnifs.  Man  lege  ihn  nieder  auf  Sykomorenzweige 
„aufserhalb  des  überirdischen  Busiris  im  Innern  der  Doppellade  (äter). 

„Beim  Eintreifen  des  (131)  letzten  Tages  des  Monates  Choiak  finde  statt  die 
„Überführung  nach  dem  Serapeum  Aat-n-beh  in  der  9.  Stunde  der  Nacht,  und  seine 
„Beisetzung  in  der  Gruft  unter  den  Perseabäumen.  Man  trete  ein  durch  das  (132)  west- 
„liche  Thor  und  man  gehe  hinaus  durch  das  östliche  Thor.  Man  suche  diese  Gruft, 
„wie  einer,  der  nicht  weifs  was  er  nicht  wissen  soll,  bis  zum  Eintreten  des  rechten 
„Momentes. 

42.     [Offenbarung  eines  grofsen  Geheimnisses.] 

„Kenntnifs  der  geheimnifsv  ollen  Gestalt,  die  keiner  sehen  soll,  von 
„der  keiner  hören  soll,  wie  sie  ein  Vater  (nur)  seinem  Sohne  überliefert. 


100  Das  Osiris -Mysterium  von  Tentjra,  [IV.  Heft 

„Die  Gestalt  mit  dem  Antlitz  eines  Menschen  trage  die  beilige  Locke.  Die  Kappe 
„sei  geschmückt  mit  dem  Uräus.  Sie  fasse  Krummstab  und  Geifsel.  Eiugeschnitzt  sei 
„darauf  sein  Name,  in  dem  Namensringe,  als  (134):  Hör  Ap-Seta,  die  Sonne, 
„(der  König)  Osiris  Herr  von  Busiris,  Uonnofer,  der  Triumphator, 
„Serapis,    der    grofse    Gott   und   Herr   von  Abydus. 

43.  [Das  Geheimnifs  vom  Kügelchen.] 
„Dattelmehl  7  Maafs,  ein  jedes  von  (135)  ^  Hin  für  die  Einheit,  nach  dem  Inhalt 
„des  halben  r<?w- Gewichtes:  3  Ten  5  Ket.  Man  füge  einem  jeden  2-^  Hin  Wasser  vom 
„Kanal  von  Busiris  und  vom  heiligen  See  hinzu.  Man  befeuchte  3^  Maafs  des  Dattel- 
„mehles.  Man  soll  das  gehörig  durcharbeiten  und  iu  eine  eiförmige  Masse  verwandeln. 
„Man  imigebe  sie  mit  Sykomorenblättern,  um  sie  zu  stützen. 

44.     [Myrrhe,  Harz  und  die   12  Sfjezereien.] 
„Myrrhe    (137)    zweiter  Qualität:    4f  Tep -Maafs    nach  dem  Gewicht   des  -l-  eines 
„jeden  von    den    7  Maafsen  -|-  ^  Ket    (macht:)    für   ein   jedes.     Frisches    Harz    durch 
„Auskochung  von  Palmenfibern    entstanden  1-|  +  -jV  Maafs    nach    dem    Gewicht    des  -J- 
„(macht)  ebenso  i  für  ein  jedes   (138). 

„Die  12  wohlriechenden  Spezereien,  ihre  Aufzählung  ist  folgende: 


„ZaZa/B -Pflanze    ...  2  Ket 

„Pe/;^r- Pflanze  ....  2  Ket 

„Nekpet -PQa,nze   ...  2  Ket 

„Akazie 2  Ket 

„PjV-«ie(M -Pflanze  .  .  2  Ket 

„(140)     Qauii-ma    .   .  2  Ket 


„Süfser  Calamus  ...  2  Ket 

„Cyperus 2  Ket 

„Süfsholz 2  Ket 

„Ä'c'<-Holz 2  Ket 

„Feü- Pflanze    (139)    .  2  Ket 

„Aethio^jische  Binse  .  2  Ket 
„Zu  zerstampfen  und  durchzusieben. 

45.     [Liste  der  Mineralien.] 

„24  Steinsorten.     Ihre  Aufzählung: 

„Gold  und  Silber.  Aufser  ihnen:  Weifsstein,  Kothsteiu,  Blaustein,  (141)  Grünstein 
„von  Syrien,  künstlicher  Grünstein",  grüner  Feldspath  von  Oberägypteu,  grüner  Feld- 
„spath  von  Unterägypten,  Onyx,  Kornalin,  Oamhu  von  Wau-a,  Senen,  ^ame/i,  Qes-än^, 
„grüner  Feldspath  (sie),  Mestem  (Spiefsglanz) ,  (142)  künstlicher  grüner  Feldspath, 
„künstlicher  Seher,  Seherer,  schwarzer  Marmor,  weifser  Marmor,  Hemaga  aus  dem  Neger- 
„lande.  Man  zerstofse  sie  und  thue  sie  in  einen  Becher  (143)  und  vermische  sie  mit 
„einander. 

„Es  sollen  hinzugefügt  werden  zu  ihnen:  1^  Maafs  vom  Dattelmehl,  macht  zu- 
„sammen  17^^  Maafs.  Die  Zahlen  der  7  Tep-Msia.he  (sind):  Dattelmehl  (144)  [Myrrhe] 
„2|-,  Harz   1|-  -+-  ■^^,  wohlriechende  Spezereien   1 J^,  Steinsorten  \. 

46.     [Was  in  der  Zeit  vom  15.  bis  26.  Choiak  Besonderes  geschieht] 
„Tag  21.    Man  trägt  die  Statuette  hinaus.    Man  salbt  (sie)   (145)  mit  Wasser  von 
„Myrrhen  viermal. 

„Tag  22.  Die  Weberei  der  Schnur.  Man  macht  ihr  eine  Waschung  von  Nitrum, 
„Ol,  Myrrhen  und  Wein,  bis  dafs  sie  (146)  hellweifs  geworden  ist.  Herbeizuholen  den 
„Sarg.  Man  bestreiche  ihn  mit  dem  Reste  des  heiligen  Öles.  Man  mache  sein  Augen- 
„paar  mit  jenen  Farben  und  das  Haar  blau.  Man  soll  es  (das  Augenpaar)  bilden  in 
„Gestalt  eines  Eies,  man  soll  die  Arbeit  dann  vollziehen,  man  soll  das  Auge  einsetzen. 


1881.]  von  H.  Brugsch.  101 

^Man  hebe  hoch  (147)  die  Statuette  des  Sokar.  Man  soll  ausbreiten  eine  Matte,  man 
„soll  ihn  auf  dieselbe  legen.  Es  soU  der  Vorsänger  thun,  was  ihm  bekannt  ist,  indem 
„er  die  [ ]  Kömer  eintreten  läfst  in  sie  von  der  Hinterseite  her. 

„Tag  15.     Die  Mischung  (148)  der  Salbe. 

„Tag  18.     Sieden. 

„Tag  19.     Sieden. 

„Tag  20.     Sieden. 

„Tag  21.     Sieden. 

„Tag  22.     Man  stellt  sie  bei  Seite. 

„Tag  23.     Man    kocht    den  "Wein,    man   reinigt    die  Zeugstoffe,    man   trocknet  die 

„grüne    [ ]    und  vreifse  Schnur.     Man    (149)    breitet  aus  die  Gewebe.     Man 

„macht    aus    der   Schnur    4  Bänder.      Man    malt   die   Kinder    des   Horus.     Man    macht 

„81  Zeugstoffe,  ein  jeder  [ ]   (150)  gelbfarbig.    Man  malt  seine  Augen 

„nach  dem  Muster  der  Augen,  man  (verwendet)  jenen  Mek -Stein  [zum]  Haar.  Seine 
„Locke  ist  in  jener  blauen  Farbe.  Die  Backen  grün,  die  Theile  daneben  (151)  gelb. 
„Sie  schmücken  seine  Augen  grün  und  schwarz  (mesteni).    Sie  legen  ihn  auf  eine  Matte 

„von  Binsen  und  Röhricht,    die    geflochten  ist  mit    [ sie  machen 

„ihm  eine  Libation  von]  (152)  dem  Weine.  Sie  umbinden  ihn  mit  den  4  Streifen 
„der   Schnur,    sie   salben    (ihn),    sie   legen    [ihn  auf]    das   vor  ihm    stehende  Ruhebett, 

„sie  imibinden  seine  [ ]    (153)  von  gewebten  Stoffen,   sie  machen  ihm  die 

„Ölung,  sie  geben  ihm  bei  als  Schutzmittel  seine  14  Amulette,  wie  es  entspricht  dem 
„Buche  der  Tumim.  Es  ist  die  Gestalt  eines  Horus  [ ]  (154)  Reliquien- 
nkasten. Sie  sind  zusammen.  Es  sind  3  Figuren  des  Serapis  da.  Sie  sind  umbunden 
„mit  gewebten  Stoffen.  Der  Text,  welcher  sich  bezieht  auf  die  Beschreibung  der  Gär- 
„ten,  derselbe,  welchen  sie  ihnen  beifügen,  enthält  die  Worte  von  den  Gärten,  [näm- 
„lich:  man  nehme]  1  Hin  an  Gerste,  (155)  an  Sand  4  Hin,  an  Wasser  2\  und  man 
„benetze  die  frischen  Binsen  von  der  Umgebimg  des  Kanales  to-ro-Hanti. 

„Sie  sollen  bringen  lassen  eine  Matte  für  ihn.  Sie  soUen  zudecken  ihn  mit  dem 
„<S««i-Gewebe.  Sie  sollen  ihm  anlegen  (156)  die  Halsketten  vmd  sie  sollen  machen 
„eine  tägliche  Libation  vor  ihm.  Folgendes  aufserdem  betrifft  die  (Reliquien-)  Kästen. 
„Man  läfst  ihnen  eine  Weinspende  zu  Theil  werden,  man  löst  die  Schnur  auf,  man  salbt 
„sie  gleichwie  (157)  den  Serapis,  man  macht  für  sie  die  Gewebe,  man  macht  sie  für 
„die  Gestalt,  welche  mit  der  weifsen  Krone  geschmückt  ist,  man  legt  sie  nieder  in 
„einen  Kasten  von  Sjkomorenholz.  Man  nimmt  heraus  die  Rehquienkästen,  man  giebt 
„ihnen  die  gewebten  Stoffe  (158),  man  schmückt  sie  mit  Inschriften,  welche  des  Sera- 
„pis  Erwähnung  thun,  man  legt  sie  nieder  unter  seinen  Kopf  Man  tritt  in  das  heilige 
„Grab  ein. 

„Am  25.  Tage  des  Monats  Choiak  trägt  man  hinaus  aus  dem  Grabe,  was  an 
„Texten  im  vergangenen  Jahre  hineingegangen  war.  Man  legt  sie  nieder  oben  in  den 
„Depositenschrank.     Der  Inhalt  eines  jeden  ist  im  Verschlufs. 

„Hat  der  26.  Choiak  begonnen,  so  trägt  man  herbei  was  in  die  Nekropolis  ein- 
-zuführen  ist." 


Zcitschr.  f.  Aegypi.  Spr-,  Jahrg.  1381.  14 


i  Q2  Das  Osiris-Mysteriurn  von  Tentyra  (Commentar),  [IV.  Heft 


Commenta?'. 
Eine  nähere  Prüfung  der  vorstehenden  Inschrift,  die  ich  in  meiner  Übersetzung 
ihrer  »anzen  Länge  nach  den  Lesern  der  Zeitschrift  vorgelegt  habe,  führt  zu  dem 
Schkisse,  dafs  die  darin  enthaltenen  Vorschriften  sich  auf  das  in  der  dritten  Decade 
des  Monats  gefeierte  „Fest  des  Sokar"  (der  memphitischen  Form  des  unterweltlichen 
—  gewöhnlich  Ptah-Sokar  genannten  —  Osiris)  ausnahmslos  beziehen.  Bereits  in  den 
Zeiten  des  alten  Reiches  war  das  Fest  des  Sokar,  I  i  1  ^^ ,  hb  skr,  sehr  wohl  be- 
kannt,  da  die  Inschriften  der  Grabkapellen  in  den  allgemeinen  Verzeichnissen  der  den 
Todten  zu  Ehren  gefeierten  Festtage  im  altägyptischen  Kalenderjahre  desselben  häufig 
Erwähnunn-  thun  (s.  meine  Materiaux  S.  23  fll.).  Obgleich  wie  bei  allen  anderen  ge- 
meinschaftlich mit  ihm  aufgezählten  Todtenfesten  der  besondere  Kalendertag  des  Festes 
des  Sokar  nicht  ausdrücklich  aufgeführt  wird,  so  kann  dennoch  nach  seiner  Stellung 
in  der  Reihe  der  übrigen  Feste  ein  Zweifel  über  den  Monat  und,  wenn  man  will,  selbst 
über  den  Ta"-  Cd.  26.  Choiak)  nicht  leicht  aufkommen.  Von  den  Festen  in  seiner  Um- 
gebung  wurden  die  ihm  vorangehenden    ^^  Thut-tt  hb  „das  Fest  des  Thot"  imd 

das  -C]  ^'h\  S  icag  hb  „Fest  Uag",  ersteres  am  19.  Tage,  letzteres  am  18.  des  Mo- 
nates Thot  geteiert.     Das  in   einigen  Texten    sich   unmittelbar   daran    schliefsende  Fest 

CD     «        Ci 

-der  arofsen  Erscheinung"    ^=>  l  ,  prt  ät  hb   fand   nach    dem  bekannten  Kalender 

von  Medine''-Abu,  aus  den  Zeiten  Kamses'  III,  dem  ich  die  eben  citirtea  Daten  ent- 
lehnt habe,  am  22.  desselben  Monates  statt.  Die  unmittelbar  nach  dem  „Feste  des 
Sokar"   erwähnten  Feiertage  fi  TO  '^^2:7  rkh  ur  hb  „der  grofsen  Gluth"  und  ^        fi^ 

^^^  Koy  rkh  nis  hb  „der  kleinen  Gluth"  bezeichneten,  wie  man  weifs,  jenes  das  Monats- 
fest des  Mechir,  dieses  das  Monatsfest  des  Phamenoth.  Aus  diesen  ältesten  Zeugnissen 
ergiebt  sich  somit,  dafs  die  Stellung  des  <SoA'ar -Festes  inmitten  der  übrigen  Feste  be- 
reits im  alten  Reiche  dem  dafür  angesetzten  Datum  des  26.  Choiak  der  späteren  EjDOchen, 
von  den  Zeiten  Ramses'  III  an,  durchaus  entspricht. 

In  dem  erwähnten  Kalender  von  Medinet -Abu  beginnt  die  Feier  zu  Ehren  des 
memphitischen  Sokar  am  13.  Choiak  und  schliefst  mit  dem  30.  desselben  Monates.  Die 
Haupttage  dieser  Feier  zeigt  folgender  Auszug: 

rD  -cs>-  '  ■ ' '  i      I 

13.  Choiak.      ■=>  '•^^•^^  jy    ' /\  ^*''  '*  ärt  \auit  m  st  „Tag  der  Zuberei- 

tung des  Altars  in  dem  heiligen  Grabe".  Ein  besonderes  Opfer  für  Ptah-Sokar  ist  für 
das  westliche  Theben  an  diesem  Festtage  vorgeschrieben. 

fXl  <^^     nimm        n      cz^  i    •      i  » 

21.  Choiak.      <z=>  amwa -=^  (gl / ^    hr  7i  un  ust  m  st  „Tag  der  Off- 

O     '  /wvwv  '—n     I    :ZZJ  ■=■■(>  .  -X 

nung  der  Räumlichkeit  in  dem  heiligen  Grabe".    Wiederum    sind   besondere  Opfer  für 

den    ebengenannten  Gott    auf  dem  westthebanischen  Tempelgebiete  vorgeschrieben. 

22.  Choiak.  <=:=a  /wwa  ®  j|  P  "p  ^^^Ä7  hr  n  jbsti-fa  hb  „Tag  des  Festes  der 
Erdpflügung".  Aufs  Neue  Anordnung  von  Opfern  zu  Ehren  des  Gottes  Ptah-Sokar, 
der  mit  dem  localen  Osiris  von  Medinet -Abu  gleichgestellt  wird. 

24.  Choiak.      <z=>  a^aa«  '^^^  Jf  ^^  — «—    /"'  »  i'ä  skr  m  hr-äb-sn    „Tag   der 

O     I  >=— — B  <:i^>  VI  _cr^  »www 

Versetzung  des  Sokar  in  ihre  (der  Götter)  Mitte". 

Opfer  für  den  Ptah-Sokar -Osiris. 

25.  Choiak.      ^^^  1  ö  ö  ^^3:7    hr  ntrl  hb  „Tag  des  heiligen  Festes". 
Opfer  für  den  vorher  genannten  Gott. 


1881.]  von  II.  Biugsch.  203 

26.  Choiak.      ^=f  ,-^^--,  ^^  /»•  n  fil>  skr  „Tag  des  Festes  des  Sokar'''. 
Opfer  für  den  oben  genannten  Gott. 

27.  Choiak.  ^  l  <3yj  «v^  IUI  J)  ili  ®  "]  I  Ar  hb  n  .  .  .  .  hn  paut  „Tag  des 
Festes   [des  Vaters]  der  Süfsigkeiten  der  Mitgötter". 

Opfer  für  Pto/(-»S'oÄar-Osiris  und  seine  Mitgötter  an  diesem  Festtage. 

28.  Choiak.  <=>  aaaaaa  1  _^  7!\  ^  ^  Jl  r^  ^"'  "  «<  ^^^^^  »Tag  des  Aufzuges  des 
Pyramidion"   (oder  des  Obelisken). 

Opfer  für  den  vorher  erwähnten  Gott. 

30.  Choiak.  ^^  ®   ärqi^  ultimo  die   <=>  -www  1 — "  n  J|    /«•  n  sähä  ft    „Tag 

der  Aufrichtung  der   T«f- Säule". 

Opfer  für  Ptah-Sokar-Osir'u. 

Von  diesen  9  Festen  sind  es  die  des  22.,  26.,  28.  und  29.  Tages,  welche  besondere 
Aufmerksamkeit  beanspruchen,  da  sie  in  unserer  Inschrift  erwähnt  werden  und  einen 
engen  Zusammenhang  zwischen  ihrer  Feier  zur  Zeit  Ramses'  III  (um  1200  vor  Chr.) 
und  zur  späten  Zeit  der  Abfassung  unseres  Textes   erkennen  lassen. 

Die  häufige  Erwähnung  dieser  Feste,  einzeln  für  sich  oder  zusammen  mit  anderen, 
in  den  Inschriften  und  Papyrustexten  aller  Epochen  führt  zu  dem  berechtigten 
Schlufs,  dafs  sie  einem  der  wichtigsten  Abschnitte  des  altägyptischen  Kalenderjahres 
angehört  haben  müssen,  der  aus  besonderen  Gründen  mit  dem  Todtencult  in  engster 
Beziehung  stand. 

In  einem  wenig  bekannten  hieratischen  Papyrus  (thebauischer  Herkunft,  vom 
Jahre  10  des  Caesar  Augustus)  des  Museums  zu  Leydeu  (T.  32),  dessen  Copie  ich 
der  Güte  des  Herrn  Director  Lee  maus  verdanke  (sie  ist  seit  langen  Jahren  in  mei- 
nem Besitz)  befindet  sich  auf  der  7.  Seite  ein  sehr  vollständiges  Verzeichuifs  der  alt- 
ägyptischen Todten- Festtage,  welche  sich  auf  das  Jahr  vertheilen,  wobei  auch  mehrere 
der  oben  erwähnten  Feste  ausdrücklich  genannt  werden,  wenngleich  in  einer  etwas 
dunklen  und  verblümten  Ausdrucksweise.  Unter  denselben  befindet  sich  eine  Feier, 
welche  beschrieben  wird  als 

K-c^_ /wvAw  □  (1  -Jf     J     U  I   hr  pß  n  p-ät  hn  „der  Tag  des  Vaters  der  Süfsig- 

keit".  Dieser  Text  gestattet  uns  die  oben  imter  dem  27.  Choiak  ofienstehende  Lücke 
wie  geschehen  ihrem  Wortlaute  nach  richtig  auszufüllen. 

Die  Kalender  von  Dendera,  Esne  und  Edfii  gedenken  gleichfalls  mehrerer  jener 
Feste,  welche  in  den  Feiern  am  26.  und  am  30.  Choiak  ihre  Höhepunkte  finden.  Ich 
führe  ihre  Angaben  nachstehend  an,  da  sie  später  ihre  besondere  Dienste  leisten  wer- 
den, zunächst  die  des  Kalenders  von  Dendera. 

jj  |ä  an  iisir  m  ut'u  (sie)   htp  n  (sie)  hr  p-st  är  är  nb  rr  lit-ntr  htp  m  itstf 

„Procession  des  Osiris  in  der  (Morgen-)  Dämmerung  —  Ruhehalt  auf  dem  See  —  die 
„vorgeschriebenen  Gebräuche  des  Umzugs  um  den  Tempel  auszuführen  —  zu  ruhen 
„an  seiner  Stätte." 

25.  Choiak,  in  der  12.  Tagesstunde.  ®  f)  V  jJ  °1  f  t  ^  ^  ^^  [H  n  ""^ 
I  n  9  Ü  K^^^  j(ä  n  usir-ini-äbtt  spr  r  ht-ntr  htp  m  usf  n  it  „Procession  des  Osiris 
„vom  Osten  —  den  Weg  zurflckzidegen  nach  dem  Tempel  —  Ruhe  an  seiner  Stätte 
„der  Ewigkeit." 

14* 


204  ^^^  Osiris- Mysterium  von  Tentyra  (Commentar),  [IV.  Heft 

26.Choiak.  ^llV5^S-=o8o"==='[HnSE^<^.„._ 
rä  an  sh'  m  uhnt  r  ht-ntr  qbh  st  r  hi-titr  tu  htp  „frocession  des  Sokar  in  der  ersten 
„Tagesstunde  nach  dem  Tempel  —  Wasser  zu  spenden  —  Rückkehr  nach  jenem  Teni- 
„pel  —  Ruhe." 

Gelegentlich  wird  in  den  zahlreichen  Inschriften  des  Tempels  von  Tentyra  des 
24.  Choiak  als  eines  grofsen  Freudenfestes  gedacht,  an  dem  Götter  vind  Menschen, 
Himmel  und  Erde,  voll  Jubels  seien.  In  den  beiden  in  Mariette's  „Denderah"  (Bd.  IV, 
pl.  77)  mitgetheilten  Texten  wird  dieser  Tag  bezeichnet  durch: 

d.  i.  „Monatsfest  Choiak,  Tag  24  des  Monates".  Trotz  des  fragmentarischen  Zu- 
standes  einzelner  Stellen  dieser  beiden  Inschriften  («  und  6)  ergiebt  sich  folgendes  als 
Resultat  einer  näheren  Prüfung  derselben. 

Inschrift  a.  Grofses  Freudenfest  findet  am  24.  Choiak  in  Tentyra  statt.  Die 
Götter  und  Göttinnen,  denen  die  Sorge  für  die  Bestattung  der  Todten  obliegt,  haben 
den  gestorbenen  Osiris  nach  vorgeschriebener  Weise  einbalsamirt,  geschmückt,  gesalbt 
und  mit  seinen  104  Amuleten  versehen.  Am  24.  (sie),  nachdem  er  seinen  Platz  in  der 
sA-Barke  (  >Tm<)  eingenommen  hat,  hält  er  seinen  Umgang  um  jenen  herrlichen 
Tempel  in  der  Stunde  nb-snt  (d.  i.  der  9.)  in  der  Nacht.  —  Darauf  ruht  er  in  seiner 
Grabhöhie  (tbh)  im  Süden  jenes  See's.  —  Man  vollbringt  ihm  was  vorgeschrieben  ist, 
und  Götter  und  Göttinnen  stehen  ihm  schützend  zur  Seite.    Darauf:    ü  J\\  ^=  H 

[s      tzi  r\r\  ...  „  K.=w.  n  II  .    "    . 

(1  /wwAA  Aww\  „erscheint  er  m  semem  Tempel    gegen  den  Sonnenuntergang  des  ti).'\ 

Die    feierliche    Bestattung    des    Gottes    findet    unter    allgemeiner    Freude    statt. 

/ A     J  V=^  ' [I    ^  „er  ruht  in  seinem  schönen  Sarge  in  der  Ne- 

kropolis."     Hathor,  die  Königin  des  Westens,  schützt  ihn.     Darauf: 

„erwacht  er  aus  dem  Schlafe.  Er  fliegt  empor  als  bnnu  -Vogel.  Er  nimmt  seinen  Platz 
„ein  am  Himmel  als  Neumond"  (jim-qai  s.  mein  Wörterbuch  Bd.VI,  S.  672).  —  Er 
sammelt  ein  die  Opfergaben  in  Gemeinschaft  mit  Tum,  wenn  er  sich  zeigt  in  Tentyra 
in  der  Nacht  des  5.  und  6.  Mondtages.  Er  findet  seine  Schwester  Isis  als  Königin 
der  Götter  des  Südlandes  von  Aegypten ,  ohne  deren  Zustimmung  kein  Wort  ausge- 
stofsen  wird     (''-u-^  |       fl   i  ^l)-      Sie  ernennt  ihren  Bruder  zum    \A     Haq    oder 

Fürsten  und  ihren  Sohn  Horus,  während  sie  selber  eine  Fürstin  f  /\  bleibt,  zum  König 
der  Götter. 

Inschrift  b.  Sie  beginnt  mit  demselben  Datum  des  24.  Choiak.  Allgemeine 
Freude  heiTScht  an  demselben  in  Tentyra. 

(1  \K  I  Cbß>  Bs  ö  jj"^  „man  jubelt  wegen  der  Bestattung  des  Osiris".  Die 
letztere  wird  beschrieben  und  das  Erwachen  des  Gottes  in  seinem  Sarge  geschildert. 
AVährend  er  die  Todtenopfer  in  seinem  Tempel  empfiingt,  schaut  er  die  Herrlichkeit 
seines  Sohnes  Horus,  des  Götterkönigs. 

=3      0   -^   ^^  <zr>  T  I  üTü  6   „hat  er  seine  Bahn  vollendet  in  der  Tiefe, 

„so  steigt  er  empor  zur  Lichtsphäre  als  Mond". 


1881.]  von  H.  Brugscb.  105 

Aucli  im  Kalender  von  Esne  fehlt  es  nicht  an  kalendarischen  Angaben  über  die 
mit  dem  So^-ar- Cult  im  Zusammenhang  stehenden  Festtage,  -wie  man  sich  aus  folgen- 
dem Auszuge  überzeugen  wird. 

^  ^^        lilHüll    . 

25.  Choiak.     -Man  öffnet  die  Thüren   { -^-^=^ )    in  dem  Tempel  —  Braudopfer." 

26.  Choiak.     „Fest    des   SoAw"    ('^3:7^^'1). 

30.  Choiak.  „Fest  der  Aufrichtung  der  Ta^-Säule  (^^X?  R  I  ft)  des  Osiris  der 
„Stadt  Pi-ntr."^ 

In  den  erhaltenen  Bruchstücken  der  Kalender  von  Edfu  I  und  II  (s.  meine  „drei 
Festkalender-*  Tafi'.  2,  8  bis  5,  5  —  6)  finden  sich  gleichfalls  Andeutungen  der  Sokar- 
Festtage. 

„Vom   [1]9.  Tage    (des  Monats  Choiak)  Eintritt  in  das  Pi-m^lt  l-   ll  ü  Ü  _  •    — 

„Schlufs  am  26." 

28.  Choiak.      „Fest  der  Opfer  auf  dem  Altare." 

Bei  der  Beschreibung  des  Sokarfestes  (Taf  5,  5 — 6)  ist  die  Rede  von    -c2>- (1  o  tj 

'^3:^  3  I 3      '>^~^^       „der  Ausführung  aller  Vorschriften  für  das  Fest  des  Sokar 

zur  Zeit  des  Morgens"*). 

In  der  Revue  egyptolog.  1880  S.  43  fl.  habe  ich  bereits  darauf  aufmerksam  gemacht, 
wie  die  Zeit  des  Morgens,  auch  genannt   „der  heilige  Morgen"     (-^  Ig^  O  f li  O .    :k  "^v 

1<:^'  *^0)  °*^"  "^'^^  heilige  Nacht"  (^  Q  .  '^^"oQ).  nämlich  un- 
mittelbar vor  tfonnenaufgang,  wann  die  Erde  anfing  hell  zu  werden,  als  der  Zeitpunkt 
der  Auferstehung    des    Osiris    (  "3    ßs)    angesehen  ward.     Er   bezeichnete  zu- 

gleich den  Anfang  des  Festes,  wobei  in  Memphis  und  in  andern  Städten  nach  mem- 
phitischem  Vorbilde  der  Gott  in  seiner  Barke  seinen  feierlichen  Umgang  um  das  Haupt- 
Heillgthum  hielt.  Diese  Sitte  geht  nachweisbar  bis  in  die  Zeit  Ramses'  III  und  Königs 
Seti  I  zurück,  wie  ich  1.  1.  S.  45 — 47  nachgewiesen  habe.  Nach  den  Angaben  des 
Kalenders  von  Dendera  (siehe  oben)  fand  diese  Ceremonie  in  der  Dämmerung  des 
24.  Choiak  statt,  unmittelbar  vor  Sonnenaufgang. 

Ehe  ich  daran  gehe,  die  von  mir  bis  hierher  vorgelegten  Daten  mit  einander  zu 
vergleichen  imd  daran  meine  weiteren  Schlüsse  zu  knüpfen,  scheint  es  mir  nothwendig, 
der  Hauptperson  der  ganzen  Festzeit,  dem  Gotte  Sokar,  zunächst  einige  Aufmerksam- 
keit zu  schenken. 

Bereits  im  Jahre  1864,  auf  S.  43  meiner  Materiaux,  habe  ich  auf  Grund  merk- 
würdiger kalendarischer  Angaben  der  hieratisch -demotischen  Papyri  Rhind  (aus  der 
Regierungszeit  des  Kaisers  Augustus  herrührend)  den  Nachweis  geliefert,  dafs  in  den 
hieratischen  Texten  der  26.  Choiak  verbunden  ist  mit  einer  kalendarischen  Notiz,  welche 
sich  auf:    G  I  (I   v\  ^^  rä  sräu  „die  kleine  Sonne"  oder  „das  Sonnenkind"  bezieht, 

wofür  die  demotische  Übersetzung  den  Namen  des  Gottes  Sokar  einsetzt.  Ich  habe 
femer  auf  Grund  einer  hieroglj^hischen  Inschrift  aus  römischer  Zeit  (Denkmäler  IV, 
85,  a),  welche  ich  nachstehend  wiederhole:   O    |  |^  ^\    ^^  O    ]  ^.    ^^^^^   rä  ur 

VI  Hur  rä  sr  in  skr    „die    grofse   (erwachsene)   Sonne  ist  Horus,    die  kleine  Sonne  ist 


*)    Man    vergleiche    auch    RhindPapjrus   XIV,  8.    XXX,  6     „du    siehst    deinen  Vater 

1J1°  1  ^v.*^^n  m    ^^1   ^'^kar -Osmi  am  Morgen  des  Äo/tar-Festes". 


106 


Das  Osiris -Mysterium  von  Tentyra  (Commentar), 


[IV.  Heft 


iSo/car",  uud  unter  Anziehung  einer  Stelle  beim  Macrobius  (in  den  Saturnal.  I,  18)  und 
gewisser  Überlieferungen  gnostisclier  Herkunft  den  Beweis  geliefert,  dafs  „die  grofse 
Sonne"  die  Sonne  zur  Zeit  der  Sommerweude  (?),  die  „kleine  Sonne"  die  Sonne  der 
Winter  wen  de  gewesen  sein  müsse,  erstere  in  dieser  astronomischen  Auffassung  als 
Horus,  letztere  als  Soka?'  personifizirt.  Ich  bin  heute  in  der  glücklichen  Lage,  diesen 
belehrenden  Texten  altägyptischen  Ursprungs  eine  dritte  Inschrift  hinzufügen  zu  können, 
welche  an  Klarheit  und  Beweiskraft  nichts  zu  wünschen  übrig  läfst. 

Unter  den  zahlreichen  Abbildungen  in  Begleitung  erklärender  Beischriften,  welche 
die  Tempelwände  von  Edfu  schmücken,  findet  sich  eine  Vorstellung  allegorischer  Natur, 
welche  Herr  Naville  in  seinem  Werke  „le  Mythe  d'Horus"  auf  Taf.  XXV  publicirt  hat. 
Sie  zeigt  uns  einen  Ptolemäer,  dessen  officieller  Name  leer  gelassen  ist,  der  die  Pro- 
cession  des  Umganges  des  Gottes  Sokar  persönlich  leitet,  d.  h.  er  zieht  die  mäj^  uud 
hn  genannte  Schleife  des  Sokar  mit  Hülfe  einer  langen  Kette,  die  in  seinen  Händen 
ruht.     Der  begleitende   Text  daneben  lautet: 


^  ]^  ^' 


sjä  skr  i  st-d  usir  Iir  '"^ö!^/ 

Procession  |   des  Sokar.     \    Text.    |    Ich  ziehe    1    den  Osiris    I    auf  1    der  Schleife 


cdfei 


hr  rr  msn  mä  är  nf 

um    I    den  Umgang  zu  machen    um  |    den  Tempel  msn    \    wie    |    es  thut    |    ihm 

© 


hnt  VI  f>n-f  jt'w  (sop-2)  pst  m 

die  Stadt  Memphis    [    in    |    seinem  Schlitten;    |    der  Lichtgott    |    geht  auf   |    am 

S      ^     TAK    T     / 

j^ut  ra  sr  rup-ut  m  nm 

Horizonte    |    die  Sonne  1   kleine    1    wächst  heran    |    von  1  Neuem. 


Mit  freierer  Übersetzung  würde  dieser  Text  lauten:  „Procession  des  Sokar.  — 
„Text:  Ich  ziehe  den  Gott  Osiris,  um  ihn  den  Umgang  machen  zu  lassen  um  den 
„Tempel  von  Apollinopolis  magna,  wie  es  ihm  die  Stadt  Memphis  geschehen  läfst  in 
„seinem  Schlitten,  wann  der  Lichtgott  aufgeht  an  dem  Horizonte  und  die 
„kleine  Sonne  von  Neuem  zu  wachsen  beginnt." 

In  der  Seiteninschrift  rechter  Hand  wird  die  „kleine  Sonne"  noch  einmal  genannt 
und  zwar  in  folgendem  Zusammenhang:  „Da  ist  der  Schlitten  des  Rä  (der  Sonne) 
„leuchtend  in  Apollinopolis  magna  gleich  dem  wie  Gold  schimmernden  Strahle  am 
„Horizonte,  um  Licht  zu  spenden,  um  zu  erhellen  die  Finsternifs  und  um  zu  erfreuen 
„die  Menschen  durch  den  Anblick  seines  Angesichtes.  Er  ist  da  in  seiner  Form  als 
„kleine  Sonne  (jj  S)),  der  König  des  Südens  und  des  Nordens,  der  Fürst  der 
„Gegend  Ähkstt  und  der  Gröfsten  (oder:  Ältesten)  der  Götter  des  Himmels." 

Ein  dritter,  längerer  Text  befindet  sich  über  der  oben  beschriebenen  Darstellung. 
Er  ist  von  besonderer  Bedeutimg,  da  er  neben  der  kleinen  Sonne  auch  die  grofse 
Sonne    erwähnt  und   eine   deutliche  Anspielung   auf  die   erneuerte  Geburt  der  Sonne 


1881]  von  H.  Brugsch.  107 

enthält.    Ich  lege  ihn  meinen  Lesern  in  einer  möglichst  wortgetreuen  Übersetzung  nach- 
stehend vor. 

„Text wort:  Ofien  stehen  die  Thore  des  Himmels  (d.i.  des  Palastes)  und  heraus 
„tritt  der  Gott    (d.  i.  der  König)    aus  seiner  Wohnung.     Die  Erde  ist  lauter  und  rein, 

-und    es   freuen  sich  die  Bewohner  der  beiden  Seiten  des  Landes.     Er  schaut  an  den 

»       .         .  rCh  Vv 

„Sonnengott    (^)    in  seiner  Gestalt   als  ^m^*    (^^  Jj)    und  er  ea.pfangt  Freude  über 

„dessen  Majestät,  während  der  "Widersacher  (Jinhn  d.i.  Typhon)  niedergebeugt  dasitzt 

„in  den  weiten  Hallen  (wff  0-    ^^  streckt  aus  der  Horus   (d.  i.  der  König)  seine  Hände 

„nach  ihm  (dem  Sonnengotte),  wann  erscheint  der  Schlitten  des  Sokar  in  dem  Himmels- 

„ocean     (^ö^   >/  '^:=:^  Mini   ^^^ )   ^^*    ^^^  Gröfsten    der  Götter   des  Himmels  und 

„wann    (11)    die    grolse    Sonne    hervortritt    aus    der  Pforte    des   Licht -Horizontes 

j'l  NT  ^^  ""H^  ).     Die  Herzen  freuen  sich  wegen  seiner  Liebe,  wann  der  Gott 

'-'   '^— *  ' ''™°"  ^^-  iG,        5^  ©  1   O    ^ 

„ruti  aufgeht    am  Horizonte   {c=3  Jf      IT  M  )    und    die  Sonne    geboren  wird  von 

^s  ik  {]   P^       0  'V  '       '  lU     ,  ü  lll  (2)  q' 

„Neuem  (O.  ([]    '   ^.^   /         rä  ms  m  «/«).- 

Über  die  astronomische  Bedeutung  dieser  Texte  kann  nicht  der  geringste  Zweifel 

aufkommen.    Wir  müssen  es  als  eine  unbestrittene  Thatsache  hinstellen,  dafs 

1)  O  Y>  ^^  rä  iräu ,  O  |  rä  sr,  ^  %  rä  sr  „die  kleine  Sonne" 
die  Winterwende  bezeichnete,  mythologisch  aufgefafst  als  ^r^p;  jj  Gott  Sokar,  und 
entsprechend 

2)  iQ  I  TO  ■  »^  ^^^  rä-ur  „die  grofse  Sonne"  die  Frühlings -Nachtgleiche, 
mythologisch  gedacht  als  ^^r  Rur,  Horus.  Nach  den  Kalender-Texten,  welche  ich 
weiter  unten  behandelt  habe,  ward  thatsächlich  die  Frühlings-Nachtgleiche  als 
die  \  fn  '•wwv  \X  „Gottescreburt  des  Horus"  bezeichnet.  Selbstverständlich  handelt  es 
sich  zunächst  um  Texte  aus  den  letzten  Ptolemäerzeiten  und  aus  der  römischen  Epoche. 
Sehen  wir  zu,  ob  die  erhaltenen  Kalender  mit  diesen  Angaben  in  Übereinstimmung 
sind,  und  hauptsächlich,  ob  die  darauf  bezüglichen  Daten  im  Einklang  stehen  mit  der 
astronomischen  Berechnung. 

Ich  ziehe  zunächst  den  Kalender  von  Esne  an,  über  dessen  alexaudrinische  Jahres- 
form kein  Zweifel  obwaltet.  Würde  dies  selbst  der  Fall  sein,  so  genügt  das  Ergebnifs 
meiner  folgenden  Betrachtungen,  um  die  Zweifel  zu  zerstreuen. 

In  dem  ersten  Jahrhunderte  vor  und  nach  unserer  Zeitrechnung  trat  die  Winter- 
wende am  22.  bis  23.  December  (jul.)  ein.  Dieses  Datum  würde  in  dem  alexandrini- 
schen  Jahre  auf  den  27.  bis  27.  Choiak  fallen.  In  dem  Kalender  von  Esne  ist  das 
Fest  des  Sokar  oder  die  Winterwende  am  26.  Choiak  notirt.  Auch  Ptolemäus  (137 
p.  Chr.)  setzt  den  26.  Choiak  alex.  =  22.  December  jul.  als  das  Datum  des  Eintritts 
der  Winterwende  nach  ägyptischer  Berechnung  an. 

In  derselben  Epoche  fiel  die  Sonnenwende  nach  astronomischer  Berechnung  aut 
den  24.  Juni  jul.,  welcher  im  alexandrin.  Jahre  einem  30.  Payni  entspricht.  Ptolemäus 
fuhrt  den  folgenden  Tag,  d.h.  den  1.  Epiphi  :^  25.  Juni,  als  Zeitpunkt  des  Ein- 
treffens der  Sonnenwende  an.  Mit  diesem  angesetzten  Datum  stimmt  auf  das  Genaueste 
die  betreffende  Angabe  des  Kalenders  von  Esne,  der  unter  dem  1.  Epiphi  folgende 
Bemerkung  enthält: 

nb  s^t  st  ntr  ms  {sii)  nut  kk  pjft   „1.  Epiphi.     Fest  des  Gottes  jfn«m,   der  Sonne,   des 


108 


Des  Osiris -Mysterium  von  Tentyra  (Commentar), 


[IV.  Heft 


Herrn  von /SocÄe<  (Tempel  in  Esne).  Es  vollzieht  sich  die  zweite  (d.h.  erneuerte) 
Geburt  des  jungen  Hika  (d.h.  des  Sohnes  des  ^rti^m)".  Am  13.  Epiphi  ist  ein 
Fest  der  Nit  angesetzt,  welches  sich  gleichfalls  auf  diese  Sonnengeburt  zur  Zeit  der 

Sonnenwende  bezieht,  da  die  Rede  ist     [  o d  I  ^  \m    q      m  ma  sas  rä  m  ma 

ms-f  „von  dem  Geben  ihren  Sohn  Rä  (die  Sonne)  in  Erneuerung  seiner  Geburten". 

Unter  den  gleichen  zeitlichen  Voraussetzungen  fiel  die  Frühlings -Nachtgleiche  auf 
den  22.  März  jul.,  welcher  Tag  mit  einem  26.  Phamenoth  alexandr.  auf  gleicher  Linie 
steht.  In  Übereinstimmung  damit  befindet  sich  Ptolemäus,  welcher  die  Nachtgleiche 
für  seine  Epoche  auf  den  26.  Phamenoth  fallen  läfst.  In  dem  Kalender  von  Esne  ist 
der  26.  Phamenoth  als  Datum  irgend  eines  Festes  überhaupt  nicht  genannt,  dagegen 
findet  sich  sieben  Tage  nach  dem  genannten  Datum  folgende  auf  den  3.  Pharmuthi 
(=  29.  März  alex.)  bezügliche  Anmerkung  astronomischen  Inhaltes: 


„Procession 


-Geht  unter 


der 


^  o  UJd 

nt  hk  pjrt 

Kit  \   (und)   des  jungen  Hik 


rä 

die  Sonne, 


http 
Ruhe. 


^37 

hb 

Ein  Fest 


N  O 

gnt 

der  Zeit 


ansehnliches 

T 


des 

i: 

ntrt 
Göttin 


tuau 
Morsrens. 


in 
dieser. 


a 
1 


„Es  wird  ausgeführt 


„Es  wird  vollzogen 


ntr 
die  Gottes- 


ntr 
die  Gottes- 


ms 
geburt 


der 


VIS 

geburt 

•*:    O 

äbt 

Monat 


des 


Hur 
I  Horus 

D 
O 
pn 


o 
1 

hr 

U 
pin 

\  Tage 

1  diesem. 

v^  O 

■k 

K^ 

äbt-hb 

dem  2. 

Mondtage 

diesem." 

Als  ich  den  Text  zu  meinen  „Drei  Fest -Kalendern"  niederschrieb,  war  mir  der 
eigentliche  Sinn  des  zweiten  Theiles  nicht  vollständig  klar.  Heute  bin  ich  in  der  Lage, 
seine    Bedeutung    durchaus    zu   verstehen.      Im    Hieroglyphischen   bezeichnet  hr 

pn  „dieser  Tag"  ebensowohl  als  den  heutigen  Tag,  nämlich  den  3.  Pharmuthi.  Zu 
ihm  steht  im  Gegensatz  der  2.  Mondstag  dieses  Monates,  d.h.  des  Pharmuthi.  Der 
Zusammenhang   ist   nämlich    folgender:    Nach  der  Vorschrift  über  die  göttliche  Geburt 

der  Sonne  oder  dem      |  [||  ^ ^  ö       sollte  das  Fest  der  Frühlings -Nachtgleiche  gefeiert 

VFerden  nicht  an  dem  Tage,  auf  welchen  es  nach  der  astronomischen  Berechnung  fiel, 
sondern  an  dem  2.  Monde  (s.  das  Verzeichnifs  der  Tage  des  Mondmonates  in  meinen 
Materiaux,  pl.  IV,  No.  2),  welcher  in  dem  laufenden  Monat  Pharmuthi  des  Kalender- 
jahres eintraf.  Zur  Zeit  der  Abfassung  des  Kalenders  von  Esne  fand  der  Eintritt  des 
2.  Mondtages  am  3.  Pharmuthi  statt.  Das  ist  dieser  d.h.  der  heutige  oder  heurige 
Tag,  von  dem  die  Inschrift  redet.  In  ihrem  Zusammenhange  lautet  mithin  der  be- 
treffende Theil  des  Textes,  mit  Rücksicht  auf  meine  Bemerkungen   darüber,  folgender- 


1881.]  von  H.  Brugsch.  109 

mafsen:  „Es  wird  ausgeführt  was  das  Buch  von  der  Gottesgeburt  der  Sonne  vor- 
„schreibt  an  diesem  (heurigen)  Tage  (sc.  am  3.  Pharmuthi).  Es  wird  (nämlich)  das, 
„was  das  Buch  von  der  Gottesgeburt  des  Horus  (oder  Gottes)  vorschreibt,  am  2.  Monde 
„dieses  Monates  (Pharmuthi)  ausgeführt." 

Dafs  nämlich  der  Tag  der  Feier  der  Frühlings -Nachtgleiche  an  kein  bestimmtes, 
fixes  Datum  im  Monat  Pharmuthi  (im  ersten  Kalenderjahre  gewöhnlich  als  Monat 
AAAAAA    1^     rnnii-tt  d.h.   «auf  die  Göttin   a~wa      \L   Rnn,  —  oder  wie  sie  auch  sonst 

heifst:    Rnit — bezüglicher"  —  angeführt*')   gebunden  war,  erhellt  aufserdem 

aus  seiner  allgemeinen  Anführung  in  anderen  Texten. 

In  einer  Inschrift,  welche  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Augustus  herrührt  und  in 
Philae  von  Champollion  copirt  worden  ist  (s.  dessen  Notes  descriptives  I  S.  177)  wird 
von  der  am  2.  Paophi  erfolgten  Übergabe  eines  neu  gebauten  Tempels  an  die  philen- 
sische  Isis  gesprochen  und  am  Schlüsse  der  Zweck  des  Gebäudes  in  folgenden  ^Yorten 
angedeutet : 

ii     !l-   =     f^       T     -^ 

snt'm  hn-s  m  )^ntf  m  hb 

„es  ruht  |  ihre  Majestät  |  in  |   seinem  Innern    |    an  |   dem  Feste  | 


A 


rnnt  kr  tu  sa-s  r  ta 

„der  Ranen  |     um  zu  j  bringen  |  ihren  Sohn   |    zur  j  Welt." 

(d.  h.  im  Monat  Pharmuthi) 

Mit  anderen  Worten:  der  Tempel  hatte  die  Bestimmung,  „der  Isis  als  Geburts- 
stätte an  der  im  Monate  Pharmuthi  eintretenden  Frühlings-Nachtgleiche 
zu  dienen". 

Eine  fast  gleichlautende  Inschrift  derselben  Herkunft  (s.  1. 1.  I,  183)  erwähnt  gleich- 
falls der  Übergabe  des  genannten  Heiligthumes  in  derselben  Epoche  des  2.  Paophi  aus 
der  Kegierungszeit  des  Kaisers  Tiberius.     Der  Schlufs  lautet  also: 

•^      !:        ä       -«      >\\    ?P     ± 

äq  hnt  ws  rf  äu  äbs  äu 

„es  tritt  1  die  Majestät  ]  der  Isis  |   hinein  in  es  |  seiend  !   ihr  Herz   |   erfreut  | 

r   ^     11     -™    H     ^ 

/;;•  äri  7itr  ms  n  sas  Hur 

„um  zu  I  thun   |  die  Gottesgeburt  |   von  |   ihrem  Sohne  ]  Horus." 

Das  ist  klar  und  deutlich  und  jede  weitere  Erklärung  so  gut  wie  überflüssig.  Die 
Gottesgeburt  j  |||  (vgl.  oben  |  \\\  ^ ^)  bezieht  sich  allein  auf  die  Sonne  der  Früh- 
lings-Nachtgleiche. 

In  dem  kleinen  von  Dümichen  (Bauurkuude  von  Dendera,  Taf.  XIV)  veröffent- 
lichten Verzeichnisse  der  Hauptfeste  des  Kalenderjahres,  welche  für  den  Tempeldienst 

1)  Vergl.  in  Bezug  auf  die  Xamensform  Unit,  Bmut,  der  Göttin,  die  nicht  etwa  auf  Ver- 
schreibung  beruht,  meine  Bemerkungen  S.  1313  fl.  meines  Dietionnaire  geographique  de  l'Egypte. 
Aus  einem  pa-rmt  oder  pa-rmut  entstanden  die  griechisch-koptischen  Benennungen  des  Monats 
ipaafjto-^Srl,   ipa^uo-^Ti ,    «^».pMOir-»!,  :^a.pAioTTe,  HÄ-pAVOTTe. 

Zeitschr.  f.  Aegjpt.  Spr. ,  Jahrg.  18S1.  15 


110 


Das  Osiiis-Mysterium   von  Tentyra  (Commentar), 


[IV.  Heft 


in  Tentyra  ihre  besondere  Bedeutung  hatten,    erscheint  unter  der  Rubrik  des  Monates 

Pharmuthi  wiederum  dasselbe  Fest:  als  <=> '^^SI?    ]  ff] ,    d.  i.    „Monat   Pharmuthi: 

I    I    I  ci  O  IUI. 

Fest    der    Gottesgeburt"    d.  h.    der   Frühlings -Nachtgleiche.     Aus    dieser   Angabe 

geht  zugleich  die  wichtige  Thatsache  hervor,  dafs  im  allgemeinen  die  Form  des  ten- 
tp-itischen  Jahres  der  des  alexandrinischen  entsprechen  mufste,  da  in  beiden  die  Früh- 
lings-Nachtgleiche  in  den  Monat  Pharmuthi  fallt. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  sind  die  Angaben  des  Kalenders  von  Edfii,  da 
auch  sie  den  2.  Mond,  welcher  im  Monat  Pharmuthi  eintrifft,  als  den  Tag  des  Festes 
der  Gottesgeburt  d.  h.  der  Frühlings -Nachtgleiche  ausdrücklich  bezeichnen  i).  Hier 
der  bezügliche  Text  (s.  meine  „Drei  Fest-Kalender"  Taf.  II,   13 — 14): 


II  I  I  Q  O 

äb-IV  prt 

„(Monat  Pharmuthi) 

Hur  Sa 

„des  Horus,  |  Sohnes  | 


--^c^i.     O 

äbtu 
der  2.  Mondtag 


O     I 

ab 

Monat 


D 


diesem 


•ii: 


ust 
der  Isis, 

O 


Sohnes   \ 


usir 
des  Osiris, 


äinf 
an  ihm. 


msut 
die  Geburt 


smnt 
Festgesetzt  ist 


ntrt-mst 
„das  göttliche  Gebären 


der 


ust-ntr 
göttlichen  Isis 


O 
I 

kr 
Tage 


pn 
diesem. 


nfrt 
Schlufs 


O 

I 

lir 

Tage 


nni 

21 
21.« 


Dafs  wir  es  in  dieser  Kalender- Angabe  nicht  mit  einem  festen  Datum  des 
Sonnenjahres,  dem  2.  Pharmuthi,  zu  thun  haben,  sondern  mit  einem  durch  das  Er- 
scheinen des  2.  Mondes  im  Monat  Pharmuthi  bedingten,  also  beweglichen  Tage, 
beweist  der  Umstand,  dafs  in  einem  andern  von  Naville  (Mythe  d'Horus,  pl.  XXII  fl.) 
publicirten  Texte  aus  Edfu  2)  derselbe  Tag  der  Geburt  des  Horus  als  der  28.  Phar- 
muthi aufgeführt  erscheint  (col.  12).     Nach  den  einzelnen  Angaben  dieses  Textes  ward 

Isis  am  9.  Epiphi  s)  schwanger  ^^ ^  T  "  .'  l'l  'm  ^  ^  ^  Ü  J  O^^^  !J  ^  K 
col.  110)  und  am  18.  Paophi  erscheint  sie  vor  Thot,  der  ihr  einen  Talisman  zum  Schutz 


1)  Eine  sehr  merkwürdige  Analogie  bietet  diese  am  2.  Mondtage  im  Frühlingsmonat  Phar- 
muthi angesetzte  Feier  der  Frühlings -Nacbtgleiche  mit  dem  jüdischen  PwssaA-Feste  am  Abend 
des  14.  Nisan,  wann  der  Frühlings-Vollmond  am  Himmel  erschien. 

2)  Bei  Naville  fehlt  die  bezügliche  Darstellung,  in  welcher  ein  König  Ptolemaios,  dessen 
erster  Namensring,  der  des  officiellen  Namens,  wiederum  leer  gelassen  ist,  vor  dem  Gotte  Horus 
und  zwei  Hathoren  erscheint.  Dies  ist  bemerkenswerth  der  Zeitbestimmung  wegen.  Hier  sei 
noch  angeführt,  dafs  der  Kai.  II  von  Edfu,  woselbst  col.  11,  unter  der  Rubrik  des  Monates 
Pharmuthi   und  nach  einer  zerstörten  Stelle  die  Worte  folgen:     ^        11  (1 1    '        V^        fl  '^  %it 


J»1 


sich  auf  dasselbe  Fest  bezieht. 


3)  Statt  des  9.  Epiphi  nimmt  der  in  meinen  „Drei  Fest -Kalendern "  Taf.  IV  publicirte 
Text  (col.  22)  abweichend  den  4.  Epiphi  als  Tag  der  Schwangerschaft  der  Isis  und,  überein- 
stimmend, den  28.  Pharmuthi  als  den  Tag  der  Geburt  des  Horus  an. 


1881.]  von  H.  Brngsch.  211 

der   Leibesfrucht    umhängt    ("^  ■; n  ^^  =J««o  /wwa  ^  k    3^  H  ©  fi  O  / ^"^  /v.w^.^  r|  "^ 

{J_j  ^^^  „umgehängt  ward  ein  Talisman  zum  Schutze  der  Frucht  im  Leibe  der  Isis, 
ein  Schutzmittel  ihres  Körpers",  col.  9 — 10).  Plutarch  (Über  Isis  und  Osiris,  65,6) 
Bennt  den  6.  Paophi  als  den  Tag,  an  welchem  Isis  ein  ^Xay.Trfiicv  umgehängt  habe, 
und  erwähnt  der  Feiertage  des  Kindbettes  der  Göttin  nach  der  Frühlincs- 
Nachtgleiche. 

Es  bliebe  zum  Schlufs  noch  übrig,  den  Tag  der  Herbst -Nachtgleiche  nach  dem 
altägyptischen  Kalenderjahre  näher  zu  bestimmen.  Für  die  oben  angegebene  Epoche 
wäre  dieser  der  25.  September  jul.  =  2.3.  Thot  alexandr.,  wie  ihn  auch  thatsächlich 
Ptolemäus  augiebt.  Aus  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Kalendertexten  (der  jün^-eren 
Epoche  angehörend)  kenne  ich  nur  eine  Angabe,  welche  mit  Sicherheit  auf  diese 
vierte  Sonnengeburt  hinweist.  Es  ist  die  in  dem  Kalender  I  von  Edfu  enthaltene  Stelle 
(col.  5)  : 

Im      3.     ^        kl^       ^      1^2 

tp  sa  hr  hb  Hur-sm-ta  nh  J^^tt 

„Monat  Thot;  |  Tag  |  des  Festes  |  des  Gottes  Horsamta  \  des  Herrn  ;  von  Tentyra  | 

-^  I         °   '    1  \> 

m  hbj  nfr  n  ms  ätn 

„an  seinem  Feste   j   dem  schönen  j   der  |   Geburt  1   der  Sonnenscheibe. " 

Der  Monatstag  (ein  beweglicher,  wie  es  den  Anschein  hat)  ist  nicht  genauer  an- 
gegeben. Da  ihm  aber  ein  21.  (oder  22.)  vorangeht,  an  welchem  ein  ^^317  [1  ^ 
hb  änp  „Fest  des  Anubis"  angeführt  ist,  so  kann  er  nicht  vordem  21.  Thot  (alexandr. 
=  18.  September)  datirt  gewesen  sein.  Möglich  auch,  dafs  in  unserem  Texte  an  Stelle 
von  Ol  hr:  ~^  hr  ärq  „ultimo  die"  zu  setzen  ist,  so  dafs  die  Inschrift  zu  lesen  wäre: 
„Thot,  letzter  Tag,  Fest  des  Horsamta,  u.  s.  w."  Es  ist  darauf  hinzuweisen,  dafs  nach 
dem  grofsen  Kalender  von  Dendera  die  auf  den  Gott  Horsamta  bezüglichen  Feste  in 
in  den  Zeitraum  vom  10.  Thot  bis  30.  Paophi  fallen  oder  nach  alexaudriuischer  Rech- 
nung in  die  Epoche  vom  7.  September  bis  26.  November. 

Nach  diesen  Bemerkungen  wird  es  jedem,  der  unbefangen  urtheilt,  einleuchten 
müssen,  dafs  die  vier  Hauptpunkte  des  Sonnenstandes,  die  Nachtgleichen  imd  ^Venden, 
in  den  ägyptischen  Kalendern  (der  spätgriechischen  und  römischen  Epoche  angehörend) 
deutlich  angemerkt  waren  und  dafs  sie  mit  aller  Nothwendigkeit  auf  der  Grundlage  der 
alexandrinischen  Jahresform  beruhen  mufsten.  Das  Fest  des  Sokar  galt,  in  dieser  Zeit 
wenigstens,  als  das  der  Geburt  der  kleinen  Sonne,  als  das  Fest  der  Winterwende, 
an  welchem  nach  Plutarch  (Über  Isis  uud  Osiris  65,  b)  „Harpocrates  (das  ist  der 
memphitische  Sokar  in  seiner  bekannten  Gestalt  eines  unförmlichen  zwerghaften  Kindes, 
in  der  er  so  häufig  auf  den  Denkmälern  uud  in  plastischen  Darstellungen  erscheint) 
unvollkommen  und  schwächlich  zur  Welt  komme  unter  den  früh  aufgesprossenen 
Blumen  und  Blüthen." 

Die  zuletzt  angeführte  Bemerkung  Plutarchs  ist  von  Wichtigkeit  für  imsere  grofse 
(aus  der  Kaiser  zeit  herrührende)  Inschrift  aus  Dendera,  in  der  Gärten,  Blumen 
und  das  Säen  imd  Feldbebauen  eine  gewisse  Holle  spielen. 

15* 


112  Die  Aloa -Inschriften,  [IV.  Heft 


Die  Aloa -Inschriften, 


A.  Er  man. 


Die  christlichen  Reiche  des  oberen  Nil  haben  nur  sehr  dürftige  Reste  hinterlassen. 
Auch  wenn  man,  wie  es  hier  versucht  ist,  alles  heranzieht,  was  von  ihren  Inschriften 
erhalten  ist,  kommt  man  über  Möglichkeiten  nicht  hinaus.  Lepsius  hat  in  der  Ein- 
leitung zur  nubischen  Grammatik  nachgewiesen,  dafs  es  unrichtig  ist,  in  dem  Volke 
dieser  südlichen  Gegenden  Nubier  zu  sehen.  Wohl  hat  das  grofse  nubische  Reich  des 
Mittelalters  sich  bis  hier  erstreckt,  und  einzelne  nubische  Colonien  sind  noch  heut  in 
Ortsnamen  nachzuweisen,  aber  die  Landschaften  vom  Berge  Barkai  an  stromaufwärts 
haben  früher  ebenso  eine  nicht  nubische  Bevölkerung  gehabt,  wie  sie  sie  jetzt  haben. 
Und  darum  halte  ich  es  auch  von  vorn  herein  für  ziemlich  aussichtslos,  in  den  In- 
schriften von  Aloa  nubische  Sprache  zu  suchen.  Diese  dürfte  eher  in  einer  anderen 
Reihe  von  Inschriften  zu  finden  sein,  die  innerhalb  der  heutigen  Sitze  der  Nubier  vor- 
kommt und  sich  von  den  Aloa -Inschriften  durch  ausschliefsliche  Anwendung  griechi- 
scher Buchstaben  scheidet.  Es  gehören  dahin  eine  grofse  Inschrift  in  Ibrim  (L.  D.VI,  91), 
drei  kleine  in  Semneh  (1.  1.  99  gr.  538  —  540)  und  vielleicht  auch  die  räthselhafte  In- 
schrift von  Silsilis  1.  1.   82  gr.  184. 

Den  lautlichen  Bestand  der  Aloasprache  habe  ich  unten  festzustellen  gesucht;  man 
sieht,  dafs  die  Sprache  ebenso  wenig  mit  dem  griechischen  Alphabet  auskam,  als  das 
Koptische.  Sonst  läfst  sich  kaum  etwas  über  sie  ermitteln.  A€  scheint  „und"  zu 
bedeuten,  6N<\  ist  vielleicht  „es  geschehe"  zu  übertragen  und  0^61  könnte  wohl  „ich" 
heifsen.  Dies  letztere  aber  etwa  zu  Nubisch  ai  zu  stellen,  ist  eine  leere  Spielerei,  so 
lange  seine  Bedeutung  nicht  besser  erwiesen  ist.  Noch  erwähne  ich  des  T^A  (grofse 
Inschrift,  Vorderseite  Z.  9.  11.  13;  Dümichen's  Fragment  B,  Vorderseite),  das  Z.  9  (nur 
auf  dem  Original  zu  sehen)  am  Anfang  eines  Abschnittes  steht;  es  mag  ein  Praefix 
sein. 


Die  Inschriften  von  Soba. 

Die  gröfste  und  wichtigste  derselben  wurde  von  Lepsius  auf  seiner  Reise  für  das 
Berliner  Museum  erworben  und  ist  von  ihm  Denkm.  VI.  12  veröfi'entlicht  worden.  In 
seinen  Briefen  hat  er  sie  S.  156  und  165  kurz  besprochen  imd  mit  gewohntem  Scharf- 
sinn erkannt,  dafs  wir  in  ihr  ein  Denkmal  des  christlichen  Reiches  von  Aloa  besitzen. 
In  jüngster  Zeit  sind  noch  zwei  kleine  Bruchstücke  ähnlicher  Inschriften  in  die  König- 
liche Sammlung  gelangt,  die  Professor  Dümichen  in  Soba  erhielt.  Sie  sind  leider  sehr 
schlecht  erhalten  und  die  folgende  Lesung  kann  nicht  als  absolut  sicher  gelten : 

A.  Dickes,  dreieckiges  Fragment,  das,  wie  die  Randlinie  auf  der  Vorderseite  zeigt, 
Anfänge  von  Zeilen  enthält. 


1881.]  von  A.  Erman.  113 

Vorderseite:       ....  I  O  YC   ... 

. .  I  M  C  M  6  K  I  1  . . . 

AlB€PIOUMtv>..^(M... 
n  HOK'^  ... 

Rückseite:        .  .  •  <N  H  P  A    -^  K  I  €  .  .  . 

...O  NTi  KEA... 

. .  /  A  <\  8  8  di  K  d^ . . . 

B.     Dünneres  Fragment  der  Schlufszeilen : 

Vorderseite:   Reste  von  3  Zeilen,  auf  der  zweiten  ist  zu  erkennen 

...  vi/'  SI<HT^Ak<\... 

Rückseite:      .  .  .  •  K  K.  .  .  KJ  .  . 

...  POIA/OI... 

...7n<XKi..K... 

Ob  diese  beiden  Stücke  Bruchstücke  e  i  n  e  r  Inschrift  sind,  lasseich  dahingestellt; 
die  verschiedene  Dicke  derselben  ist  kein  Beweis  dagegen,  denn  auch  die  Platte,  auf 
der  die  gröfsere  Inschrift  steht,  hat  oben  und  unten  und  an  den  Seiten  ganz  ver- 
schiedene Stärke.  Wie  dem  auch  sein  mag,  jedenfalls  gehören  Lepsius'  Inschrift  und 
die  beiden  neuen  Steine  eng  zusammen ;  es  sind  augenscheinlich  Denkmäler  gleicher 
Art,  die  am  selben  Orte  aufgestellt  waren.  Die  Tafeln  bestehen  aus  demselben  grob- 
krystallinischen  bläulich  grauen  Marmor ;  sie  sind  in  derselben  eigenthümhchen  Weise 
beschrieben,  mit  zierlich  steifen  Buchstaben  auf  der  Vorderseite,  mit  rohen  gröfseren 
auf  der  Rückseite.  Die  Vorderseite  zeigt  keine  Farbenspuren,  auf  der  Rückseite  war 
bei  allen  die  Schrift  schwarz  ausgemalt.  Linien  trennen  hier  wie  da  die  einzelnen 
Zeilen,  und  auch  die  Gröfse  der  Schrift  sowie  die  Lücken,  die  den  Anfang  der  Ab- 
schnitte bezeichnen,  haben  sie  gemeinsam.  Wir  haben  ohne  Zweifel  in  diesen  Frag- 
menten Repräsentanten  einer  gröfseren  Classe  von  Denkmälern,  und  ich  glaube  be- 
stimmt, dafs  Nachgrabungen  in  Soba  mehr  von  diesen  werthvollen  Inschriften  zu  Tage 
fördern  würden.  Aus  der  verschiedenen  Behandlung  der  Vorderseite  und  Rückseite 
möchte  ich  schliefsen,  dafs  unsere  Steine  in  der  Kirche  oder  an  einem  ähnlichen  Ort 
so  aufgestellt  gewesen  sind,  dafs  die  zierliche  Seite  dem  Raum  der  Gemeinde  zuge- 
wendet war,  die  flüchtigere  aber  ungesehen  blieb. 

Die  Schrift  gleicht  im  Wesentlichen  der  späteren  griechisch -koptischen,  besonders 
auf  den  Vorderseiten,  wo  auch  das  für  jene  charakteristische  Einzwängen  kleinerer 
Zeichen  zwischen  und  über  die  andern  angewendet  wird.  Von  Ligaturen  kommt  nur 
eine  vor,  die  aus  Y  und  dem    p   besteht. 

In  einheimischen  Worten  kommen  an  Consonanten  vor: 

r,  A,    K,   A,    M,  N,   P,   C,  T   und  X,   sodann  ^,    p,    5",    1^   und    5, 
die  vielleicht  durch  Difierenzirung  aus  griechischen  Zeichen  gebildet  sind. 

An  Vocalen  und  Diphthongen  finden  sich : 

Ä,  e,   H,  I,  O,  Y,  OY,   (\Y,  61   (auch  eV),  GY  und  Ol, 


IIA  Die  Aloa- Inschriften,  [IV.  Heft 


Der  Strich  über  manchen  Buchstaben  erinnert  an  das  koptische  Zeichen  des  in- 
haerirenden  Vocals,  hat  aber  hier  wohl  andere  Bedeutung,  ß  und  Cü  kommen  nur  in 
<Triechischen  Worten  vor,  doch  kann  dies  ja  auch  nur  Zufall  sein. 

Den  Inhalt  von  Inschriften  in  unbekannter  Sprache  errathen  zu  wollen,  ist  eine 
mifsliche  Sache.  Den  einzigen  Anhaltspunkt,  den  wir  in  unserem  Falle  haben,  bilden 
einige  griechische  Wörter. 

Die  frofse  Inschrift  bietet  uns  zunächst,  wie  schon  Lepsius  bemerkte,  auf  Zeile  4 
der  Vorderseite  den  Namen  rGCÜPPIO;  wir  werden  dabei  nicht  an  den  bekannten 
Heilio'en  zu  denken  haben,  denn  gerade  dieser  Name  wird  uns  auch  als  der  eines 
nubischen  Königs  überliefert  (Quatremere,  mem.  II,  p.  88).  Auf  Zeile  8  steht  sodann, 
wie  ich  nach  genauer  Vergleichung  des  Originals  versichern  kann,  AI0K^H1"äH0 
Diokletian.  Offenbar  haben  wir  in  dieser  Stelle  eine  Datirung  nach  der  Märtyrer- 
Aera;  das  älteste  bekannte  Jahr  dieser  Aera  ist  meines  Wissens  165  =  449  n.  Chr. 
(L.  D.  VI.  90  gr.  292),  häufig  wird  ihr  Gebrauch  jedoch  erst  in  arabischer  Zeit  und  in 
diese  dürfte  auch  unsere  Inschrift  gehören.  Die  letzte  Zeile  der  Vorderseite  bietet 
endlich,  wie  Lepsius  gesehen  bat,  den  Namen  lö^KCüB.  Diesem  Jakob  geht  ÄKA€ 
vorher;  ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  [IC<N]ÄK  A€  ergänze.  Das  erinnert  aber 
socfleich  an  die  Formel,  die  die  griechischen  und  die  koptischen  Grabsteine  von  Wddl 
Gazäl  bei  Nuri  enthalten:  „schenke  Ruhe  seiner  Seele  ev  nokKoii;  Aßpaan  xai  laacM  xat 
laxa'ß  im  Schoofse  Abrahams  und  Isaaks  und  Jakobs"  (L.  D.  VI,  99  gr.  557).  Mit  dem 
Zusatz   „der  heiligen  Väter"  ib.  548. 

riNGY ÄBPÄEÖ^M    MN    IC(NÄK   MN    lö^KOJB   „der  Gott  Abrahams,  Isaaks 

lind  Jakobs«  (L.  D.  VI,  103,  49.  43.  53). 

Es  liegt  nun  nahe  auf  Grund  dieser  auffallenden  Ähnlichkeit,  unsere  Inschriften 
ebenfalls  für  Grabsteine  zu  halten;  indefs  scheint  mir  ihr  gröfserer  Umfang  dagegen 
zu  sprechen. 

An  die  Schlufsworte  <\MHN  eHejOCOriG  solcher  Inschriften  (1.  1.  56)  erinnert  es, 
dafs  unsere  mit  den  Worten  d^MHN   £N<X    schliefst. 

Aus  den  Fragmenten  Dümichen's  ist  nicht  viel  zu  entnehmen.  Der  Name 
AlB6PI0[C?]  ist  bemerkenswerth,  noch  mehr  indefs  ist  es  das  övBBÖi  auf  der  Rück- 
seite desselben  Fragmentes.  Man  sollte  zunächst  in  Aethiopien  die  oberägyptische 
Form  des  Wortes  övRÖ^  erwarten;  wenn  statt  seiner  die  griechisch-boheirische  Form 
steht,  so  ist  dies  —  wie  mir  Stern  bemerkte  —  aus  dem  griechischen  Einflufs  zu  er- 
klären, dem  die  Bewohner  des  oberen  Nils  als  Melkiten  unterworfen  waren.  Erst  im 
achten  Jahrhundert  drang  hier  die  jakobitische  Kirche  ein    (Quatremere,  Mem.  II  p.  39). 


Kleinere  Inschriften  desselben  Alphabetes. 

Mit  den  Inschriften  von  Soba  ist  jedoch  unser  Material  an  Texten  der  Aloasprache 
nicht  erschöpft.  Es  finden  sich  im  Wadi  Essofra  Inschriften,  die  dem  gleichen  Alpha- 
bet angehören,  die  aber  bisher  übersehen  sind;  auch  eine  Inschrift  an  den  Pyramiden 
von  Meroe  gehört  hierher.  An  der  ersteren  Stelle  (Lepsius,  Denkm.  VI,  11,  57.  70) 
finden  sich  zunächst  einzelne  griechische  Namen  (Merkurios,  Michael,  Moyses)  und 
ein  koptisches  Monogramm;  einheimische  Namen  mögen  KGüAH  IS  AHA  PECÜIM 
sein,  während  IHCOYEAH  ein  Gebet  sein  dürfte,  wie  es  ähnliche  koptische  Kritzeleien 


1881.]  von  A.  Erman.  115 

so  oft  darbieten^).  Die  längeren  Inschriften  ebenda  (58.  59.  61.  63),  sowie  die  eine  von 
Meroe  (1.  1.  55)  bilden  zusammen  eine  Gruppe ;  sie  beginnen  sämmtlich  mit  dem  Worte 
ö^ei.  Da  nun  No.  55  auf  0€l  (lies  A.6I?)  der  Name  CÄÄOMOYN  folgt  und  ebenso 
auf  der  grofsen  Inschrift  von  Soba  nach  ^£\  Georgios  steht,  so  dürfen  wir  wohl  an- 
nehmen, dafs  auf  ö^€l  auch  in  den  anderen  Inschriften  der  Name  des  Mannes  folgt, 
der  sich  hier  verewigt  hat.  Ich  glaube,  ö^€l  bedeutet  „ich",  und  diese  äthiopischen 
Graffiti  entsprechen  griechischen  wie  lyjo  Qsxiöcnci  Noüßa  (L.  D.  YI,  91,  309),  r/cu  lac-rj'cj) 
(ib.  308.  309).  Vergleichen  wir  nun  die  zweite  Inschrift  von  No.  58  mit  No.  63,  so 
ergiebt  sich  folgende  Übereinstimmung: 

Ä6I     nOTJECHOI>  ^(XCIAN  GökNOT..  NIA 
<\€l     nOYK  BÄCIIAN  0(M..  .0.... 

Da  nun   B,   wie  schon  gesagt,    nur  in  griechischen  Worten    dieser  Inschriften  nachzu- 
weisen ist,  so  werden  wir  wohl  auch  in   ^Ö^ClA   ein  Fremdwort,    den  Namen  Basilius 
zu  sehen  haben,   um  so  mehr,    als  dieser  Name  für  einen  nubischen  König   überliefert 
ist  2).    Wie  das  folgende  Wort  zu  lesen  ist,    weifs  ich  nicht,    doch  ist  es  jedenfalls  in 
beiden  Inschriften  identisch,  und  ich  möchte  demnach  vorschlagen,  zu  übersetzen: 
„ich  Po  . .  eseor  Sohn  des  Basilius  .  .  .  ." 
„ich  Puk  Sohn  des  Basilius". 
Das  Alphabet  dieser  Inschriften  entspricht,  wie  gesagt,  genau  dem  der  Sobasteine; 
auch  hier  haben  wir  die  Zeichen    UJ^P^.    Das  G,    das  sie  aufserdem   in  No.  58  noch 
zu  bieten  scheinen,  erweist  sich  durch  No.  63  als  wahrscheinlich  unrichtig;    das  (|)  in 
No.  61   darf  man  auch  nicht  mitrechnen,  denn  das  verstümmelte  Wort,  in  dem  es  vor- 
kommt, ist  natürlich  der  Name  Stephanos.     Neu  ist  nur  das  Auftreten  des  CiJ  in  dem 
anscheinend  einheimischen  Namen   PGCÜIM    und    KCÜAH. 

Ganz  vereinzelt  stehen  die  Nummern  57  und  69  mit  ihrem  ^4*80  u.  s.  w.  — 
aber  diese  Buchstabengruppen  sind  ja  so  überhaupt  unaussprechlich.  Vielleicht  sind  es 
Zahlen,  oder  es  ist  eine  Geheimschrift  mit  Vertauschung  der  Buchstaben.  Jedenfalls 
gehören  sie  nicht  zu  imsern  Inschriften. 


Inschriften  im  koptischen  Alphabet. 

Der  schöne  Weihrauchkessel  aus  Soba,    den  Lepsius  in  den  Denkmälern  (VI,  12) 
abgebildet  und  auf  S.  195  seiner  Briefe  besprochen  hat,  trägt  folgende  Inschrift: 

....  c  I  ÄP€+AnAM  I  HF^cgnAp . .  | . . . 

Sie  enthält  keins  der  eigenthümlichen  Aloazeichen,  hingegen  das  ig  und  vielleicht  auch 
"t,  wenn  dies  kleine  Zeichen  nicht  etwa  nur  das  Kreuz  ist,  das  den  Anfang  der  Inschrift 
bezeichnet.  Ich  leugne  nicht,  dafs  sich  mit  einigem  guten  Willen  dies  nicht  auch  kop- 
tisch erklären  liefse  —  man  könnte  an  (XFIA  denken,  oder  an  B.  «.aihp  für  oa.MHp  — 
aber  ein  befriedigender  Sinn  wird  so  schwerlich  zu  gewinnen  sein.  Ich  schliefse  mich 
deshalb  Lepsius  an,  der  auch  hierin  einheimische  Sprache  sieht.  Und  ebenso  möchte 
ich  das  Monogramm  in  Wadi  Essofra,  das  etwa  die  Buchstaben  A^^HNVX  enthält,  für 
nicht  koptisch  halten.   Vielleicht  ist  wieder  A^&A  und  ein  einheimischer  Name  zu  lesen. 


*)    Julius   Friedlaender  erinnert  mich  an  'Ivjo-oiJ  s^.sijtoi' 
^)    Quatremere,  memoires  II,  89. 


116 


Notes  sur  quelques  poiuts  de  Grammaire  et  d'Histoire, 


[IV.  Heft 


Notes  siu'  quelques  points  de  Grammaire  et  d'Histoii'e, 


par 

G.  Maspero. 

(Suite.) 


§  XVII.     J'ai    recueilli    <^k   et   lä   un    certain   nombre    d'inscriptions    ou    fragments 
d'inscriptions  qui  presentent  un  interet  historique. 

a.  —  Sur  un  manche  de  sistre  en  porcelaine  verte,  imbrique:  d'un  cote  la  legende 

I = (°ii]  ¥  (EMEl  5  (|  1 :"  ''»■""  II  (2ll]¥  (El]  f  ä 

"^~^  j\  (].   cn  colonne  verticale.     Proviendrait  de  Tell-Basta:    appartient   actuellement  ä 
M.   Ambroise  Baudry,  arcbitecte  au  Caire. 

b.  —  Fragment  de  colonne  cylindrique  pres  de  la  Grande  pyramide:    0  L\l^^ 

^~~^  V— ^  (^^  Q  I  O   I  W  "        ]  A'T'^^-     C'est  un  des  rares    debris    qui  restent  du  regne 

de  Ramses  IV  aux  environs  de  Memphis. 

c.  —  Trouves   pres  de  Matarieh,  sur  le  terrain  de  la  ferme    aux   autruches,   trois 
enormes  fragments  de  granit  rose  portant  le  premier  un  fragraent 
de  cai'touche  de  Ramses  II ,    le    second   la  legende  de  Seti  II : 
le  troisieme,  le  reste  de  deux  lignes  dont  la  premiere  se  terminait 
fyjlj^^    et  la  seconde  est  ainsi  conpue    ^  -^  ^&^  J  L  U U  xz^ 

><AAv^  ^zfP  ^  o  'c:^  ^^  ±  ' —  ulfia  i  t  aaa^  _^  =^^=^  =^<-=^  i 
AAAAAA  ■"     o  :    c'est  le  nom   d'une  des  filles  d'Amenophis  IV.    Les 

ö    d  Sil 
trois    fragments    proviennent   d'Heliopolis    et    le    dernier    a   par 

l'epoque  ä  laquelle  il  appartient  une  certaine  importance  histo- 
rique. J'ai  eu  du  reste  occasion  de  relever  sur  un  des  murs 
de  la  mosquee  de  Hakem  de  nombreux  fragments  d'un  edifice 
d'Amenophis  IV  que  je  publierai  des  que  j'aurai  ecarte  les 
difficultes  administratives  qui  m'empechent  d'en  preudre  l'estampage. 

d.  —  Stele    que  j'ai   rapportee  d'Abydos    au   mois  d'Avril   1881,    trouvee  daus  la 


Ö[^^, 


(-■^)f]'^A: 


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1     r  d 

necropole  de  TOuest,  non  loins  de  la  Chouuet-ez -Zebib:        \ 

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1881.]  par  G.  Maspero.  217 

^^5?' ^■''^  ^  J[''^~^V^r      ^^    ^^^^^    ^^   distingue    par    la   singularite  des  formales 

et  par  la  date:  „L'an  VÜ,  sous  le  roi  Khoprikeri,  vivant  ä  toujours  et  ä  Jamals:  je 
„suis  ne  Fan  I  du  fils  de  Eä  Amenemhait,  juste  de  voix  ä  toujours.  Proscyneme  ä 
„Anubis  sur  sa  montagne  residant  en  son  pylone  divin,  ä  Khontamenti  etc.  .  .  .  pour 
„Khnoumnaklit.  II  dlt:  „Qui  aime  Khontamenti,  maitre  d'Aboiidou,  qui  aime  le  roi, 
„qui  aime  Apmatonou  ce  dieu  eteniel,  qui  aime  reposer  ä  Aboudou  et  laisser  la  force 
„ä  ses  enfants,  soit  parmi  les  pretres,  soit  parmi  les  individus  qui  passent  ä  la  porte 
„de  cette  tombe,  qu'il  dise:  „Millier  de  paius,  millier  de  liqueurs,  milliers  de  boeufs, 
„mUliers  d'oies ,  toutes  choses  bonnes  et  agreables  au  double  du  bienheureux  Khnoum- 
„nakht,  ne  de  la  dame  Nofre." 

Sous  ce  texte,  le  tableau.     A  droite,  le  mort  assis,  avec  sa  femme  assise,  et  par- 
derriere,  en  deux  lignes  horizontales:      [l  ^  ^  fi  ^S  J|  '  " ''^J)  I '^''^  W 

äfH^lTfi-  ^  S^"*"^^'  ^^  *^*'^™*  ^''^'  fl^'S^^Ö^^-  et  devant  lui  la 
table  d'ofirandes  avec  la  legende  de  droite  k  gauche: 

^  S  S  X- 

Quatre    personnages    debout    s'avancent    vers    la    table    en    levaut    la    main    en    signe 

"^  ö  1)  1=^  l'  ^  JL  ö  ^^  ä  •     ^®  ^°^^  conduits  par  le  fils   aine   ^  ^  ^  |^  ""^^ 

0,61   de  hauteur  et  la  forme  quadraugiüaire.   —  Musee  de  Boulaq. 

e.  —  J'ai  rapporte  de  Coptos  pendant  le  meme  voyage,  une  large  dalle  en  marbre 
noir  de  0,39  de  large  sur  0,43   de  haut  avec  les  debris  de  deux  lignes: 

|CGüTH  P  AHnO  MC 

§\OricTOTTOTNOMOT 
c'est    Xoyi'arov  Tcv  vÖjjlcv.     Chacune    des    lettres    a    en  moyenne   0,35    de  haut.    —    Musee 
de  Boulaq. 

/.  —  Stele  sur  craie  grise  d'environ  0,25  de  haut.  Dans  le  cintre,  sous  un  ciel 
recourbe,  k  gauche,  la  deesse  ä  tete  de  lionne,  coiÖee  ^ ,  avec  "T"  et  T  dans  les  mains, 
ä  droite  vta  roi  uraeus  au  front,  lui  offrant  le  ]|j[jJJ-    Au-dessous,   quatre  lignes  d'hiero- 


glyphes  tournees  de  droite  ä  gauche:        11^^^  (®I— -°'^1  "^^  (  ol^l  T^l  ?f  ^  I 

Les  caracteres  ne  sont  pas  toujours  tres  nets  et  les  noms  sont  d\m  type  nouveau.  — 
Ayant  appartenii  ä  M.  Fahrmann  consul  -  general  des  Etats -Unis  en  Egypte:  veudue 
depuis  et  passee  je  ne  sais  oü. 

g.  —  Petite  stele  en  Serpentine  d'environ  0,16   de  haut  sur  0,10  de  large.    Figiires 
et   legendes   tres    finement   sculptees.     Dans   le   cintre    ä   gauche       ^\  "  "     1 1  >    ^  ^^^^ 

Zcitscbr.  f.  Acgjpl.  Spr.,  Jahrg.  ISSl.  16 


-I  1  o  Notes  sur  quelques  points  de  Grammaiie  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 


d'epervier  coiffe  ^  h  |  et  •¥■  dans  les  mains;  derriere  lui  Ptah  -PtM^  matire  du 
cercueil,  dans  sou  uaos,  devant  qui  se  tient  deboiit  ög^?^  coiffe  ^  et  teuaut  | 
ä  la  main.  Dans  le  registre  inferieur,  ä  droite,  im  homme  agenouille,  les  deux  bras 
leves     en  costume  de  ceremonie  de  Tepoque  Ramesside  et  devant  lui  en  cinq  colonnes 


sonnage  ne  dise  pas  de  quel  roi  il  a  ete  le  precepteur  (sib)  et  Teducateur  (skhopri): 
c'etait  un  roi  posterieur  ä  Ramses  II,  puisqu'il  avait  iin  titre  dans  le  temple  thebaiu 
de  Ramses  II.  Le  costume  est  celui  de  la  XX^-  dynastie.  —  Appartenaut  ä  Rogcrs- 
bey  au  Caire. 

/j.  —  Tronpon  de  colonne    en   granit  rose,    provenant    d'un    temple  de  grandes  di- 

mensions.     Dans    un    premier   registre    le    roi    ||^^»J  qh,  (k^°^  j   \j\ 

regoit  la   ^  d'im  dieu  innomme  qui  lui  dit    /J\^^^^  J  ^  ^  ^^^^-^-rH' 

„Je  donne  que  tu  tranches  les  tetes  des  Libou,    que  tu  repousses  leur  assaut."     Dans 

]e  tableau  voisin   le    meme  roi,    devant   un  autel  leve   les    deux  mains  pour  implorer  le 

meme  dieu.     Toutes  les  legendes  sont  verticales :    toutes  les  tetes  des  personuages  ont 

ete  eulevees,  ce  qui  ne  permet  pas  de  reconnaitre  les  dieux. 

1  r^  I    I 
Au-dessous  de  ees  tableaux  courait  une  inscription  en  ligues  horizontales      i  ^.l 

^r^:,i,ffi^Sffi^:iiri issii  '^•"■^' '•  -»"^ "'z^ 

„Shomou,  on  vint  dire  ä  Sa  Majeste:   „[Le]  vil  [chef]   des  Libou  a  envalii  avec  (Q  ) 

„les hommes  et  femmes,  les  Sliagalash "    L'importance  de  ce  fragment  est  des 

plus  grandes.  Le  nom  des  peuples  enumeres  nous  montre  qu'il  s'agit  de  la  grande  invasion 
des  peuples  de  la  nier  que  Minephtah  eut  ä  repousser.  L'inscription  de  Karnak  est 
mutilee  du  haut  et  la  date  de  la  guerre  y  mauque :  notre  tronpon  de  colonne  nous 
apprend  que  les  faits  racontes  ä  Karnak  se  sont  accomplis  en  Tan  V  de  Minephtah. 

Ce  tronfon  est  reste  pendant  de  longues  annees  dans  la  cour  du  Ministere  de  Tln- 
struction  publique  au  Caire :  je  Tai  fait  enlever  et  transporter  au  Musee  de  Boulaq,  il 
ya  quelques  semaines.  On  peut  se  demander  sil  vient  d'Heüopolis  ou  de  Memphis: 
je  croirais  volontiers  qu'il  vient  de  Memphis  et  du  temple  de  Ptah.  Ou  se  rappelle 
en  effet  que  Ptah  apparut  en  songe  au  roi  avant  la  bataille :  il  serait  tout  naturel  que 
le  roi  reconnaissant  eüt  consacre  dans  le  temple  de  Ptah  le  Souvenir  de  sa  victoire. 

§  XVII.  On  s'est  demande  ce  qu'etait  devenu  dans  TEgyptien  moderne  la  preposition 
0  du  moyen  et  du  vieil  Egyptien.    Je  Tai  retrouvee  en  demotique  sous  la  forme  ^|, 

p) ,  qu'on  transcrit  d'ordinaire  AH,  avec,  et.  ^|  est  la  reproduction  fort  exacte  de  la 
ligature  hieratique  "^y  pour  "—^1  •  Des  phrases  comme  li^.Ji'.^l"?  21  "«T  ^' —  V^ 
(Revue  Egyptologique ,  T.  II,  pl.  21,  col.  2)    doivent    se   trauscrire     ^^  i"n^  A^  R 

AAAwv  A«wA  [1  [j  vSi  W|  '^      .     La   transcription  ^^  du    groupe    ^z^     me  parait  pre- 

ferable  k  ceUe  de  -^^"^^^  que  j'en  ai  donnee  dans  le  Roman  de  Satni  {Zeitschrift, 
1878,  p.  81,  note  40}. 


1881.]  par  G.  Maspero.  119 

§  XIX.  Entre  autres  papj-rus  inedits,  le  Musee  de  Boulaq  renferme  ua  feuillet 
tres  mince  recouvert  d'une  ecriture  tres  fine.  De  nombreuses  lacunes  produites  par 
Tusure  aux  plis  du  rouleau  n"empechent  nullement  le  dechifirement  exact: 


'^sÄiPx^^cii]irT°i^s"i^,^- 


s£«Än 


_^   ^     I      V  _S5^      ^     1  I     ^=^  Sc.  <=:^   ^i  (/^  -M>  ^^  1       Si    I  ^^UTE  _S5^  K.=_  i  21/ 

„Le  gardien  Thoutmosou  du  temple  de  Menpehtiri"  s'adresse  ä  ua  personnage  de 
meme  rang  que  lui  ou  ä  peu  pres  et  lui  envoie  une  reclamation  au  sujet  d'un  äne. 
„[Je  tavais  dit:]  Fais  amener  l'äne  ä  ferrer  de  fer  que  tu  as  remis  aux  mains  du  Do- 
„mestique  Petiai,  car  on  te  la  donue  pour  le  ferrer  du  fer  du  domaine  du  temple 
„de  Menpehtiri  qiii  est  dans  le  Ouady  Pekha  aux  ordres  des  chefs  du  materiel  du 
„temple  de  Menpehtiri.  Puis  fais-nous  savoir  quand  le  capitaine  Khenna  des  classes 
„brillantes  comme  le  disque  solaire  dans  Tannee  des  soldats  etrangers  Tsipor  t'aura 
„livre  l'äne. "  Or,  il  (le  capitaine  susnomme)  t'a  dit :  „Donne  le  (räue)  ä  Thoutmosou, 
„et  tu  ne  Tas  pas  donne,  et  je  tai  pris  qui  demeurais  ä  Mannouvri  avec  le  chef 
„d'atelier  Amenmosou,  te  disant:  „Donne  le  (räne)."  Tu  m'as  dit:  „Ne  me  fais  point 
„mener  au  Jury,  et  voici  l'äne;  mais  certes  u'envoie  personue  pour  le  prendre  ou  je  ne 
„le  donne  pas!"  Ainsi  dis-tu  et  tu  me  juras  par  le  mattre  v.  s.  f.  disant:  „Je  te  le 
„ferai  amener"  et  voici  tu  ne  las  pas  fait  amener,  et  on  me  retient  (requivalent  de) 
„son  travail  d'annee  en  annee,  et  il  est  toujours  chez  toi." 

§  XX.  Le  recit  de  la  campagne  contre  Mageddo  n'aurait  pas  ete  complet  si 
Thoutmos  III  n'y  avait  Joint  l'enumeration  des  villes  qu"il  avait  enlevees  de  force  ou 
qui  s'etaient  soumises  volontairement  apres  la  victoire..  II  fit  donc  graver  sur  deux 
pylones   de  Kamak   (X\  et  VII)    trois   longiies    listes    de   noms   geographiques  i).     La 


1)    Mariette.  Kamak,  pl.  17.  18.  27. 

IG* 


120  Notes  sur  quelques  points  de  Grammaire  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 

fut  analysee  par  M.  de  Rouge  -),  peu  de  temps  apres  la  decouverte.  Les  deux  autres 
listes  ne  sout  gueres  que  des  copies  legerement  modifiees  de  la  prämiere:  elles  ont  ete 
publiees  in  extenso,  et  commentees  par  M.  Marlette  lui-meme  dans  im  ouvrage  special^). 
Je  Tais,  en  m'aidaut  des  travaux  de  mes  devanciers,  examiner  Tun  apres  Tautre,  les 
Cent  dix  neuf  noms  que  nous  fournissent  les  trois  listes. 

1°-    d  ■R^     Qodshou,  Ti'-p.    M.  Mariette  ne  croit  pas  que  nous  ayons  ici  la 

Qodshou  de  l'Oronte,  dont  la  position  a  ete  si  beureusement  definie  par  Brugscli*): 
il  preferait  la  Kadesh  de  Nephtali.  „Aucune  position  ne  nous  parait  mieux  convenir 
„ä  la  ville  qui  fut  le  centre  de  la  confederation  des  peuples  que  Tboutmes  III  eut  ä 
„combattre.  Environnee  de  murailles  comme  eile  l'etait,  eile  commandait,  mieux  que 
„Megiddo  encore,  les  defiles  qui  sont  la  cle  de  la  route  du  Libau.  Au  contraire,  la 
„Qodshou  de  TOronte,  nous  semble  trop  au  uord  et  en  debors  de  la  zone  geograpbique 
„qu'embrassent  les  listes  de  Karnak."  Je  ne  vois  pas  que  Qodsbou  de  TOronte  soit 
sensiblement  plus  en  debors  de  la  zone  geograpbique  en  question  que  Damas  et  Beyrout 
dont  M.  Mariette  admet  la  presence  dans  nos  listes:  Targument  de  l'eloignement  ne  me  ■ 
semble  donc  pas  etre  de  grand  poids.  Au  contraire,  le  rapprocbement  de  Qodshou  et 
de  Magiddi  s'explique  par  le  fait  que  le  prince  de  Qodshou  et  le  prince  de  Magiddi 
etaient  les  chefs  de  la  confederation  syrienne  et  devaient  naturellement  etre  en  tete  de 
la  liste.  Les  listes  et  le  recit  de  la  campague  ne  sont  pas  du  reste  les  seuls  docu- 
ments  oü  il  est  question  de  Qodshou :  eile  est  mentionnee  dans  les  Annales  et  dans 
rinscription  dAmouembib.  Dans  la  campague  de  Tan  XXX,  Thoutmos  apres  avoir 
pris  et  pille  Qodshou,  prend  les  villes  de  Simyra  et  d'Arad^).  Si  Qodshou  etait 
reellement  Kadesh  de  Nephtali,  on  ne  comprendrait  guere  le  rapprocbement  des  trois 
villes;  si  Qodsbou  est  le  Qodshou  de  lOronte,  la  marcbe  du  roi  est  bien  ce  qu'elle 
doit  etre.  Qodshou  de  TOronte  est  en  effet  ä  peu  pres  ä  la  hauteur  d'Arad  et  de 
Simyra,  et  Ton  comprend  aisement  que  le  roi  d'Egypte  apres  avoir  pille  la  capitale  du 
prince  Syrien  se  soit  porte  sur  la  gauche  pour  aller  mettre  ä  la  raison  les  rebelies  de 
la  cote  phenicienne.  Je  ne  crois  donc  pas  qu'il  y  ait  lieu  de  distinguer  entre  la 
Qodshou  de  Thoutmos  III  et  de  Ramses  II,  et  je  considere  le  ]S°-  1  de  la  liste  de 
Karnak  comme  etant  la  Qodshou  de  l'Oronte. 

2°-    l\    ^^^löö  raa.    Masidi. 


3°'  T  Yx  ^^\  (1  [1  Khaai.  M.  de  Rouge  avait  indique,  mais  pour  la  repousser, 
ridentification  avec  la  ville  de  "^n,  Tai',  r]  Tai.  M.  Mariette  l'a  adoptee  et  admet  la 
transcription  de  3  par  T.  Cette  transcription  est  impossible  en  sei,  et  l'identification 
du  nom  egyptien  avec  ">n  est  d'autant  moins  excusable  que  ~f  ^^  ^^  [j  (]  transcrit 
litteralement  nous  donne  un  mot  hebreu  r;;~,  vicus,  par/us.     Situation  inconnue. 


^)    Id.,  pl.  17.  ^)    Etüde  sur  divers  Monuments  du  regne  de  Thoutmes  III.    1861, 

p.  33  —  61.                 5)  Les   listes   geographiques  des  Pylönes  de  Karnak   comprenant  la  Palestine, 

VEthiopie,  le  Paijs  des  So7ndl.     Le  Caire  1875,  Texte  in  -  4°'  et  Atlas  in  -  folio.          *)    Geogr. 

Jus.,  T.  II,  p.  21.  5)    Mariette,  L.  G.,  p.  12—13.                 «)    Annales,  L.  7. 


1881.]  par  G.  XIaspero.  121 

*"  ^"11^^  Git-Sonnä,  ^^l^'^£  Gi-Sonnä,  ^^^  ^*" 
thoana.  M.  Bmgsch  propose  Eäshion,  \  r,r  *) ;  mais  je  ne  Tois  pas  ponrqnoi  les 
Cgjptiens  qiii  araient  FarticalatioD  ä  des  Semites,  anraient  transcrit  c  dans  Kishion  par- 
IJ.  A-goUj  1  souj  ou  s=s  ihmi.  M.  Mariette  propose  -j,  Grath  des  Philistins,  par 
retranchement  de  la  finale  -|y  de  FEgyptien  et  par  transcription  de  -l  1  'e\ ,  \  ^ 
et  \,  en  r.  j^Le  n  hebrea  est  en  effet  rendn  dans  le  texte  egyptien  arec  une  exacti- 
„tnde  d'antant  plns  grande  qa'on  Toit  par  les  Taiiantes  j|l '^  =  -^  =  1  *&., 
^'embarras  dans  leqnel  le  scribe  egyptien  s'est  trouTe  en  presence  de  cette  lettre."  *) 
Lies  scribes  egyptiens  ont  en  sonvent  ä  rendre  le  n  et  ils  n'ont  jamais  qpronre  rembarras 
qpi'on  lenr  snppose:  ils  ont  tonjonrs  mis  c\  on  =  *  ponr  n^  jamais  nne  combinaison 
comme  \x.j  on  la-  sifflante  X •  Lte  teste  ^yptien,  transcrit  lettre  ä  lettre  nons  donne 
soit  7cr-=  soit  Tcn.,  et  M.  de  Bonge,  tont  en  rapprochant  le  mot  de  c— rj,  fmmulus, 
ne  Tojait  rien  dans  la  Bible  qni  pM  Ini  etre  compare. 

Les  Tariantes  fl*  V  ^  Git-Sonna,  -siz^l 'p,  "fc^  Gisonna,  et    ,,      ^  ^ 

fy  Githonna  sont  &cilies  ä  expliqner:  la  combinaison  tha  est  malaisee  ä  prononcer 
et  s'afl^iblit  natorellement  soit  en  »  soit  en  £&.  D'antre  part  le  v_>»  lepond  plns  son- 
Tent  an  i  qa'an  p  on  an  -;.  Je  pense  donc  qne  nons  aTons  ici  affiüre  ä  nn  nom  propre 
compose  7c  rs  ou  ri:  ~  analogne  ä  ~s^  ~i  nom  d'nne  Tille  de  Sebnlon,  ou  k  j-sn  r» 
nom  d'nne  ville  leritiqne  de  Dan  et  de  Manasse.  J.  ^  "^  Souna  on  Soana  rappelle 
immediatement  la  y»rä  Setm,  Soen,  la  Sion  d'Isäachar  qni  etait  sitnee  an  pied  du  Tbabor. 
Je  ne  sais  pas  si  "ts  ra  pent  etre  identiqne  ä  tsK~s  comme  frsr  rs  parait  Fetre  ä  7E7: 
mais  la  position  de  SoeKj  Seon,  SioH,  dans  Issacliar,  au  pied  du  Tbabor  repond  assez 
bien  ä  ce  qne  nons  pouTons  attendre  du  Toisinage  de  Magiddi.  Pour  »  =  #ä  toit  les 
noms  comme  Kisouna,  A^torton,  etc. :  nons  sonunes  dans  la  region  oü  la  Substitution 
de  la  sifflante  ä  la  chuintante  est  un  &it  dialectal  d'occnrrence  freqnente. 

5*-    2d^^5^^     An-Shaoui.     M.  de  Eonge  n^prodbe  ce  mot  de  5i=r,  vuilcfa. 

Je  pense  qne  "^^  doit  etre  ici  le  mot  ^r?  fims  et  ^5  >^  ^™^  forme  apparentee  ä 
la  racine  nt'r.  xrz,  strejntit^  fragorem,  edidit,  on  ä  la  racme  rrrä,  chald.  k-c,  phnm», 
atqtiM*  Juit,  si  bien  qne  £n-Shaoni  signifierait  on  ä  peu  pres  la  /omtame  bm^ante 
on  la,  jomfame  de  la  plaine.     Situation  inconnue. 

6*"  vr-=^  I*  V  Dibkhon.  Mariette  Toit  dans  TtSp  de  Jnda  une  trameriptic» 
»uj^santment  eraeie  du  T^itkti  <m  Tabmih  des  Ustes  emptieime»  et  n'admet  pas  qu'on 
rapproche  cette  Tille  de  la  ^^  ^  k^^  voisine  de  Qodsbon  qne  cite  le  Papyrus 
.Anaxtasi  I.  M.  de  Bouge  an  contraire  recommande  ce  rapprochement  et  Toit  dans 
notre  TiDe  la  tttzs  de  la  Bible,  ainsi  qae  la  racine  !r=s  maetare.  Lt'orthograpbe  par 
<-^=M  initial  r^poud  ä  la  Tariante  chaldeenne  r:^~  de  1&  racine  en  qnestion.  Situation 
inconnue. 

-,i_ —  g».  j^  troiäeme  liste  donne  | '  |j  |j  oü  les  deox  autres  donnent  *  \  fl 
La  le^on     J  (1||  me  parait  Tenir  d'nne  transcription  &utiTe  de  Foriginal  hieratique 

des  listes.    U  est  posäble  en  effet  qu'one  forme  tres  cursive   (^^fc/  ait  ete  interpretee 

*)    La  SorÜe  des  Hehremx  d^Egfpte^  p.  44.   ,  ^>    Slariette,  L.  G.,  p.  13 — 14. 


122  Notes   sur  quelques  points  de  Grammaire  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 


fp  2  j^  •    ^^  toute  maniere  Bamäi  ou  Qamäti  donnent  le  uieme  sens:     ]  (jO  oii 

1  ll  (1   serait  naa  pl.  rh-c^   locus   excelsus,  fana  etc.,  et  |l  'J    ®®  rattaclierait  ä 

la   racine    =-p    surgere.     M.  de  Rouge   voudrait  voir    daus    cette  localite    la   YTa;;  Kamön 
de  Gilead.     J'en  considere  la  Situation  comme  etant  inconnue. 


go-  «^  V>  I  ü  ü  "^  Toutliina,  Toudina,  Douthina,  Doudiua.  SelouM.de 
Rouge,  transciiption  exacte  de  'fn;  Selon  M.  Mariette,  par  addition  de  i  iuitial  et  par 
soustraction  de  na  final  nar,  'lErrai'  de  la  tribii  de  Juda.  Le  nom  rappelle  plutot 
TC^»  T"^  "ie  Samarie,  aujourd'hui  Teil  Dotliau. 

lO"-  ^^^^    ^   Robina,    Lobina.      Selon    de   Rouge    et   Mariette    rtiV    de 

Juda.     II  y  avait  au  ]Sord  de  Silo  une  autre  viUe  de  njisV- 

11°-  I    I    ^°^  ^^  Karti-Nit'na.     M.  de  Rouge,  qui  n'avait  ä  sa  dis- 

position  qu'une  copie  fautive  i  V         j   ^^^^  avait  reconnu  dans  cette  ville  soit 

r;:o;D-n2"ip  soit  r!:D-n;;"ip.  M.  Mariette  admet  un  renversement  Neinaou  pour  T'ennaou 
et  une  transcription  impossible  de  ö  par  un  |  s  egyptien.  „Peut-etre  demaudera- 
„t-on  pour  quel  motif  le  scribe  egyptien  charge  de  la  transcription  de  ce  nom  lui  a 
„fait  subir  une  deformation  qui,  en  definitive,  le  rend  presque  meconnaisable.  L'esprit 
„egyptien,  porte  aux  ingenieuses  assimilations,  se  retrouve  lä.  Notons  en  effet  que 
„Kiriath-  Sannah  veut  dire  la  Ville  des  Pahniers;  mais  notons  aussi  ({\\&  Keret-nei-na-u 
„veut  dire  la  Ville  des  arbres  Net',  "^  Q,  Net'  etant  d'ailleurs  un  nom  d'arbre  inconnu. 
„En  renversant  la  syllabe  "i— ^  net',  le  scribe  a  donc  reussi  ä  faire  avoir  en  egyptien 
„au  mot  qu'il  voulait  transcrire ,  ä  peu  pres  le  meme  sens  et  le  meme  son  qu'il  avait 
„en  liebreu."  i)     Le  mot    ^   ^^  ^^^  est  la  transcription  exacte  de  ';s3,  ßeur.    Je 

ne  sais  pas  si  le  pluriel  egyptien  en  i  i  i  indique  ici  un  pluriel  semitique ,  au  quel  cas 
on  aurait  CDSD-n^nip.  Je  crois  plutot  que,  si  l'original  semitique  avait  cette  terminaison 
D'',  le  scribe  egyptien  l'aurait  rendue  par  ^.  ou  \\^^,  comme  il  a  fait  ailleurs.  Nous 
avons  donc  ici  une  "iss-n^"!]?  ville  de  la  ßeur,  analogue  ä  ="?!;?  !^^"ip  ia  ville  des  forets,  etc. 
pour  la  forme  grammaticale.     Situation  inconnue. 

12°'      v^  Vs^   ^ — D ,   Maroma    est  le  mot  =i^a,    locus  excelsus,    editus.     C'est 

probablement  la  localite  qui  est  comprise  dans  l'exjDression  ci^a  ^a  et  que  Robinson 
a  retrouve  ä  deux  lieures  au  nord-ouest  de  Safed  avec  son  nom  antique  Meiroum  ou 
Meroun. 

Les  onze  noms  que  je  viens  d'etudier  de  Magiddi  ä  Merom  forment  une  Serie  dont 
l'emplacement  a  ete  cherche  sur  divers  points  du  territoire  palestinien.  M.  Mariette, 
trompe    par   des    identifications    erronees,    a  cru  pouvoir  placer   les  N°*-  4  — 11   dans  le 

Sud  du  pays:    comme  ni  ll  4-  V    ^ '     "'  ll     I      ^1    ^ss.  ^^    peuvent 

etre  Gath  et  Kiriath- Sensenah,  je  pense  qu'on  peut  des  ä  present  renoncer  ä  l'idee  de 
chercher  l'equivalent  de  cette  Serie  parmi  les  noms  de  la  tribu  de  Juda.  Les  seules 
localites  dont  la  position  soit  connue,  Magiddi  et  Merom,  sont  en  Galilee:  il  y  a  donc 
chance  pour  qu'une  partie  des  localites  enumerees  entre  eux  soient  situees  egalement 
en    Galilee.      Cela   parait   vraisemblable    pour    Git-Souana.      Si    Doutina    est   vraimeut 


1)    Mariette,  L.  G.,  p.  16  —  17. 


1881.]  par  G.  Maspero.  123 

DotLain,  il  est  permis  de  supposer  qua  Lobina  est  la  Lebonali  de  Samarie,  aujourdhui 
Loubban.  Les  autres  localites  ne  me  rappellent  aucuu  nom  ancien  ou  moderne:  jene 
m'obstinerai  donc  pas  ä  leiir  chercher  des  analogues  dans  la  Bible  au  prix  d'interver- 
sions  ou  de  modifications  dans  la  valeur  des  lettres.  La  Bible  n'a  janiais  eu  la  pre- 
tention  de  nous  donner  un  tableau  geograpbique  complet  de  la  Palestine,  et  les  donnees 
des  monuments  egyptiens  ne  doivent  pas  necessairement  concorder  toujours  avec  les 
donnees  quelle  nous  fournit.  Teile  ville  ou  tel  bourg  qui  ne  figure  pas  au  Livre  des 
Juo-es  peut  se  rencontrer  dans  les  listes  de  Karnak;  tel  bourg  trop  insignifiant  pour 
etre  compris  dans  le  catalogue  des  bourgs  assignes  ä  chaque  tribu  a  ete  considere  assez 
bon  pour  faire  nombre  dans  renumeration  des  conquetes  de  Thoutmos  III.  Des  re- 
cherclies  approfondies  nous  permettent  probablement  de  retrouver  quelques  uns  des  noms 
de  ces  localites  obscures  encore  vivants  aujourd'hui:  il  faudra  nous  resigner  ä  ignorer 
toujours  la  Situation  veritable  du  plus  grand  nombre. 

13-  ][ll^^  Dimasqou,  14»-  ^^](j'^  Adira,  15«-  (j^J^  Aoubila 
sont  bien,  comme  Ta  montre  M.  de  Rouge  Damas,  -"-K/Adpa,  'Acupa.  Edrei,  et  -zs 
lAbyla  situee  pres  d'Edrei. 

Iß"-  C  ^v  "^  V  Hamatou  non  pas  comme  le  veut  de  Kouge  Hamath  la  Grande, 
mais  THamatli  situee  sur  le  Yarmouk,  et  qui  servait  de  Station  thermale  ä  la  grande 
ville  de  Gadara.  Le  voisinage  d'Edrei  et  d'Abila  prouve  que  Mariette  a  eu  raison  de 
proposer  cette  assimilation. 

17°-  n  ^  r\  Akidou,  ou  avec  la  valeur  ia,  iou  de  [1,  Jakidou.  Serattache 
probablement  ä  la  racine  -'_•_  arsit,  eu-arsit,  qui  entre  dans  le  nom  de  la  ville  -::~?.z 
de  Juda. 

18°-    TtTtT  Tx   ^-^     Shemänaou:    la    seconde   hste    a   oublie    ^w.^    et    donne 

TvTtT  ''  "y^  ^x^  Shemäa.  Le  nom  TtTJ  ^  "^^  qui  tient  le  trente-cinquieme  rang, 
parait  etre  le  meme  mot  au  singulier.  M.  Mariette  propose  la  2a,uouX)j  de  Ptolemee, 
voisine  de  Damas:  M.  de  Rouge  (p.  51,  no.  34)  rapproche  la  forme  egyptienne  des 
termes  -i^r  et  :":sc  la  graisse  que  la  Genese  applique  k  la  designation  generale  des 
terres  productives  et  de  l'arabe  ^^Ufw  et  qUL«  qui  a  servi  ä  nommer  diverses  localites, 
„entre  lesquelles  notre  choix  n'est  pas  fixe  ici  par  quelque  circonstance  determinante-. 

Id"-    ■^^^  (]  ^  %>  Beerotou  ri-Na,  pluriel  de  -n^  ne  peut-etre  ni  le  Beeroth 

de  Benjamin,  ni,  comme  le  veut  Mariette,  la  Beryte  de  Syrie.  L'ensemble  de  la  liste 
nous  obhge  ä  placer  cette  viUe  dans  la  region  que  traverse  le  Jourdain  ä  sa  sortie  du 
lac  de  Tiberiade. 

20"-  §^  I  "^1  Mat'ana,  f-^^  selon  Mariette,  mais  je  ne  connais  pas  un  exemple 
certain  de  |  pour  t.  Tel  qu'il  est  le  nom  egyptien  est  une  transcription  exacte  soit 
de  V'"?  cibiis,  soit  de  17-^,  pl.  c"."-^,  paatus,  pinguis  de  la  racine  -,-:,  alere.  Je  ne  con- 
nais aucune  localite  qui  porte  ce  nom,  mais,  ä  en  juger  d"apres  la  positiou  du  numero 
suivant,  je  pense  que  Mat'ana  devait  se  trouver  dans  les  environs  du  lac  de  Tiberiade. 

•21°-    'S  "^^^    Sarona.      La    transcription    exacte    serait    v^B'    r"?'^?    lorica. 

Toutefois  la  sifflante  peut  etre  ici  comme  dans  Dima«qou,  A«tartou,  Kasouna  etc.,  ime 
particularite   dialectale,    et  alors  Sarona   serait  le    •{—a  dTsaie   (33,  9)    dont  Eusebe  dit 


124  Notes  sur  quelques  poitits   de  Grammaire  et  d'IIistoire,  [IV.  Heft 

qu'il  etait  »j  «tto  roxi  opoxig  Qaßtup  bttl  tjjw  Ttßspiäda.  Xifj-vyiv  X'^P"-  ^^  trouve  encore  au- 
jourd'hui,  dans  la  region  indiquee  par  Eusebe,  un  village  de  Sarouneh  (Guerin,  Galilee, 
T.  I,  p.  267),  qui  possede  quelques  debris  antiques  et  pourrait  etre  le  Sarona  des  listes. 

220-  ^^  J  üü  Tobi.  C'est  la  racine  =rj,  bonus  dont  une  autre  forme  ci"^  (|  %  J 
se  rencoutre  au  No.  205  de  la  liste.  Je  ne  pense  pas  qu'il  s'agisse  ici  du  pays  de 
Tob,  mais  de  Tune  des  nombreuses  localites  de  la  Galilee  qui  pouvaient  s'appeler  la 
bonne.  II  y  a  justement  au  Sud  et  pas  bien  loin  de  Sarouneh  un  viUage  de  Oumm 
et  Taybeh  (Guerin,  Galilee,  T.  I,  p.  126 — 127)  que  Guerin  identitie  avec  En-hadda: 
ce  pourrait  etre  la  Tobi  des  listes. 

23°-  ^"^^N  ö  '^-  Bit'ana,  d'apres  Mariette  --ja,  Barval  d'Asher,  mais  (1  repond 
ä  S  ou  ä  T,  jamais  ä  a.  Le  mot  bebrai'que  le  plus  voisin  est  ""ja,  cotitentus,  de  nra, 
contempsit,  qui  entre  dans  le  nom  d'une  ville  de  Juda  rr^nria.  Peut-etre  vaudrait-il 
mieux  rapproclier  Bataua  de  la  racine  yii,  n^ja,  coenum,  palus.  De  toute  fapon  la  ville 
devait  etre  dans  le  massif  qui  separe  la  plaine  d"Esdraelon  de  la  vallee  du  Jourdain, 
saus  qu'il  soit  facile  d"eu  determiner  la  position  exacte. 

24°-  IJ  Sn  ■^^^ — DtLyJi  *^.  Amashna.  Faut-il  decomposer  ce  nom  en  deux  mots 
r::"r-:N  ou  -jITn-zn,  ou  bien  y  voir  un  seul  mot  derive  d'une  racine  que  je  ne  puis  re- 
connaitre?  La  ville  meme  etait  bieu  certainement  en  Galilee  ainsi  que  la  suivante, 
no.  34  ^.  [pp  T  Masakh  (de  Rouge,  r:5'!s,  amotio,  de  la  racine  r:3:,  evellit,  amovit) 
dont  la  Situation  est  inconnue,  et  le  No.  36  ^^^  4  (1  \J^  Q^^i^^u,  la  l^jij  d'Asher 
qui  est  identifiee   depuis  longtemps. 

27"'  ^'^v    Aälouna,  dont  la  position  sera  determinee  plus  tard. 

28°-     v= — Dl  fi  ^V    -^stirtou  avec  0  dialectale  pour  c,  comme  de  Rouge  l'a  vu 

r'T^^ur,    Tell-Asterah  ou  Ashereh. 

29°"       H     ü  V  '\  ^S^    Ono-rephaa.     M.  de  Rouge    soupfonne   „An  initial  de 

„n'etre  qu'un  accident  grammatical  (peut-etre  une  forme  de  1  arabe  al).  Si  cette  vue 
„se  confirmait,  il  nous  resterait  ici  le  radical  rpa  ne-i,  qui  a  fourni  le  celebre  nom  des 
CNET."  Selon  M.  Mariette  le  nom  de  ''Pa(\iuwv,  la  Raphana  de  Pliue,  se  Cache  sous 
cette  forme. 

L'hypothese  de  M.  de  Rouge  est  correcte  pour  la  seconde  partie  du  mot.  (I  "'^, 

repond  tres  exactement  ä  la  transcription  net,  mais  4  (1  ^^  ne  saurait  etre  l'equi- 
Aalent  de  l'article  Ji,  al.  Le  meme  element  se  retrouve  dans  plusieurs  noms, 
±flSö;^H'  ^-^-S^^'  ±fly,T'  ±^^'S'1$  etc.,  etM.de 
Saiücy  a  dejä  reconuu  dans  le  premier  de  ces  mots  le  terme  ^  ü  >)^  '^•^^5  ^^  la  ra- 
cine •;'';n,  robitr,  vis,  dont  la  forme  pleine  est  en  hieroglyphes  ü  y^  i  (1  v\ :  on  a 
ici  Ono-Rephah,  comme  ou  a  Ono-Gas,  Ono-Banim  (=":a  -rrx,  i  i  i  egyptien 
repondant  ä  E'-  hebra'ique),  Ono-...nsou.  Le  voisinage  d'Asthoret-Karnaim  me  fait 
penser  que  Mariette  a  eu  raison  d'identifier  la  viUe  ainsi  nommee  avec  la  Raphon,  Ra- 
phion,  Raphana  de  la  Decapole,  peut-etre  Er-rdßh  sur  le  Ouady  Hier,  presque  ä  mi- 
chemin  entre  Derät  (Edrei)   et  es-Sauamein. 


1881.]  par  G.  Maspero.  125 

30"-  IV  .d^^^^^^f  Makato,  n'est  ni  la  Makedah  de  Juda,  comme  le  veut  de 
Rouge,  ni  comme  le  veut  Mariette  ■'nssisn,  o  Max^Sru,  qui  n'est  pas  un  nom  de  ville, 
mais  Tethnique  de  nss.ia.  D'apres  l'ensemble  du  contexte,  ce  serait  plus  tot  la  Maxid 
(Vulg.  MagetK)  du  1"  Li  vre  des  Macchabees,  une  des  villes  fortes  de  Gilead  oü  les 
Juifs  etaient  menaces  par  Timothee  et  qui  ftirent  delivrees  par  Judas  Macchabee 
(/.  Macch.  V,  26,  36).  C'est  probablement  le  village  de  Moukatta,  que  de  Saulcy  nous 
indique  (Dictionnaire  topographique  abrege  de  la  Terre  Sainte,  p.  216,  s.  v.  Magetli)^  au 
Sud  d'Aphek,  non  loin  du  Yarmouk. 

Les  Nos.  31    'V  \\ '5'    Louisa    et  32°-  |   ^^^  Hout'ar    ont   ete    assimiles 

ä  t'":,  T.'&h  et  "nsn.  Le  nom  suivant  /O^  8  ^  Pabir,  Phahir,  Pahil,  Phabil 
a  ete  rapproche  de  iiSE-n'a  (Brugsch,  Gi'ogr.  Inscr.,  T.  II,  p.  41),  mais  je  ne  connais 
aucun  exemple  certain  de  X  repondant  ä  s>.  Le  mot  ne  saurait  se  comparer,  comme 
l'a  vu  M.  de  Rouge,  qu'au  chaldeen  nns  figulus.  La  ville,  qui  avait  quelque  importance 
etait  en  Galilee  entre  Hazor  et  Kinnereth  d'apres  notre  liste,  entre    *^.  t£^    Ako, 

(^_-^i-N^    Tamai,  dune  part,  J  "^Q^    Beithshar  et  1]  t]  ^^^^  ^_,  ^ 
de  l'autre,  seien  la  liste  de  Ramses  II. 

34°-    ^-^''T"  "^  V  Kinnarotou,  rn:3. 

35°-   TtTtT   SV     "t^     Shemana,  position  inconnue.      Cfr.  No.  18. 

^^°  ^  \  ^v.  ^v  A-dimim:  de  Rouge  et  Mariette  '»"n.  ou  "»"in  de  Nephtali. 
Le  nom  est  au  pluriel  comme  dans  celui  de  la  c"»")!?.  ^h^?^,  Trpoo-ßaVi;  'Adajujuiv,  descensus 
Adummim  de  Benjamin  (Josue,  XV,  7;  XVIII,  17).  Cela  n'empecherait  pas  cependant 
l'identification  avec  la  ville  de  Naphtali  dont  le  site  est  incounu,  mais  qui  est  nomme 
ä  Kinneret  comme  dans  notre  liste. 

Les  quatre  localites  suivantes  37°-  ^'%\i  y  "L  Qasouua,  38"-  J^  "^  ^  ^ 
Shanamä,  39°-     IV  JtTtT  [1  Mashai,  et  40°-   0  8()  ff^^   Akseph,  sont,  de  l'aveu 

general,  l"^",  et  =:■::;  d'Issashar,   VnÖ'o  et  ciissx  d'Asher. 

41°-    "^ ^    J    1  Y^  Gebä-Souän  se  compose  de  l'element  r^j,  collis,  et  d'un 

radical  "Sis  dont  je  ne  vois  pas  l'equivalent  exact.  La  plupart  des  noms  des  villes  oii 
entre  »i3,  h-iw  rsss,  nniaa  rrsj  etc.,  perdent  d'ordinaire  la  secoude  partie  pour  ne  garder 
que  le  terme  commvin.  Je  crois  donc  que  la  Gaba-Soiiän  de  nos  listes  peiit  re- 
pondre  ä  l'une  des  "zJ  de  Galilee,  ä  la.  Jehäta  situee  ä  l'Est  de  Nazareth  dans  la  plaine 
d'Esdraelon,  ou  plutot  ä  la  Faßa  tioXlc,  [nTiiiuv  (Josephe,  Bell.  Jud.  2,\^^\;  3,3,1), 
aujourd'hui  She'ikh  Äbreik  (Guerin,   Galilee.,  T.  II,  p.  395  —  397). 

42°-  '^m.  '^^::z^  Taänak  et  43°-  00)  '  '«^  lebleäm  repondent  fort  exacte- 
ment  ä  Ty^r^  Ta'annouk  et  =2^=:,  aujourd'hui  probablement  DJelamch,  au  nord  de  Djenin. 

Le  numero  44°'  se  presente  sous  deux  formes  distinctes  «w^  V^  ^  1^  ®^  ^  ^ 
11  "R  .  La  premiere  se  transcrit  litteralement  nsON-nin ,  les  jardms  d^Asnah,  "jCn  etant 
un  nom  d'homme  (Esdras,  II,  50).  D'apres  M.  Mariette,  la  seconde  „serait  une  erreur 
du  lapicide,  si  Ton  ne  veut  pas  admettre  la  chüte  volontaire  de  l'w."  Je  ne  puis 
m'empecher  de  remarquer  que  cette  forme  soi-disant  erronee,  transcrite  en  caracteres 
hebraiques,  donne  un  nom  correet  njSN-^;,  la  vallee  d^Asnah.    Peut-etre  les  deux  noms 

Zcitschr.  f.  Aegypt.  Spr.,  Jahrg.  1881.  17 


226  Notes  sur  quelques  points   de   Gramniairo  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 

servaient-ils  ä  designer  la  meme  localite;  peut-etre  l'inconnu  Asnah  avait-il  donne  son 
nom  ä  deux  boui'gs  voisins  Tun  de  l'autre.  La  premiere  forme  Ganot-Asnah  pourrait 
bien  n'etre  qu'une  Variante  nouvelle  du  nom  de  localite  qui  s'appelle  tantöt  En-gannim, 
tantot  Beth-hag-gan  et  dans  Josephe  Tivaia,  axijourd'luii  Djenin. 

ib"-  '    '    '     M        Loutiou-Araka,    est   forme    de    deux  mots,    ai;,  ün?,    ab- 

scondere,  aiV,  operimentum,  velum  etc.  et  ^^.c,  caverne.  Les  localites  dans  le  nom  des- 
quelles  entre  ce  dernier  element  ne  manquent  pas  en  Palestine.  D'apres  le  contexte, 
on  pourrait  placer  Loutiou-Araka  ä  Lijt!5,  El-'Araka,  sur  le  versant  septentrional  du 
Carmel  entre  Ta'anak  et  Engannim  (Guerin,  Saniarie,  T.  II,  p.  224). 

Le  nom  de  'J  y     ^    (No.  46),  Aina  ''S   est   trop  commun   pour  preter  ä  un 

rapprochement  certain  en  l'absence  de  tonte  indication  precise.  J'avais  propose  le  village 
de  el  Aui,  h  quelque  distance  ä  l'Ouest  de  Nazareth  {Zeitschrift  1879,  p.  54):  peut- 
etre  faut-il  rapproclier  encore  davantage  le  site  en  question  de  celui  de  '^  ^:3^ 
(No.  47)  Aqo.  J'ai  montre  dejä  {Zeitschrift^  1879,  p.  54 — 55)  que  les  noms  suivants 
SIS  Ros-Qodshou,  ^qi]^^  Kalimona,  et  J  ^  ^"f  Bir 
repondaient  tres  certainenient  ä  Haifa,  Kalamou  et  Bir  el-Keniseb.  M.  de  Kouge  pen- 
sait  que  ce  dernier  nom  n'etait  pas  coi-rect:  „le  graveur  egyptien  avait  eu  en  main 
„une  liste  oü  les  mots  Bar-shemesh,  Atouma,  etaient  ecrits  ä  la  suite  l'un  de  l'autre  et 
il  aura  mal  fait  sa  coupure".  M.  de  Rouge  proposait  donc  de  lire  i*^^  25X21 
Bir-sbemesh,  (1  IIyN  Atouma.  La  grande  mscription  d'Amenopbis  II  {Zeit- 
schrift, 1879,  p.  56),  oü  parait  le  meme  nom  de  lieu  ue  nie  permet  d'accepter  cette 
conjecture:  le  compose  J^  111  0  (j  v  Shemsb-Edoma  y  est  donne  comme 
etaut  le  nom  d'une  loöalite.  Les  deux  mots  transcrits  litteralement  forment  d'ailleurs 
un  nom   convenable   STiN-ciau. 

Les  trois  villes  suivantes,    52°    U  S/\  v)-  ^  v^  Anoukberotou,  53°- 

.- I       Ophra,  54°-  ^       Opbra,    sont    citees    toutes    trois    dans  le  texte  biblique. 

^^        \  D     ^S^  ...  ,  „ 

La  premiere    est  p"i~:n    d  Issasbar,    qui  s  elevait  peut-etre   sur  1  emplacement  dEn-na- 

hovu-ab,  sur  les  pentes  occidentales  du  Djebel  Daby.  La  seconde  et  la  troisieme  sont 
Opbrah  M"it2  de  Manasse,  pres  de  Sichern,  et  Opln-ab  de  Benjamin,  probablement  et- 
Taiybeb  ä  cinq  milles  ä  l'Est  de  Betbel. 

A  partir  de  cet  endroit,  il  semble  bien  que  le  redacteur  des  listes  quitte  la  Pa- 
lestine septeutrionale  pour  entrer  dans  la  partie  meridionale  du  pays.  Les  quatre  villes 
de  J'MJ^  (55)  Khasbbou,  lll^^'V']^]  (56)  Tisouroti,  "^  J  ^  (57) 
Negebou,  _1  \\  ®  (58)  Ashou-sbekboun  ne  se  presentent  pas  ä  nous  dans 
des  conditions  tres  favorables  ä  l'identification.  La  premiere  serait  selon  M.  de  Rouge, 
appuye  par  M.  Mariette,  la  ville  de  "liaiur;  Hesbdn,  au  delä  du  Jourdain,  la  capitale  de 
Sihon,  roi  des  Amorrbeens:  le  scribe  egyptien  aurait  laisse  tomber  la  finale  "^ 
repondant  ä  l  du  nom  hebreu.  J'ai  cite  un  exemple  d'une  abrevation  de  ce  genre  dans 
I    pour  ^K    [J^     nom    antique    de   Byblos    pbenicienne    {Recucil   de   Travaux, 

T.  II) :  ridentitication  de  Khashbou  avec  Kheshbön  est  donc  possible.  Si  on  l'admet,  il 
favit  conclure  qu'une  au  moins  ou  deux  des  villes  qui  suivent  l'avoisinaient  et  doivent 
etre    cbercbees    dans  le  pays  de  Moab  ou  d'Ammon.      liOl    y)'  (1  ü    n'est  certaine- 

ment  pas   !^"™r,    car  il  ne  renferme  point  le  S  et  le  a    du  nom  bebreu  et  renferme  en 


1881.]  par   G.  Maspero.  127 

echange  un  \ü  ti,  di  initial  et  un  , .  v\  sou  que  r~ur  ne  renferme  point.  Si  le  J. 
pouvait  etre  pris  pour  une  Variante  dialectale,  comme  dans  les  noms  geographiques  du 
]^ord.      Aül    V  n^     serait  l'equivalent    esact  de   r-— ~r   pluriel  de  ~1'-~,    munus, 

donum:  sinon  il  faut  j  chercher  un  pluriel  feminin  dun  nom  en  r  initial  derive  d'une 
racine  teile  que  rrz,  r.zz,  etc.  Je  ne  vois  du  reste  dans  Tononiatologie  presente  du 
pays  que  le  bourg  de  Teyasir.  sur  la  rive  droite  du  Jourdain.  encore  ce  nom  est-il 
ecrit  ailleurs  Teil  'Asir.      Q  J|   V  ^-  ^^^^  pas  assez  significatif  pour  que  je  me  hasarde 

ä  en  rechercher  la  position.  H  \\  ®  Ashoxi-Shekhoun.  est  une  faute  de  scribe 
pour  Ashoukhen,  au  jugement  de  M.  de  Rouge;  M.  Mariette  admet  l'hypothese  de 
M.  de  Rouge  et  pense  qu' .avec  le  retranchement  de  Ta  initial,  on  retrouve  dans  ce 
^nom  Schihon,  le  Gebet  Schihän  des  cartes,  viUe  situee  dans  la  Peree  et  ä  TOrient  de 
^la  Mer  Morte-.  Je  crois  que  la  lefon  des  listes  est  correcte  et  que  nous  devons 
reconnaitre  dans  S  v  ®  ^°  compose  de  -n,  cum  siiß.  ri's  ignis  et  de  la  racine 
■;-r,  incaluit,  doü  """^  pustula  ardens,  ulcus,  lepra,  soit  irr—rts.  Le  nom  de  Shikhän, 
Shihan,  se  rencontre  plusieurs  fois  dans  l'onomatologie  de  la  region  transjordanienne: 
outre  Djebel-Shihdn  de  iloab,  on  a  Tell-Shihdn  dans  le  Ledjah,  et  Shihdn  dans  le  pays 
de  Belkä,  au  nord  d"Es-salt.  Si  le  rapprochement  dAshou-shekhoun  avec  un 
Shihdn  quelconque  est  admissible ,  la  position  presumee  de  Tisouröti  s'accorderait 
mieux  avec  celle  de  Shihän  au  nord  d"es-Salt  qu'avec  celle  des  deux  antres.  Toute- 
fois  la  position  du  groupe  entier  est  teUement  douteuse  que  chacune  des  identifications 
proposees  doit  netre  repue  qu'avec  reserve. 

Le  no.  59  "tx.         Ronama,Lonama,    semble   renfermer   un  pluriel  dun 

substantif  tel  que  =""-  de  y'-,  mais  je  ne  saurais  decider  sil  convient  de  le  rattacher 
au  groupe  precedent   ou  de  le  placer    dans  le  voisinage  de    U  Ij  l    ^    (60)    lerza 

dont  il.  de  Rouge  a  reconnu  Tidentite  avec  5-,.j  Jerza,  petit  village  de  la  plaine  de 
Gaza.  Le  nom  de  Jerza  nous  transporte  sur  la  cöte  meridionale  du  pays,  et  ce  sera 
desormais  dans  la  Judee  ou  dans  la  plaine  philistine  que  nous  devrons  chercher  les 
equivalents  modernes  de  nos  noms  geographiques.  Des  maintenant,  les  identifications 
deviendront  moins  frequentes  et  moins  sures  qu'eUes  ne  Tetaient  dans  la  premiere  partie 
de  la  liste.  Au  temps  de  Thoutmos  m,  comme  plus  tard  au  temps  de  Sheshonq,  il 
semble  que  les  armees  egvptiennes  aient  laisse  de  cöte  le  massif  de  Juda  et  se  soieni 
bomees  ä  razzier  les  villages  situes  au  Sud  sur  la  frontiere  du  desert,  ä  TOuest  sur  les 
confins  de  la  Shephela,  au  Nord  dans  les  collines  dEphraim.  Cest  du  moins  ce  que 
permettent  de  sonpfonner  les  quelques  noms  anciens  que  nous  pouvons  retrouver  en- 
core sur  la  carte  du  pays. 

61°-  l^^llT'S'  Mäikhsa,  n'est  ni  la  y-'2  de  Dan,  comme  le  veut  Mariette,  — 
le  nom  egyptien  ne  renferme  ni  p  ni  s,  —  ni  le  village  de  ^-Ä*  Makes  et  le  Ouadj- 
Makes,  le  T  egyptien  ne  repondant  jamais  au  ^  arabe ;  c'est  la  transcription  exacte  de 
ITiebreu  rrcr.-:,  refugium,  peut-etre  aujourd'hui  le  ^^-jm^  Mouhhastn  ou  ^y^  rP  "Hr^ 
Khirbet  Deir  Makhsen  (Guerin,  Judee,  T.  IL  p.  32  —  33)  de  la  plaine  Philistine. 

62'-    Ü  ü  □  ^   Jopou  est  Joppe  et  63"-    ^^    Ganöth,    les  jardins    qui    en- 

vironnent   Joppe   et   devaient  avoir  laisse   leur   nom   ä  un  village   de   la  banlieue   64''- 

17* 


]^28  Notes  sur  quelques  points  de  Grammaire  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 


■ftv  Loiidn  et  65°-    ü^     i     iJyJ^O'iOi  oßt  ete  identifies  ä  raison  avec  Lydda 

et  Ono;  66°-    0Q()D  v*  Aphoukn  serait  VAphikch  de  Juda;    dont  on  ne  connait 

pas  la  Position,  et  67°-    Iq]  ^^,         Saka,  la  rsiv  ou  i:ra  de  la  Bible. 

Le  numero  68  U  ü  8  55s-  Jouhma  est  nomme  dans  le  recit  de  la  campagne  et 
M.  de  Saulcy  a  donne  de  fort  bonnes  raisons  pour  l'identifier  avec  el-Keuneh.  Les 
deux  noms  suivants  69°-  I^^i'^.  Kliabit'a  ou  I^^  4  "^  Khabit'na  et  70°- 
"^^X^    Ganoth  etaient  bien  certainemeut  compris  dans  les  limites  de  la  plaine  phi- 

listine,    places    qu'ils    sout    entre   Jouhma   et  71°      ^V  ^ K  '1^'=   Migdol,    le 

Migdol-Gad  de  l'Ecriture,  aujourd'hui  el-MedJel,  mais  la  position  ne  m'en  est 
pas  connue.  Le  nom  moderne  d^ el  -  Batatiuh  (Guerin,  Judee)  repond  assez  bien 
ä  la  forme  antique  de   72°-   0  yA  ^^  Ap outen,  cfr.  chald.  ■"!?!<,  palatium.    Tout 

ce  que  je  puis  dire  du  ^2^  1  c^  "^  (73)  Shabtouna  qui  vieut  apres,  c'est  qu'il 
n'a  rien  de  commun  avec  le  Shabtouna  nomme  dans  le  poeme  de  Pentaour;  M.  de 
Rouge  voit  dans  ce  nom  assez  commun  l'equivalent  de  l"raü  sabbathum  magtmm  et  so- 
lemne.  Le  No.  74  lOüöAW  Diai  ne  me  rapelle  ni  racine  semitique,  ni  designation 
geographique  connues.  La  transcription  exacte  de  75°'  •r  ^^-mssr  Naoiin  donne  le 
nom  d'homme  "■:;  si,  comme  la  chose  est  possible,  le  syllabique  ^^  oun  peut  parfois 
renfermer  un  .^^—a  c,  le  village  moderne  de  jjjü  Na'aneh  repond  assez  bien  comme  site 
ä  la  position   indiquee    pour  Naoün  dans  le  voisinage   de  (No.  76)  \\\    T"irt 

'Adtöö,  'A^aS-a,  el-Hdiüh  ä  l'Est  de  Lydda  et  de  Migdol. 

Tous  ceux  de  ces  noms  dont  nous  trouvons  l'analogue  sur  le  terrain  sont  concen- 
tres  entre  Gazza  et  Joppe  d'une  part,  la  mer  et  le  massif  de  Juda  de  l'autre.  Ceux 
que  je  reconnais  dans  le  groupe  suivant  (77 — 103)  sont  de  preference  dans  la  partie 
sud  de  Juda  et  dans  Simeon:  No.  80  ^^  "^^    Gerara   Tiä,   Oumm  el  Gerar  dans 

le   pays    des   Philistius,    86°-  Aini    "i^^    de    Simeon,    82°-  ll'^^ 'J  ^V 

Robba,    la   nan  R  ab  bah    de  Juda    dont   la    Situation   est   yiconnue,  87°-  ö    JlV 

Rohobou,  une  ---i  qui  pourrait  etre  la  Rouhaibeh  du  Wady-Rouhaibeh ,  au  sud  de  Bir 
es-sebä.  Des  autres  je  ne  puis  donner  l'equivalent  hebreux  sans  aucun  renseignement 
sur  la  position  geographique. 

77°-    fD    ^^  .  Har,  ^n,  mons,  tractus  montanus:  -nrt  etait  le  nom  d'un  district 

montagneux  de  Juda. 

78"'    (I  (I  MiL  [I  J'^shouph-el,    Vn-sto',    de  la  racine  rira,    insidiari,   invadere. 

Site  inconnu. 

79°-  j\  *^,  \  ^^,  Rogat'a,  T^i,  cornmotio,  de  la  racine  "^^,  contremuit,  trepi- 
davit.  Site  inconuu,  mais  n'est  certainement  pas  ^5p'■s,  comme  le  voudrait  Mariette :  le  ä 
final  manque  et  l'ordre  des  lettres  serait  completement  j)erverte. 

80°'    <::=>  [I  Har-el,  ^N-^n,  site  inconnu.     L'identification  avec  ^sns  proposee 

par  Mariette  est  inadmissible:    S  ne  repond  ni  ä  nn   ni  ä   [j. 

83°-    r'^^ — %  (i    "^    Noumaina  peut -etre  la  forme  duelle  d'un  mot  derive  de  la 

racine  z-.z.     Site  niconnu. 


A D 


1881.]  par  G.  Maspero.  229 


84°-  A     n     ^    Neämana,  '-csi,  juainditas,  amoenitas,  de  rs::  ime  ville  de  la 

tribu  de  Juda  portait  un  nom  presque  identique  üass.     Site  inconnu. 

85°-  ^=0  ^^^  Märomäm,  est  lettre  ä  lettre,  un  pluriel  s-ara  de  la  racine 

cn,  ne  saurait  etre  la  ville  de  N-iaa.      Site  inconnu. 

88''-    Ogl^z]^^  Agal  ou  Agar,  de  ^JN  C07ifluxit  o\\  A^  ^^a.,  collegit,  cotigessit. 

89°-    ra  (1  [1  ^5  (1  (1  '^^  Higarim,   c■'"^^n  fugitivi.     Site  inconnu. 

90°-  (j^^*^  Aoubil,  92°-  fl^«^^  et  99°  (]  ^  J  <^  sont  trois 
Abyla  de  site  inconnu. 

Sl"'    (j  ^  Atourä,  d'apres  Mariette  r^^i"«  de  Juda.    Le  mot  peut  etre 

soit  decompose  de  deux  mots  Atour  et  l'epithete  egyptienne  ^3,  Atour  la  Grande, 
seit  rattache  ä  une  racine  en  s  final,  teile  que  s»-;'i,  iniN  brachium.     Site  inconnu. 

93°-    Aww\  [I  v^v   Un  Ganoth   de  plus.     Site  inconnu. 

94°-  D  p     Magrapout,    n:^■^.^a  pluriel  de  ^;t■^.^a  gleba,  de  la  racine  -■i.i, 

ne  saurait  etre  le  M'snan-n-a  de  Juda,  l'egyptien  ayaut  la  transcription  exacte     §^ 

"^  J  ^  ^  "^  ^  '^^  "- — •     ^'*^  inconnu. 

95°-  (1  (I     Tk     A'ina  est  remplacee  dans  deux  des  listes  par  96°'      '-' 

Karman  ou  Kaiman:  les  deux  localites  sont  aussi  inconnues  Tune  que  l'autre.  Jene 
suis  pas  convaincu  que  Ton  puisse  substituer  un  awaaa  egyptien  ä  un  V  semitique  et  voir 
dans  le  second  une  Variante  du  nom  de  Carmcl  ville  de  Juda;  Karman  me  semble 
dependant  venir  de  la  racine  :13,  ager  ctiltus,  vinea,  olivetum.  Quant  ä  Aina  c'est  un 
"it?  de  plus  ä  joindre  ä  ceux  que  les  listes  egyptiennes  nous  fönt  connaitre  dans  la 
Palestine. 

97°'  J  i*^:  ll  0  ü  ^v  Bit-ia.  Faut-il  lire  "^T^a  maison  de  Jaliout  (1(1  V\  est 
un  equivalent  possible  du  nom  divin  n;-  final.     Site  inconnu. 

98'''    ,  1^  V  Dipounou:  peut-etre  '\&'^~  de  Juda,  bien  que  la  transcription 

2  =  □    ne  me  paraisse  pas  prouvee. 

100°'    \\\\  "^  ^^  Jerotou  ou  Je  roden  li''  descensus.     Site  inconnu. 

101°"    'aLt  Hour-kour   est    evidemment   compose    de    deux   mots.     De 

Rouge  propose  nj?  "nn  la  caverne  du  froid:  d'autres  racines  que  mp  pretent  au  rapproche- 
ment  i-p  fodere,  nni?  etc.    Je  ne  sais  pas  si  Ton  est  autorise  ä  rapprocher  ^]y  ""^""^ 
de  ^^   ^     Di^H],    ville  de  Rotennou  mentionne  dans  le  recit  de  la  campagne:  les  deux 
noms  ne  diöerent  que  par  l'intercalation  de  /www  n.     "li-in  est  un  doublet  de  nin  et  peut 
former  Variante  avec  ce  dernier  dans  un  nom  de  ville.     Site  inconnu. 

102°-    (1(1  J  (J  *^^  Jaqoub-el    est   transcrit   fort   exactement   par   ^N-ips".;, 

Site  inconnu. 

103°-    A  ^^1^  y^  Gapout    ou  Kapout,    semble    repondre    ä  un  pluriel    n^Ehj, 

de  la  racine  e)-i.^  cavus  ftiit,  clausit.  Site  inconnu.  Toutes  ces  villes  devaient  se  trouver 
sur  la  lisiere  nord-Ouest   du   massif  de  Juda,    car  le  uo.  154,   A  ^,    ^°|  Gazir 

est  la  ~^y  des  Philistins,  aujourd'hui  Tell-Djezer. 

105°-    J'^'=^%   Rabbitou    et    106°-     1^  <~>  ^'^  Maklotou,   a^pa,  asile,   et 
107°-  ^v,^  V   Ameqou  pa?  occuppaient  un  site  inconnu;  lOS"-    "S^  \\\    Sarti 


130  Notes  sur  quelques  points  de  Grammaiie  et  d'Histoire,  [IV.  Heft 

(cfr.  n-iT^a  de  "vo  olla)  peut  repondre  au  village  moderne  de  L).*»  (Guerin,  Samarie^  T.  II, 
p.  146)  Sarta  et  109°-   A i^^  []  ^  V'  ßi^rotou  est  assez  probablement  la  Beeroth 

de  Benjamin,  el-Btreh. 

HO"-    JM^:  (i  25  ü  Bit-Sha'ir,    Bit-Shaiil,    a    ete   identifie    avec    •issi-n-'a 

Scythopolis  d'une  part,  avec  n^Va  d'Epliraim  de  l'autre:  aucuue  de  ces  identifications 
n'est  satisfaisaute.  De  Rouge  transcrit  Vix\ü-n"a  et  la  transcription  est  en  effet  fort 
exacte,  si  l'on  accepte  ici  la  valeur  V  =  <:z=>.  Au  cas  oü  l'on  prefererait  la  valeur  "i, 
on  pourrait  avoir  lia  hos,  grex  houvi,  ou  "i^ttJ  murus,  "iiiä-n-a.  La  ville  etait  certainement 
importaute  car  on  la  trouve  mentionnee  dans  plusieurs  textes  d'ejjoque  differente.  Le 
voisinage  de  Beeroth  indique  le  pays  d'Ephraim  ou  le  nord  de  Juda:  Beit-Sirä  i_ww  ovrf 
(Guerin,  Jiidee,  T.  I,  p.  338)  repondrait  assez  bien  au  nom  et  a  la  position  du  bourg 
antique. 

111°-     J M^^  )i  0  i    /]  Bit-Anati   est  une   n:?-n-a:    Tidentification  de      ^10  ^^^^ 

P2S   est   assuree ,    malgre  la  Substitution  de    (1    ä  s,    par  de  nombreux  exemples  du  nom 

de  la  deesse  Anata.     La  position    en    est  inconnue  ä  moins  qu'on  ne  reconnaisse  dans 

1    ""^^  \     T     ll  ^    '®  '^°™  primitif  de  la  ville  fin:»  de  Benjamin:  le  voisinage  des  deux 

numeros  suivants  peut  douner  un  semblant  de  vraisemblance  ä  cette  Hypothese. 

112°'    T  y   Khalkotou  est  Thebreu  Tn-^'^vn^  loca  lubrica  qui  sert  de  nom  ä  une 

ville  levitique  de  la  tribu  d'Asher.  Cette  localite  est  trop  eloignee  pour  que  l'on  puisse 
songer  ä  eile.  II  y  avait  au  contraire  pres  de  Gibea  un  endroit  nomme  ü'"i3n  T\'^':>ri.t 
fj-Bpig  ruiv  BmßovXwv,  oii  les  gens  de  Joab  et  d'Abner  en  vinrent  aux  mains.  Le  voisi- 
nage de  Gibea  me  poste  ä  rapprocher  cette  indication  topographique  du  nom  Khal- 
kotou. 

114°-    A  \\    V     Gabaou  was  ou  i':s  (Juges,  XX,  10)  de  Benjamin. 

113°-  «AAAA  AAAAAA  A^AAA^  Ain-Gan-ämou  a  ete  transcrit  par  Mariette  c'is  "S,  mais 
cette  transcription  ne  tient  pas  compte  de  *«=>  s>  medial.  Les  signes  hieroglyphiques 
douuent  lettre  pour  lettre  as-iJ-fi:.  Je  ne  connais  pas  de  bourg  ainsi  nomme:  c'etait 
probablement  une  localite  situee  aux  euvirous  de  Gibeah. 

155°-      &  Teror   probablement    la   rrins   des   Juges    (VII,  22)    nommee   dans 

l'histoire  de  Gedeon.     Site  inconnu. 

116°-  i  M,  J  ^^v  T'avot'a,  peut  se  rapporter  soit  h  Ejis  efßuere,  ou  riES  prospectavit. 
Le  nom  de  S)''T,  propose  par  Mariette,  ne  rend  compte  que  des  deux  premieres  lettres 
du  mot.     Site  inconnu. 

117°-      1  ^^\     Bir-gina  ny_  "ixa.    II  y  a  deux  villages  de  nom  analogue: 

Tun  Bourkin,  k  quelques  lieues  au  Sud-Ouest  de  Djenin,  et  au  nord  de  Tell-Döthän, 
l'autre  Broukin  au  nord  de  Tibneh  dans  le  massif  d'Ephraim.  La  place  du  nom 
egyptien  dans  le  voisinage  de  Gibeah  me  porte  h  croire  que  c'est  du  second  qu'il 
s'agit. 

118°'    rD^«,j^^    Houm  .  .  .     Nom  mutile. 

119°'  0  Sa  jti  fl  Akmos,  n'est  certainement  par  Mikmash,  vient  peut-etre  de  la 
racine  Das  recondidit,  abscondidit.     Site  inconnu. 

Ou  voit  que  je  suis  arrive  pour  la  liste  de  Thoutmos  III  ä  des  resultats  analogues 
ä  ceux  que  m'a  donnes  l'exameu  de  la  liste  de  Sheshonq.    Une  bonne  moitie  des  noms 


1881.]  par  G.  Maspero.  13J 

n'a  pas  ete  identifiee  et  la  plupart  des  identifications  les  plus  importautes  proposees 
par  M.  Brugsch  et  M.  Mariette  ont  disparu.  Cela  tient  h  la  methode  quo  j'ai  cru  de- 
voir  sulvre.  M.  Brugsch  et  M.  Mariette  ont  admis  que  le  scribe  egyptien  u'avait  pas 
toujours  saisi  exactement  le  son  des  noms  etrangers,  qu'il  avait  interverte  des  lettres 
ou  de  syllabes  entieres,  supprimc  des  finales,  ajoute  des  lettres  superflues,  echano-e 
certaines  articulations  pour  d'autres  plus  voisiues.  Cette  maniere  de  proceder  me  pa- 
rait  etre  dangereuse;  avant  de  conclure  ä  l'erreur,  il  m'a  paru  necessaire  de  prendre 
toutes  les  precautions  necessaires  pour  reconnaitre  si  la  forme  de  chaque  nom  est  bien 
ce  que  nous  devons  attendre  d'un  mot  appartenant  ii  l'hebreu  ou  k  une  autre  lano-ue 
semitique.  J'ai  donc  transcrit  les  noms  lettre  h  lettre  m'astreignaut  ä  mettre  au  lieu 
et  place  de  cbaque  lettre  egyptienne  la  lettre  semitique  qui  lui  correspond  exactement. 

Le  ra    a  toujours  ete   pour  moi  s   ou  rt  jamais  n,   .i  ou  s;    le  .= ü  ou  <~=>    s;    le   H   o 

ou  b  sauf  dans  les  cas  oii  une  prononciation  dialectale  bien  certaine  nous  montre  la 
Substitution  de  S  ou  a  a  c,  etc.  Je  ne  me  suis  jamais  permis  aucune  interversion  de 
lettres,  ni  aucune  suppression.  Enfin  toutes  les  fois  que  le  mot  egyptien  transcrit  de 
la  Sorte  en  caracteres  hebreux  m'a  fourni  une  forme  semitique  correete,  j'ai  admis  que 
la  forme  egyptienne  etait  la  reproduction  exacte  de  la  forme  semitique  entendue  par  les 
scribes  de  Thoutmos  III,  et  j'ai  tenu  le  nom  pour  legitime.  En  examinant  la  liste  on 
verra  que  presque  toujours  le  nom  geographique  correspond  k  une  expression  hebraique 
connue,  sinon  k  un  nom  geographique,  et  l'exactitude  presque  absolue  de  l'orthographe 
egyptienne  m'a  porte  k  croire  que  les  listes  n'avaient  pas  ete  redigees  k  l'oreille,  comme 
ou  le  suppose  generalement,  mais  que  les  scribes  qui  les  ont  dressees  avaient  eu  ä  leur 
disposition  des  originaux  rediges  en  une  ecriture  semitique  qu'ils  ont  transcrite  lettre 
pour  lettre  en  caracteres  egyjDtieus.  L'idee  surprendra  bien  des  gens  :  mais  eile  sera 
facilement  admise  par  ceux  des  egyptologues  qui  n'ont  pas  oublie  qu'au  dire  les  mo- 
numents  egyptiens,  certains  peuples  de  la  Syrie  avaient  des  scribes,  partaut  un  Systeme 
d'ecriture,  et  qu'en  Egypte  meme  il  y  avait  soit  par  le  fait  de  la  dominatlon  des  Hyksos, 
soit  par  suite  des  guerres  de  conquete,  nombre  de  scribes  d'origine  semite  et  verses 
egalement  dans  les  langues  de  la  Syrie  et  de  l'Egypte.  On  conpoit  qu'avec  de  pareilles 
facilites,  les  Pharaons  aient  trouve  le  moyen  de  dresser  des  listes  de  noms  geogra- 
phiques  corrects. 

Boulaq,  le  6  X''^'^  1881.  G.  Maspero. 


J32  Erschienene  Schriften. 


Erschienene  Schriften. 

H.  Brugsch  Bey,  Dictionnaire  Geographique  de  l'aneienne  Egypte.  Supplement.  Leipzig,  Hinrichs.  1880. 
fol.   p.  I  — XVI  und   1053—1420. 

Derselbe:  Hieroglyphisch -Demotisches  Wörterbuch.  Band  VI,  2.  Hälfte.  Leipzig,  Hinrichs.  1881.  fol. 
pp.  721  —  976. 

Derselbe:  Die  neue  Weltordnung  nach  Vernichtung  des  sündigen  Menschengeschlechts.  Nach  einer  alt- 
ägyptischen Überlieferung.    Mit  einer  Tafel.    Berlin,   Calvary.     1881.     8">-    41  pp. 

Derselbe:  Die  Weisheit  der  alten  Aegypter.  (Deutsche  Revue  von  Rieh.  Fleischer.  7.  Jahrg.  Heft  I.  Jan. 
1882.    Berlin.     S°-    p.  59—75.) 

Emil  Brugsch,  La  trouvaille  de  Deir  el  bahari,  Vingt  photographies.  Texte  par  G.  Maspero.  Le  Caire. 
ISSl.     4<>-     36  pp.,   20  photogr. 

Aug.  Mariette,  Les  mastaba  de  l'ancien  empire,  fragment  du  dernier  ouvrage  de  A.  M.,  publie  d' apres  les 
manuscrits  de  l'auteur  par  G.  Maspero.     Livr.  I.     Paris,  Vieweg.     1882.    p.  1 — 80. 

G.  Maspero,  Les  contes  populaires  de  l'Egypte  ancienne.  (Tome  IV  des  ,Litteratures  populaires  de  toutes 
les  nations".)     Paris,  Maisonneuve.     1882.    8°-    222  pp. 

Giacomo  Lumbroso,  L'Egitto  al  tempo  dei  Greci  e  dei  Romani.     Ruma.     1882.    8°-    204  pp. 

W.  Pleyte,  Chapitres  supplementaires  au  Livre  des  Morts.  Traduction  et  commentaire  eh.  163 — 174.  (auto- 
graphie  par  J.  Bytel).     Leyde,  Brill.      1881.     gr.  8<>-    202  pp. 

Ern.  Schiaparelli,  II  libro   dei  Funerali  Egiziani,  tradotto  e  commentato.    vol.  I.    Torino.    1882.    ful.   166  pp. 

Dr.  Jacob  Krall,   Studien  zur  Geschichte  des  Alten  Aegypten.     I.   Wien.     1881.    8"-    80  pp. 

Dr.  A.  Thaer,  Die  altägyptische  Landwirthschaft,  mit  6  Tafeln.  (Landwirthschaftliehe  Jahrbücher  1881).  8»- 
Berlin.     36  pp. 

Eecueil  de  travaux  relatifs  ä  la  philologie  et  ä  rarcheologie  egyptiennes  et  assyriennes_ 
vol.  in,  liv.  1  &  2.  Paris,  Vieweg.  1881.  8°-  Contenu:  1.  Notice  sur  un  texte  hierogl.  de  Stabel  Antar 
par  W.  Golenischeff.  —  2.  Notice  sur  nn  ostracon  hieratique  du  Musee  de  Florence,  par  W.  Goleni- 
scheff.  —  3.  Essay  sur  le  Systeme  metrique,  par  M.  Aures.  —  4.  Deux  inscriptions  de  Mendes,  par 
Karl  Piehl.  —  5.  Dialectes  egyptiens,  par  Aug.  Baillet.  —  6.  Les  fetes  d'Osiris  au  mois  de  Choiak, 
par  V.  Loret.  —  7.  Sur  un  papyrus  inedit  du  British  Museum,  par  W.  Pleyte.  —  8.  Petites  notes  de 
critique  et  de  philologie,  par  Karl  Piehl.  —  9.  Le  temple  d'Apet,  par  M.  de  Rochemonteis.  — 
10.  Observations  sur  une  date  astronomique  du  haut  empire  egyptien,  par  F.  Robiou.  —  11.  Rapport 
sur  une  mission  en  Italie  (suite),  par  6.  Maspero. 

Karl  Piehl,   Dialectes  Egyptiens,   retrouves  au  papyrus  Harris  no.  1.     Stockholm.    1882.    8"-     15  pp. 

Eidolfe  V.  Lanzone,  Dizionario  di  Mitologia  Egizia.  Prima  dispensa  con  47  tavole.  Torino.  1881.  &"• 
p.  1  —  96. 

P.  Agostino  Ciasca  Agostiniano,  I  papiri  Copti  dei  Museo  Borgiano  della  S.  C.  de  Propaganda  fide, 
tradotti  e  commentati.    Roma.    1881.     27  pp. 

Jos.  Lauth,   Pyramidentexte  (Sitzungsberichte  der  philosophischen  Klasse  der  Königl.  Bayerischen  Ak.  d.  W. 

zu  München).     1881.    Bd.  2.    Heft  HI.    8<'-    58  pp. 
Leon  Rodet,    Les  pretendus  problemes   d'Algebre    du  manuel   du  calculateur  egyptien    (pap.  Rhind)    (extr.  da 

Journal  Asiatique,  7"^  Serie,  tome  XVIII.    No.  2.    Aoüt-sept.  1881.    p.  184  —  232,  1"  article). 
S.  Birch,  The  mumies  of  the  Deir  el  bahari  (Time,  a  monthly  Magazine.    London.    8°-    No.  33.    Dec.  1881. 
p.  341—  349,  mit  2  Taf.) 


Leipzig,  J.  C.  Hinrichssche  Buchhandlung.    -    Verantwortl.  Redacteur  Dr.  R.  Lepsius.   Berlin.  Bendlerstr.  17.  (W.) 
Buchdruckerei  der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  (G.  YogtJ. 


Beilcuje  zur  Zettschr.  /ür^4cy  S/ir  /SS/. 


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